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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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08.02.2023, 13:56 | #1 |
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Ahnen, was ist
Nichts erklären wollen
meine Verse, keine trügerischen Hoffnungen wecken in uns, sie wollen nur sein. Die großen Worte sind es nicht, es sind die kleinen, die man so leicht übersieht wie vergrautes Gras. Kann sein, ich sehe die ziehenden Wolken und mir kommt eine Ahnung von dem, was sein könnte, und die Versuchung, Wahrheit zu schreiben; manchmal kommt sie unversehens, in einem zufälligen Vers. |
08.02.2023, 14:14 | #2 | ||
Hallo Rumpelstilz
ich sehe 8 Zeilenumbrüche von denen gerade mal 3 Inhaltlich Sinn ergeben, da sie eine Botschaft tragen und auf Metaebene wirken. Zitat:
Zitat:
Die Masse lenkt vom Inhalt ab. Die 4 Strophen täuschen zwar anderes vor, aber das Metrum würde ich hier nicht analysieren. Inhaltlich wirkt der Text wie ein erhobener Zeigefinger der belehrend sein will und etwas pseudoesoterisch bzw. theatralisch klingt. Das Ende gefällt mir gut, das Zufällige das in einer Zeile "erwähnung" findet und das man meint zu lesen, ist gerne das Fünkchen Wahrheit. Aber nicht immer ist für jeden die Wahrheit das Selbe was man daraus liest. Lg Mono |
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08.02.2023, 14:27 | #3 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Wo übersieht man denn Gras, und wo ist es grau? Möglicherweise übersieht man einen Grashalm oder Grasbüschel in einer Wüste, weil er zu klein ist, um aufzufallen. Handelt es sich aber um "Gras", so ist eine Fläche gemeint, man kann es also nicht übersehen, egal ob es grün oder braun vor Dürre ist oder ob es in der Dämmerung grau erscheint. |
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08.02.2023, 17:37 | #4 |
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Ahnen, was ist
Lieber Monoton,
du kommst mit den Zeilenbrüchen nicht klar? Es ist festgeschriebene Regel, dass die wichtigen Wörter (Aussagen) entweder am Anfang oder am Ende eines Verses stehen müssen. Regel ist außerdem, dass ein Vers sinngemäß gebrochen werden sollte. Es gibt aber auch die Möglichkeit, gegen den Sinn die Zeile zu brechen. Ich habe das im Wechsel gemacht. Soweit ich sehe, habe ich das auch so gemacht. Von was für einer Masse schreibst du? Ich verstehe das nicht. Was ist dir zuviel? Natürlich kannst du hier beim freien Vers kein Metrum analysieren. Wie kommst du darauf? Der freie Vers heißt deshalb so, weil er sich an kein Metrum hält - also frei geschrieben wird. Das Gedicht wirkt nicht nur freier gestaltet, es IST freier Vers. Ich habe hier allerdings die äußere Form von Strophen benutzt, weil die Gedanken sich inhaltlich absetzen sollten. Ein Negativum ist es nicht, sondern eine von mehreren Möglichkeiten. Na, sicher - der Autor denkt darüber, was es mit der Lyrik auf sich hat, und kommt zu Erkenntnissen. Insofern ist es natürlich eine Lehrstunde für den Autor. Eine Belehrung anderer Autoren ist es selbstverständlich nicht, es ist eher Selbsterkenntnis des Autors. Von erhobenem Zeigefinger sehe ich in diesem Gedicht nun wirklich überhaupt nichts. Ich bin wahrlich nicht die einzige Autorin, die Gedichte über das Schreiben von Lyrik schreibt, sie gehören zum Standardrepertoire des Lyrikers. Über Wahrheit würde ich mich nicht streiten wollen, ich weiß nur, dass Wahrheit ein sehr ungeliebtes Kind in der Welt ist und dass, wer Wahrheiten sagt, bewusst oder unbewusst, einem Masochisten gleicht, denn er bezahlt immer, im Grunde freiwillig, die Dummheiten oder Gemeinheiten seiner Umwelt. Wenn einer Wahrheit sagt, fühlen sich Leute, die eine andere Sicht verfolgen, selbst dann, wenn die Wahrheit bewiesen wird, angegriffen und schlagen zurück. So ist das Leben, und so ist es mit der Wahrheit. Erlebt haben wir das doch beim Corona-Thema. Man muss schon sehr viel Selbstbewusstsein haben, wenn man Wahrheiten aufdeckt und nicht verhüllt, und bereit sein, dafür zu bezahlen. Lieben Gruß, Rumpelstilz |
08.02.2023, 17:58 | #5 |
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Ahnen, was ist
Liebe Ilka-Maria,
was verstehst du nicht, wenn ich schreibe, dass es nicht die großen Worte sind, sondern die kleinen? Die vielleicht auch unbeabsichtigten? Es gibt Menschen, die das große Wort ständig und überall verkünden, aber gegensätzlich handeln. Ich will hier kein prominentes Beispiel nennen. Und gerade für den Lyriker ist es wichtig, immer mit der Erde verbunden zu sein und nicht drei Meter über dem Boden zu schweben und von dort seine Weisheiten oder Schwiemeleien herunter zu verkünden. Sonst wird er unglaubwürdig. Im übrigen kenne ich den Unterschied zwischen Worten und Wörtern ziemlich gut. Gerade auf die kleinen Worte muss man achten, sie verraten über den Menschen oft mehr als die großen. Hast du noch nie im frühen Frühling vergrautes Gras gesehen? Man freut sich in dieser Zeit doch über das junge, grüne Gras. Das beachtet man. Das vom Vorjahr zählt doch gar nicht mehr. Ich jedenfalls muss dazu nicht in die Wüste gehen, um ergrautes Gras zu finden, das findet man hier in Berlin häufig am Straßenrand, und das nicht nur im Frühjahr. Hab vielen Dank fürs Reinsehen. Lieben Gruß, Rumpelstilz |
08.02.2023, 20:32 | #6 | ||||||
Zitat:
Zitat:
Um beide Zitate zu beantworten. Zitat:
Zitat:
Man kann nichts in ein Korsett zwängen und dann behaupten es wäre frei wenn es sich einer gegebenen Form anpassen muss. Selbst optisch nicht. Zitat:
Die meisten würden in einen Text mit 4 Strophen vielleicht 1 oder 2 Zeilenumbrüche einbauen. In deinem Text finde ich 1 oder 2 Zeilen ohne Umbruch, weil ein Komma sie beendet. Mir persönlich ist es immer etwas zu theatralisch wenn jemand "das Wort" verkünden will. Egal wie Groß oder klein es ist. Es soll immer belehrend sein, da man eine persönliche Erfahrung als besser stellt und diese als Wahrheit angibt. Ist mit Sicherheit jedem schon mal passiert. Zitat:
Lg Mono |
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09.02.2023, 08:12 | #7 | |
Zitat:
wo genau stehen diese Regeln? Ich hatte vor einiger Zeit darüber recherchiert und überhaupt keine Regeln für freie Verse gefunden. Wenn du einen diesbezüglichen Link oder eine Buchempfehlung hättest, wäre das sehr nett. Schöne Grüße DieSilbermöwe |
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09.02.2023, 08:57 | #8 |
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Ahnen, was ist
Liebe Silbermöwe,
der freie Vers ist im Grunde regellos. Aber selbst dazu haben sich Formen herausgebildet. Du findest aber diese Regel beim Reimgedicht. Dazu gibt es ganze Bibliotheken, irgendein Buch würde ich dir nicht empfehlen, nur eines vielleicht, das einen Überblick über die Lyrik gibt: "Einführung in die Gedichtanalyse" von Dieter Burdorf, J. B. Metzler Verlag. Ein älteres Buch wäre dann noch "Reim- und Verslehre", ein Lehr- und Lesebuch über das Handwerkliche der deutschen Dichtkunst, von Josef Viktor Stummer (nur antiquarisch zu erwerben). Diese beiden Bücher gehen ausführlich auf die lyrischen Formen ein. Nun ist es aber leider so, dass die deutsche Gegenwartslyrik sehr verflacht ist, alles ist möglich, Regeln werden als Korsett abgelehnt. Wie überhaupt das Handwerkliche keine entscheidende Rolle mehr spielt, während ältere Lyriker noch wissen, dass die Beherrschung des Handwerks wesentlich für die Wirkung eines Gedichtes ist. Für den Lyriker ist es sowieso wichtig, nicht nur seine eigenen Gedichte zu lesen, sondern auch die anderer Autoren. Das schult. Zum Zeilenbruch beim freien Vers wäre noch zu sagen, dass es zwei Möglichkeiten gibt, nämlich den sinngemäßen Bruch und den völlig freien Bruch. Beim mündlichen Vortrag muss auch jeweils die Zeile, wie sie steht, gesprochen werden. Ein paar vorgegebene Formen gibt es, Pflicht aber sind sie nicht. Wobei sich das je nach Autor zur Lyrik unterscheidet. Lieben Gruß, Rumpelstilz |
09.02.2023, 09:38 | #9 |
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Ahnen, was ist
Lieber Monoton,
also der Zeilenbruch. Im wesentlichen habe ich schon Silbermöwe dazu was geschrieben. Der freie Vers hat in der Lyrikgeschichte Vorläufer in der klassischen Literatur. Klopstock war der erste Deutsche, der den freien Vers, er sprach von freien Rhythmen, einführte in die deutsche Lyrik. Er wiederum ging auf französische und italienische Lyriker zurück und auch auf klassische griechische Lyrik. Soviel dazu, woher der freie Vers in die deutsche Lyrik Einzug gehalten hat. Im Laufe von Jahrzehnten haben sich ein paar nicht ausdrücklich festgelegte Formen des freien Verses eingebürgert, ansonsten aber kennt der freie Vers, so wie er heute genutzt wird, eigentlich keine Regel. Die einzige Regel, die übrigens für jedes Gedicht gilt, ist: Das Gedicht muss einen Sinn ergeben. Im freien Vers hat man beim Zeilenbruch zwei Möglichkeiten: entweder man bricht die Zeile sinngemäß oder man bricht sie gegen den Sinn. Dass aus letzterem trotzdem oftmals ein Sinn entstehen kann, merkt man beim lauten Sprechen. Ist der freie Vers für dich Neuland? Nun bemängelst du, dass ich die Strophenform benutzt habe. Das ist kein Mangel, sondern eine von vielen Möglichkeiten des freien Verses. Eine muss ich ja wählen, wenn ich schreibe. Natürlich hätte ich auch unterschiedlich lange Verse in unterschiedlich langen Blöcken schreiben können. Aber ich wollte das nicht, weil die Strophenform die Möglichkeit bietet, von einem Gedanken zum anderen zu springen, ohne dass die eine Strophe die andere bedingt. Ist dir das Erklärung genug? Hab vielen Dank für die eingehende Beschäftigung mit dem Gedichtlein. Lieben Gruß, Rumpelstilz |
09.02.2023, 10:11 | #10 | |
Zitat:
Ergo: Es gibt keine Regeln für freie Verse. |
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09.02.2023, 11:02 | #11 |
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Das ist nicht richtig. Der freie Vers ist gereimt, ist aber variabel in der Verslänge. Ungereimte und vom Metrum unabhängige Strophen bzw. Verse nennt man "freie Rhythmen".
Stefan Eilt, "Lyrik", UTB Wissenschaft, 3111. Christoph Hönig, "Neue Versschule" UTB Wissenschaft, 2980. |
09.02.2023, 12:16 | #12 | ||
Ein freier Vers (Vers Libre) muss auch nicht gereimt sein, weil ihn das in eine Richtung lenkt in der man ein Metrum der gegenüber gestellten Reimzeilen erwartet.
Es ist mehr die Verkettung von Ereignissen und das metaphern reiche Symbolisieren auch verschiedener Sinnebenen, welche den freien Vers ausmachen. Ich schrieb ja das im Vorliegenden Text 2 Zeilenumbrüche Sinnhaft sind. Auf denen hätte man aufbauen können, anstatt noch weitere sinnfreie Zeilenumbrüche hinein zu zwängen. Zudem ist es ebenfalls nicht verkehrt, dass der Sinngehalt oft die erste Zeile belegt, aber sich durch den Zeilenumbruch in einen neuen Sinn aufteilt, welchen man weiter stricken kann. Es sind mir einfach zu viele gewollte Sinnzerwürfnisse, da man sich auf die Hauptaussage kaum konzentrieren kann und viele dieser Umbrüche befassen sich mit nichts. Zitat:
Ich hätte Sinnhafter empfunden, wäre "keine trügerischen" in eine neue Zeile gesetzt und die "Hoffnungen wecken" in der selben Zeile benannt worden. Um Sinnhaft Zeilen in Gedankengänge zu unterteilen. Nichts wollen meine Verse erklären, keine trügerischen Hoffnungen wecken in uns, sie wollen nur sein. Der Rest des Textes verhält sich exakt genau so. Die Zeilenumbrüche ergeben wenig Sinngehalt und sind des Guten zu Viel. Zudem ist ein Enjambement von dir falsch definiert worden. Zitat:
Lg Mono |
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09.02.2023, 12:20 | #13 |
Forumsleitung
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Nochmal: Das ist nicht richtig. "Freie Verse" sind gereimt, aber frei im Metrum und in der Länge des Verses. Sie sind im Deutschen nicht gleichzusetzen mit dem französischen Begriff des "vers libre".
Die von allen Regeln freien Verse laufen im Deutschen unter dem Begriff "freie Rhythmen". Mit ausländischen Begriffen kommt man nicht weiter, denn im Deutschen unterscheiden wir Gattunngen und Regeln viel feiner als im Französischen oder Angelsächsischen. So gibt es z.B. in der Prosa bei uns die Unterscheidung zwischen Kurzgeschichte, Erzählung und Novelle, was in anderen Sprachen kurzweg als "Short Stories" oder ab einer bestimmten Länge als Roman gehandelt wird. |
09.02.2023, 12:26 | #14 | |
Zitat:
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09.02.2023, 12:29 | #15 |
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Den Eintrag kannst du vergessen. Er ist nicht richtig und kann deshalb nichts Sinnvolles erklären.
Kästner, zum Beispiel, hat oft in freien Versen geschrieben. Sie sind gereimt. Wer nach freien Rhythmen sucht, wird bei Bert Brecht fündig. |
09.02.2023, 12:41 | #16 |
Ok, aber frei heißt dennoch nicht zwingend gereimt.
Oft bedient man sich an Assonanzen, Alliterationen und Paradoxa. Zeige mir einen Text der Frei ist, aber den ein Reim nicht optisch und klanglich sofort bindet und man nicht "Metrum" damit assoziiert. Seltsame Diskussionsbasis gerade... Lg Mono |
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09.02.2023, 12:52 | #17 |
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Doch. Freie Verse sind gereimt. Mit der Verwendung von Stilmitteln hat das nicht die Bohne zu tun, die funktionieren überall.
Wer es immer noch nicht kapieren will, kann mal in die hier beigefügte PDF schauen. |
09.02.2023, 13:07 | #18 |
Ok
ich habe gelernt, dass ich mich nicht mehr um den Freien Vers/freie Rhythmik oder Vers Libre scheren werde. Das ganze ist so undefiniert und willkürlich auslegbar. Ich entschuldige mich und vergiss bitte was ich geschrieben habe Rumpelstilz, ich ging davon aus, dass ich im Recht war. Lg Mono |
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09.02.2023, 13:17 | #19 |
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Das Gegenteil ist der Fall: In der deutschen Verslehre ist klar definiert, was "freie Verse" und "freie Rhythmen" sind.
Es ist aber egal, in welcher Form das hier in Rede stehende Gedicht geschrieben ist. Inhaltlich ist es für mich zu allgemein und deshalb schwammig. Bei den Zeilenumbrüchen geht es nicht um die Hervorhebung von Bedeutung, sondern sie folgen auch nur wieder einer sich wiederholenden Form. So etwas kommt dabei heraus, wenn sich ein Autor nicht entscheiden kann, ob er frei von Regeln schreibt oder sich doch einem Rhythmus unterwirft. Die Behauptung, dass die "bedeutenden Wörter" am Anfang oder am Ende eines Verses zu stehen haben, ist ohnehin an den Haaren herbeigezogen, denn der Autor kann nicht wissen, für welche seiner Leser welche Worte Gewicht haben. Wesentlich ist, dass er die Wörter so setzt, wie sie für ihn selber wichtig sind, und da ist es völlig egal, ob vorne, in der Mitte oder am Ende des Verses. Er legt hinein, was er denkt und fühlt, und wenn das Gedicht abgeschossen ist, gehört es ihm nicht mehr allein. Dann muss er sich gefallen lassen, wenn damit Pingpong gespielt wird. |
09.02.2023, 13:52 | #20 | |
abgemeldet
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Zitat:
Seit D. Lerner in den 80ern die Lyrik etwas auf den Kopf stellte, hat sich einiges gewandelt. Eigentlich sind sogar die Literaturempfehlungen von dir obsolet. Der verzweifelte Versuch sich an Formen zu klammern, verstaubt mittlerweile etwas. Du hättest deinen Text alla Ron Winkler noch etwas überspitzen bzw abstrahieren können. Deswegen mein Rat: Nur Mut. Als kleiner Kontrast und Inspiration eines meiner Meinung nach raffiniertesten und kreativsten Naturgedichte unserer Zeit: https://www.lyrikline.org/de/gedicht...ng-schnee-3027 |
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09.02.2023, 14:23 | #21 | |
Zitat:
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09.02.2023, 17:01 | #22 |
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Ahnen, was ist
Liebe Ilka-Maria,
was ein freier Vers ist, kann man so oder so sehen. Zunächst geht es um den Begriff. In vielen Lyrik-Anleitungsbüchern findest du mal den Begriff freier Vers, mal den Begriff freie Rhythmen. Die unterschiedlichen Autoren können sich da nicht einigen, aber egal, welchen Begriff du gebrauchst, beide ungereimte Formen sind NICHT gereimt. Wie ich schon schrieb: Klopstock sprach von freien Rhythmen, und das ist eben sein Verdienst, dass er nicht mehr reimte. Zu seiner Zeit war ja der Alexandriner aktuell, von dem wollte er weg. Ich habe vor längerer Zeit mal einen Lyriklehrgang gemacht, und dort wurde nur vom freien Vers gesprochen. Der Begriff freie Rhythmen fiel überhaupt nicht. Der Begriff freier Vers sowohl für die freien Rhythmen als auch für den freien Vers hat sich eingebürgert für ungereimte Verse, deren äußere Form übrigens völlig variabel ist. Hat überhaupt nichts mit dem vers libre zu tun. In sozusagen "keinster Weise". Außerdem ist es nun wirklich schnuppe, ob man Ungereimtes so oder so bezeichnet, heraus kommt sowieso nur das, was im Verfasser schlummert und ans Licht will. Alles kein Problem. Aber mal was anderes: Im Reimgedicht sind durchaus auch ungereimte Verse möglich. Silbermöwe hatte, wenn ich mich nicht irre, danach gefragt. Das hast du zum Beispiel dann, wenn der 2. und 4. Vers sich reimt, der 1. und 3. Vers aber nicht. Findet man oft im Volkslied. Oder es gibt Reimgedichte, in denen es auch ungereimte Verse gibt, die aber im Metrum bleiben. Solche ungereimten Verse werden dann Waisen genannt. Fiel mir gerade so ein. Lieben Gruß, Rumpelstilz |
09.02.2023, 17:13 | #23 |
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Alles klar, Rumpelstilz. Jeder hat eben seine Quellen und Lehrmeister. Und du hast recht: Am Ende bestimmt der Autor, wie und was er schreibt. Über Theorie kann man streiten - muss man aber nicht. Deshalb verkneife ich mir, mit "festgeschriebenen Regeln" zu argumentieren, ohne die Quellen zu nennen oder sie zumindest plausibel - z.B. an Beispielen - darzulegen.
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09.02.2023, 22:00 | #24 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.674
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... ungeachtet der über mir stehenden Theorie gefällt es mir. Wirkt auf mich auch nicht belehrend, sondern wie eine Eingebung, eine Idee, die einen überkommt. Ich hätte die Umbrüche anders gestaltet und in 3 Zeilen geschrieben, aber was soll's.
wünsche schöne Träume |
10.02.2023, 10:04 | #25 |
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Ahnen, was ist
Ahnen, was ist
Nichts erklären wollen meine Verse, keine trügerischen Hoffnungen wecken in uns, sie wollen nur sein. Die großen Worte sind es nicht, es sind die kleinen, die man so leicht übersieht wie vergrautes Gras. Kann sein, ich sehe die ziehenden Wolken und mir kommt eine Ahnung von dem, was sein könnte, und die Versuchung, Wahrheit zu schreiben; manchmal kommt sie unversehens, in einem zufälligen Vers. Das ist das Original. Jetzt schreibe ich es euch mal um, wie ihr es gewohnt seid: Nichts erklären wollen meine Verse, keine trügerischen Hoffnungen wecken in uns, sie wollen nur sein. Die großen Worte sind es nicht, es sind die kleinen, die man so leicht übersieht wie vergrautes Gras. Kann sein, ich sehe die ziehenden Wolken, und mir kommt eine Ahnung von dem, was sein könnte, und die Versuchung, Wahrheit zu schreiben. Manchmal kommt sie unversehens in einem zufälligen Vers. Das ist das, was das Gewöhnliche ist. Natürlich hätte ich das so schreiben können, aber ich wollte das nicht. Ilka-Maria, dir muss ich leider widersprechen, denn es gibt in diesem Gedicht kein Enjambement. Folgendes ist eine Inversion: Umstellung der üblichen, regelmäßigen Wortfolge, im engeren Sinn nur von Subjekt und Prädikat, um im Satz ein Wort an ungewöhnlicher Stelle hervorzuheben (das Wichtige zuerst). Sie kann auch aus metrischen Gründen erfolgen. Bei den Dichtern der Aufklärung und bei Kopstock wichtig für den Durchbruch des Emotionellen. Beispiel: Gottfried Benn: Einsamer nie als im August ... Ich habe die lyrische Sprache eingesetzt, nicht mehr und nicht weniger. Dein Vorschlag, Ilka-Maria, ist Prosa. Dummerweise wird die Inversion immer verwechselt mit einer unglücklichen Umstellung aus metrischen Gründen, weshalb sie als Fehler empfunden wird. In meinem Fall aber eine lyrische Satzfigur. Folgendes ist ein Enjambement: Die syntaktische Einheit (im Beispiel das Prädikat brachte) setzt sich in die nächste Verszeile fort. Diese Variante wird auch Hakenstil, Versbrechung oder Zeilensprung genannt. Das liegt hier nicht vor. Beispiel: Er brachte Blumen zum Geburtstag und sich ums Leben. Hier bezieht sich das "brachte" auf zwei völlig unterschiedliche Handlungen. In meinem Text aber liegt kein Enjambement vor. In meinem Text gibt es zwei selbstständige Subjekte, und zwar Ahnung und Versuchung, die durch einen Relativsatz unterbrochen wurden. Das ist alles. Damit dürfte die Diskussion beendet sein? Lieben Gruß, Rumpelstilz |
10.02.2023, 10:22 | #26 | |
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Sind wir jetzt im Reich der Phantasie? Wo habe ich denn etwas über Enjambements oder Inversionen geschrieben oder gar einen Vorschlag gemacht? Es war Mono Ton, der sich mit deinem Gedicht auseinandergesetzt hat. Sorry, aber mit deinem an mich gerichteten Sermon kann ich nix anfangen. Außerdem schreibst du eine Menge Unsinn, wie z.B. hier: Zitat:
Außerdem sollte man einen Zeilenumbruch nicht mit einem Zeilensprung verwechseln. Dein Gedicht enthält lauter Zeilensprünge, aber das war nicht mein Thema, sondern das von Mono Ton. Mir ging es um die Unterscheidung von freien Versen und freien Rhythmen. |
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10.02.2023, 11:34 | #27 |
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Ahnen, was ist
Liebe Ilka-Maria,
verflixt, ich habe das verwechselt mit dem Zeugma, da hast du völlig recht, nur mit der Erklärung nicht. Ein besseres Beispiel ist natürlich das von Ulla Hahn: Dann stellt sich Erregung ein und das Taxi nach Moabit. Aber was hast du gegen ein Enjambement? Übrigens ist es kein Enjambement, sondern eine Aufzählung, die - hätte ich nicht in Strophenform geschrieben - völlig normal wäre. Bei einem Enjambement wird der Satz geteilt dadurch, dass er erst in der nächsten Zeile beendet wird. Lieben Gruß, Rumpelstilz |
10.02.2023, 13:13 | #28 |
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Nochmal, Rumpelstilz: Enjambements waren nicht mein Thema in diesem Faden, sondern es kam von Mono Ton. Nur hat er sie mit Zeilenumbrüchen verwechselt, und mir ging es darum, diese beiden Begriffe zu unterscheiden. Mit deinem Gedicht hat das nicht explizit zu tun.
LG Ilka |
10.02.2023, 13:40 | #29 | ||
Ich habe auch nur 1 mal von Enjambements gesprochen, weil ich der Ansicht war dass es falsch definiert wurde. Ich dachte im Text wäre der Sinnzusammenhang wichtig gewesen. Mein Fehler.
Zitat:
Zitat:
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10.02.2023, 13:46 | #30 |
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Irgendwie verspüre ich hier von Seiten der Autorin eine gewisse Verbissenheit, bei der Verteidigung des Werkes.
Ich kann das nicht so ganz nachvollziehen, weil hier doch niemand so wirklich angegriffen hat. Vielleicht irre ich mich aber auch. |
11.02.2023, 08:57 | #31 |
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Ahnen, was ist
Lieber Pennywise,
ach, über solche Sachen bin ich doch längst hinaus. Nein, ich bin aber der Meinung zu Äußerungen, die hier aufgetaucht sind, dass die richtiggestellt werden sollten. Da wird mir ein Enjambement, das übrigens keines war, als Vorwurf vermittelt. Ich habe, wo ich mich geirrt habe, zugegeben, dass ich mich geirrt habe. Was will man mehr? Das ist ein Spiel und so alt, dass es einen Bart trägt. Keine große Sache, nicht weiter ernstzunehmen. Lieben Gruß, Rumpelstilz |
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