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Theorie und Dichterlatein Ratschläge und theoretisches Wissen rund um das Schreiben. |
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28.10.2022, 21:24 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Ungereimtes für Silbermöwe
Du verwirrst, silbrige Möwe, mein schlichtes Gemüt
mit Fragen nach Reimen und ich hab mich vergebens bemüht, für dich mit paar griffigen Lösungen Klarheit zu finden, weshalb wir versuchen, Wörter an Wörter zu binden. Sei`s paargereimt, über Kreuz oder traulich umschlungen, in Stäben oder schweifend, mir ist`s nicht gelungen, schon gar nicht mit italischen Künsten, Terzinen im Dreiklang, hat es selten so schön wie gewollt und von Herzen geklungen. Mir wurde im Herzen, je weiter ich forschte, ganz bang - des Reimes Zwang, nachdem die Silben am Ende des Verses sich küssen, ist manchmal sehr schädlich, das sollten Poeten wohl wissen. Was hilft es, Schemata von Reimen zu kennen, Reimen auf Teufel komm raus nach zu rennen? „Willst du schon gehen? Der Tag ist ja noch fern. Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche, Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang; Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort. Glaub, Lieber, mir: es war die Nachtigall.“ Bei solchen Versen geht das Herz mir auf, und so hat Julchen einst in Lieb geschmachtet, und dabei nicht des Reimes Zwang gehorcht, in blanken Versen Romeo becirct, ganz ohne Reim in einer schwülen Nacht. |
29.10.2022, 09:59 | #2 |
Wow, Heinz, extra für mich - ich bin sehr erfreut und danke dir!
Ich werde mich noch in Muße damit beschäftigen. Aber was hast du gegen Terzine? Selbst Goethe schrieb sie. LG DieSilbermöwe |
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29.10.2022, 12:33 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Silbermöwe,
ich will nicht missverstanden werden und sag es hier ausdrücklich: Ich habe nichts gegen Terzine und wenn ich ein bisschen suche, werde ich auch bei mir welche entdecken. Neben den Terzinen fallen mir die vielen anderen Gedichtformen auf, z.B. Haikus, die mehr oder weniger gekonnt Gestaltungsmittel anderer Kulturen übernehmen und oft recht gekünstelt daher kommen. Was wären meine Gedichte ohne die Versuche in Hexametern, Amphibrachys, Daktylen etc. zu schreiben. Mir fällt auch auf, dass auf Teufel komm raus endgereimt und unter Inkaufnahme von Inversionen geschrieben wird und manche schöne Idee dabei hinten runter rutscht. Also: Mir geht es nicht um die Wiedererweckung althergebrachter Formen (ich denke da an Werke in Stabreimen), sondern darum, "maßgeschneiderte" Verse zu "schmieden". Deshalb mein Beispiel der Shakespeare-Verse aus Romeo und Julia, die in Blankversen genau wie meine nachempfundenen Zeilen am Ende meines Beitrags. Liebe Grüße, Heinz |
31.10.2022, 08:44 | #4 |
Lieber Heinz,
mit Blankversen habe ich so meine Probleme, da sie immer etwas geschwollen klingen. Nicht, dass mir Julias Verse nicht auch gefallen würden - aber in der heutigen Zeit ein Gedicht in solcher Form, das bekomme ich nicht hin. In Blankversen: Lieber Heinz, versucht habe ich, dank deines traulichen Hinweises auf Julias wunderbar gesprochene Verse, dir in selbiger Form meine Antwort zu vermitteln. Schwer fällt es mir, in diesen Versen Ideen Ausdruck zu geben. LG DieSilbermöwe |
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01.11.2022, 21:28 | #5 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Silbermöwe,
dann unterteil doch mal den Fluss der Rede/ die Worte, welche du schon immer mir/ vielleicht gefüstert oder auch gestöhnt/ in wildem Drange hättest, fünfmal jambisch/ zu formulieren - schon hast du den Vers/ den blanken -Freude herrscht auf dem Parnass! Glaub mir, esist gar nicht so schwer, aber eine wunderbare rhythmische Übung. Liebe Grüße! Heinz |
03.11.2022, 08:50 | #6 |
Lieber Heinz,
ich liebe ungereimte Gedichte/ grübele aber ständig darüber/ an was sich der Dichter/ bei diesen halten sollte/ es gibt kein Schema/ das ich hier wirklich/ anwenden könnte/ und das macht mich verrückt/. Bei manchem Ungereimten/ frage ich mich außerdem/ was daran jetzt/ so außergewöhnlich ist./ Ich meine, jeder/ kann doch über alles schreiben/ ohne Reim und ohne Metrum/ wieso wird manches hochgelobt/ und anderes gar nie besprochen/? LG DieSilbermöwe (Wenn meine Sätze jetzt/ wirklich in Jamben geschrieben/ fress ich einen Besen.) Geändert von DieSilbermöwe (03.11.2022 um 14:11 Uhr) |
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05.11.2022, 15:33 | #7 |
An Heinz und auch alle anderen Interessierten
Lieber Heinz,
bei meinen Nachforschungen zum Verfassen ungereimter Gedichte/ stieß ich auf etwas höchst Interessantes/ nämlich auf den „Gestischen Rhythmus"/ (= Betonte Embajements)/ dieser geht zurück auf die Lyrik/ und Poetik Bertolt Brechts. LG DieSilbermöwe |
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08.11.2022, 00:28 | #8 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Silbermöwe,
na, da schaun wir doch mal, was an deinem ungereimten Werk jambisch ist: ich liebe ungereimte Gedichte/ xXxXxXxxXx grübele aber ständig darüber/ XxxXxXxxXx an was sich der Dichter/ xXxxXx bei diesen halten sollte/ xXxXxXx es gibt kein Schema/ xXxXx das ich hier wirklich/ XxxXx anwenden könnte/ XxxXx und das macht mich verrückt/. xXxXxX manchem Ungereimten/ XxXxXx frage ich mich außerdem/ XxxXxxX was daran jetzt/ XxXx so außergewöhnlich ist./ xXxxXxX Ich meine, jeder/ xXxXx kann doch über alles schreiben/ XxXxXxXx ohne Reim und ohne Metrum/ XxXxXxXx wieso wird manches hochgelobt/ xXxXxXxX und anderes gar nie besprochen/? xXxxXxxXx Jambisch sieht anders aus: ich liebe ungereimte Werke/------------xXxXxXxXx und grüble ständig ratlos/---------------xXxXxXx an was sich Dichter/---------------------xXxXx bei diesem halten sollte/----------------xXxXxXx es gibt kein Schema,/-------------------xXxXx nicht eines, das ich hier-----------------xXxXxX verwenden könnte/----------------------xXxXx und das macht mich verrückt/.---------xXxXxX Bei manchem Ungereimten/------------xXxXxXx so frage ich mich außerdem,/----------xXxXxXxX was ist daran jetzt/--------------------- xXxXx so außer jeder Norm./------------------xXxXxX Ich meine, jeder ist/--------------------xXxXxX doch fähig so zu schreiben,/------------xXxXxXx wie ihm der Schnabel /-----------------xXxXx auch ohne Metrum so gewachsen ist.--xXxXxXxXxX wieso wird manches hochgelobt/-------xXxXxXxX und andres nie besprochen/?-----------xXxXxXx Sei artig gegrüßt! Heinz |
08.11.2022, 18:09 | #9 |
Lieber Heinz,
beileibe dacht' ich nie/ xXxXxX dass meine Sätze klingen/ xXxXxXx in Jamben, ungereimt/ xXxXxX ein ungereimtes Metrum/ xXxXxXx ist wahrhaftig die Crux! xXxXxX LG DieSilbermöwe |
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