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15.02.2023, 13:15 | #1 |
Daniels Gedanken
Ruhig lag der See in der Abendsonne. Daniel fuhr mit seinem Pick-up soweit wie möglich an den Rand des Sees heran, schaltete den Motor aus und stieg aus. Niemand war zu sehen; in der winterlichen Kälte Anfang Februar verirrten sich selten Touristen an den See. Es sei denn, er wäre zugefroren. Es gab immer Abenteuerlustige, die darauf Schlittschuh liefen, egal wie viel Schilder auch davor warnten.
Zum Glück war der See nicht von Eis bedeckt. In dem Fall hätte er seinen Plan vergessen können. Daniel betrachtete die Ladefläche des Pick-ups. Er hatte das, was auf dem Boden lag, mit Decken ausgestopft und diese mit mehreren Gurten festgezurrt. Auf dem Weg hierher hatte er davor gezittert, in eine Polizeikontrolle zu geraten. „Dürfen wir uns mal Ihre Ladung ansehen?" Bei der Vorstellung hatte sein Herz schneller angefangen zu schlagen, und der kalte Schweiß war ihm ausgebrochen. Jetzt hatte sich seine Aufregung gelegt und war einer kühl kalkulierenden Stimmung gewichen. Daniel ging ein paar Schritte. Womöglich die letzten in Freiheit, schoß ihm durch den Kopf. Wenn sie ihn erwischten, wäre es vorbei mit der Freiheit. Aber noch war es nicht soweit. Seit gestern Abend konnte niemand etwas bemerkt haben. Tief und mit Genuss sog er die klare frische Luft ein. Im Gefängnis würde er wohl einen täglichen Hofgang spendiert bekommen. Immerhin frische Luft. Aber sicher nicht an einem See. Er starrte auf die Wasseroberfläche. Auf einem der vielen Schilder war die Wassertiefe vermerkt. In der Mitte war der See 30 Meter tief. Aber wie sollte er mit seiner Ladung in die Mitte kommen? War wohl doch keine so gute Idee gewesen mit dem See. Überhaupt, ein reißender Fluss würde alles mit sich reißen, das sagte schon der Name. Ein stehendes Wasser wie dieser See nicht. Elaine hatte ihn am gestrigen Abend ausgelacht. „Was für eine Idee!", hatte sie gesagt. „Hat man sowas je gehört? Aber gut, probier es ruhig aus!" Er war gekränkt gewesen. Er würde es ausprobieren. Das hatte sie davon. Und jetzt? Er konnte das, was auf der Ladefläche des Pick-ups lag, nicht hier im See entsorgen. Bestenfalls wäre es Umweltverschmutzung. Er drehte sich um, stieg wieder ins Auto und fuhr auf dem schnellsten Weg nach Hause. Elaine saß vor dem PC, als er nach Hause kam. Sie lächelte ihn an, stand auf und gab ihm einen Kuss. Der Streit von gestern war vergessen. „Hast du alles gelesen?", fragte er. Elaine nickte. „Klasse Story. Und wie war dein Test?" „Du hattest recht", musste er zugeben. „Wusste ich doch." Ihre Augen blitzten ihn auf schelmische Art an. „Kein Täter würde auf so eine blöde Idee kommen. Eine Leiche in einem See zu versenken!" „Zumindest keiner, der nicht will, dass sie entdeckt wird", stimmte er zu. „Du hast übrigens doch nicht wirklich ..." „Nein, ich habe unseren Kasimir nicht wirklich entsorgt." Kasimir war eine lebensgroße Figurr aus Kunststoff, mit einem schrecklich bemalten Gesicht, das an einen Clown erinnerte. Die Figur hatte Elaine vor einigen Jahren auf dem Flohmarkt entdeckt und begeistert nach Hause geschleppt, sehr zu Daniels Entsetzen. „Freut mich." „Aber abgesehen von der technischen Seite ..." „Ja?" „Ich weiß jetzt, wie mein Protagonist sich fühlen muss nach der Tat." Elaine umarmte ihn. „Gut gemacht." Geändert von DieSilbermöwe (15.02.2023 um 19:31 Uhr) |
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17.02.2023, 10:57 | #2 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.682
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... Gefängnis erscheint mir stark übertrieben. Irgendwie fehlt mir der Spannungsbogen. Ich weiß selbst nicht richtig, wie ich es schriftlich ausdrücken soll. Die Geschichte klingt nicht glaubhaft, so konstruiert, ich lese unbefriedigt zu Ende.
wsT dT |
17.02.2023, 18:37 | #3 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.496
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In Wirklichkeit ist das alles Einbildung und Elaine liegt jetzt in dem See und er bildet sich nur ein, dass sie zu Hause auf ihn wartet.
Fehlt die Blende auf Elaine am Grunde des See. Er hat sie ausversehen mit Kasimir die Treppe runter gestoßen. Und ihn als Beifahrer bei sich gehabt. |
17.02.2023, 19:06 | #4 | ||
Zitat:
Ich denke, du hast die Geschichte nicht wirklich verstanden. Wofür sollte er Gefängnis bekommen? Schöne Grüße DieSilbermöwe @Framkie Zitat:
Wäre auch eine klasse Geschichte. Hätte ich auch so schreiben können - schade, dass mir das nicht eingefallen ist. LG DieSilbermöwe |
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17.02.2023, 20:14 | #5 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.496
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Naja irgendwelche Fantasien hat man ja öfter beim Lesen. Das macht ja noch keine Geschichte. Meine meine Ausführung.
Ich glaube worauf Dunkel hinaus wollte, dass er die ziemlich um die Ecke gedachten Gedanken die den Protagonist ereilen, nur mit dem Hinweis zu verstehen sind, dass man es nicht verstanden hat. Und das es irgendwie aufgeklärt wird eh man da mitgehen kann, in die Aufregung seiner Fantasie, dass sie den für eine Leiche halten. Kannst ja mal eine Version machen, in der die Bullen ihn anhalten. Und das in die Länge ziehen. Dann hat dunkler Traum ein bisschen Action und freut sich. |
17.02.2023, 20:50 | #6 |
Forumsleitung
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Die Story funzt nicht, Silbermöwe. Der Leser fühlt sich gefoppt, wenn er gelesen hat, dass Daniel bei dem Gedanken an einen Polizeistopp der Schweiß ausbricht, sich dann aber herausstellt, dass auf der Ladefläche seines Transporters nur eine Plastikfigur zu finden gewesen wäre. Als Protagonist hätte ich an so einem Gedanken Vergnügen gehabt.
Außerdem ist es nicht glaubwürdig, dass jemand eine derartig unsinnige Fahrt unternimmt, die ihn Arbeitsaufwand, Zeit und Benzin kostet. Was hätte Daniel damit bewiesen, wenn er die Puppe im See versenkt hätte? Es hätte sich um die illegale Entsorgung einer Fracht gehandelt - mehr nicht. Dafür gibt es eine saftige Geldstrafe, aber keine Verbringung ins Gefängnis. Einen Moment lang dachte ich, es gehe tatsächlich um die Beseitigung eines Körpers, nämlich um einen toten Hund oder eine tote Katze. Bis dahin war die Story auf einem guten Weg - zumindest von der Idee her. Aber dann flacht sie ab, und die Auflösung enttäuscht. Auch hätten die Dialoge pfiffiger sein können. Nimm die Story einfach als Blaupause. Aus der Grundidee lässt sich etwas machen. Zum Beispiel: Was, wenn Daniel mit seinen Fantasien Elaine signalisieren will, dass er von ihrer Affäre mit - sagen wir: Frederick - Wind bekommen hat? Wenn er ihr signalisieren will, wozu er im Ernstfall fähig wäre. Und dafür kommt ihm "Kasimir", die Jahrmarktspuppe, gerade recht. Er kann sie nicht leiden. Und deshalb versenkt er sie. Probegang. Und für Elaine ein Ausrufezeichen. LG Ilka |
18.02.2023, 11:04 | #7 | ||||
Es ist schon interessant, in einem anderen Forum, wo ich die Geschichte zeitgleich eingestellt hatte, wussten die Leser direkt, um was es geht. Dort hat es auch einwandfrei „gefunzt".
Ist auch Kurzprosa, hätte ich drüber schreiben sollen. Ist eine Momentaufnahme, eine Skizze, keine Kurzgeschichte. Aber hier gibt es ja keine Extra-Rubrik dafür. Hallo Ilka, Zitat:
Vielleicht kommt ja hier noch jemand drauf. Einfach das Ende aufmerksam lesen. Zitat:
@Frankie Zitat:
Zitat:
LG DieSilbermöwe |
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18.02.2023, 11:28 | #8 |
Forumsleitung
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Schon klar, dass es um einen Schriftsteller geht, der etwas schreibt, das nach einem Krimi aussehen soll. Das macht Daniels Aktion aber nur noch unglaubwürdiger. Warum sollte er Zeit verschwenden, etwas auszuprobieren, was er in seiner Fantasie viel besser herstellen könnte?
Wie Stephen King sagte: Was ich nicht weiß oder nicht recherchieren kann, erfinde ich einfach. |
18.02.2023, 11:34 | #9 | ||
Zitat:
Zitat:
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18.02.2023, 11:41 | #10 |
Forumsleitung
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Natürlich nicht. Wenn jemand eine "Leiche" zu transportieren hätte, um sie zu entsorgen, wäre die Tat längst begangen worden. Sorry, aber ich vermag nicht zu erkennen, wo die Ratio von Daniels Verhalten sein soll.
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18.02.2023, 11:49 | #11 | ||
Zitat:
Steht sogar wörtlich im Text: Zitat:
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18.02.2023, 12:05 | #12 |
Forumsleitung
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Silbermöwe, das ist ja gerade mein "Problem": Ein Autor mit Fantasie hat es nicht nötig, etwas auszuprobieren oder nachzustellen, denn es existiert bereits in seinem Kopf. Wenn er im Flow ist, will er nur noch eins: schreiben. Keine zehn Pferde brächten ihn davon ab. So kenne ich das von Leuten, die schreiben, und so kenne ich es auch von mir, nämlich notfalls die ganze Nach hindurch zu schreiben und erst am Morgen ins Bett zu gehen.
Aber okay, wenn du oder einige User das anders sehen ... Ich kann natürlich nicht nur von mir ausgehen. |
19.02.2023, 11:22 | #13 | ||
Zitat:
Zitat:
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19.02.2023, 17:11 | #14 | |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.496
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Zitat:
Ich finde auch das es funktioniert, ist nur bisschen zu schnell aufgelöst. Aber ich mag ja Geschichten bei denen man nicht durchsieht. Mir fehlen höchstens paar malerische Elemente. Die Puppe zum Beispiel polternd von der Ladenfläche ziehen. So die Szene vor Augen zu haben. Da wird dem Leser viel Fantasie abverlangt. Während der See so genau beschrieben ist. So ähnlich müsste die Situation zu Hause auch beschrieben sein. Da ist so ein Bruch, der ist bestimmt das eigentliche Problem beim Lesen. |
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19.02.2023, 18:15 | #15 |
Forumsleitung
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Es gibt auch viele Ungenauigkeiten. So schreibt Silbermöwe, die Story des Autors sei bereits fertiggeschrieben. Aber das geht aus dem Text nicht zwangsläufig hervor. Die frage, ob Elaine "alles" gelesen habe, könnte sich genausogut auf ein abgeschlossenes Kapitel oder einen Teil 1 oder einfach nur eine Fortsetzung des Manuskripts bezogen haben. "Alles" ist zu schwammig, und Elaines Aussage, sie finde die Story toll, lässt auch nicht unbedingt darauf schließen, dass das Buch fertig ist. Sie könnte es auch nach den ersten fünfzig oder hundert Seiten "toll", nämlich fesseln finden.
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19.02.2023, 19:22 | #16 |
Dabei seit: 02/2021
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Beiträge: 1.682
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"@dunkler Traum
Ich denke, du hast die Geschichte nicht wirklich verstanden. Wofür sollte er Gefängnis bekommen?" Genau das habe ich mich gefragt, als er selbst darüber sinniert und sich dann heraus stellt, dass er mit einer Puppe dort war. Ich find es toll, wenn andere die Story gut finden oder sie sogar verstehen. Er weiß jetzt, wie sein Protagonist sich fühlen muss - ja, weil er die Leiche nicht los wird, aber so steht es nicht in der Story. Nein, ich habe die Geschichte nicht verstanden, weil ich all das nicht nachvollziehen kann. wsT dT |
20.02.2023, 10:55 | #17 | |||
Zitat:
ich nehme den ersten Satz mal als Erlaubnis. Das, was ich im Zitat fett markiert habe, ist eine gute Anregung. Danke! Hallo Ilka, Zitat:
Folgendes schrieb mir übrigens ChatGPT zum Unterschied zwischen Kurzgeschichte und Kurzprosa auf: Zitat: „Insgesamt lässt sich sagen, dass der Hauptunterschied zwischen Kurzprosa und Kurzgeschichten darin besteht, dass Kurzgeschichten eine spezielle Form von Kurzprosa sind, die eine vollständige Handlung und spezifische Struktur aufweist, während Kurzprosa eine breitere Kategorie von kurzen, prägnanten literarischen Texten ist,[ die eine Vielzahl von Formen und Genres umfassen kann." Zitatende Wenn es hier eine spezielle Rubrik für Kurzprosa gäbe, würden manche Fragen gar nicht auftauchen. LG DieSilbermöwe @Winterkirsche Zitat:
Aber das kann nicht das Problem des Autors sein. Schöne Grüße DieSilbermöwe |
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20.02.2023, 11:34 | #18 |
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Ich weiß, was Kurzprosa ist, Silbermöwe. Sie kann allerdings, je nach Untergliederung, von einer halben bis zu 20 Seiten umfassen. Diese Untergliederung gibt es z.B., soweit mir bekannt ist, nur in der deutschen Literatur, in der anderssprachigen Literatur wird alles bis zur Novelle (bis zu 100 Seiten) als "Short Story" angesehen, wobei längere Novellen (z.B. "Der alte Mann und das Meer") durchaus schon als Roman gehandelt werden.
Es kommt mir aber nicht darauf an, ob eine Short Story eine Seite oder zehn oder mehr umfasst, sondern auf die Klarheit der Informationen an den Leser und auf die atmosphärische Dichte. Es kann nicht richtig sein, Ungenauigkeiten eines Textes auf "Kurzprosa" zurückzuführen, wenn man die Möglichkeit hat, sie auf mehr als ein oder zwei Seiten unterzubringen, denn auch mit 20 Seiten ist es immer noch eine Kurzgeschichte. Plausibilität des Inhalts und Qualität des Ausdrucks haben nichts mit der Länge einer Geschichte zu tun. Aber wenn wir schon beim Thema sind, hier eine Überischt über die Aufgliederung (in Normseiten = eine Normseite 1.800 Anschläge inkl. Leerzeichen): Short Story: 500 - 1.000 Anschläge = 0,5 bis 1 Seite Kurzgeschichte (Story): 2.000 - 36.000 Anschläge) = 2 - 20 Seiten Erzählung: 36.000 - 180.000 Anschläge = 20 - 100 Seiten Novelle: 90.000 - 270.000 Anschläge = 50 - 150 Seiten Heftroman: 180.000 - 190.000 = 60 - 68 Seiten (Sonderformat, keine Normseiten) Kurzroman: 180.000 - 200.000 = 100 - 120 Seiten Taschenroman: 216.000 - 360.000 = 120 - 200 Seiten Roman: 216.000 - X = 120 - X Seiten So wurde es mir in meinem Autoren-Lehrgang vermittelt, und so habe ich die Unterteilung in dem Buch von Mara Laue "Von der Idee zum fertigen Text" bestätigt gefunden. Und wie man sieht, sind bei einigen Größenzuweisungen die Übergänge fließend. |
20.02.2023, 12:35 | #19 |
Vielen Dank, Ilka, die Aufgliederung ist sehr interessant!
Ich bin gerade dabei, aus dem Text eine Kurzgeschichte zu machen |
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20.02.2023, 12:44 | #20 |
Forumsleitung
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Sehr gut! Ich bin gespannt darauf.
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20.02.2023, 14:32 | #21 |
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