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Die Philosophen-Lounge Forum für philosophische Themen, Weisheiten und Weltanschauungen. |
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21.02.2023, 15:07 | #1 |
Dabei seit: 08/2021
Ort: München
Beiträge: 126
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Chat GPT neues KI-Wunder?
Chat GPT, das neue KI-Wunder. Aber was nun?
Während KI bisher zur Optimierung des Ablaufs von Herstellungs- und Forschungsprozessen erfolgreich abläuft, tut sich mit Chat GPT ein neues verheißungsvolles Feld auf für die im neuen Wissen Agierenden, die Lernenden und für die Arbeitswelt. Google könnte einbrechen, Frage-Antwortspiele sind nun möglich, Essays, geschriebene Reden in allen Sprachen, Übersetzungen, Imitationen von Persönlichkeiten und diversen Stilen. Über jedes Thema kann diskutiert oder geschrieben, schwierige Prüfungen können bewältigt, Vorschläge für Verhaltensweisen gemacht, der Umgang mit gewissen Gegebenheiten beantwortet werden. Arbeiten von Schülern, Lehrern, Professoren können übernommen oder verbessert werden. Fachlich solide und logisch. Da stellen sich neue Probleme und Fragen: Der Wissensfundus hinkt mindestens ein Jahr hinterher, jedes Thema, das ins Jetzt hineinreicht, unterliegt Unsicherheiten, könnte sogar verhängnisvoll sein. Die Wahrheit kann zwar höchstgradig erwartet werden, aber 100% sind es nicht, weil GPT einer eigenen Logik und Erfindungskraft folgt. Schwierig wird es bei Ermessensfragen oder ethischen Themen. Noch problematischer, wenn Kriminellen für ihre Machenschaften Hilfe zuteil wird. Jeder Fragende gibt sich dem Server-Speicher frei. Plagiatsfragen stellen sich, die Authentizität eines jeden Textes ist dann ungeklärt. Wie werden also Schulen und Universitäten künftig damit umgehen? Was bislang GPT nicht kann, ist die Angabe der Quellen für die entsprechende Aussage. Ein weiteres Problem der KI, wenn es um Dinge des Empfindens und der Gerechtigkeit geht. Die Frage also, wann und wo wir Chat GPT und KI einsetzen, wird das einen ungebremsten Lauf nehmen? Schon gibt es in Japan lebensgroße Puppen, denen nicht nur zum Sex eine scheinbare Gefühlswelt und Empathie zur Dialogfähigkeit eingebaut ist und schon hört man von Japanern, die solche Puppen als Lebenspartnerinnen betrachten, sie im Auto mitnehmen, bereit sind, auch in der Öffentlichkeit sich damit zu zeigen. Quo vadis Menschheit? Die Geschichte vom Zauberlehrling fällt mir ein. Das Thema wäre eine Diskussion wert. Luigi B |
21.02.2023, 19:48 | #2 |
Dabei seit: 09/2022
Ort: Mittelrhein
Alter: 46
Beiträge: 114
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Hallo Luigi B,
definitiv ist das eine Diskussion wert. Ich befürchte, dass dies eine Generationenfrage ist. Die Älteren werden sich meist dagegen sträuben, die Jüngeren begrüßen das wahrscheinlich. Argumente finden sich auf beiden Seiten. Ich persönlich habe so meine Schwierigkeiten damit. Im Endeffekt ist es doch eine Art Outsourcing des Geistes. Sehr bequem, wenn man nicht mehr selber nachdenken muss. Es gibt ein Problem, eine Fragestellung, und den Rest erledigt die Maschine. Effektiv für ein hirnloses Kollektiv, schrecklich für den einzelnen Denker. Und ewiglich eine fundierte Momentaufnahme. Es ist ja mittlerweile bewiesen, dass der IQ des Menschen abnimmt. Ich kann mich noch gut an die Diskussionen während des Philosophiestudiums erinnern. Da ging es beispielsweise um ethische Fragen bezüglich Robotern, die Aufgaben in der Altenpflege übernehmen, oder inwiefern die Gehirnleistung abnimmt, wenn die Menschen, sobald sie irgendetwas sehen, sofort zum Handy greifen und ein Foto davon machen. Im Gehirn braucht man das dann nicht mehr zu lagern, ist ja schließlich alles digital abgespeichert. Das funktioniert jedoch nur, wenn die Technik funktioniert. Fällt diese aus, dann steht der Mensch im Inneren vollkommen nackt da. Hilflos wie ein kleines Kind allem gegenüber. Dabei fällt mir auch die KI-Kunst "Théâtre D'opéra Spatial" von Jason Allen ein. Der Typ hat das Bild bei einem Kunstwettbewerb eingereicht, und es hat tatsächlich gewonnen, was natürlich für eine Menge Diskussionen gesorgt hat. Und am Ende stellt man sich die Frage, was überhaupt Kunst ist; was ist Wissen; was zählt noch die individuelle Erfahrung? Ich habe mich vor Kurzem mit Chat GBT ‚unterhalten‘ und war mehr als erstaunt, wie exakt die KI reagiert. Natürlich nur bei Fragen, welche außerhalb einer ethischen Spekulation liegen. Aber auch hier wird der Grundsatz gelten: Bullshit in – Bullshit out. Also eine falsche Eingabe führt konsequenterweise zu einer falschen Ausgabe. Doch zugegeben, die Datenbank, auf welche die KI zurückgreifen kann, ist schier unfassbar. Ich möchte noch nicht so weit gehen, dass die KI eines Tages selbstständig arbeitet, aber es ist eine düstere Vorstellung. Eine Entmenschlichung par excellence. Aber vielleicht haben wir ja schon längst den Punkt des geistigen Höchstmaßes überschritten, und eine Weiterentwicklung ist eben nur in Verbindung mit der Technik möglich. Auch wenn man bedenkt, woran im Silicon Valley alles geforscht wird. Der Trend geht ja schon seit geraumer Zeit dahin, uns digital zu optimieren. Eine angstmachende Vision in meinen Augen. Beste Grüße Manni |
21.02.2023, 20:49 | #3 | |
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Die Diskussion um den CHAT-bla-bla hatten wir doch schon. Perfekt ist das System der Texterschaffung offensichtlich noch lange nicht.
Zitat:
Mein Vater brachte mir Lesen, Fahrradfahren und Schwimmen bei, bevor ich sechs Jahre alt war. Ich hatte in der Schule im fünften Schuljahr Schwimmunterricht. Aber hallo! Wieso funktioniert das nicht nicht mehr? Da stinkt doch etwas zum Himmel! Was Kinder heute lernen, ist das Wischen. Aber vom Wischen über ein Smartphone lernt ein Kind nichts. Als ich einmal im Fußballstadion saß, um ein Spiel anzusehen - jawohl, ich wollte wirklich das Spiel sehen! - saßen in einer Reihe unter mir acht Kinder, jedes mit einem Smartphone "bewaffnet". Keines der Kinder beobachtete das Spiel, jedes klotzte nur unbewegt auf sein Smartphone und kam allenfalls in Bewegung, um zwei oder drei Sitze weiter einem Gesinnungsgenossen zu zeigen, was es gerade auf dem Smartphone - Internet oder Nachrichten-app - ausfindig gemacht hatte. Dafür zahlen Eltern Telefongebühren, Fan-Trikots und Eintrittsgelder. Eigentlich müsste man ihnen dafür noch ein saftiges Bußgeld für Wohlstandsverwahrlosung obendrauf geben. Ich will hier weder hetzen noch den Teufel an die Wand malen. Ich rede von den Alarmglocken, die mittlerweile bei Jugendbetreuern, Lehrkräften und Kinderpsychologen bis zum Anschlag läuten. Aber wir sind ja genug damit beschäftigt, Louisas und Gretas den Hintern zu putzen, die fettes Geld mit dem Zeitgeist machen, statt dass wir uns um den Nachwuchs kümmern. Da laufen Mütter hinter ihrem Kinderwagen her, aber statt ihre Kinder anzuschauen, quatschen sie in ihr Smartphone. Bla, bla bla. Schnatter, schnatter, schnatter ... Möglichst laut, damit es auch im letzten U-Bahn-Wagen gehört wird, dass man Fußpilz hat und Muttern mal wieder keine Putze findet. Einfach mal die Klappe halten! |
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21.02.2023, 21:10 | #4 |
Dabei seit: 09/2022
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Alter: 46
Beiträge: 114
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Ist mir irgendwie entgangen. Da stinkt etwas ganz gewaltig zum Himmel. Bei mir war es ganz ähnlich mit dem Schwimmen und dem Fahrradfahren. Ich habe neulich ein paar Kinder gesehen, die mit Stöcken durch ein Feld gelaufen sind. Ich dachte schon fast, dass es so was gar nicht mehr gibt. Das hat mich richtig gefreut. |
21.02.2023, 21:19 | #5 |
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Was war bei dir ähnlich? Dass es dir deine Eltern beigebracht hatten oder dass es in deiner Schule auf dem Lehrplan stand?
Wir hatten z.B. in der Schule auch Verkehrsunterricht. Dafür hatte die Stadt Offenbach in einem Park eine Verkehrslandschaft eingerichtet, auf der wir mit Fahrzeugen - Fahrrädern und Autos - die Straßen abfahren konnten und auf die Verkehrszeichen achten mussten. Das war Unterricht zu unserer Sicherheit. Ich hatte später auch kein Problem, die Fahrprüfung zu bestehen. Heute fallen, nach dem, was ich gelesen habe, 50 Prozent der Fahrschüler durch. Mein Vater bestand die Prüfung nach vier Wochen, und es kostete ihn einen Klacks. Heute? Keine Ahnung. Mal ehrlich: Ein Auto zu fahren lernt man in wenigen Stunden. Sich an die Regeln zu halten, lernt man, indem man sich an die Regeln hält. Die Fahrschulprüfung ist so überflüssig wie ... na ja, da gibt es ein paar Beispiele, die bis in den Vatikan reichen. Wer rasen will, der rast. Aber die meisten Autorfahrer fahren maximal 120 bis 130 k/mh und wollen selbst sicher an ihr Ziel kommen. Die Autobahn ist nicht gespickt mit Selbstmördern und Durchgeknallten. |
21.02.2023, 21:38 | #6 | |
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Zitat:
In erster Linie hatten es mir meine Eltern beigebracht. Aber es stand auch auf dem Lehrplan der Schule. An den Verkehrsunterricht kann ich mich auch noch erinnern und an die Führerscheinprüfung fürs Fahrrad. Da gab es so einen abgesperrten Bereich in der Nähe der Grundschule, mit richtigen Straßen, Ampeln und Verkehrsschildern zum Üben. |
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21.02.2023, 21:56 | #7 | |
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Zitat:
Für das Fahrrad gab es zu meiner Zeit keine Prüfung. In den 50er und 60er Jahren fuhr jeder Fahrrad, dessen Hintern fit genug war, einen Sattel auszuhalten. Das war völlig normal. Damals, in den Fünfzigern, gab es noch diese Spiralen am Sattel. Ich glaube, die funktionierten als Stoßdämpfer, aber sicher bin ich mir nicht. Jedenfalls hielt ich mich an ihnen fest, wenn ich auf dem Gepäckträger mitritt. Und ich kam immer sicher an. |
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22.02.2023, 07:49 | #8 | |
@Luigi B
Zitat:
Insgesamt denke ich, dass hier viel Zirkus um wenig veranstaltet wird. Er hat mir zwar auch schon Vorschläge für Geschichten gemacht, wenn ich danach gefragt habe, also Plots und Identitäten für Geschichten (bis jetzt habe ich aber nichts davon für eine Geschichte verwendet). Und er kann auch eine Geschichte schreiben, aber eher langweilig gestaltet, und es kommen immer wieder die gleichen Formulierengen darin vor. Also auch, wenn man sich von ihm helfen lässt, muss man noch selbst etwas tun. In einer Tageszeitung las ich vor kurzem, dass man damals bei der Erfindung des Taschenrechners dasselbe Problem hatte. Es wurde auch geglaubt, der Taschenrechner würde den Schülern die Arbeit abnehmen. Das war bekanntermaßen nicht der Fall. Amüsieren könnte ich mich über Leute, die den Chatbot fragen, wie es ihm geht etc. und dann glauben, es wäre eine Offenbarung, wenn er sagt, dass er kein Mensch ist oder keine Gefühle wie ein Mensch hat. Ich frage ihn gleich nach den Sachen, die ich wissen will und mache mir einer Maschine keinen Smalltalk. Übrigens findet man ja auch so alles, was man wissen will, im Internet, nur zugegebenermaßen nicht so schnell. Schöne Grüße DieSilbermöwe |
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22.02.2023, 23:35 | #9 |
Meistens funktioniert ChatGPT bei mir nicht. Aber wenn es funktioniert, dann kann man schon, wenn man gezielt frägt, wirklich sehr gute Antworten bekommen, für die man mit Google viel länger recherchieren muss.
Viele der oben genannten Nachteile und Gefahren sehe ich genau so. Aber es gibt auch Chancen Ich wende beruflich künstliche Intelligenz bzw. Machine Learning an, und habe in etwa verstanden, wie es funktioniert. Es ist eine ziemlich nützliche Methode, Muster zu erkennen, diese Muster zu "labeln" bzw. zu trainieren, und danach anzuwenden. Diese Chats sind nur eines von sehr vielen Anwendungsgebieten. Derzeit sind die Algorithmen dieser Chats noch nicht sehr ausgefeilt, aber das wird sich ändern. Früher dachte man, dass die Fließbandarbeiten als erstes vollständig durch Computer verdrängt werden, aber es gibt diese Routinearbeiten noch immer. Heute bin ich von überzeugt, dass bestimmte Dienstleistungsberufe durch Chatbots verdrängt werden, z.B. zunächst in Telefonzentralen, mittelfristig gefolgt von Beratung bei Reisebüros, Verwaltung, etc... Immer dann, wenn klar umrissene Dienstleistungen gefordert werden, sind die Chatbots ideal. Aber es wird längerfristig auch spezialisierte Bots in höher qualifizierten Bereichen geben, z.B.:
Das alles wird nicht über Nacht kommen, aber der Trend geht in diese Richtung, ob man das nun begrüßt oder nicht. Ich denke auch, dass Google zwar nicht verschwinden wird, aber in solchen ChatBots aufgehen wird. Es ist derzeit spannend zu sehen, wehr hier Marktführer werden wird. Ich selbst kann mir sehr gut vorstellen, dass mit diesen ChatBots auch das eigene Arbeiten kreativer werden wird. Und es gibt seit vielen Jahren hier ein Forschungsgebiet, dass sich mit der "technologischen Singularität" beschäftigt, die dann eintritt, wenn die Dinger mal viel intelligenter sind als der Homo Sapiens, und dann ihrerseits Maschinen entwickeln, die noch viel intelligenter sind. Da stecken noch sehr viele Risiken drin. |
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23.02.2023, 08:14 | #10 | |
Zitat:
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23.02.2023, 10:23 | #11 |
Silvermöve, du hast natürlich Recht, wenn ich mir einen "Arzt-Bot" vorstelle wie ChatGPT.
Aber lass mich mal mit folgende Frage umgekehrt an die Sache rangehen: aus welchen Elementen besteht ein Arztbesuch?
D.h. es gibt
Der springende Punkt ist nun der: wenn es einen Bot gibt, der gute Algorithmen hat und mit einer sehr großen Statistik von Patienten "gelabelt" ist, dann trifft dieser Bot sehr wahrscheinlich bessere Entscheidungen als der Arzt. Also wäre der Arzt "austauschbar", Pfleger und Labor würden aber weiterhin benötigt. Man kann diesen Bot auch noch mit einer Kamera, einem Mikrophon und einer Bildverarbeitung kombinieren, die dann die Stimmung des Patienten und ggf. auch durch die Analyse der Körpersprache und Klang der Stimme den psychischen Zustand oder den Wahrheitsgehalt der Patientenangaben abschätzen kann und die Entscheidungen des Bots einfließen lassen kann. Das Ganze klingt jetzt ein bisschen gruselig, aber technisch machbar ist es. Und es ist schon eigentlich ein Treppenwitz, dass man hier für die Routinearbeiten wie Anlegen der Blutdruckmanschette oder das Einstechen der Nadel in die Vene, und das Aufkleben des Etiketts auf die Probe, noch Menschen benötigt, aber nicht mehr für die "hochqualifizierte" Arbeit des Arztes. Das "Selbstbild" des Menschen von der Krone der Schöpfung bekäme hier Kratzer. |
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23.02.2023, 11:35 | #12 | |
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Zitat:
Keine Maschine der Welt wird jemals unsere Emotionen nachbilden, geschweige denn reibungslos identifzieren können, denn sie treten niemals in Reinform auf, sondern immer als mehr oder weniger intensives Gemisch mit einer ganzen Palette von Ursachen und Zielen, zum großen Teil unbewusst und deshalb nie völlig abwägbar und kontrollierbar. Keine Maschine wird endlos Synapsen bilden können, die neue, kreative Ideen entwickeln, sondern immer nur ein Puzzle aus dem herstellen können, womit sie gefüttert worden ist. Dieselbe Krankheit kann sich bei jedem betroffenen Menschen unterschiedlich auswirken, je nachdem, wie sein Immunsystem beschaffen ist und welche Heilkräfte seine Psyche entwickelt. Anders ausgedrückt: Kein Mensch entspricht einem Standard, sondern jeder ist ein Unikat, so dass er auf die Erfahrung eines Arztes angewiesen ist. Nur ein Mensch kann einen Menschen erfassen, verstehen und interpretieren, eine Maschine kann das nicht. Wenn es nur darum ginge, Diagnosen besser zu stellen oder beispielsweise Röntgenaufnahmen oder Ultraschall-Bilder sicherer zu lesen, wäre die Sache einfach, denn es bliebe das, was heute schon viele Maschinen leisten, nämlich nur eine Unterstützung. Genau genommen ist alles nur Mathematik mit immer komplexeren und schnelleren Berechnungen. Es kommen aber immer nur die gleichen Bestandteile in neuen Zusammensetzungen raus: Zahlen, Formeln und Algorithmen. Damit kann man aber kein Leben erschaffen. |
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23.02.2023, 16:47 | #13 | |
Hi Ilka-Maria,
ich würde mir sehr wünschen dass du Recht hast, und Stand Heute hast du auch Recht. Aber in deinem Posting stehen absolute Statements wie die sich auf die Zukunft beziehen. Wenn vor 200 Jahre jemand gesagt hätte "kein Mensch wird jemals zum Mond fliegen können", dann hätte ihm jeder vernünftige Mensch zugestimmt. Und wenn vor hundert Jahren jemand gesagt hätte: "meine Urenkelin wird Influencerin", dann hätten ihn alle verständnislos angesehen. Du sagst Zitat:
Der Unterschied zwischen Gehirn und Neuronalem Netz ist (nur), dass der Mensch viel mehr Nervenzellen und Synapsen als das neuronale Netz hat (derzeit noch Vorteil Mensch), von dem er aber nur einen Bruchteil nutzt, während das neuronale Netz den Vorteil hat, blitzschnell auf riesige Datenbestände zugreifen zu können. (Vorteil Maschine). Es gibt einen großen Forschungszweig, das Gehirn mit Mikroelektronik nachzubauen, Speicherzellen dreidimensional übereinander zu bauen, und die Synapsen durch sogenannte "Memristoren" zu ersetzen. Aber das wird m.E. gar nicht benötigt, wenn die vorhandenen konventionellen neuronalen Netze verbessert werden, dann wird bereits das schon genügen, um einige meiner Szenarien oben Wirklichkeit werden zu lassen. Und bei deiner Annahme, dass Maschinen keine kreativen Ideen entwickeln können, bin ich mir für die Zukunft auch nicht so sicher. Denn: woher kommt denn die Kreativität beim Gehirn? Die fällt doch nicht vom Himmel, sondern ist eine Vernetzung von bereits abgespeicherten Wissen in unserem neuronalen Netz namens Gehirn. Klar, jeder Mensch ist ein Unikat. Aber es gibt doch keinen Arzt, der in einen Menschen "hineinsehen" kann? Und viele Patienten sagen: "mein Arzt versteht mich". Wenn man den Arzt aber umgekehrt über diesen Patient befragen würde, dass würde der sagen: Patient XY hat die oder jene soziale Situation, diese Symptome, und diese Diagnose. Daher empfehle ich jene Therapie. Das "Gefühl", dass der Arzt den Patienten "versteht" ist ungeheuer wichtig für viele Patienten, ohne dass der Arzt den Patienten wirklich "versteht". |
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23.02.2023, 17:59 | #14 | |
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Zitat:
Influencerin? Merkwürdiges Beispiel. Eine Influencerin will vor allem gut aussehen, überzeugend reden und Krempel verkaufen, um Provision abzuschöpfen und/oder Produkte kostenlos einzuheimsen. Wenn sie Glück hat, wird sie von anderen Medien entdeckt und bekommt die Chance auf eine Karriere. Sie muss dafür aber Leidenschaft und Überzeugungskraft haben, immer gut gelaunt sein und abwechslungsreich vortragen, damit die Sache nicht langweilig wird oder ihr die Konkurrenz den Rang abläuft, und vor allem muss sie lügen, was das Zeug hält. Sie baut quasi auf etwas auf, das es schon lange gibt, auch ohne Internet, denn man kann es an allen Ecken einsetzen: Marketing- und Propagandatalent. Etwas anderes hatte Josef Goebbels auch nicht gemacht und sich dabei der Erkenntnisse eines erfolgreichen Werbe- und Propagandafuzzis bedient, nämlich des legendären Edward Barnays. Dieser Mensch hatte einer Zigarettenfirma ein Programm vorgelegt, um erstmals eine Zigarette für die Dame auf den Markt zu bringen, die zum Rauchen in der Öffentlichkeit animieren sollte, allerdings unter dem Vorwand, damit für die Emanzipation der Frau zu kämpfen. Das hatte hervorragend funktioniert und den Umsatz der Firma enorm gesteigert, ganz ohne Computersoftware. Wer will denn, dass eine Maschine mit einer "lernfähigen" Software derartige Emotionen entwickelt, die zu solchen perversen und hinterhältigen Ideen führt? Falsche Versprechungen haben wir doch schon, seit es Produktwerbung gibt. Über neuronale Systeme braucht mir niemand etwas zu erzählen. Ich habe in den 90er Jahren für einen Physiker und IT-Spezialisten gearbeitet - damals war ich selbständig -, der sich bereits damals damit befasst und darin die Zukunft gesehen hatte. Er war der Sohn einer Ärztin und sprach auch von Computersoftware speziell für Arztpraxen. Damals wusste kaum jemand, was "neuronale Systeme" sein sollten, obwohl hier und da mal ein Artikel darüber in einer Zeitung erschien, und mit dem Einzug von PCs in die Arztpraxen dauerte es auch noch eine ganze Weile. Ich hatte damals die Belegschaften von Firmen in der Anwendung von Computer-Software geschult (WordPerfect, Winword, Excel, Power Point und diverse Datenbankprogramme) und dabei die Erfahrung gemacht, dass es nicht nur auf Entwicklung und Fortschritt ankommt, sondern auch darauf, den Leuten ein Grundverständnis für diese Anwendungen zu geben. Und genau dort hapert es oft gewaltig. Alte Denkweisen und Gewohnheiten lassen sich nicht leicht durch Neues "rausbügeln". Das fängt damit an, dass in Word Texte geschrieben wurden wie früher auf der Schreibmaschine, was zu enormen Formatierungsfehlern führen konnte, vor denen die Leute dann ratlos saßen, weil sie keine Idee hatten, wie sie da wieder rauskommen könnten. Ich möchte gar nicht darüber berichten, was ich alles erlebt hatte mit Leuten, die mit Excel regelrechte Vergewaltigungsorgien durchführen und sich wunderten, dass sie keine genauen Ergebnisse und keine sauberen Grafiken bekamen. Was ich damit sagen will: Es ist eine Sache, tolle, fortschrittliche Instrumente zu schaffen; es ist aber eine andere Sache, wie die Menschheit, sprich: der Anwender, damit umgeht. Es wird mit den Chat Bots nicht anders kommen wie mit jeder anderen Software bisher, nämlich zu enormen Fehlerquellen und folglich Falschergebnissen, die unerkannt zum Problem werden können. |
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24.02.2023, 08:07 | #15 | |
Zitat:
wie kommst du denn darauf? Mit Phantasie hatte das gar nichts zu tun, auch wenn es im Film „Apollo 13" (mit Tom Hanks) so dargestellt wird. Poppy Northcutt und ihre Kollegen hatten alles, was schiefgehen könnte, vor der Mission berechnet und hatten daher - aufgrund ihrer Berechnungen - die Lösung. Wäre die Panne auf dem Rückweg passiert, hätte es für die Astronauten übrigens keine Rettung gegeben. https://www.dpma.de/dpma/veroeffentl...utt/index.html Zitat aus dem Link: „Northcutt und ihre Kollegen spielten beispielsweise vorab Szenarien durch, falls etwa bei der Umrundung des Mondes mehr Treibstoff verbraucht würde als vorgesehen. Diese Voraussicht rettete später den Astronauten von Apollo 13 das Leben. Als bei dieser Mission der Sauerstofftank auf dem Weg zum Mond explodierte, wurden sofort Northcutt und die anderen Ingenieure, die das Computerprogramm für die Heimreise von Apollo 13 entwickelt hatten, ins Kontrollzentrum gerufen, um die nötigen Berechnungen zur Rettung des Raumschiffs auszuführen. Apollo 13 konnte letztlich dank des Antriebssystems ihrer Mondlandefähre heil zur Erde zurückkehren (wäre das Unglück auf dem Rückweg passiert, hätte es keine Rettung gegeben). Northcutt und das „Mission Operations Team“ erhielten für die Rettungsaktion die Freiheitsmedaille des Präsidenten" Zitatende |
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24.02.2023, 08:42 | #16 |
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Ja, ja. Und sie hatten auch ihren Kurs geändert, der vorher ausgerechnet worden war. Ändert aber nichts daran, dass es menschliche Entscheidungen waren, die eine Katastrophe verhindert hatten. Darauf will ich hinaus.
Wir können nun mal Maschinen nicht mehr beibringen, als wir selber wissen. Und die Mär, dass Maschinen irgendwann einmal besser und logischer denken könnten als wir, halte ich für abwegig, denn da würde man Macht aus den Händen geben. Bislang war es immer so, dass die Mächtigen die Schwachen einspannten und unterdrückten. Wer will denn, dass einmal Maschinen so viel Macht bekommen, dass sie die Menschheit unterdrücken? Maschinen sind Instrumente, die uns die Arbeit erleichtern und uns von ihr freistellen. Keine von ihnen kann ein Gehirn ersetzen. Neuronale Netze können nur eins: sich vernetzten. Aber sie können nicht denken. |
24.02.2023, 08:55 | #17 | |
Zitat:
Ich könnte mich immer noch darüber amüsieren, dass uns auf der Sekretärinnen-Fachschule in den 80ern gesagt wurde, unser Beruf wäre (bis auf den der Chefsekretärin) vom Aussterben bedroht, weil es bald Spracherkennungsprogramme geben würde, die Texte schreiben könnten. Naja, die gibt es zwar, können uns aber nicht ersetzen. Weil sie eben nicht gut genug dafür sind. Mittlerweile ist das 40 Jahre her und wir Sekretärinnen, die nur schreiben, haben immer noch verdammt viel zu tun. |
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24.02.2023, 10:02 | #18 | |
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Zitat:
Sekretärinnen braucht schon längst kein Chef mehr. Ein Wasserträger fürs Grobe reicht völlig aus. |
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24.02.2023, 10:25 | #19 |
Hi Ilka,
Was den Inhalt der Beispiele anbelangt, hast du Recht, aber darum ging es mir nicht. Was ich mit den Beispielen ausdrücken wollte, war eine Abstraktionsebene höher: es gibt technologische Entwicklungen, die für die zu einem bestimmten Zeitpunkt für die damals lebenden Menschen unvorstellbar waren, geradezu "verrückt". Und aber dann eintreten. Und analog wird es in der Zukunft technologische Entwicklungen geben, die wir uns heute nicht vorstellen können. Natürlich sind diese Entwicklungen nicht vorhersehbar, sie hängen von Ideen von Menschen ab, die schrittweise realisierbar sind und dann auch realisiert werden. Und eine dieser "unvorstellbaren" Vorstellungen ist es, dass diese Ideen nicht mehr von Menschen kommen, sondern von Maschinen (Stichwort "technologische Singularität"). Die künstliche Intelligenz ist ein Kandidat dafür, der die Voraussetzungen erfüllt, so eine "unvorstellbare" Entwicklung zu inkubieren. Neuronale Netzwerke gibt es schon lange, aber sowohl die Software (KI Algorithmen, da gibt es inzwischen mächtige Bibliotheken, die jeder Student anwenden kann) als auch die Hardware (Sichtwort "Neuromorphing Computing mit Memristoren") wird zunehmend besser. Und das mit dem Wegfall von Dienstleistungsstellen: da brauchen wir nicht spekulieren, die nächsten Jahre werden es uns zeigen. Einfache Dienstleistungen wie Call Center Stellen oder Beratung im Reisebüro beginnen schon jetzt ersetzt zu werden. Zum Beispiel hier: https://www.virtualspirits.com/de/ch...-sind-sie.aspx Zum Thema Sekretärin/Sekretär: Relativ sicher sind "Mädchen für alles" Jobs, die auch mit haptischen Arbeiten wie dem berühmten Kaffeekochen verbunden sind. Und ich werde meiner Tochter mal nicht empfehlen, Anwältin oder Ärztin zu werden, in 15 Jahren kann auch diese Welt ganz anders aussehen. |
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24.02.2023, 14:24 | #20 | |
Zitat:
Da fällt es nicht ins Gewicht, wenn manche jungen Männer selbst auf ihr Notebook schreiben. Geändert von DieSilbermöwe (24.02.2023 um 18:22 Uhr) Grund: kleiner Tippfehler |
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24.02.2023, 14:29 | #21 | |
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Zitat:
Mein Gemeindepfarrer: "Ich glaube nicht, dass der Mensch jemals den Mond betreten wird, denn das wird Gott nicht zulassen." Mein Klassenlehrer: "Ich würde niemals Uhrmacher werden, denn in ein paar Jahren wird niemand mehr eine Uhr tragen. Man braucht sie nicht, denn es hängen genügend in der Öffentlichkeit." Die Medien: "Kaufen Sie für zwei Wochen ein für den den Fall eines Atomschlags, damit sie zu Hause bleiben und sich vor Verstrahlung schützen können." Naive Vorstellungen und die Wirklichkeit sind zwei Paar Schuhe. Empfehle deiner Tochter, IT-Spezialistin zu werden. Dann kann sie sich, wenn sie lebensgefährlich erkrankt oder sich die Knochen bricht, von einem Algorithmus heilen lassen. Wenn die Sache schiefgeht, kann ein Pathologe versuchen, herauszufinden, woran es gelegen hat. Falls es dann noch Leute gibt, die Pathologe werden und der Medizin zu neuen Erkenntnissen verhelfen wollen. Vielleicht empfiehlt eine seelenlos Maschine aber auch einfach, den Leichnam ohne weitere Untersuchung zu verbuddeln, weil es genug Menschen auf der Welt gibt und es auf einen mehr oder weniger nicht ankommt. |
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04.03.2023, 13:24 | #22 |
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Wie ich heute der Presse entnommen habe, werden inzwischen die Self-Publishing-Verlage mit ChatBot-Texten geflutet, daran erkennbar, dass die "Autoren" den ChatBot als "Co-Autor" mitbenennen (vielleicht stimmt das gar nicht, sondern es ist anders herum). Diese Schwachköpfe glauben tatsächlich, damit könne man Reibach machen. Wer will denn diesen künstlichen, aber kunstlosen Unfug lesen?
Als Werkzeug mag so ein Programm brauchbar sein, z.B. für einen Pfarrer, der sich beim Entwurf seiner Sonntagspredigt unterstützen lassen will. Aber um aus einem Text ein literarisches Werk zu machen, bedarf es mehr als einer Sammlung von Textbausteinen, und über derartige Fähigkeiten verfügt so ein Programm nun mal nicht. |
05.03.2023, 09:37 | #23 |
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Warum ist dieses eine Programm so beliebt? Gibt doch schon lange solche Artificial Intelligence Programme, aber wahrscheinlich kam was im Fernsehen davon. Sieht man mal Fernsehen bleibt immernoch die wahre Religion.
Oder die Zeitung. Mit den Möglichkeiten des selbständigen Denken ist es schwer. Vor allem wenn man die Ai als Co Autor angibt, die haben doch gar kein Recht als Person und somit sind die Texte frei von Urheberrecht. Ja was ernsthaftes kriegt man damit nicht zu stande, maximal intressante inspiration oder lustige Texte, wenn man gegensätzliche Sachen zusammenbringt, wie Nietzsche, Tesla und Frauen. Aber Leute die den Verlagen solche Geschichten schicken, hätten vermutlich selbst auch keine besseren geschrieben. |
05.03.2023, 10:57 | #24 | |
Ich finde auch, dass man das Programm für kreative Geschichten nicht nutzen kann, da der Chatbot sich keine unvorhergesehenen Wendungen ausdenken kann, manche Sätze immer wieder kommen und alle seine Geschichten mit Friede, Freude, Eierkuchen enden.
Es sei denn, man gibt ihm alles bis ins kleinste Detail vor, aber dann kann man es auch gleich selbst schreiben. Wie ich schon mal schrieb, er ist keine Konkurrenz für uns Autoren. @Frankie Zitat:
Und es ist lustig, ich sehe gerne zu, wie die Buchstaben fliegen, wenn er antwortet. Er tippt wahrscheinlich mehr Anschläge in der Minute als ich. Außerdem praktisch: Man muss nicht lange nach Stichworten googeln, sondern ihn nur fragen, kannst du mir ein paar Stichpunkte zum Thema XY aufschreiben? Und flugs kommt die Antwort. LG DieSilbermöwe |
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05.03.2023, 17:05 | #25 |
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Ah jetzt hab ichs auch mal getestet, der ist ja kuhl. Nur das er so gender und keine Horrorgeschichten erzählen darf usw.
ist blöd. Aber man kann sich mit ihm gut Science Fiction ausdenken. Er hat mir grade gut geholfen einen Planeten zu erfinden. Und er sagt einem auch, was da für Wesen leben könnten, neben den Echsenmenschen. Also als Assi zum Geschichten schreiben ist er bestimmt gut. Jemand zum rumspinnen hilft ja manch einem. Ich hab es auch gefragt wie die Geschichten geschrieben werden, dass gibt 3 Versionen von Progamierungen die angewendet werden. Am interessantesten sind neuronale Netze mit Gewichtung an jedem Knotenpunkt. Aber wen es interessiert kann ja selber fragen. Spätestens in einem Jahr wird es bestimmt auch nicht mehr kostenlos sein. Also würde ich es noch ausnutzen. Dann können die Verlage auch wieder aufatmen. |
10.03.2023, 12:55 | #26 |
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Weitere Anmerkungen zum Thema
Ich freue mich, dass die von mir initiierte Diskussion zum Thema KI und Chat PGT mit interessanten oft gegensätzlichen Gedanken nun Fahrt aufgenommen hat, wo Ilka Maria anfangs doch meinte, „hatten wir schon alles“.
Was manche nicht verstanden haben, KI und insbesondere Chat GPT werden dieses Jahrzehnt, allerdings jenseits von Außenpolitik, Ungerechtigkeit, Armut und Krieg, beherrschen und in alle Bereiche von Industrie, Staat, Sozialem bis hin zur Privatsphäre nahezu auf jeden einwirken. Es wurde gar schon vergleichend ein Goldrauscheffekt vorausgesagt, was das Aufspringen auf diese Technologie betrifft, aber ein Abklingen wird es nur in dem Sinn geben, dass die vielen noch nicht zu ahnenden Überraschungen, positiv wie negativ, zur Selbstverständlichkeit werden. Man sollte von einer 4.Revolution der Jetztzeit sprechen. Was in den 80ern die Neuheit des Computers, in den 90ern das Aufkommen des Internets, in den 10er Jahren das Smartphone brachte, das ist und wird nun in den 20ern KI bzw. AI und vor allem Chat GPT sein. Wo KI unserem Gehirn gegenüber einfach unschlagbar sein kann, ist das immense, mögliche Speichervolumen, woraus sich die Möglichkeit perfekter Diagnosen, auch vorausschauender Analysen ergeben kann. Für die Akzeptanz und Bewertung ist vorerst, aber nur vorerst, immer noch unser Gehirn entscheidend. Da KI im exponentiellen Tempo immer weiter hinzulernt, kann ich mir vorstellen, dass irgendwann Fehler gleich Null sein werden und der Chatpot in Kreativität, menschlichem Empfinden, Ethik und Gerechtigkeit unseren menschlichen Fähigkeiten sehr nahekommen kann, wiewohl es nur Maschinen sind. Milliardenfache menschliche Regungen in allen möglichen Situationen werden da eingespeichert sein. Allein extrem spezielle, irrationale, individuelle Komponenten und eine Augenblicksmotivation und -situation von Menschen können nicht berücksichtigt werden. Dennoch glaube ich, wird Chat GPT in 20 Jahren kaum noch irren, von bewussten Fangfragen und Austricksen mal abgesehen. Und was die psychischen Dinge anbelangt, da kann auch kein menschliches Gehirn in andere Seelen hineinschauen, sind doch die meisten Menschen noch nicht einmal über sich selbst im Klaren. Nach meiner Erfahrung könnten auch Psychotherapeuten für sich selbst noch „Klarheitshilfe“ gebrauchen. Auch hier wird KI neue Maßstäbe setzen als Hilfe für Erkenntnisse über sich selbst. Gerechtigkeit betreffend, auch der beste Rechtsstaat ist mit seinen Richtern nicht immer gerecht. Übrigens Chat GPT ist durchaus fähig, bevor es eine falsche Antwort gibt, mit Begründung einzugestehen, dass ihm in diesem oder jenem Punkt eine Antwort nicht möglich ist. Zum Beispiel verweigert es richtigerweise auch Börsenempfehlungen, zunächst noch allein aus Aktualitätsgründen. Die Zeit wird kommen, wo die Speicherungen bis an die aktuelle Woche heranreichen. Die Börse und KI - es wäre furchtbar. Unentbehrlich wird KI für die Schnelligkeit von Abläufen und Chat GPT nicht nur für Antworten, Ergebnisse und Analysen an sich, sondern auch für die enorme Zeitersparnis sein. Das Potential von KI ist so unermesslich, dass es vor allem in seinen Folgen heute noch nicht absehbar ist. Insbesondere Chat GPT wird die Welt in einer kaum zu ahnenden Weise verändern. Auf einige Probleme von KI und Chatpots möchte ich noch hinweisen. Die Frage von Haftung stellt sich oder Kleinunternehmen könnten in Bedrängnis kommen, weil zunächst Fachkräfte und Investitionsgelder fehlen, andererseits werden Fachkräfte auf anderem Gebiet eingespart werden können. In Verwaltungen u.ä. wird es eine Reihe von Arbeitslosen geben. Ein zu wenig diskutiertes Problem ist der ungeheuerliche Stromverbrauch in den Servern heute schon und was dann erst in 10 oder 20 Jahren. Idiotisch, unsagbar schlimm der Stromverbrauch auch beim Schürfen von Bitoins u Co. Da kommen wir auch gleich wieder zur Klimakrise, Elektroautos schön und gut, aber wenn es in 20 Jahren nur noch diese geben wird, woher soll denn der Strom kommen, wenn fossile Energie out ist. Die grüne Energie wird nie mit dem wachsenden Strombedarf Schritt halten können. Die schlechte Energiebilanz und -Effizienz von Elektroautos und die Umweltschäden durch die Batterieherstellung und deren Entsorgung wird ohnehin verschwiegen. Eine kaum angesprochene Frage ist das Security-Problem, es bedarf noch nicht einmal Berufshackern, die Speicher können durch scherzhafte oder gezielte Falscheingaben von Usern (in Dialog-Antworten und bösartigen „Richtigstellungen“) dem aufnehmenden und dazulernenden Chatpot ein Schnippchen schlagen und ihn unbrauchbar machen. Trotz allem denke ich, die Probleme werden gemeistert werden und die veränderte Welt wird uns vor viele Überraschungen und Herausforderungen stellen. Luigi B |
17.04.2023, 18:58 | #27 |
Dabei seit: 08/2021
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Beiträge: 126
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Nachgehakt
Seitdem ich die Diskussion zu Chat GPT eröffnet habe, gibt es kaum einen Tag, an dem nicht über dieses System heftigst geschrieben oder diskutiert wird, sei es in Zeitungen, in Magazinen, im Fernsehen oder im Rundfunk. Umso mehr bin ich verwundert, dass der Disput hier völlig erlahmt ist.
Ich wiederhole mich, Chat GPT als Text und Bildroboter ist nach dem Klimawandel jenes Instrument, das die Welt in diesem Jahrzehnt verändern wird wie nichts Anderes. Noch ist man erst dabei, die unglaublichen Anwendungsmöglichkeiten zu eruieren und schon spricht der Investor!! bei der kreierenden Firma Open AI Elon Musk etwas überzogen, das Ganze sei gefährlicher als Atombomben. Wahrhaftig, ohne die richtigen, staatlichen Regulierungen, die dringend notwendig sind, wird es ein heilloses Durcheinander von Wahrheit und Fälschungen geben. Kann dieses sich selbst immer intelligenter machende System uns Menschen meistern? Fragen über Fragen tun sich auf, die nicht nur Verwaltungen und Politiker aller Staaten betreffen können, sondern auch jeden Einzelnen, nicht zuletzt auch alle Schreibenden. Da tauchen zu ethischen und juristischen, Fragen der Transparenz, der Haftung, der Quellenangaben, des Vertrauensschutzes und der Authentizität hinzu noch viele Risiken und Gefahren auf. Das Ende des Ganzen mit Abwägung von Nutzen und Risiken steht noch unabschätzbar im Raum. Was bisher nur ausgebildete Fachleute online vermochten, kann nun auch der Dümmste für böse Zwecke praktizieren. Die polnische Regierung bemüht sich bereits um erste Regulierungen per Gesetz, in Italien ist Chat GPT vorerst mal verboten. Es gilt auch für uns genau hinzuschauen und schnellstens zu handeln. Luigi B |
17.04.2023, 20:02 | #28 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Was willst du mit deinem Aufruf, das Thema weiterzuführen, erreichen? Den Usern Angst machen? Den Leuten, die vorgefasste Meinungen haben, ihr Weltbild unterpolstern? Die Leichtgläubigen sehend machen? Da hättest du viel früher damit anfangen können, als es Chat GPT noch nicht gab. Denn es standen schon immer Instrumente zur Verfügung, Menschen zu manipulieren und ihnen ein X für ein U vorzumachen, und zwar wesentlich raffinierter. Wie blöd muss man sein, ein Bild ernst zu nehmen, das einen Papst im wattierten Wintermantel als Michelin-Männchen abbildet? Oder Merkel, die nichts mehr zu melden hat, beim Tête-à-tête mit Putin? Mit gefälschen Bildern und Filmen arbeiteten Profis im Auftrag des Nazi-Regimes für die Wochenschauen während des 2. WK und hielten damit die Bevölkerung ruhig, bis ihr die Bomben der Wahrheit auf den Kopf fielen. Göbbels hatte sich die Theorien Barnays angeeignet und sie perfektioniert, um erfolgreich Propaganda zu machen. Inzwischen erledigt das die Werbung mit hochprofessionellen Methoden in Schrift und Bild. Und ein Putin brauchte kein Chat GPT, um sich die Gefolgschaft der russischen Bevölkerung zu sichern, dazu genügte ihm nämlich, den Leuten einzureden, sie seien das Volk mit der einzig wahren Kultur auf Gottes Erdboden. Ideologien haben immer funktioniert, und um sie zu unterfüttern, ist es völlig wurst, mit welchen Mitteln es geschieht. Man braucht nur in zwei Felder zu stoßen, und die heißen: Vorurteile und Angst. Dabei ist es einfach, sich zu schützen: Ich muss nicht alles glauben. Ich muss keine Werbung anschauen. Ich muss mir keine Bilder ansehen oder Texte lesen aus Quellen, die ich nicht kenne. Wenn doch, kann ich auf die Wortwahl achten, denn sie ist verräterisch. Wenn ein Autor immer auf ein und demselben Thema herumreitet, betreibt er Meinungsmache - weg damit! Ich muss niemandem, der unangemeldet bei mir klingelt, die Tür aufmachen. Ich muss nicht jede E-Mail öffnen, deren Absender ich nicht kenne. Ich muss nicht jedes Werbeschreiben öffnen, das meine Gier anzustacheln versucht, ein Schnäppchen zu machen. Ich nehme keinen Anruf auf meinem Mobilphone an, wenn ich die Nummer des Anrufers nicht kenne. Aus diesen Ecken droht mir also keine Gefahr. Aber darauf, ob mich ein Verrückter die Treppe runterstößt oder mir ein Messer von hinten in den Körper rammt, habe ich keinen Einfluss. Das ist Schicksal. Und wenn ich wählen müsste zwischen dem Angriff durch eine Atombombe und einer Weismacherei durch Chat GPT, würde ich mich für letzteres entscheiden. Nach einem Atombombenangriff wäre ich nämlich bestenfalls ein Kohlenstoffklumpen; nach einem Chat-GTP-Angriff kann ich immer noch in ein Brötchen beißen. Besten Gruß Ilka |
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18.04.2023, 06:37 | #29 | |
Zitat:
Meine Güte, als ich anfing, mit ihm zu kommunizieren, wusste er nicht, dass die Stadt, in der ich arbeite, an der Mosel liegt und verortete sie an den Rhein. Dasselbe stellte auch unsere Tageszeitung fest und schrieb dies in einem Artikel, ohne aber deswegen ein Fass aufzumachen. Was ist daran denn so weltbewegend? Man weiß doch, dass er sich irren kann und wenn du andere Quellen nutzen willst, musst du auch das Internet durchforsten. Wieso ist er denn „gefährlicher" als diese? Wenn ich etwas ganz genau wissen will, greife ich sowieso auf wissenschaftliche Bücher bzw. Zeitschriften zurück. Ein Sturm im Wasserglas. Mittlerweile weiß er übrigens, dass „meine" Stadt nicht am Rhein liegt. Geändert von DieSilbermöwe (18.04.2023 um 16:29 Uhr) |
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19.04.2023, 07:59 | #30 |
Natürlich entspricht es nicht der Nettikette, dass der Threadersteller das Thema wieder hochpoppt, aber es scheint ihm wirklich auf den Nägeln zu brennen, während der Rest der Truppe hier entspannter ist.
Wenn ich mich zwischen den Ansichten von Ilka-Maria/Silbermöve und Luigi B. entscheiden müsste, dann würde ich aber tatsächlich eher zu Luigi B tendieren. Wenn ich mir ansehe, mit welcher Power das Thema vorangetrieben wird, sowohl auf Seiten der Hardware (Neuromorphic Computing), als auch auf Seiten der Software, dann wird diese Technologie definitiv mehr bewirken als der Taschenrechner. Wir dürfen das Ganze nicht aus der Perspektive unseres Poeten-Schrebergartens betrachten. Wenn die Dinger mal intelligenter sein sollten als Menschen (und behauptet nicht, dass dies unmöglich sein wird, ihr könntet euch nämlich täuschen), dann haben wir eine technologische Singularität, und es ist nicht prognostizierbar, wohin die Reise geht. Das Thema beschäftigt die Wissenschaft bereits sein langer Zeit. Zum Statement von Elon Musk: Wenn mich eine Frau fragen sollte, welchen Mann sie heiraten soll, dann würde ich antworten: ist fast egal, aber auf keinen Fall Elon Musk! Aber der Knabe hat zweifellos Talente zu erkennen, was möglich werden kann. Und er ist nicht durch Geld motiviert, sondern durch den Antrieb, seine Ideen zu realisieren. Und das Potential von KI hat er definitiv erkannt. Und auch seine Gefahren. Es sollte uns schon zu denken geben, dass jemand, der mit Begeisterung alles realisieren will, was in seinem Ideengehirn aufpoppt, nun ausgerechnet vor etwas warnt, von dessen Potential er überzeugt ist und wo er sich selbst gut auskennt. |
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19.04.2023, 08:21 | #31 | ||
Forumsleitung
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Zitat:
woran machst du das fest? Es gibt keine Regel, die es verbietet, auf älterre Themen zurückzugreifen, und es wird dadurch auch niemand beleidigt oder sonstwie persönlich angegriffen. Zitat:
Natürlich führt die Digitalisierung zu einer Umwälzung. Richard David Precht vergleicht sie mit den bisherigen industriellen Revolutionen. Auch da gab es für die Menschheit gewaltige Veränderungen, und wie man beispielsweise von den schlesischen Webern des 19. Jahrhunderts wissen, deren Schicksal G. Hauptmann literarisch umgesetzt hat, kam es zu Aufständen und zur Vernichtung traditioneller Berufe. Die Menschheit in den Industrieländern hat diese Krisen überwunden und es zu immer mehr Wohlstand gebracht. Es ist notwendig, Entwicklungen kritisch zu sehen und ihre Fallen zu erkennen, es ist aber völlig unnötig, deswegen den Teufel an die Wand zu malen und die Menschheit wuschig zu machen. Aber Angst zu erzeugen war leider schon immer eine Spezialität der Deutschen. LG Ilka |
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19.04.2023, 15:12 | #32 |
... ich halte Chat GPT für einen guten Versuch, seine Software und die Algorithmen zu prüfen. Das Problem, welches ich entstehen sehe, ist, dass viele scheinbar nicht mehr wissen, wie sie überprüfen können, ob der gelieferte Text auch der Wahrheit entspricht. Vor Jahrzehnten habe ich mich noch an Lexika gehalten, um dem nachzugehen. Heutzutage muss ich mir im Netz etwas suchen und kann nicht sicher sein, ob ich das Richtige/ den aktuellen Stand oder doch nur Fake gefunden habe. Ein Hoch auf den, der die Weisheit besitzt.
Vor einer KI habe ich bisher keine Angst, eventuell vor ihrem Programmierer. Seine Algorithmen entscheiden, wie die KI agiert. Solange Leute mit Dollarzeichen in den Augen darüber entscheiden, wie zu programmieren ist, sollte Vorsicht nützlich sein. |
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19.04.2023, 16:57 | #33 |
Forumsleitung
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Informationen wurden schon immer zu Manipulationszwecken gefälscht, egal ob als Text, Foto oder Film. Da kannst du mal nachlesen, wie Bismarck Teile der Emser Depesche dafür nutzte, Frankreich zu provozieren, damit es den Krieg erklärte, den die Franzosen 1971 verloren. Oder informiere dich über die Experten, die sich mit dem Wochenschau-Filmmaterial der Nazis beschäftigen, das der Bevölkerung angeblich die Kampfhandlungen von der Front zeigte, in Wahrheit aber gestellt war. Und wie war das mit den "Hitler-Tagebüchern"? Weiteres Beispiel: die Sportpalast-Rede, bei der ein einiges Volk zur Frage, ob es den totalen Krieg wolle, "Ja!" schrie. In Wahrheit befand sich in dem Saal eine handverlesene Anzahl eingefleischter Nazis, den Rest erledigte ein geschickter Kameramann - die Sache war von vorn bis hinten inszeniert gewesen. Den Deutschen steckte der 1. WK noch in den Knochen, die wenigsten waren von der Idee eines weiteren Krieges begeistert.
Die Menschen waren früher viel leichtgläubiger als heute, das erkannte man schon daran, dass ein Roman wie "So weit die Füße tragen" von Josef Martin Bauer bei seinem Erscheinen zunächst von den Lesern als authentischer Bericht des Autors gewertet wurde. Ebenso der Roman "Tausend kleine Scherben" von James Frey, der seine Leser glauben machte, seine Entzugsgeschichte als Alkoholiker entspräche wahrem Erleben. So einfach ist das mittlerweile nicht mehr. Die Menschen sind skeptischer geworden. Außerdem gibt es so viele Möglichkeiten, zu recherchieren, wie noch nie zuvor. Wer allerdings eine vorgefasste Meinung hat, wird nur nach dem suchen, was sein Weltbild bestätigt. Aber auch das war schon immer so. |
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