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15.05.2023, 12:50 | #1 |
Als die Leute noch singen konnten
6. April 1974
Es war der Tag des Grand Prix d' Eurovision und ich durfte dieses Ereignis am Samstagabend zusammen mit meiner Tante und deren Freundin anschauen. Weder meine Tante noch ihre Freundin waren verheiratet; für die damalige Zeit eher ungewöhnlich. Beide waren ca. Mitte 30, beide rauchten, waren erfolgreich im Beruf und unterhielten sich - im Gegensatz zu den Freundinnen meiner Mutter, deren jeder zweite Satz mit „Mein Mann sagt ja" begann, über interessantere Themen als über Männer und Kinder. Heutzutage würde man die beiden wohl Single-Frauen nennen. Das Allerwichtigste für mich war: Beide quatschten bei dem Großereignis nicht bei der Musik dazwischen. Nur bei dem Kommentator, aber das ließ sich verschmerzen. Die Musik gefiel mir an dem Abend ausnehmend gut. Für Deutschland traten Cindy und Bert auf, nicht unbedingt mein Lieblingsduo, aber doch recht annehmbar. Auch wenn ich niemanden kenne, der wirklich Bert mal herausgehört hat. Cindy war die dominierende Stimme von beiden und hätte alleine auftreten können. Aber als Paar waren sie hübsch anzusehen. Für Luxemburg trat Ireen Sheer auf, mit dem Lied „Bye, bye, I love you." „Wieso darf die auf Englisch singen?", ärgerte ich mich. „Ich denke, jedes Land muss in seiner Nationalsprache singen?" „In Luxemburg wird Deutsch, Englisch, Französisch und Luxemburgisch gesprochen", erwiderte meine Tante, „deswegen kann das Land unter den vier Sprachen eine auswählen." „Achso", sagte ich enttäuscht. Da konnte man wohl mit einem Land, in dem nur eine Sprache gesprochen wurde, nicht glänzen. Die Freundin meiner Tante steckte sich eine Zigarette an und bemerkte, nachdem sie den Rauch ausgeblasen hatte: „Da werden sich die Deutschen auch noch umstellen müssen. Sie werden bald auch in Englisch singen." Darüber entspann sich dann eine Fachsimpelei. Ich hörte fasziniert zu. Die beiden Frauen hatten nicht nur eine eigene Meinung, sie kannten sich auch im Business aus. Als zehnjähriges Kind hat mich diese Gesprächsführung, die ich von anderen Frauen gar nicht kannte, enorm beeindruckt. Der Gewinner des Abends war, wie jeder weiß, die Gruppe Abba mit „Waterloo". Mehr als der Gesang faszinierten mich die Outfits. Aber auf jeden Fall hatte das Lied verdient gewonnen, da waren wir drei uns einig. Letzten Samstag schaute ich kurz in eine Musiksendung im Fernsehen hinein. Ich habe keine Ahnung, was das war, überwiegend Gekreische in Sprachen, die ich nicht definieren konnte. Dafür jede Menge Lichtspiele und Show-Einlagen. Schade, dass es den Grand Prix d' Eurovision von damals, als die Leute noch singen konnten, nicht mehr gibt. |
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15.05.2023, 13:34 | #2 |
Hallo Silbermöwe,
ja, früher waren die GrandPrix - Abende richtige Highlights. Jetzt , wo allerorten und beständig Musik international zu hören ist, machen sie nicht mehr viel her. Von diesem jedoch war ich angenehm überrascht. Hmmm - ja, teilweise konnte man _ frau vergangenen Samstag echt das Gefühl bekommen, je greller und flimmender, desto. Abgesehen davon, dass die Beiträge überfüllt waren mit Geflimmer und Tanzshows, fand ich einige Beiträge hervorragend. Die Siegerin bspw. hat ein wundervolles Lied -- es ist schlicht und dennoch tiefgründig, hat einen starken Drive und ist voller Gefühl. Auch Finnnland hat mir gut gefallen . Italien fand ich auch sehr schön, die Tschechinnen haben mich beeindruckt und einige andere ebenso. Ich glaube Moldawien war es, die diesen kleinen Flöter mit dabei hatten -- das Lied über Sonne und Mond. Das hat mir auch sehr gefallen. Auch der deutsche Beitrag war schön -- warum der so extrem schlecht abgeschnitten hat, ist mir ein Rätsel. Da fand ich die mit dem Unicorn (weiß das Land nicht mehr,) die zum Schluß mit auf den ersten Rängen waren, wesentlich ätzender. WArum Australien am europäischen Grand Prix teilgenommen aht, ist mir ein Rätsel. Ebenso merkwürdig fand ich das extreme Hochschießen der Punkte für Finnland, als die Publikumsstimmen mit gewertet wurden.... . Wenn jedes Land in seiner Landessprache singen würde, wäre es wesentlich authentischer. Den Text könnten sie ja unten einblenden. liebe Grüße MuschelIch |
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15.05.2023, 16:31 | #3 | |||
Hallo Muschelich,
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Aber nicht, dass jemand auf die Idee kommt, die Sache hätte was mit Politik zu tun ... Gaaanz bestimmt nicht. LG DieSilbermöwe |
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15.05.2023, 17:32 | #4 |
Forumsleitung
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Hat man von den Songs, die bislang gewonnen haben, jemals wieder etwas gehört, einige wenige ausgenommen? Die Interpreten haben ihren Preis entgegengenommen, und das war's. In den Charts machten andere Hits die Plätze. So habe ich es in Erinnerung, die letzten Jahre habe ich den Contest nicht mehr mitverfolgt.
Heute müssen die Künstler die große Show abziehen und Action auf die Bühne bringen, je exzentrischer, desto besser - ein nerviges Spektakel. Das meiste daran macht die Technik, nicht die Kunst. Ich stelle mir Udo Jürgens vor, wie er heute nochmal bescheiden an einem Klavier "Merci, Chérie" vorträgt - er hätte keine Chance mehr. Zu bieder, zu brav, zu piefig, zu leise. |
16.05.2023, 06:34 | #5 | ||
Zitat:
Zitat:
https://www.eurovision.de/geschichte...emburg162.html (Ich werfe mal wieder mit Links um mich.) Für Deutschland hätte er gewiss keine Chance mehr, denn für Deutschland hat kein Interpret eine. Aber schön, dass Deutschland trotzdem Geldgeber sein darf: https://m.focus.de/kultur/kino_tv/eu...193867843.html |
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21.05.2023, 10:21 | #6 |
Ich muss mich korrigieren, Ireen Sheer sang damals auf Französisch, nur der Titel war auf Englisch. Luxemburg durfte nur in den damaligen Amtssprachen Deutsch und Französisch singen.
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21.05.2023, 13:28 | #7 |
Forumsleitung
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Analyse des deutschen Beitrags beim Contest
Ich bin zufällig auf einen Podcast gestoßen, in dem drei Diskutanten versuchen, die Gründe zu analysieren, weshalb der deutsche Beitrag mal wieder durchgefallen ist. Für Interessenten hier der Link:
https://www.youtube.com/watch?v=Fu1wosIDXfU |
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