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Rollenspiele und Bühnenstücke Eigene Bühnenstücke, Rollenspiele und Dialoge. |
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05.12.2022, 16:50 | #1 |
Lametta
Lametta (im Stil der antiken Tragödie)
Mutter Wohlan nun, es nahet das Fest aller Feste, Schalmeien erklingen und füllen den Raum. Oh Vater, oh Kinder, nun ist es das Beste, ihr geht aus der Küche und schmücket den Baum. Vater Da hört ihr, oh Kinder, der Mutter Begehren, drum trollt euch und schaffet die Schachteln herbei mit Kerzen und Kugeln, mit Bast und mit Scheren, und auch mit Lametta und was es auch sei. Kinder Juchhei, juchhei, - was es auch sei. Chor der Sozialarbeiter Noch Jauchzen die Kinder mit fröhlichem Herzen. Es sieht nicht der Vater, voll heiterem Sinn, die Nornen ihm dräuen mit trotzigem Kinn: Es gibt kein Lametta, - nur Kugeln und Kerzen! Vater Oh Mutter, oh Mutter, wir ham kein Lametta, nur Kugeln und Kerzen, was machen wir nun? Mutter Still, Vater, es ziemt sich nicht derlei Gezeter, wir ham kein Lametta und müssen was tun. Chor der Sozialarbeiter Sie können nichts tun, bald werden sie ruh’n in unseren Armen, es ist zum Erbarmen. Vater Ich werde jetzt laufen, Lametta zu kaufen, denn selbst noch in dieser hochheiligen Nacht wird sicher ein Engel sich finden im Lande, der jetzt seinen Laden noch nicht zugemacht. Genius der Frau Engelen-Kefer Engelen bin ich, muss Kefer auch sei, zum nächtlichen Ladenschluss sage ich NEIN. Mutter Es gibt keine Hoffnung, jetzt sind wir verloren. Die Läden sind zu, das Lametta ist aus. Oh, wäre ich nimmer und nimmer geboren! Wie freudlos, ihr Kinder, ist jetzt dieses Haus. Ältestes Kind Es muss doch nicht sein! Mittleres Kind Auch so wird es fein. Jüngstes Kind Bei festlichen Klängen und Kerzenschein … Alle Kinder … woll’n wir uns von neuem am Weihnachtsbaum freuen und ohne Lametta recht fröhlich sein. Vater Es bricht mir das Herz, euer Zuspruch zerreisst mich. Des Heiligen Abends Lametta erfreute euch Kinder zu jeglicher Weihnacht, das weiss ich. Und nun diese schreckliche Düsternis heute! Oh, Schicksalsgöttinnen, habt doch Erbarmen. Ihr Nornen, ihr webet des Lebens Saum mit silbernen Fäden. Fühlt doch mit uns Armen. Ein Bündchen Lametta vermisst ihr doch kaum. Die drei Nornen Bei Sonne und Regen, bei jeglichem Wetter zerschneiden wir Fäden: Doch nicht zu Lametta! Vater Will niemand mir helfen, nicht Engel noch Elfen, dann will ich den Bösen im Schmerze mich weih’n. Ihr Söhne des Bösen, könnt ihr mich erlösen, könnt Rat ihr mir geben? So soll es denn sein. Chor der Stasi-Offiziere Der Aktenvernichter gierige Trichter haben zur Wende schier ohne Ende Akten vernichtet, Berge errichtet fasriger Streifen: Kannst du begreifen? Vater Mutter, ich hab’ es! Der Reisswolf, der gute, hat bald mit Lametta uns reichlich bedacht. Gib du nur die Rolle Stanniol von Melitta, Lametta wird daraus in Streifen gemacht. Chor der Sozialarbeiter Melitta-Lametta, Lametta-Melitta! Der Wahn ist vollkommen, das Ende wird bitter. Vater So, ihr Kinder, dieser Reisswolf wird uns jetzt Lametta schneiden und der Alufolie Glanz wird unser Bäumchen glänzend kleiden. Mutter Höre, Vater, lass’ der Kinder Fleiß die Arbeit selbst verrichten, kann ich doch auf deinen Beistand jetzt beim Backen nicht verzichten. Ältestes Kind Der Vater so fern …, Mittleres Kind … Melitta ist alle …, Jüngstes Kind … was machen wir bloß in diesem Falle? Alle Kinder Vater und Mutter, sie backen den Kuchen, lasst uns jetzt schnell nach Papieren suchen. Chor der Stasi-Offiziere und Chor der Sozialarbeiter Die Falle schnappt zu, nun sind sie verloren, das Schicksal hat sie auserkoren. Die Nornen, sie weben das Schicksalstuch, des einen Beglückung, des anderen Fluch. Ältestes Kind In diesem Schrank hier liegt reichlich Papier. Mittleres Kind Oh, sehet doch nur, diese Schuldscheine hier. Jüngstes Kind Versicherungspolicen auf Tod und auf Leben, die kleinen Ärmchen, sie können’s kaum heben. Alle Kinder Rechnungen, Quittungen, Mietverträge, Schuldverschreibungen, Zinserträge, Grundbuch und Sparbuch und Reisepass, des Aktenvernichters bekömmlicher Fraß. So lasset uns hurtig mit all diesen Sachen nur füttern des Reisswolfes gierigen Rachen. Noch eh’ wir’s gedacht ist alles vollbracht zur heiligen Nacht für des Baumes Pracht. Chor der Sozialarbeiter Vollendet das Unheil! Das Wirken des Bösen, so nimmt es zur Heilszeit unheiligen Lauf. Wird Gnade den Kindern? Wer wird sie erlösen? Die Kinder, die Eltern: Wir fangen sie auf. Im Augenblicke noch sind sie geborgen, ab übermorgen soll’n wir für sie sorgen. Alle Seht, wie die dunklen Mächte walten über den Jungen und über den Alten. Der Vater, der gute, der treue, oh hätt’ er beizeiten besorgt dieses Sch…Lametta. |
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07.12.2022, 14:32 | #2 |
Köstlich, Erhard Gratz, umwerfend!
Tausend Dank - ftatateeta |
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11.12.2022, 02:27 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Lieber Erhard Gratz,
hattu fein gemacht! Das ist ja fast eine kleine Kinderoper. Ich würde es noch ein wenig anders "formatieren" und die gewagten Reime so schreiben, wie sie gesprochen werden (Lametta - Gezeta u.a.). Mir hats Lesen Spass gemacht. Gruß, Heinz |
12.12.2022, 16:08 | #4 |
Vielen Dank, lieber Heinz, für Deinen Formatierungsvorschlag. Ich würde es "wagen", aber bei diesem Stück fehlt der "Ändern"-Button.
Gruß, Erhard |
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13.12.2022, 04:01 | #5 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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bei so einem langen Gedicht würde ich es nochmal auf ein leeres Blatt kopieren, die Änderungen vornehmen und die Zweitfassung in diesem Faden als "berichtigte Fassung" einstellen. Ich denke, es würde sich lohnen.
H. |
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