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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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12.06.2022, 21:30 | #1 |
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Der Letzte macht das Licht aus
Das Leuchten im Neon der knalligen Werbung
kaschiert dieser Stadt jene graue Tristesse, die ohne die nächtliche Wochenendfärbung nicht eine Sekunde die Straßen verlässt. Für Blicke der Augen aus tausend Gesichtern bin ich unerreichbar und nicht existent. Ich stehe im Dunkel von grellbunten Lichtern und hege Gefühle, die sonst keiner kennt. Kurz hört man ein Splittern von Glas und auf Steinen verteilen sich Scherben, nervös wird gelacht... Alleine sucht in dem Gewimmel aus Beinen zerzaust eine Taube ihr Futter bei Nacht. Schon strömen die Massen aus Kinos und Kneipen nach Hause, dann schimmert des Morgens Gestalt im rötlichen Mantel, begleitet vom Pfeifen des einsamen Kehrmanns auf leerem Asphalt. Den restlichen Schatten entfliehe ich leise, geh still meiner Wege, schon bald kommt mein Zug. Ich lege mich müde auf rostige Gleise und mach meinen Frieden mit all dem Betrug. |
13.06.2022, 11:46 | #2 |
Forumsleitung
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Guten Morgen, Pennywise,
ich bin einigermaßen verblüfft. Kaum hatte ich mich mit Walthers Gedicht (Amphibrachys) befasst, stoße ich auf dieses hier und finde den gleichen Rhythmus vor. Ist das Zufall, oder war Walthers Gedicht für dich eine Herausforderung? Wie ihm, so ist es auch dir gelungen, das Versmaß kontrapunktisch zum Inhalt zu setzen. Beeindruckend, wie du die düstere Atmosphäre in Sprache umgesetzt hast. Gut gemacht! LG Ilka |
13.06.2022, 14:21 | #3 |
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Moin Ilka,
nein, an dem Gedicht habe ich seit drei Tagen gebastelt. Düster sollte es sein. Da bin ich schon mal zufrieden. Die Herausforderung war, in einer pulsierenden Stadt, die Einsamkeit und Verzweiflung zu beschreiben, die einzelne Menschen überkommt. Hier in Form eines letzten Tests, ob man doch nochmal vom Leben mitgenommen wird. Ohne Happy End. In Amphibrachys sind seit ungefähr einem Jahr so 70% meiner Gedichte verfasst. Walthers Werk war da nicht die Vorlage. Allerdings war vor ca. einem Jahr ein anderes Gedicht von Walther Inspiration für meinen aktuellen Schreibstil. Ich habe hier also wirklich etwas gelernt und konnte meinen Horizont erweitern. Ich glaube, das erste wirklich ernsthafte Werk in der Form mit viel investierter Zeit war "Das stumme Telefon". Keine Ahnung, ob Du es kennst. Aber danach war ich diesem Stil verfallen. Somit bin ich Walther dankbar und auch mir selbst, weil ich hier in manchen Zeiten wirklich einiges lese. Hab mir jetzt gerade nochmal Walthers "Auf Dornen gebettet" durchgelesen. Es unterscheidet sich minimal. Walter hat stets gleichlange Verse genommen. Bei mir ist Vers zwei und vier jeweils eine Silbe kürzer. Wie man das jetzt fachlich nennt... Da bin ich ja fast schon wieder raus. Und meines ist kein Sonett. Das klassische Sonett mit all seinen Regeln ist mir zu kompliziert. |
13.06.2022, 14:57 | #4 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Da kommst du vielleicht noch hin. Es gibt ja viele verschiedene Formen des Sonetts, und heutzutage gehen die Lyriker damit viel freier um als früher. |
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13.06.2022, 15:05 | #5 |
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Ja, vielleicht überkommt es mich ja irgendwann mal. Aber ich will ja auch schon ewig Ungereimtes schreiben. Ich glaube, das hat auch was mit Spaß und Freude zu tun. Ich vergleiche es mittlerweile mit dem Musizieren. Irgendwann legt man sich auf etwas fest. Zumindest die meisten. Klassik, Pop, Rock, Blues.... Selten deckt jemand alles ab. Schätze, so ist es bei mir im Moment auch. Was mir da allerdings wichtig ist, sind die unterschiedlichen Inhalte. Sowohl bei mir, als auch bei Leuten, von denen ich immer mal wieder gerne etwas lese.
Liebe Grüße Pennywise |
13.06.2022, 15:29 | #6 |
Forumsleitung
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Ganz richtig. Jeder findet seine eigene Stimme, entwickelt seinen eigenen Stil und legt in seine Werke, auch bei unterschiedlichen Themen, seine Grundhaltung hinein. Deshalb werden in der professionellen Literaturszene die bekannten Autoren, wenn sie anonym veröffentlichen, letztendlich doch aufgedeckt. Der Stilistiker Prof. Donald W. Foster ist z.B. so eine Meister-Spürnase.
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15.06.2022, 12:55 | #7 |
Hallo Pennywise
die Verlorenheit bis hin zur Selbstaufgabe ist in den Zeilen gut zu erspüren.
Was die gewählte Form anbelangt kann ich als eher freier Schreiber wenig sagen, außer wer suchet wird irgendwann auch seine Art zu schreiben finden. LG Perry |
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15.06.2022, 17:09 | #8 |
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Moin Perry,
danke für Deinen Besuch. Freut mich, dass ich das Gefühl scheinbar rüberbringen konnte. Auch wenn es kein erstrebenswertes Gefühl ist. Was den Stil betrifft. Ich kann bei Deinem Stil auch eher nur intuitiv bewerten, weil ich mich mit dieser Art zu schreiben immer schwer getan habe. So habe ich meinen schreiberischen Sinn in den Reimen -bevorzugt in Amphibrachys- gefunden. Das ist die Zone, in der ich mich im Moment am Liebsten bewege. Wenn ich etwas von Dir lese, dann geht es mir um die Bilder, die Du transportierst. Da achte ich gar nicht auf die Technik. Ich brauche ein Gefühl. Ich brauche Bilder. Sowohl, wenn ich schreibe, aber auch vor Allem wenn ich etwas lese. Sonst bin ich nach zwei Versen raus. Bei Dir trifft das für mich zu. Bilder, Gefühl und ein gewisser Rhythmus. Das ist Lyrik. Der Stil kann unterschiedlich sein. Einen angenehmen Resttag Pennywise |
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