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06.04.2023, 07:06 | #1 |
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Ort: Berlin
Beiträge: 311
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Das ungeduckte Leben
Ich kann es nicht mehr hören. Ich habe es satt, dieses Lügengebräu, diese falsche Nibelungentreue, diesen Hass, der uns zu Vaterlandsidioten umkrempeln soll. Warum hat der Mensch eigentlich Augen und Ohren? Natürlich, ich liebe dieses Land, hier bin ich geboren, hier habe ich gelebt. Und ich will dies in keinem anderen Land tun müssen. Ich musste schon einmal mein Hemd samt Weltsicht wechseln, von dem einen ins andere Deutschland. Einmal reicht.
Das Hemd ist gewechselt, mit der Weltsicht hat es nicht geklappt. Das Angebot des anderen Deutschland reichte einfach nicht. Was da in der Kindheit war – Schwamm drüber. Jetzt haben sie mich wieder. Der Umzug damals, als Kind, als wir von dem einen ins andere Berlin zogen, nachts, heimlich, hat mir meine Weltsicht gebracht. Was man so Weltsicht nennt, ein bisschen hiervon und ein bisschen davon, von allem etwas. Von von allem nichts, das würde ich nicht behaupten, vierzig Jahre habe ich am wirklichen, am neuen Leben geschnuppert. Ehrlich gesagt, es war mehr als ein Schnuppern, so hatte ich mir Leben in etwa vorgestellt. Und jetzt muss ich lernen, mich zu ducken, um am Leben zu bleiben. Wie macht man das? Gut lebt es sich nicht ungeduckt. Und das mit dem Angebot des anderen Deutschland. Ja sicher, es sind dieselben Straßen, dieselbe Stadt. Und doch, es ist alles nicht dasselbe. Alles irgendwie anders, sagte mir ein Freund mal, wie ein Schlauch, durch den man sich hindurchwinden muss, bis man Licht sieht. Recht hat er. Licht habe ich bisher nicht gesehen. Und ob ich diesen verschwommenen, verdreckten, vergrauten Gilb am Ende des Schlauchs, der uns als Demokratie angeboten wird, überhaupt sehen will, hat mich niemand gefragt. Ich bin von einem Leben ins andere geschleudert worden. Das, was jetzt Leben genannt wird, hat sehr viel mit Heuchelei, mit Gier nach Durchkommen, mit „Haste was, biste was“ zu tun. Und mit dem Tanz auf dem Vulkan. Was mich angeht, ich existiere so dahin. Die letzten mehr als dreißig Jahre habe ich nicht verschlafen, ich habe es beobachtet, das sogenannte neue Leben. Es hatte und hat noch immer nichts mit mir zu tun. Da war mal einer, der hat aufgeschrieben, wie er sich Leben vorstellt. War skeptisch, ob so etwas überhaupt möglich ist. Weil er keinen Ausweg aus seinem, aus unserem Dreck wusste. Heute kann man sein Grab besichtigen. Und Leute kommen, legen Blumen nieder und wissen gar nicht, dass er Tabletten nahm. „So ein verrückter, intelljenter Mensch“, wird gesagt „und nu isser dot.“ Warum er tot ist, fragt keiner. |
07.04.2023, 01:42 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Rumpelstilz,
was redest du von dem einen und dem anderen Deutschland? Für mich klingt vieles von deinen Sätzen unverständlich. "Ungeducktes" Leben? Wer oder was hindert dich am aufrechten Gang? Mag sein, dass du mir Blauäugigkeit unterstellst, aber ich habe mich weder, solange es eine DDR und eine Bundesrepublik gab, dort noch da geduckt. Nibelungentreue? Lügengebräu? Ich könnte mich lange darüber auslassen, wo ein "gesunder Hass" gepredigt wurde. Auch darüber, dass es (deiner Ansicht nach) zweierlei Berlins gab. Mir sind deine Aussagen weitestgehend unverständlich und ich begreife nicht, weshalb ich lernen sollte mich zu ducken. Wie gesagt: Zu schwammig erscheinen mir deine Aussagen. Gruß, Heinz |
07.04.2023, 03:50 | #3 |
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Ein wenig Geduld, Rumpelstilz. Der demokratische Wind hat sich gedreht und weht immer schärfer von rechts. Wenn du durchhältst, wirst du bald wieder deine gewohnte Welt haben, der du nachtrauerst, und sogar ein bisschen mehr, nämlich perfekter, als sie jemals war. Dann macht niemand mehr das Maul auf und sagt Dinge, die du nicht hören willst, dann darfst du denunzieren und bekommst einen Orden dafür, und jeder, der anders denkt als du, verschwindet für Jahre in einem Straflager - bestenfalls. Und dann kannst du dir auf die Fahne schreiben: Wir sind die bessere Demokratie.
Was soll der Quatsch mit der "Nibelungentreue" und den "Vaterlandidioten"? Hast du mal die Leute ab Jahrgang 1970 gefragt, ob sie die Nibelungensage jemals gelesen haben und was ihnen ein Begriff wie "Vaterland" bedeutet? Da wirst du nur blanke Gesichter sehen. Klar ist niemand darüber glücklich, Verlierer zu sein. Das waren Ost- und Westdeutschland aber beide. Aber während die Bevölkerung im Osten sich duckte, nahm diejenige im Westen die Hilfe der Alliierten an. Ihr Berliner wärt ohne die Luftbrücke der Amis verhungert, denn das war Stalins Ziel gewesen. Dabei, euch zu ernähren, hatten zahllose junge Amerikaner ihr Leben verloren. Hätte es sie nicht gegeben, wärst du schon damals "dot" gewesen. Reuters Aufruf vergessen? "Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!" Für mich hast du einen an der Klatsche. |
07.04.2023, 05:52 | #4 |
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Dabei seit: 01/2023
Ort: Berlin
Beiträge: 311
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Das ungeduckte Leben
Hallo Ilka-Maria, hallo Heinz,
vielen Dank für eure Kommentare. Hat Spaß gemacht. Gruß, Rumpelstilz |
07.04.2023, 13:54 | #5 | ||
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237
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Hallo Rumpelstilz,
Zitat:
Ich lebe seit meiner Geburt in Westdeutschland und höre eigentlich immer das Gegenteil von dem, was Du Lügengebräu nennst. Bundespräsident Steinmeier fährt nach Jerusalem und verspricht vor der Knesset, in Deutschland den "Nationalismus" zu bekämpfen, was so viel heißt, daß die Deutschen sich nicht weiter als Nation begreifen sollen. Die heutige Bundeswehr soll nicht mehr die Nation oder das Volk verteidigen, sondern die liberale Demokratie in der ganzen Welt. Wer fordert eigentlich und in welchem Zusammenhang "Nibelungentreue" von den Deutschen? In meiner ganzen Schulzeit - sowohl als Schüler als auch als Lehrer - kann ich mich an kein einziges Mal erinnern, daß wir die deutsche Nationalhymne gesungen hätten. Bei meinen Besuchen in Frankreich und England war ich immer erstaunt, wie begeistert und unverkrampft die Franzosen und Engländer dies taten. Zitat:
Liebe Rumpelstilz, Du hast schon Besseres geschrieben. Sorry. Lieber Gruß Friedrich |
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07.04.2023, 15:03 | #6 |
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Friedrich,
Rumpelstilz gehört zu den Leuten der Ex-DDR, die privilegiert waren und seit der Wiedervereinigung unter dem Kati-Witt-Syndrom leiden. Die DDR war nämlich das gute Deutschland gewesen, das vor dem bösen, dekadenten Feind im Westen durch den antifaschistischen Schutzwall geschützt war und verirrte Seelen mit Schüssen in den Rücken davor bewahrte, ihn zu überwinden. (Nichts gegen Kati Witt, die hatte nach ihren ersten Tränen schnell gelernt, wohin die Reise ging.) Oder wusstest du noch nicht, dass es nur die Westdeutschen nach 1945 waren, die den Krieg losgetreten und die Juden vergast haben? Die Ostdeutschen waren alle Unschuldslämmer, und seither pflegen sie ihre eigene Mythologie. Vor allem diejenigen, die wie Rumpelstilz jahrelang einen sicheren Posten im Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm hatten. Da lässt man sich doch gerne die heruntergewirtschafteten Gebäude und die Infrastruktur von westlichem Geld sanieren, das tut der Hochnäsigkeit keinen Abbruch. Dabei übersehen manche Ostdeutschen, die sich auf der Verliererstraße sehen, dass viele Westler das Geld, das sie abdrücken mussten, gerne für sich behalten und am liebsten wieder die Mauer hochgezogen hätten. Es gab eben solche und solche. Auf beiden Seiten. Wünsche schöne Ostern. Ilka |
07.04.2023, 15:17 | #7 |
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Das ungeduckte Leben
Lieber Friedrich,
du fragst, wer von den Deutschen Nibelungentreue verlangt? Das verstehe ich nun gar nicht. Zumindest im Zusammenhang mit Nordstream 2 muss dir doch aufgefallen sein, wer von den Deutschen Nibelungentreue verlangt. Du fragst weiter, wo ich lebe. Ich lebe in Berlin, aber das weißt du ja. Und was den Toten angeht, da beziehe ich mich auf einen ganz konkreten Fall. Ich war auf der Beerdigung. Der Name ist das Unwesentlichste daran, das Wesentliche habe ich aufgeschrieben. Es war ein guter Freund von mir, der das Elend der deutschen Zustände nicht mehr ertrug. Dieses erbärmliche Deutschland wollte er nicht mehr erleben müssen. Du musst doch nicht glauben, dass ich nach mehr als 30 Jahren den Westen nicht bis auf den letzten Hosenknopf kennengelernt habe. Bist du der Meinung, dass man mir noch etwas vormachen könnte? Versuch es gar nicht erst. Das Coronareglement - das ist die Zukunft. Und schlimmer. Lieben Gruß, Rumpelstilz |
07.04.2023, 15:38 | #8 |
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Beiträge: 7.879
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Ja, einen ehemaligen DDR-Bürger kenne ich auch, der die Zustände nicht mehr ertragen konnte, sich eine Pulsader aufgeschnitten, einen Strohalm in die Wunde geschoben hat und verblutet ist. Name: Dieter Vogel, Ort des Geschehens: Stasi-Zuchthaus in Bautzen, Zeitpunkt Februar 1982. Sein Verbrechen: Vorbereitung einer Flucht aus dem Arbeiter- und Bauernparadies.
Einen zweiten habe ich nicht persönlich kennengelernt, aber seine Freundin. Sein Verbrechen: Vorbereitung der Flucht aus dem schon genannten Paradies. Todesursache: Unverhoffter Genickschuss in einem Leipziger geheimen Stasiknast. Lohn für den Pistolenschützen: 100 Mark (damaliger Wechselkurs: 100 Mark der DDR = 10 DM). Name des Hingerichteten und Dienstgrad(1981!) Hauptmann des Stasi Werner Teske. Vor der Methode des "unverhofften Genickschusses war es üblich, die zum Tode Verurteilten mit dem Fallbeil umzubringen (kostete dem Staat nur 50 Mark). Weitere Auskünfte gefällig? Heinz |
07.04.2023, 16:33 | #9 | |
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Zitat:
Zugegeben: Das Elend ist groß, wenn ich bedenke, dass ein halbes gebratenes Hähnchen bei Rewe drei Euro kostet und man für eine Jeans zwanzig Euro hinblättern muss. Ein wahrer Skandal! Und wer kann es sich leisten, einen Computer zu haben, um an einem sozialen Netzwerk teilzunehmen? Und dazu noch ein Smartphone zum monatlichen Pauschalpreis. Ich kann mich erinnern, dass ich in den 80ern Telefonrechnungen hatte, die 200 DM überstiegen. Ja, ja, es ist alles ganz, ganz schlimm in Deutschland. Die Hölle ist nichts dagegen. Da wünscht man sich doch, es würden sich noch mehr Leidende freiwillig vom Acker machen, statt der Rentenkasse auf dem Buckel zu hängen. |
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07.04.2023, 16:54 | #10 | ||
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Liebe Rumpelstilz,
Zitat:
Wenn deutsche Soldaten im Interesse der Amerikaner im Ausland eingesetzt werden (Afghanistan, Serbien) so hat das mit der NATO zu tun und da sind auch noch andere gefordert. Engländer z.B. beteiligen sich dabei in der Regel engagierter als die Deutschen und fühlen sich dabei nicht so "erbärmlich", daß sie sich deswegen umbringen müßten. Doch was ist eigentlich mit Deinem "Haß" und wer will uns denn zu "Vaterlandsidioten umkrempeln (?)"? Zitat:
Sag mir doch ein Land in Europa, wo es sich weniger "erbärmlich" lebt als hier. Mit liebem Gruß Friedrich |
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07.04.2023, 17:20 | #11 | |
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Zitat:
Auch ist nicht bewiesen, wer hinter dem Anschlag auf die Pipeline steckte. Nur weil Seymour Hersh einen Artikel in die Welt setze mit der Headline "How America Took Out the Nord Stream Pipeline" muss das niemand ernst nehmen, denn Hersh ist in erster Linie dafür bekannt, dass er mit den meisten seiner Behauptungen falsch lag. Da ist sogar die BILD seriöser. Deshalb hat auch die gesamte amerikanische Presse darauf verzichtet, seinen Artikel zu übernehmen. Hersh musste sich darauf beschränken, ihn auf seinem privaten Blog zu veröffentlichen. |
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07.04.2023, 19:38 | #12 |
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Das ungeduckte Leben
Hallo, liebe Freunde,
ich habe nichts dagegen, wenn ihr euren Kopf lediglich für den Friseur benutzt. Tut euch keinen Zwang an. Gruß, Rumpelstilz |
07.04.2023, 22:28 | #13 |
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Hallo Rumpelstilz,
richtig! Meinen Kopf mit nachlassendem Haarwuchs überlass ich gern dem Friseur, im übrigen, was das Denken angeht, habe ich mich entschieden, es den Pferden zu überlassen. Und wo lässt Du denken? Gruß, Heinz |
07.04.2023, 22:41 | #14 |
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Ich war in der Steinzeit letztmals beim Friseur. Mit meinen Haaren halte ich es wie mit dem Denken: selber machen.
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08.04.2023, 06:25 | #15 |
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Das ungeduckte Leben
Dachte ich mir schon. Merkt man.
Lieben Gruß, Rumpelstilz |
08.04.2023, 07:43 | #16 |
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Nicht ärgern, Rumpelstilz. Denk dran, wie es deinem Namensgenossen erging.
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08.04.2023, 09:03 | #17 |
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Das ungeduckte Leben
Namen sind Schall und Rauch. Ich hätte mich auch Ilka-Maria nennen können.
Gruß, Rumpelstilz |
08.04.2023, 09:48 | #18 |
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Nee, das ist Unfug, dann hättest du nämlich die Meldung "Name bereits vorhanden" bekommen. Bleib ruhig bei dem bösartigen Zwerg, der Name passt schon.
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08.04.2023, 10:48 | #19 | |
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Hallo Ilka-Maria,
Zitat:
Liebe Rumpelstilz ich habe Dir geschrieben, daß Du schon Besseres verfaßt hast als "ungeducktes Leben". Die Schwäche darin ist, daß es sich hier größtenteils um ein Gejammer handelt, ohne daß man genau gesagt bekommt, was den konkret der Grund ist. "Nibelungentreue", man wisse schon, was gemeint ist. Ich weiß es nicht und auch der Verweis auf Nordstream 2 hilft mir nicht weiter. Dann sprichst Du von Haß, doch wer haßt hier wen? Sind es die muslimischen Migranten in Berlin, die die deutschen Lauchs hassen und dazu noch alles, was Uniform trägt? Mit so einem Hinweis könnte ich etwas anfangen, doch der fehlt. Daß Deutsche zu "Vaterlandsidioten umgekrempelt" werden sollen, dazu fehlt mir jegliche Erfahrung. Im Vergleich zu England und Frankreich ist in Deutschland doch jede Vaterlandsliebe verpönt. Dein Titel heißt ungeducktes Leben. Lebst Du selbst "ungeduckt" und was sind die Konsequenzen? Außer dem Gefühl, in einem erbärmlichen Land zu leben, erfährt man doch nichts. Im September 1989 drängten sich an die 4000 DDR-Bürger in der Prager Botschaft und warteten auf ihre mögliche Auseise. Hätte man sie gefragt, warum sie die DDR verlassen wollen, hätten sie eine Menge Gründe nennen können, und zwar ganz konkreter Natur, etwas, das in Deiner Schrift leider fehlt. (Und im übrigen hat man sie auch gefragt, dort und auch später). Lieber Gruß Friedrich |
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08.04.2023, 11:10 | #20 | |
Zitat:
Ps bemüh dich bitte nicht, du stehst bei mir auf der Ignore-Liste Ich fand nur das Zitat so schön, es hat was zeitloses. |
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08.04.2023, 12:03 | #21 |
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Lieber Friedrich,
was und wem hülfe es, hätte ich eine andere Theorie? Aber ich kann ein paar Fragen stellen: Wären die Amerikaner an einer Sabotage interessiert gewesen, weshalb erst jetzt, warum nicht schon längst bei Nordstream 1? Oder warum nicht in einer viel früheren Montagephase von Nordstream 2? Den Amerikanern waren die Pipelines ein Dorn im Auge, daraus hatten sie keinen Hehl gemacht. Warum also haben sie nicht schon von Anfang an politischen Druck auf die deutsche Regierung ausgeübt? Die Antwort könnte lauten: Weil die U.S.A. sich auf ihre inneren Angelegenheiten zurückziehen wollten, anstatt überall in der Welt weiterhin ihren Kopf hinzuhalten. Die U.S.-Bevölkerung war Kriegen gegenüber noch nie aufgeschlossen, und mittlerweile ist es auch schwierig geworden, im Kongress Mehrheiten für Kriegseinsätze zu bekommen. Wir Deutschen sollten künftig alleine klarkommen, und sogar die NATO wurde in Frage gestellt. Putins Krieg hat jedoch die Sachlage geändert: Die NATO-Erweiterung wird jetzt verstärkt fortgeführt, und die U.S.A. als ihr mächtigstes Mitglied sind wieder involviert. Ein weiterer Grund für einen Anschlag erst jetzt, von wem auch immer ausgeführt, könnte sein, dass durch den Baustopp keine Menschenleben gefährdet wurden. Ich bin aber über den Hergang nicht gut genug informiert, um zu wissen, ob eine Restmannschaft zwecks Überwachung bei der Pipeline gelassen wurde. Wenn ja, war das wohl für die Katz. Wahrscheinlich hatte man gar nicht mit Sabotage im Hoheitsgewässer der Dänen gerechnet. Überhaupt stellt sich die Frage, wieso eine Pipeline, die nicht mehr in Betrieb genommen werden sollte, beschädigt wurde. Dieser Sabotageakt erscheint mir völlig sinnlos und kann nur dazu gedacht gewesen sein, Misstrauen unter den NATO-Verbündeten zu stiften. Damit wären die Amerikaner aber raus aus dem Spiel. Dieser Einsatz dürfte zudem nicht billig gewesen sein, denn um diese verdammt dicken Betonröhren unter Wasser zu sprengen, brauchte man Experten und eine immense Menge an Sprengstoff. Deswegen stellt sich die nächste Frage (mit der sich der Kreis zur ersten Frage schlösse): War der Sabotageakt schon länger geplant gewesen und brauchte man diese Vorbereitungszeit, so dass er erst jetzt durchgeführt werden konnte? Und war die Stelle vor Bornholm relativ sicher, die Aktion ungestört durchzuführen und unerkannt zu verschwinden? Und weiter: Wären es die Amerikaner gewesen, was hätten sie bewirkt, außer ihre europäischen Verbündeten vor den Kopf zu stoßen, die immer noch auf diplomatische Verhandlungen mit Putin hoffen? Hätten es die Ukrainer sein können, die Experten und ihr Geld eigentlich besser und lieber für die Landesverteidigung einsetzen und zudem mit ihren Mitteln sparsam umgehen, weil sie wissen, dass der Nachschub nur langsam kommt? Waren es die Russen? Putin wären die Kosten sicherlich egal gewesen, Geld hat er genug, und hätte man seine Schergen erwischt, hätte es ihn wahrscheinlich auch nicht gejuckt, denn bekanntlich weiß er ja nie von irgend etwas. So, Friedrich, das sind meine Gedanken und Fragen, und jetzt sage du, welche Theorie man daraus zimmern könnte. Ich habe keine. Ich bin mir vielmehr relativ sicher, dass der Fall niemals aufgelöst wird. LG Ilka |
08.04.2023, 12:52 | #22 | |
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237
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Hallo Ilka-Maria
die Sprengung der Pipelines (Du sprichst immer nur von Nordstream 2, wobei doch die funktionierende Nordstream 1 ebenfalls in die Luft flog; es gibt doch so viele Bilder, auf denen das Gas gewaltig zur Meeresoberfläche strömt) erinnert mich an den Beginn des amerikanisch-spanischen Krieg im Jahre 1898. Damals lag die USS Maine im Hafen von Havanna, als sie angeblich durch einen Angriff der Spanier versenkt wurde. Zitat:
Vielen Dank für Deine fundierten Überlegungen. Ich weiß es ja auch nicht. Allein - wie sacht ma in Frankford so schee: Ma mescht sich halt so sei Gedange. Lieben Gruß Friedrich |
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08.04.2023, 13:48 | #23 |
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Die macht mer sich aach in Offebach. Isch abber nur in Grenze. Und jetzt guck isch emaa, was mei Kerle vom Bieberer Bersch heud astelle. Des unner de Woch war ja nix.
Übrichens: Wikipedia würd ich net alles glaube. Da derf jeder Depp reischreibe. |
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