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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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12.10.2022, 00:05 | #1 |
Pantun-Challenge im Dunkel der Nacht (verspätet)
Im Dunkel der Nacht
(künstlerische Annährung an einen realen Kriminalfall) letztes Opfer (männlich 14 Jahre, 18.06.1966, abends am Tatort im Bunker) Im fahlen Schein der Kerze sieht er wieder Ratten. Jetzt weiß er, dass der Tod nach Süße riecht. Noch gestern Nacht da fürchtete er nur den Schatten, der Abends stets die Zimmerwand erkriecht Täter, nach seinem ersten Mord 1962 (16 Jahre alt) Jetzt weiß er dass der Tod nach Süße riecht. Der Bunker füllt sich mit der hoffnungslosen Leere, die abends stets die Zimmerwand erkriecht. „vielleicht hörts auf, wenn ich mich nicht dagegen wehre“. Letztes Opfer (männlich 14 Jahre, 18.06.1966, abends am Tatort im Bunker) Der Bunker füllt sich mit der hoffnungslosen Leere, die Schläge prasseln wild auf ihn herab „vielleicht hörts auf, wenn ich mich nicht dagegen wehre“. Und plötzlich lässt der Mann dort von ihm ab. Täter (1958 im katholischen Jungeninternat, etwa 12 Jahre alt) die Schläge prasseln wild auf ihn herab. Die Wände schweigen und verschlucken alle Schreie. Und plötzlich lässt der Mann dort von ihm ab. Er soll sich ausziehn. Nun ist er wohl an der Reihe Letztes Opfer (männlich 14 Jahre, 18.06.1966, abends am Tatort im Bunker) Die Wände schweigen und verschlucken alle Schreie. Dort draußen weht ein leichter Abendwind Er soll sich ausziehn. Nun ist er wohl an der Reihe. Er riecht, dass hier noch andre Kinder sind Täter (Vorschulalter Kinderzimmer) Dort draußen weht ein leichter Abendwind Alleine sitzt er fest in dieser noblen Zelle. Er merkt, dass hier noch andre Kinder sind. Doch er darf nicht hinaus, nicht über diese Schwelle. Letztes Opfer (männlich 14 Jahre, 18.06.1966, abends am Tatort im Bunker) Alleine sitzt er fest, in dieser kalten Zelle. Der Mann ging kurz nach Haus, zum Abendbrot. Doch er darf nicht hinaus, nicht über diese Schwelle. Der Junge soll hier warten. Auf den Tod. Täter (19 Jahre, 18.06.1966 innerer Monolog auf dem Weg zum Abendessen) „Ich geh nur kurz nach Haus, zum Abendbrot. Nun schnell – das Abend-blau wird sicher schon zur Schwärze. Der Junge soll hier warten. Auf den Tod. Ihm bleibt nur noch die Flamme dieser kleinen Kerze“. Letztes Opfer (18.06.1966 innerer Monolog kurz vor der Flucht) Nun schnell– das Abend-blau wird sicher schon zur Schwärze und helfen kann mir nur die Polizei. Mir bleibt ja noch die Flamme dieser kleinen Kerze. Und damit mach ich mich von Fesseln frei. Täter (Nach seiner Verhaftung am 21. Juni 1966) Und helfen kann ihm nur die Polizei Sie führn ihn aus dem dunkel seiner innren Nächte und machen ihn damit von Fesseln frei. Im Knast erfährt er endlich einmal seine Rechte Täter (Reaktion auf die Fragen der Analytiker und Journalisten) Sie führn ihn aus dem dunkel seiner innren Nächte. Sie zeigen jede Ecke seines Ich. Im Knast erfährt er endlich einmal seine Rechte. Doch immer wieder greift die Angst um sich… Angstzustände des letzten (überlebenden) Opfers (wahrscheinlich noch heute) Sie zeigen jede Ecke seines Ich. (Auch gestern Nacht: Da fürchtete er schon die Schatten…) und immer wieder greift die Angst um sich… Im fahlen Schein der Kerze sieht er wieder Ratten…. Hannah May, 11.10.2022 Wer im übrigen herausfindet, um welche Kriminalfall es sich handelt, bekommt einen extra Applaus... |
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12.10.2022, 00:10 | #2 |
Dies ist meine (verspätete) Antwort auf Nöcks Pantun Challenge "Im Dunkel der Nacht). Sorry, ich war leider gesundheitlich nicht fit, aber nun liefere ich nach. Und ich sehe mit Freuden, dass es gerade eine wahre Flut an Pantun Challenges gibt.
Daher mache ich mal den Nächsten vorschlag (Richtline für den Abgabetermin: heute in einer Woche): Thema. Albträume (KEIN Rechtschreibfehler :-)). LG Schreibfan |
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12.10.2022, 10:22 | #3 |
Ohne Zweifel Jürgen Bartsch
Hallo Schreibfan/Hannah,
die geforderten Wiederholungs- und Variationsmechanismen des Pantuns führen natürlich automatisch zu der Deutung, dass (nicht nur) in diesem Fall Opfer und Täter von den gleichen Dämonen heimgesucht werden. Ich habe mich nur noch nicht entscheiden können, ob mich das nun beunruhigen oder in meinen Vermutungen bestätigen soll. Auf jeden Fall eine sehr ungewöhnliche und interessante Verwendung der Gedichtform. Beste Grüße Epilog |
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12.10.2022, 12:40 | #4 |
Lieber Epilog.
Danke dir fürs Kommentieren. Natürlich geht der Sonderapplaus an dich: Es handelt sich um den Fall Jürgen Bartsch. Schön, dass man das offenbar erkennt. Und auch in deiner inhaltlichen Auslegung stimme ich dir zu. In meiner, zugegeben freien künstlerischen Annäherung an den Fall wollte ich darstellen, dass es emotionale Parallelen bzw. sogar Verschraenkungen bei Täter und Opfer gibt. Das Pantun fand ich als Form dafür geeignet und konnte das Thema nun bei Noecks vorgegebenem Stichwort für die Challenge unterbringen. Was Jürgen Bartsch seinen Opfern angetan hat ist ohne Zweifel an Grausamkeit kaum zu überbieten und nicht entschuldbar. Allerdings zeigten die Befragungen in seinem Umfeld und auch seine eigenen auf Tonband aufgenommenen Aussagen, dass auch er in seiner Kindheit und Jugend zum Opfer von Grausamkeiten wurde. Hast du auch "Nachruf auf eine Bestie" gesehen? Ich empfehle diese Dokumentation aus den 1980-ern immer allen, die sich mit dem Fall beschäftigen wollen... LG Schreibfan |
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12.10.2022, 13:13 | #5 |
Zeitnahe Prägung
Ich habe mich schon Mitte der 80er und somit vergleichsweise sehr "zeitnah" in der Oberstufe des Gymnasiums (Fach Pädagogik) damit beschäftigt. Wohl bis heute ist mir die vollkommen "gehetzte" Stimme des (ebenfalls noch jugendlichen) Serienmörders in Erinnerung geblieben, mit denen er seine Obsessionen und "Kindheitserlebnisse" schildert. Räumlich war ich sowieso in seinem Jagd-"Revier" beheimatet (wie passend ...).
Viele Grüße Epilog |
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12.10.2022, 13:36 | #6 |
Oh ja, Jürgen Bartschs Stimme ist krass. Aber ich finde es super, dass ihr euch in Pädagogik diesem Fall angenäht habt. Ich musste selbst drauf stoßen (hab Pädagogik studiert). Mir ist so sehr im Gedächtnis geblieben, dass Bartsch sagte, die Jungs hätten "so unglaubliches Pech" gehabt, dass sie ihm in die Arme gelaufen sind, bzw. die Tür zum Auto nicht öffnen konnten etc.
Dass es nicht Pech war, sondern in seinem eigenen Handlungsspielraum lag, dass diese Taten stattfanden, könnte er an sich selbst nicht sehen. Es ist aber auch furchtbar, dass ihm und anderen Opfern der Missbrauch von Vertretern der Kirche damals noch nicht geglaubt wurde und auch, dass die emotionale Verwahrlosung, die er in seinem Elternhaus erlebt hatte, nicht erkannt wurde. LG Schreibfan |
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14.10.2022, 18:05 | #7 | |
Servus, Schreibfan!
Ich scharwenzel jetzt schon etliche Tage um dieses Pantum-Experiment herum und habe wohl eine Weile gebraucht, um es für mich einordnen zu können. Als Schreibleistung finde ich es gradezu gigantisch. Hut ab! Auch inhaltlich mag ich die Tiefe und wie du weder verurteilst noch beschönigst oder zu reißerisch wirst. Und dennoch....so ganz mag die Form für mich mit dem Inhalt und der von dir beabsichtigten Botschaft nicht zusammengehen. Ich kann nicht exakt den Finger drauflegen, warum das so ist und habe mehrere Tage darüber nachgedacht. Ich starte einen Versuch: ...vielleicht sind es die Länge und einfach ein paar Strophen zu viel, die dann bei mir dem Schluss zu eine Art Balladen- oder Wilhelm-Busch-Erzähl-Gedicht-Feeling verursachen. Bis zu der Strophe mit "Der Junge muss hier warten. Auf den Tod" aber bin ich begeistert!!!! Manches gegen Ende hin ist mir definitiv zu blumig beschrieben und zu nah am Märchen-Erzähl-Tonfall in den Formulierungen. Das in Kombination mit einem True-Crime-Thema wird dem Inhalt für mein Empfinden nicht gerecht. Technisch ist das Pantum ja voll dein Ding. Da gibt's nix zu meckern. Und deshalb habe ich es auch gerne gelesen. Abgesehen davon finde ich dein Experiment sehr mutig!!!! Das muss hier schon betont werden! Ich liebe diese Gedichtform jedenfalls auch sehr. Dazu auch gleich eine Newbie-Frage von mir hier: Zitat:
Recht liebe Grüße und schön, dich auch hier zu lesen! fee |
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14.10.2022, 22:28 | #8 | |
Hallo Fee
Die Pantun-Challenge ist unter Nöck und Schreibfan spontan entstanden, das kannst du hier nachlesen. Frühlingsgefühle Stachel hatte sich auch spontan eingeklinkt. Es steht also mit Sicherheit auch dir Frei, wie jedem anderen auch, noch etwas als Beitrag zu leisten. Ich denke nur dass es Ratsam wäre es dann auch als Challenge-Beitrag sichtbar zu machen. Eine richtige Beurteilung oder Bewertung wird es denke ich nicht geben, falls du das dachtest. Lg Mono Achso ich seh gerade, das Schreibfan das als neue Challenge-Bedingung stellte, dann wird es wohl auch genau danach gerichtet sein. Zitat:
Wie gewonnen wird weiß ich allerdings auch nicht. Ich vermute es ist einfach das Pantunieren an sich, das den Gewinn darstellt ^^ |
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14.10.2022, 22:36 | #9 |
Besten Dank, MonoTon,
für die Aufklärung! Wer braucht eine Bewertung? Ich mag nur Pantume/Pantune auch total gerne und so ein bisschen mitzumischen macht Spaß. Und Vergleichen, was andere zum gleichen Thema fabrizieren, noch mehr. LG, fee |
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15.10.2022, 14:14 | #10 |
Ich muss zugeben, ich hadere auch noch mit dem Gedicht.
Einerseits finde ich das Thema toll und auch für die Form geeignet. Zwar ist ein Pantun nicht unbedingt dazu gedacht, Geschichten zu erzählen. Aber gerade das macht für mich den Reiz aus: Inhalte zu finden, die man mit dieser Form gut "in Szene" setzen kann. Zudem gefällt mir der Twist mit den Zwischenüberschriften, weil das ebenso mal etwas Kreativ-Neues ist, das du hier mit deinem Text machst. Andererseits brechen diese Zwischenüberschriften das Pantun so auf, dass jeder Fluss abhanden kommt. Ohne die Erläuterungen wird der ständige Perspektivwechsel nicht klar, aber mit sind es fast schon eigenständige Strophen. Freundliche Grüße von Stachel |
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15.10.2022, 18:02 | #11 | |
Zitat:
Da war ich auch anfangs zwiegespalten, Stachel. Ich halte die Zwischenüberschriften aber letztlich auch für genial, weil sie eben genau den Fluss des Pantums immer ein wenig unterbrechen - und das kommt ja dem Perspektiv-Wechsel, der jedes Mal geschieht, doch sehr zugute und hebt ihn nochmals hervor. Ich glaube, wäre der Fluss ungebrochen da und die Melodie des Pantums noch stärker im Vordergrund, würde das dem ernsten Inhalt nicht gut tun. Ist aber nur mein Eindruck und meine Vermutung. LG, fee |
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15.10.2022, 23:04 | #12 |
Wow, so viele neue Kommentare. Toll.
Erstmal zur Pantun - Challenge. MonoTon, danke fürs erklären, stimmt genau: Das ist kein initiierter Wettbewerb, sondern eine Idee von Noeck und mir. Wir lieben Pantuns so und haben das schonmal vor ein paar Jahren gemacht. Einer gibt immer das Thema vor und den "Abgabetermin". Zu gewinnen gibt's nix, aber es gibt dann mehr Pantuns auf der Welt und es macht finde ich wirklich Spaß, zu lesen, was den anderen so einfällt. Und natürlich, Fee darfst du mitmachen, jeder darf, das ist so gedacht...und du darfst dann auch mal ein neues Thema vorschlagen. Jetzt machen wir "Albträume", bis Mittwoch... Liebe Fee, ich war ganz gerührt, dass du dir für deinen Kommentar so viel Zeit genommen hast. Ich freue mich über das Lob und verstehe aber auch die Kritik. Es ist ja ein Experiment (zumindest habe ich ein Pantun dieser Art noch nirgends gelesen, mit Perspektivwechsel zwischen Personen, Zeiten etc.). Ich bin tatsächlich mit den letzten Strophen auch nicht so glücklich, aber: dadurch dass es unterschiedlich lange Zeilen sind, musste das Pantun eine gerade Anzahl an Strophen haben, damit alles einheitlich und rhythmisch bleibt. Nach strophe zehn oder acht war aber die Geschichte noch nicht fertig erzählt. Vllt kann ich künftig das Problem umgehen indem ich immer gleich lange Zeilen mache... Lieber Stachel, auch dir danke für deine Rückmeldung. Deine Zerrissenheit ist nachvollziehbar. Mit diesen Zwischenüberschriften ist dieses Pantun anders als andere Pantuns. Damit wird der Fluss zunächst gebrochen. Andererseits fand ich diese Form, gerade wegen der Brechung auch reizvoll, so soll der Leser permanent aus seinem geradlinigen Gedankenfluss geholt werden und in einen neuen geraten. Irgendwo passt das auch zu diesem sehr ambivalent wahrgenommenen Kriminalfall... LG Schreibfan |
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18.10.2022, 11:31 | #13 | |
Zitat:
Liebe Schreibfan! Das ist etwas, das ich selbst auch gut kenne. Die Geschichte zum Abschluss zu bringen, ohne dass dies (wenn auch nur leicht) erkennbar "hingebogen" wirkt und im Vergleich zum Text davor an Dichte und Intensität einbüßt, halte ich gerade bei diesem Text hier für eine echte Herausforderung. Und du hast es bravourös gemacht. Aber - wie du auch selbst sagst - es fällt doch ein wenig ab im Vergleich. Na, vielleicht mit etwas zeitlicher Distanz zum Text hast du nochmal Lust, dich da drüber zu machen und dann hat man oft auch eine leicht veränderte Perspektive darauf...was dann manchmal eine stimmigere Lösung überhaupt erst möglich macht. Trotzdem ein beeindruckendes und insgesamt defnitiv gelungenes Experiment - inklusive der Zwischenüberschriften! LG, fee |
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19.10.2022, 16:37 | #14 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Liebe Schreibfan,
dein originelles Pantun hat ja fast den Charakter einer Doktorarbeit, mein Kompliment. Du hast die einzelnen Fälle ziemlich nahtlos zu einem Gesamtwerk zusammengefügt, und das bei einem Pantun, das ohnehin seine Tücken hat. Ich kann mich den vielen lobenden Worten nur allzu gerne anschließen. Sehr gerne gelesen und bewundert. Liebe Grüße Nöck |
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