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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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19.12.2022, 22:24 | #1 |
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Straße ins Meer
Mit schmutzigen Fingern schreib ich in den Feinstaub
die herzlichsten Grüße aufs Pflaster der Stadt und wische vom Auto das glitschige Herbstlaub, das Wind durch die Gassen hierher gebracht hat. Kein Blick in den Spiegel. Der schwindenden Skyline wink ich kurz zum Abschied nochmal mit der Hand Prospekte und Unrat verrotten im Rinnstein und Regen gießt reizlose Farben ins Land... ...dem Land, das sich langsam befreit von den Häusern, die bald reduziert in der Gegend verstreut die Plätze vertauschen mit Bäumen und Sträuchern. Bin gestern gestorben und lebe erneut. Ein einzelnes Windrad fängt muntere Brisen, die Sache ist die und der Umstand ist der: Ich brauche die Weite, die salzigen Wiesen und folge der Straße, der Straße ins Meer. Die Sonne bricht durch die vergoldeten Wolken am endlosen Himmel, und pechschwarzer Teer trägt glitzernde Perlen, denn eben noch schmollte das graue Gewölk, dessen Trauer noch schwer den saftigen Gräsern am Rande der Strecke die Halme beharrlich nach unten verbiegt und während ich alte Gedanken verstecke, verliert sich die Zeit und sie schwindet und fliegt. Asphalt ist mein Kompass, er zeigt Richtung Norden und reicht mit der Spitze bis hinter den Deich. Aus einzelnen Möwen sind viele geworden, Minuten noch sind es zum Einzugsbereich von Krabben und Muscheln, mäandernden Prielen und allem nach dem ich mich so sehr verzehr. Um endlich mit tosenden Wellen zu spielen, fahr ich auf der Straße, der Straße ins Meer. Geändert von Ex-Pennywise (20.12.2022 um 01:13 Uhr) |
20.12.2022, 13:23 | #2 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.648
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... das liest und rezitiert sich toll, ich habe es vor mich hingemurmelt, herrlich, schöner Rhythmus. Die Schilderung der Gegend erinnert mich an einige Dörfer in Meck-Pomm, lieg ich falsch?
Aber bist du sicher, kleiner Wassermann, dass du ins Meer willst? wünsche schöne Träume |
20.12.2022, 13:30 | #3 |
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Moin dunkler Traum,
nein, Meck-Pomm ist es nicht. Nicht bei mir. Aber es darf sein, was der Leser sich wünscht. Ja, Straße INS Meer ist absolut gewollt. Aus verschiedenen Gründen. Aber auch hier kann der Leser interpretieren, wie er mag. Ich verrate diesmal einfach etwas weniger. Ich wollte hauptsächlich losgelöst vom Inhalt nen Roadtrip der anderen Art schreiben. Danke Dir fürs Kommentieren. Gruß Pennywise |
21.12.2022, 21:39 | #4 |
Lieber Pennywise,
das ist mal wieder eines deiner schönen Gruselgedichte! Fängt ganz harmlos mit schmutzigen Fingern an ( wobei - sind schmutzige Finger eigentlich jemals harmlos? ) und endet mit einer frisch-fröhlichen Fahrt geradeaus ins Meer. A bisserl makaber is des ja scho! Aber was wäre ein 'Pennywise' ohne ein überraschendes Ende? Das Metrum ist dir mal wieder klasse gelungen; die Bilder, die man beim Lesen direkt im Kopf hat, auch. Wieder einmal sehr gerne gelesen! Liebe Grüße |
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23.12.2022, 17:46 | #5 |
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Liebe Mohrel,
wenn ein überraschendes Ende bei mir nicht mehr überraschend ist, dann muss ich dringend mal ein vorhersehbares Ende konstruieren. Wobei ich das zuletzt ja auch mal gemacht habe. Danke für Deinen lieben Kommentar Pennywise |
09.01.2023, 17:58 | #6 |
Hallo Pennywise,
abermals ein äußerst ansprechendes Gedicht mit einem makellosen Rhythmus. Ich sehe in den Zeilen sowohl Hoffnung als auch Verlust. Hoffnung auf eine positive Veränderung, den Drang, ausbrechen zu müssen und ein vergorenes Laster hinter sich zu lassen. Auch finde ich die Formulierung ins Meer sehr angebracht. Ich selbst habe bisher schon so manche Ausfahrt eingeschlagen und in mancher Hinsicht einen ordentlichen Weg nicht mehr zurückgefunden. Denn egal, wo es einen hintreibt, oftmals hat man das Gefühl, in einem weiten Meer gelandet zu sein, aus dem es sich schwerlich wieder herauspaddeln lässt. Auswege werden zu Umwegen werden zu Irrwegen. Wichtig ist dabei immer, dass man nie den Boden unter den Füßen verliert, wie weit auch immer der Kopf in den Wolken hängt. Beste Grüße Manni |
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06.02.2023, 20:53 | #7 |
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Moin Manni,
danke für Deinen ausführlichen Kommentar. Und Du hast Recht. INS Meer ist eigentlich das A und O hierbei. Ans Meer fahren die meisten. Ins Meer hoffentlich nicht ganz so viele. Der Text hätte auch in den Bereich des Düsteren gekonnt. Ich war etwas unschlüssig bei der Rubrikwahl. Gruß Pennywise |
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