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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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07.11.2022, 20:25 | #1 |
Lumpenpuppe
Glasklarer Sternenhimmel blinkert durch die Ritzen.
Rinder zerren schweren Karren auf den Bauern sitzen. Haben Not im großen Land ,Krieg herrscht überall. Kein Brot, Hunger droht, Felder bleiben kahl. Kinder greinen, Frauen summen hungernd leise Lieder. Männer sind längst verstummt, suchen Hoffnung wieder. Nieselregen fällt vom Himmel, Dreck wird bald zu Schlamm. Kälte kommt aus Sternengewimmel übers weite Land. Lumpenpuppe ging verloren als der Karren hielt. Bauer hat so viele Sorgen, keine Zeit fürs Kind. Kind weint klagend, Hunger nagt kleine Seele rauf. Vaters Blick sucht sie nun fragend, doch der schaut nicht auf. Fiebernd legt sie das Köpfchen nieder auf die harte Bank. Kälte steckt in allen Gliedern, Hunger und auch Angst. Lumpenpuppe hat getröstet mitten in der Nacht. Hat gesummt ein Sommerliedchen, Lächeln neu gebracht. Lumpenpuppe hat gewärmt ihr die kleine Hand. Hat ihr Speissen vorgeschwärmt, die sie nie gekannt. Nun ist Lumpenpuppe fort, weit weg in der Welt. Keiner hält je sein Wort, wenn der Teufel quält. Weinen wird sie nun allein in der kalten Nacht. Träume stürzen auf sie ein, keiner bei ihr wacht. Lumpenpuppe war ihr Engel in der großen Not. Lumpenpuppe war ihr Hoffen, jetzt ist Hoffnung tot... Kleines Lumpenpuppenweibchen, zeige allen was du kannst. Hast verloren längst dein Kleidchen, Ketten überall am Wanst. Hast den Tod nicht zu verlieren, hälst die Schmerzen aus. Könntest ruhig was riskieren - kehr zum Kind nach Haus. |
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08.11.2022, 10:47 | #2 |
Hey Eanny
Mir gefällt der Text echt gut, ich war anfangs verwundert, was mich bei "Lumpenpuppe" wohl erwarten könnte, aber im Textzusammenhang ist die Bezeichnung super.
Der Lesefluss wäre so eigentlich das einzige, was ich anmerken würde, in einem saubere(re)nMetrum liest ein Text sich einfach besser und kann mehr Wirkung entfalten. Der Text hat ein paar Stellen, an denen schon eine Silbe mehr/weniger einen Unterschied für eine ganze Zeile machen könnte. Das aber nur als nettgemeinter Tipp, unabhängig davon finde ich passen die Feinhriten, die Wortwahl der Lunpenpuppe, die Wiederholungen, die Bilder. Gerade der Schluss gefällt mir. Liebe Grüße Anaxi |
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08.11.2022, 14:04 | #3 |
Forumsleitung
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Mir ist der Text zu überladen und zu melodramatisch.
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08.11.2022, 20:29 | #4 |
Hi Anaximandala und ilka-Maria
ich danke euch für eure Antworten und werde mich nochmals an den Text setzen |
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08.11.2022, 21:36 | #5 | |
Forumsleitung
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Sehr gut.
Nur mal zum ersten Vers: Zitat:
Wenn Sterne am Himmel blinken, ist klar, dass der Himmel klar ist. Das muss man Lesekundigen mit Verstand nicht mit "glasklar" extra servieren. Die "Ritzen" bleiben dein Geheimnis. Wo sie am Himmel sein sollen, könnte man zu einem Forschungszweig der NASA machen. Dabei wäre es einfach gewesen, zu schreiben: Sterne blinken am Himmel. Vier Worte. Und welch ein Bild, welche Poesie! |
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09.11.2022, 17:38 | #6 |
2. Versuch
Endloser Sternenhimmel weit übers Land. Bauerndreck zieht über Felder, Richtung unbekannt. Haben Not im großen Reich, Krieg herrscht überall. Kein Brot, Hunger droht, Felder bleiben kahl. Kinder greinen, Frauen summen hungernd leise Lieder. Männer sind längst verstummt, suchen Hoffnung wieder. |
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09.11.2022, 18:20 | #7 | ||
Forumsleitung
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Zitat:
Der "Bauerndreck/-treck" steht in der Einzahl, deshalb kann das Verb im nächsten Vers nicht in der Mehrzahl stehen. Zitat:
Eine Anmerkung zum Inhalt: Das Gedicht erinnert an den Dreißigjährigen Krieg. Da stellt sich die Frage, ob es historisch stimmig ist, dass ein ganzer Treck mit Bauersfamilien einfach die Scholle verlassen und in die Fremde ziehen konnte, denn die Bauern unterstanden den Grundherren und hatten kein Recht auf Freizügigkeit. Ich wüsste auch nicht, wohin sie hätten ziehen können, denn Krieg, brachliegende Felder und Hungersnöte überzogen ganz Europa. Nicht ohne Grund blutete damals die Hälfte der Bevölkerung aus. Auch die irischen Bauern, die wegen der wiederholten Hungersnöte (die schlimmsten in der ersten Hälfte des 19. Jhs.) in Scharen auswanderten, kommen für den Inhalt des Gedichts kaum in Frage. Sie zogen nicht auf Karren über Land, sondern fuhren per Schiff nach Amerika und Australien. Auch waren die Ursachen nicht Kriege, sondern Missernten. Ich bin etwas ratlos, wo und in welcher Zeit dein Gedicht zu verorten ist. Noch eine Kleinigkeit in Sachen Logik: Wenn es nichts mehr zu ernten gegeben hat, womit füttern die Bauern ihre Zugtiere? Wäre es nicht sinnvoll gewesen, sie zu schlachten und auf dem Hof zu bleiben in der Hoffnung, so die Not zu überstehen? |
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10.11.2022, 17:49 | #8 |
Und nochmal:
Endloser Sternenhimmel übers weite Land. Bauerntrecks ziehen über Felder, Richtung unbekannt. Haben Not im großen Reich, Krieg herrscht überall. Ohne Saat, Hunger naht, Felder bleiben kahl. Kinder greinen, Frauen summen leise weinend Lieder. Männer sind längst verstummt, suchen Hoffnung wieder. Söldner plündern ganze Dörfer, Pest löscht Leben aus. Überstehen gleicht verzweifeln in diesem irren Graus. Mein Fokus sollte auf dem Kind und der Puppe liegen und erst jetzt bemerke ich, wie weitreichend dieses Thema um den Krieg ist. Ich wollte versuchen, durch die Puppe ein Symbol zu erschaffen, sorry, scheint in die Hose gegangen zu sein. |
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