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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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23.12.2023, 11:35 | #1 |
An mein lyrisches Ich
Was wäre ich nur ohne dich,
mein anderes, verstecktes Ich? Du meine treue Flüstertüte, die stets mit heiterem Gemüte gelassen alles ausposaunt, was mir die Muse zugeraunt. Ich darf die größten Schurken loben und wie die Axt im Walde toben, getrost die steilsten Thesen stemmen, die Welt mit Unsinn überschwemmen, den Mond aus grünem Käse kneten und jeden Magerquark vertreten. Und werde ich zum Kritiker am Künstler und Politiker, verkünde hoch vom Pegasus den letzten abgeschmackten Stuss und nimmt wer meine Zeilen krumm - dann häng ich mir dein Mäntlein um. Dich kümmert nicht der trübe Sinn. Du hältst für mich die Rübe hin und springst in jede Bresche tapfer für mich, den wahren Schundverzapfer. Ich widerspreche, wenn man klagt: "Das habe doch nicht ich gesagt!" Doch ferne sei es mir beim Schreiben, das Spielchen allzu weit zu treiben. Zerrisse unsrer Freundschaft Band, wär meine Leier nur noch Tand. Mit Tränen müsst ich sie besprengen und traurig an den Nagel hängen. Geändert von Cornelius (23.12.2023 um 19:45 Uhr) |
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23.12.2023, 12:05 | #2 | |
Forumsleitung
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Mal wieder klasse, Cornelius. Mir gefällt der Wortreichtum, aus dem du schöpfst - das ist viel Abwechslung in den Formulierungen drin.
Bei diesen Versen hakt es ein wenig wegen des reflexsiven "sich", dem Füllwort "nur" und der Doppelung des Verbes "sagen", obwohl am Rhythmus nichts auszusetzen ist. Zitat:
Ich murre, wenn man sich beklagt: "Das habe doch nicht ich gesagt!" Oder: Ich widerspreche, wenn man klagt: "Das habe doch nicht ich gesagt!" LG Ilka |
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23.12.2023, 12:06 | #3 |
Hallo
Nette Idee, Kritik von eigener Dichtung zu trennen mit einem alter Ego. Eventuell würde niemand zu voreingenommen/abgeschreckt gegenüber den Texten eines Kritikers, oder zu lobend/abwertend auf die Texte des Dichters reagieren. Beides kann Hemmungen erzeugen und die falschen Impulse senden. Ich mags ja eher direkt heraus zu sagen was mir gefällt und was nicht. Vermutlich habe ich mir damit auch schon einige Kommentare von Lesern verscherzt denen ich Kritik gewidmet habe und die sich aufgrund dessen nicht mehr trauen zu kommentieren. Für einige kann es tatsächlich auch so etwas wie ein Safeplace sein/werden oder eine Chance aus seiner Komfortzone heraus zu treten. Ich mache hier dennoch nicht den Fehler Lyr.Ich mit dem Dichter gleichzustellen, denn ich traue dir zu sehr wohl konstruktive Kritik zu geben. Deine Art zu schreiben und der Umgang mit den klanglichen Finessen ist nicht Ergebnis von Wunschdenken, dahinter steckt harte und intensive Beschäftigung mit der Materie. Gerne gelesen Lg Mono Ps: Interessant wie unterschiedlich Lesarten ausfallen können, in meinem Kopf hörte ich gerade in den von Ilka zitierten Zeilen das affektierte heraus. Das laut Betonte "Ich doch nicht!" Zudem sehe ich aber auch in der dortigen Betonungsweise keine Probleme. Für mein Empfinden ist alles im jambischen Versmaß. |
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23.12.2023, 19:44 | #4 |
Guten Abend Ilka-Maria,
deine beiden Änderungsvorschläge gefallen mir sehr, besonders der zweite. Habe ihn direkt übernommen. Bist du damit jetzt Co-Autorin und möchtest als solche genannt werden oder darf ich den Text weiterhin als mein geistiges Eigentum betrachten? Danke auch dir, MonoTon, für deinen ausführlichen Kommentar. Über das Konzept eines "lyrischen Ichs", das ja keineswegs unumstritten ist, könnte man lange diskutieren, ohne auf einen grünen Zweig zu kommen. Ich meine, dass es nicht gänzlich von der Hand zu weisen ist, aber auch nicht überstrapaziert werden sollte. Es räumt dem Autor eine gewisse Narrenfreiheit ein (wobei man fragen könnte, ob es hierzu eines solchen Konstruktes überhaupt bedürfte), die aber ihre Grenzen haben muss. Ein Machwerk eindeutig diskriminierenden, rassistischen, verhetzenden oder grob sittenwidrigen Inhalts wird dadurch nicht entschärft, da es einen real existierenden Autor hat, der sich nicht einfach durch Verweis auf ein LI aus der Verantwortung stehlen kann. Ich denke da speziell an die lyrischen Hervorbringungen des "Rammstein"-Sängers Till Lindemann, zu deren Verteidigung ja genau diese vermeintliche Trumpfkarte gezogen wurde, was ich für ziemlich krassen Unfug halte. Mit solchen Argumentationen gerät die künstlerische Freiheit in Misskredit, die es unbedingt zu schützen gilt. Gruß Cornelius |
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23.12.2023, 20:30 | #5 | |
Zitat:
Er singt ja nur über sowas und provoziert damit natürlich bewusst. Aber dann müsste im Gegenzug jeder Darsteller aus Schindlers Liste der den falschen Charakter in Szene gesetzt hat ja ebenfalls automatisch ins Gefängnis . Das sind ja ebenfalls Impersonisationen Rechter Personen mit dem Hintergrund der künstlerischen Freiheit, wie man diesen veranschaulichen soll/möchte. Allerdings sehe ich ein, das bei Lindemann noch der Aspekt der Verherrlichung hinzukommt. Seine Texte wirken nicht sehr Kritsch gegenüber dem gewählten Thema. Aber wer bin ich das zu entscheiden in einer Welt wo Männer die besseren Frauen sein wollen und umgekehrt, ohne definieren zu können was Geschlecht eigentlich bedeutet. Das führt aber zu weit und fällt vermutlich ebenfalls unter künstlerische Freiheit, so wie die sich verunstalten und verstümmeln ist das schon Kunst. |
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23.12.2023, 21:32 | #6 | |
abgemeldet
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Zitat:
euch alles eine frohe Weihnacht morgen! @Monoton, Lindemann als Kunstfigur ist, im Kontext, sehr harmlos. Da gibt es viel wildere Sachen. Als Beispiel könnte ich Marina Abramović anführen. In ihrer berühmten Performance von 1974 mit dem Titel "Rhythm 0" stellte sie sich sechs Stunden lang dem Publikum zur Verfügung, wobei sie 72 Objekte bereitstellte, die die Besucher an ihr verwenden durften. Diese Performance zielte darauf ab, die Dynamik von Macht, Kontrolle und Verantwortung zu erforschen. Und... es wäre fast eskaliert, heißt, sie wäre fast gestorben. Da fehlte nicht viel. Vor Jahren gab es eine große Dokumentation und die war wie ein Horrorfilm. Die große Doku finde ich nicht mehr, aber hier gibt es einen Umriss: https://www.youtube.com/watch?v=7kTDYxgfae8 Oder Günther Brus, der ziemliche heftige Sachen gemacht hat und es als "Kriegstraumata" verkaufte. Ich will es hier nicht schreiben, aber es ist übel. Gibt auch Künstler, die in einer Live-Performance, auf ein Papier oder Leinen menstruieren... Das sind Momente wo ich an der Menschheit zweifele. Und was Lindemann betrifft bin ich sehr vorsichtig. Auf reddit beispielsweise gibt es Berichte von Fans, die von ihrem Fanatismus Lindemann gegenüber geschrieben haben. Das reicht teilweise 20 Jahre zurück. Ich bin echt froh, nicht berühmt zu sein. Fan der Musik bin ich ohnehin nicht. Also, ab zurück hinter den Eisenvorhang. Ein Tee wartet auf mich! Lg EV |
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23.12.2023, 21:40 | #7 |
Guten Abend in die Runde,
erstmal Danke für eure Kommentare. Ganz allgemein gesprochen: Ich denke, es gibt schon einen Unterschied zwischen einem Schauspieler, der gemäß Drehbuch eine bestimmte Rolle verkörpert, und jemandem, der sich hinter einem "lyrischen Ich" verschanzt, um nicht zu seinen Aussagen stehen zu müssen. Wenn Lindemann, um ihn hier zum hoffentlich letzten Mal zu erwähnen, "nur" provozieren wollte, wäre das in der Tat eher harmlos. Aber auch ein Provokateur muss sich bewusst sein, dass er Reaktionen auslösen kann, die nicht mehr zu kontrollieren sind. Im übrigen hoffe ich, dass meine Verse hier einfach als kleine Humoreske genossen werden können. Wünsche euch allen eine friedvolle Weihnachtszeit! Cornelius |
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