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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy. |
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21.11.2022, 20:39 | #1 |
Winterfee
Bloße Hände greifen den Schnee Packen geschwind Schlitten und Kind richten sie auf, Lachen erklingt fliehen das Kind Mythe und Weh Zitternd im Schnee als sei er ein See aus tausenden Eiskristallen Schluchzer verhallen, Schneeflocken fallen Stille sinnt ins Weiße das Kind Flüstrer wallen aus Winterfees Hallen Durch Eissee und Schnee Flüstert das Kind in den eisigen Wind Die Grotte umschließt schon der Schnee Sein Tränchen verrinnt Sein Name verschwind und es würde schon eins mit der Fee Bekriecht es die Stille, die kühlende Hülle des Eisschacht, gestülpt wie ein Weh Das passt auf das Mündchen Der passt auf das Kindchen Das stemmt sich noch gegen den Schnee Erlahmen die Augen die schläfrigen Augen Sinkt weiß schon die Hand der Fee Die Wärme zu rauben Das Kindchen zu rauben Zur Halle unter dem See Grad recht und geschwind packen Schlitten und Kind bloße Hände tief in den Schnee Vaters Lachen erklingt entfliehen das Kind blaue Mythe und frierendes Weh Wie darunter bestimmt das Eis so gerinnt fließt zurück in den See die Fee Geändert von Dionysos von Enno (21.11.2022 um 22:49 Uhr) |
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26.11.2022, 00:45 | #2 |
Hi Dionysos,
das Ganze schreit nach Auflösung. Auf der sichtbaren Ebene erleben wir einen Vater und sein Kind beim Spiel im Schnee mit dem Schlitten. Zwischen Lachen, Tränen und Schluchzern schickst du uns auf eine unwirkliche Eiswüste, wo auf zweiter Ebene eine Eisfee das Kindchen rauben will, um es in ihre unterirdische Hallen zu ziehen. Der Vater mit seinem sicheren Griff ist der lachende Retter. Das Fliehen ist eine Flucht vor dem Alltag? oder vor einer lebensbedrohlichen Lage? Irgend etwas will mit der unschuldigen Spielsituation nicht zusammenpassen, und der Vater scheint sich der Gefahr und des Wehs überhaupt nicht bewusst zu sein. Der LeserIn kann nicht genau erkennen, was hier gespielt wird. In der Verschmelzung mit der Geisterwelt ( Mythen ) werden mir Bilder in der Symbolsprache eines traumhaften Unterbewussten präsentiert. Auf eine subtile Art beunruhigend und fragil scheint das Spiel auf einer dünnen Eisdecke stattzufinden, wo die Situation jederzeit kippen könnte. Die Erzählperspektive bleibt unklar und lässt den Leser Beobachter und gleichtzeitig Betroffener einer mulmigen Situation werden. Zunächst wollte es mich ein wenig an den Goethes Erlkönig erinnern, welcher ähnliche Symbolfiguren benutzt. Die Stimmung changiert und bricht sich wie das Licht im Eis. Es ist ein interessanter Text und in seiner Tiefe schwer fassbar, eher was für Fortgeschrittene. Die Fee stelle ich mir fast wie der weiße Tod vor, in eiskalter Schönheit, wie solche Feen nunmal sind. gerne gelesen, Donna |
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26.11.2022, 17:11 | #3 | |
Zitat:
das sind beachtliche Eindrücke, die Du in Deinem Kommentar summierst und konstatierst. Ich kann sie mit Zustimmung nachvollziehen. Auch auf mich haben die Bilder ähnlich gewirkt, bzw. ähnliche Assoziationen befördert. Beisteuern möchte ich noch das Thema -und jetzt spreche ich ausschließlich für mich- : Grenze zur "zweiten Welt", wie sie CG Jung oft genannt hat. Diese scheint mir in der Kindheit und in der Pubertät besonders durchlässig für große Kräfte, wie sie auch im Gedicht vorkommen. Andererseits ist die weiße Fee auch ein Animasymbol und als solches selber Archetyp, Mythos, Präfiguration vielleicht am ehesten im Sinne von Marie Louise von Franz als eine ambivalente Entwicklungssymbolik zu begreifen. Die Rolle der Anima als Führerin nach innen, schrittweise immer weiter durch die unbewussten Räume, wird besonders deutlich durch die Beatrice in der Göttlichen Komödie von Dante gezeigt und entwickelt da auch eine beachtliche Dramatik und Dynamik. In meinem obigen Gedicht erkenne ich für mich persönlich auch den schier überwältigenden Aspekt der Anima, wie sie gerade auf die männliche Psyche schon von frühen Jahren an wirken kann. mes compliments Dio |
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30.11.2022, 12:37 | #4 |
Kalimera Dionysos von Enno,
gefällt mir sehr gut! Vor allem der fließende Übergang von Fee zu Hexe und Dämon. Die Bedeutung der Winterfee lässt den Leser lange im Ungewissen. Vielleicht meint sie es ja am Ende doch gut...nein. Meint sie nicht! Sie will das Kind besitzten. Und das wiederum lässt natürlich viele Deutungen und Interpretationen zu. Einen einzigen kleinen Vorschlag hätte ich: Vaters Lachen erklingt Ich stelle mir da eher einen besorgten Vater vor, der sein unterkühltes Kind vor dem Tode rettet. Insofern frage ich mich, ob Vaters Stimme erklingt nicht passender wäre. Dann mag sich jeder Leser selbst vorstellen, ob das ein besorgter oder ein gut gelaunter Vater ist. So. Bei so vielen Wintereindrücken brauche ich jetzt dringend Tee und Gebäck! Viele Grüße von Georg C. (von Christoph, nicht von Cäsar ) Peter |
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30.11.2022, 20:11 | #5 | |
Zitat:
vielen Dank für Deine Überlegungen und Deinen Vorschlag, der auch sehr gut funktionieren würde. Mir war allerdings sehr wichtig, diesen starken Kontrast herauszuarbeiten. Im Grunde ist das Kind lediglich mit dem Schlitten umgekippt und in einen Schneehügel gefallen. Es geht also um die Unterschiede in der Wahrnehmung etc. Der Vater lacht, weil er einfach sein Kind mit dem Schlitten umkippen sieht. Die Brisanz aus der Tiefe ist ihm nicht bewußt. Gerade der Kontrast zwischen den Erlebniswelten macht hier für mich den Reiz aus. mes compliments Dionysos |
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