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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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09.11.2023, 23:25 | #1 |
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Ich packe meinen Koffer und nehme mit...
Den Koffer geöffnet zum Abflug ins Morgen,
die ewige Frage: Was nehme ich mit? Von voriger Reise gilt noch zu entsorgen, Gedankengerümpel und Grübelkredit. Ein strahlendes Lächeln mit Zweckoptimismus und beste Optionen, die packe ich ein. Sogar den Gedanken an Hochzeitstourismus und meinen verblichenen Heiligenschein. Ich male bedächtig komplexeste Pläne auf hauchzarte Seide in karmesinrot. Um nicht zu vergessen, verpacke ich Späne der Reste von Gestern, denn Gestern ist tot. Für ewigen Sommer nur luftige Kleidung, ein Beutel mit Hoffnung und Gläser voll Glück. Dazu kommt die eine und beste Entscheidung, ich schließe den Koffer, kein Blick mehr zurück Am Schalter gen Zukunft mit dir in Begleitung, am Ziel meiner Träume, gemeinsam hier weg... Da stand ich wohl leider zu lang auf der Leitung, du fängst an zu rennen und klaust mein Gepäck. Geändert von Ex-Pennywise (10.11.2023 um 10:10 Uhr) |
10.11.2023, 10:17 | #2 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.680
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Hallo Pennywise
... es fängt hoffnungsvoll an und endet so gemein, zumal auf das Du nicht weiter eingegangen wird, sondern es überraschend in der letzten Strophe auftaucht und ziemlich schnell die Handlung an sich reißt.
An deinen Zeilen und Handlungen erfrische ich mich immer wieder. wsT dT |
10.11.2023, 10:44 | #3 |
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Danke, dunkler Traum.
Freut mich, wenn ich jemandem eine Freude mit einem Text mache. Das Du taucht schon ansatzweise mit Hinweisen vorher auf. Aber ich habe es bewusst etwas verdeckter gehalten bis zum Schluss. @Ilka Ich habe den Titel geändert. Hier im Text sieht man das, aber in der Übersicht heißt das Gedicht immer noch "Die Reise". Kann das irgendwie angepasst werden? Danke vorab... |
10.11.2023, 11:01 | #4 |
Forumsleitung
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Nein. Das ist eine Verknüpfung, die vom System automatisch erstellt und in der Liste beibehalten wird. Über die Software ist das nicht mehr änderbar.
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10.11.2023, 11:13 | #5 |
Hallo Pennywise,
wie schön, endlich wieder ein Gedicht von dir zu lesen! Wenn ich mich nicht irre, in Amphibrachys. Sehr hübsch mit wahrhaft überraschendem Ende - das kommt davon, wenn man zu sehr mit Tagträumen beschäftigt ist LG DieSilbermöwe |
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10.11.2023, 13:10 | #6 |
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Danke fürs Feedback, Ilka...
Hey, Silbermöwe... Manchmal krieg ich es noch hin, was zu schreiben. Danke, für dein Feedback... Ja, müssten Amphibrachys sein. Ich hatte zumindest die Absicht, welche zu schreiben. Gruß Pennywise |
10.11.2023, 16:15 | #7 |
Lieber Pennywise,
Dein Gedicht “ich packe meinen Koffer und nehme mit” ist eine wundervolle Darstellung einer emotionalen Reise, verkleidet als physische Vorbereitung auf eine Reise. Die Verwendung des Kofferpackens als Metapher für das Sammeln von Gedanken, Erinnerungen und Hoffnungen ist sowohl kreativ als auch tiefgründig. Die erste Strophe leitet hervorragend ein und setzt den Ton für das gesamte Gedicht. Die Idee, “Gedankengerümpel und Grübelkredit” von einer vorherigen Reise zu entsorgen, spricht Bände über die Lasten der Vergangenheit und die Schwierigkeit, sie loszulassen. Deine zweite Strophe fügt eine Schicht von Ironie und Selbstbewusstsein hinzu, indem du “ein strahlendes Lächeln mit Zweckoptimismus” und selbst “den Gedanken an Hochzeitstourismus” in den Koffer legst. Dies zeigt eine reife, aber auch spielerische Herangehensweise an die Herausforderungen des Lebens. Die dritte Strophe ist besonders stark. Das Bild von Plänen, gemalt auf “hauchzarter Seide in karmesinrot”, ist beeindruckend und fängt die Zerbrechlichkeit und Schönheit unserer Träume und Pläne ein. Die “Späne der Reste von Gestern” erinnern uns daran, dass wir, auch wenn die Vergangenheit vorbei ist, immer noch von ihr beeinflusst werden. Die letzte Strophe bringt eine überraschende Wendung. Die Reise, die man mit Optimismus und Hoffnung beginnt, endet mit einem Verrat – ein kraftvolles Bild für Enttäuschungen, die wir im Leben oft erleben. Die Erkenntnis, dass du am Ende ohne Gepäck dastehst, symbolisiert vielleicht einen Neuanfang, frei von den Lasten, die du zuvor zu packen versucht hast. Das Metrum ist nicht hundertprozentig konsistent, aber das macht gar nichts. Man muss Obacht geben, dass ein Werk metaphorisch nicht überladen wird. Hier eine gesunde Mixtur zu finden, ist nicht immer einfach. Emilie |
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10.11.2023, 17:10 | #8 |
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Moin Emilie,
danke für die ausführlichen Schilderungen zu meinem Gedicht. Ich werde zum Inhalt nicht so viel sagen, weil der Leser nicht der eigenen Interpretation beraubt werden soll. In der letzten Strophe geht es weniger um Verrat. Das Wort ist mir zu stark. Es geht darum, dass die Pläne von jemandem, der dafür unabdingbar war, über den Haufen geworfen werden. Die Absicht dahinter ist eher sekundär wichtig. Derjenige geht und damit auch das Gepäck, weil es eng mit ihm verbunden ist. Also der Inhalt des Koffers. Wo hast du Metrumprobleme gesehen? Da bin ich eigentlich penibel, bin aber beim Wort karmesinrot nicht sicher, ob es von allen gleich betont wird. Bin auch nicht sicher, ob ich es korrekt betone. Danke Dir jedenfalls. Du hast dich intensiv mit der Bewertung befasst. Das find ich klasse. Gruß Pennywise |
10.11.2023, 17:20 | #9 |
„komplexeste“ und „karmesinrot“ [kar|me|SIN (betont)|rot]
xXXx xxXx auf hauchzarte Seide in karmesinrot. xXxxXxxxxXx |
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10.11.2023, 18:20 | #10 | |
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Zitat:
Ich habe aber mal nachgeguckt und der Duden sagt, dass die ersten beiden Silben unbetont sind, was weird ist. btw, schön geschrieben, pennywise. lg EV |
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10.11.2023, 21:45 | #11 |
Was mich betrifft, ich habe kein Problem den Gesamttext im Amphybrach zu lesen, da ich ohnehin kein Problem darin sehe ein Wort bestehend aus 4 Silben dem Metrum entsprechend zu alternieren, wenn der Kontext es mir anbietet und mir das vorangegangene Metrum stimmig erscheint und mich zwingt das gelesene Metrum beizubehalten.
Die angesprochenen Worte selbst wirken auf mich durch die Menge an vorhandenen Affixen sehr wandelbar. Würde ich sie ohne Kontext lesen wäre ich bei Sei-de in Kar-me-sin-rot be-dächt-ig kom-plex-es-te für mich sind hier die Betonungen der Worte "davor" relevanter, da ihre Position innerhalb der Betonungen mein weiterlesen leiten. Lg Mono Ps: das ist keine Belehrung, nur eine Erklärung zu meiner leseweise und meine Begründung warum ich ein Amphychraches Metrum gut im Text erkenne. Andere können da mehr helfen und zu sagen. |
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10.11.2023, 23:50 | #12 |
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Moin zusammen,
ich bin bei den Betonungen in dem Fall auch nicht sicher. Ich lese es so, wie es passt. Ich weiß nicht, ob ich es da nicht auch wie Mono mache, bei den Amphybrachys. Vielleicht bin ich da betriebsblind. Ich mache das wirklich nach Gefühl und lese das Gedicht dann zur Probe zwei oder drei Mal in einer Art Singsang. Danke Euch, für die rege Diskussion. Gruß PW |
11.11.2023, 11:29 | #13 | |
Zitat:
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11.11.2023, 11:46 | #14 |
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Der AB ist etwas tricky. Hier bspw:
Was hilft es, und neiget das Haupt auch sich nieder Und sinken ohnmächtig ermüdete Glieder; Das Herz, es ist munter, es regt sich, es wacht, Es lebt den lebendigsten Tag in der Nacht! Alle blinken die Sterne mit zitterndem Schein, Alle laden zu Freuden der Liebe mich ein, Zu suchen, zu wandeln den duftigen Gang, Wo gestern die Liebste mir wandelt' und sang, (Ausschnitt, Lied des Phileros/Pandora, Goethe) Könnte man meinen, es steckt ein AB drin, ist aber keiner (Anapäst). Sollte es sein. @Heinz ist hier der Goethefachmann und ich denke, er wird es bestätigen können. |
11.11.2023, 12:07 | #15 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Betonung auf der letzten Silbe ist völlig richtig: kar-me-'sin. Das Wort ist ein astreiner Anapäst. Im Kontext kann das anders aussehen: "auf hauchzarte Seide in karmesinrot." Das Wort passt sich dem Jambus an, also Betonung auf der ersten und letzten Silbe. Für mich geht das absolut in Ordnung. |
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11.11.2023, 12:17 | #16 |
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Gibt kein Problem, du meinst die vorletzte Silbe, ja?
Wäre die Wissenschaft um das Metrum so einfach, könnte man einen Waltzer auch im 5/4 Rhythmus (Take Five) oder 9/8 Rhythmus (Bach, Brubeck) spielen. Das sich "zufällig" etwas in einem festen mathematischen System, das durch Phonetik und Vokalphrasierung bestimmt wird, "anpasst" ist eine nette Vorstellung, die ich auch gern hätte. Wäre das aber alles so einfach, wäre jedes Gedicht perfekt und es gäbe keine Diskussionen. |
11.11.2023, 12:32 | #17 | |
Zitat:
Heiinrich Heine (von Goethe weiß ich es nicht) schrieb eher mal in Amphybrachys, vergleiche mal „Sie saßen und tranken am Teetisch". |
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11.11.2023, 12:34 | #18 |
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Was hilft es, und neiget das Haupt auch sich nieder
xXxxXxxXxxXx Und sinken ohnmächtig ermüdete Glieder; xXxxXxxXxxXx Das Herz, es ist munter, es regt sich, es wacht, xXxxXxxXxxX Es lebt den lebendigsten Tag in der Nacht! xXxxXxxXxxX Alle blinken die Sterne mit zitterndem Schein, xxXxxXxxXxxX Alle laden zu Freuden der Liebe mich ein, xxXxxXxxXxxX Zu suchen, zu wandeln den duftigen Gang, xXxxXxxXxxX Wo gestern die Liebste mir wandelt' und sang, xXxxXxxXxxX Der Singsang ist da, liebe Silbermöwe! |
11.11.2023, 12:38 | #19 | |
Zitat:
Auch wenn ich einem Fachmann nur ungern widerspreche. |
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11.11.2023, 12:53 | #20 |
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Ich bin kein Fachmann, ich versuche nach wie vor die Thematik zu verstehen. Einerseits könnte ein AB Anapäste mit einsilbiger Senkung am Versanfang sein oder Daktylen mit einsilbigem Auftakt. Man könnte sagen, das Metrum ist "flexibel". Da kann man sich drum kloppen. Aber richtige AB haben in der Regel eine Zäsur in der Versmitte, was mit der Diktion zusammenhängt
Als wir in dem Meere, die Fische zu finden, xXxxXx,xXxxXx mit Netzen und Angeln, am Morgen begann, xXxxXx,xXxxX durch Wellen und Schaum, die Geheimnisse binden, xXxxXx,xXxxXx ein Lied in den Lüften, ein Himmelsgesang. xXxxXx,xXxxX |
11.11.2023, 13:01 | #21 |
Forumsleitung
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Oh Mann! Die Verse lesen sich fließend wie Honig!
Ich wünschte, ich hätte mehr davon im Forum. Gedichte - nicht Honig. Das einzige, wo ich versucht war, mitzusenfen, betraf die letzte Strophe: Hätte man sie nicht streichen können? Ich habe meine Klugscheißereien nicht abgeschickt, nachdem ich nochmal drübergelesen und begriffen hatte, dass das Gedicht von vorn bis hinten metaphorisch zu lesen ist. Es ist okay, wie es ist. Wer hat es überhaupt geschrieben? Da musste ich nochmal hochrödeln. Ah, Pennywise ... |
11.11.2023, 13:36 | #22 |
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Moin zusammen,
@ Ilka Ja, ich war das. Schuldig! Nein, ernsthaft... Ich halte mich aus solchen Diskussionen immer raus, weil ich davon eigentlich keine Ahnung habe. Ich bin ein absoluter Gefühlsmensch und so schreibe ich auch. Nach Gefühl und der Vermutung, dass das so richtig ist. Der Rest ist Instinkt. Und n bißchen Übung und Lehrgeld. Ich bewundere Leute, die sich theoretisch da ebenfalls mit befasst haben. Ich könnte es nicht. Was den Inhalt betrifft, liegt Ilka total richtig. Eine einzige Metapher. Und die letzte Strophe ist dafür natürlich vollkommen erheblich. Es handelt sich aber nicht um einen boshaften Dieb oder ein Missgeschick durch Tagträumerei. Hier geht es darum, dass wir sicher alle schon einmal jemandes Koffer geklaut haben, der für ein Leben zu zweit gepackt war. Dass sich einfach Pläne geändert haben. Wie richtig erkannt... Eine einzige Metapher. Ilka, ich danke dir für das Lob. Das freut mich sehr. Gruß PW |
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