Die alte Eiche
Eine alte Eiche trotzte schon seit vielen Jahren Sturm und Regen, Hagel und Schnee. Sie sah sich traurig um.
Ganz allein stand sie hier oben auf der Kuppe. Ihr Astwerk war durch die Stürme der Zeit bereits stark gelichtet. Früher nisteten oft Vögel darin, doch schon seit einigen Jahren baute kein Vogel mehr sein Nest in ihren Zweigen.
Sehnsüchtig blickte sie hinüber zum Wald, die Bäume dort konnten miteinander reden, oder wenigsten die Nähe ihrer Brüder spüren und sie konnten die Tiere zwischen ihren Stämmen spielen sehen. Sie selbst, dort auf der Kuppe, hatte niemanden zum reden und nichts woran sie ihr Auge erfreuen konnte. Von ihren Kindern, die um sie herum gewachsen waren, hatte keines den letzten Winter überlebt. „Warum trotze ich den Stürmen“, dachte sie sich „was hat das noch für einen Sinn?“
Traurig senkte sie ihren Blick. Da sah sie in ihrem Windschatten eine kleine Blume stehen, die durch ihren Stamm vom Wind geschützt herrliche Blüten trug. Da erhellte sich die Miene der Eiche und sie sagte:
„Ich trotze dem Sturm nur für dich, kleine Schwester und du, du blühst nur für mich.“
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