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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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23.09.2023, 20:54 | #1 |
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Macht und Moral
Fünf Mächte herrschen über die Welt,
bestrebt, ihren Willen zu beugen: das Zepter, das Schwert, die Medien, das Geld, Moral, um vom Rechten zu zeugen. Doch oft misst Moral mit mehrerlei Maß und macht sich den Mächten zur Schranze, weil sie ihren Schwur zum Anstand vergaß; so bricht sie dem Missbrauch die Lanze. Die Willkür, das Unrecht brechen sich Bahn, das Geld beherrscht alsbald die Schwerter und eignet sich Zepter und Medien an, das Leben des Volkes wird härter. Die Medienlandschaft pflegt Sprachzensur, macht Meinungsfreiheit zur Falle, der Staatenbürger: Objekt von Dressur. Er schweigt und meidet Krawalle. 23.09.2023 |
24.09.2023, 01:08 | #2 |
Wer diktiert die Moral wenn nicht Philosophie, Religion oder Gesellschaft. Lassen wir die Ethik als philosophische Verwandte der Moral außen vor und gehen von der Religion in der Hauptverantwortung aus trifft deine Darstellung auch in meinen Augen zu. Gesellschaftliche Normen sind allerdings zunehmend prägender für die Moral als der religiöse Hintergrund und diese werden geformt und beeinflusst durch die Medienlandschaft. Sobald die Pressefreiheit durch eine autokratische Regierung eingeschränkt wird definiert diese die Medien und lenkt damit die allgemeine Moral. Für mich ist daher fraglich ob Moral als eigenständige ‚Macht‘ existiert oder durch andere Mächte diktiert wird.
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25.09.2023, 09:56 | #3 |
Lb. Ilka-Maria,
Wenn der Reichtum in einem Land in wenigen Händen ist und dann diese mit Moral Einfluss auf die Politik ausüben, entsteht eine Spaltung der Bevölkerung in moralische und unmoralische, gute und schlechte. Dies ist Demagogie (Volksverführung). Wenn ein Staatsoberhaupt die Bevölkerung in Vernünftige und Unvernünftige (Verweigerer von politischen Empfehlungen) einteilt, so ist dies demagogisch (Aufruf zu Ausgrenzung). Dein Gedicht gibt uns interessante Denkanstöße. LG Hans |
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25.09.2023, 10:52 | #4 |
Forumsleitung
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Ich weiß nicht, Hans, weshalb die meisten deiner Beiträge beharrlich auf die Formel "arm und reich" reduziert sind. Beim Thema "Moral" geht es um viel mehr als diese Verengung. Ich kann mit solchen Einseitigkeiten nichts anfangen. Es gibt stinkreiche Leute, die mit ihrem Mammon viel Gutes tun, weil sie sich dazu moralisch verpflichtet fühlen, und es gibt Arme, die aus Frust über ihre prekäre Lage saufen und bei geringsfügigem Anlass ihre Kinder verprügeln, was niemand als moralisch bezeichnen würde. Also was hat Moral mit Reichtum und Armut zu tun? Das ist überhaupt nicht das Thema meines Gedichts, sondern allenfalls ein Aspekt neben vielen. Vielmehr geht es darum, dass auch die Moral - und zwar in jeglicher Hinsicht - als Machtfaktor missbraucht werden kann.
Wie könnte man z.B. darüber denken, dass ein Geistlicher aus moralischer Verpflichtung seinem Glauben gegenüber sein Leben gegen einen zum Tode verurteilten Familienvater tauscht und sich an seiner Stelle hinrichten läss? Im Vergleich zu dem Satz von Sloterdijk: "Es gibt keine moralische Verpflichtung zur Selbstzerstörung." Warum also übt eine Religion soviel moralische Macht über den Geistlichen aus, dass er die Selbstzerstörung wählt? Inspiriert ist mein Gedicht übrigens von einem Aufsatz von Otfried Höffe mit dem Titel "Die Macht der Moral" (Sonderheft Merkur "Macht. Und Moral", Klett-Cotta, Heft 9/1996). |
27.09.2023, 12:39 | #5 |
Lb. Ilka-Maria,
Der wichtigste Trieb aller Wesen ist der Selbsterhaltungstrieb. Ist dieser gesichert, setzt der Wachstumstrieb vermehrt ein. Je nach Mitgefühl und Wertschätzung der Mitmenschen und der Umwelt werden diese dabei auch Rücksichtslos für das eigene Wachstum genutzt. Es ist ganz natürlich dass deshalb von Mächtigen mit wenig Mitgefühl auch zu mehrheitsschädigenden Mittéln gegriffen wird (Kriege, Wirtschaftsverbrechen), insbesondere wenn kaum Strafen zu erwarten sind. LG Hans |
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27.09.2023, 13:06 | #6 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Auch hat sich an vielen Beispielen der Menschheitsgeschichte immer wieder gezeigt, dass der Mensch durchaus in der Lage ist, seine Triebe in Schach zu halten und seinen Egoismus zu überwinden, wenn Hilfe nötig ist. Außerdem ist er neben seinem sozialen Grundbedürfnis (das nach der Maslowschen Bedürfnistabelle ziemlich am stärksten durchschlägt) auch zur Transzendenz fähig. Der Mensch ist also ein ambivalentes Wesen. Wo Hass ist, gibt es auch Liebe, wo Kriege sind, halten Verstand und Vernunft dagegen, wo Sklaverei herrscht, entsteht der Kampf um Freiheit. Dass Verlangen mit Vernunft beherrscht werden kann, haben bereits kleine Kinder in psychologischen Versuchen bewiesen. Letzendlich kommt es auch auf Sozialisierung und Bildung an. Ich will den Menschen nicht idealisieren (das hat bereits Rousseau zur Genüge getan, der selber einige fragwürdige Ecken und Kanten hatte), aber die Plattheit, mit der dein Menschenbild daherkommt, ist für mich nicht annehmbar. |
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