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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy. |
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17.03.2022, 14:56 | #1 |
Der Baron von Urga
Über die Steppe reitet der schwarze Baron,
stark, treu, grausam und verwegen, rast er auf dem Pferd über Steppenwege ist er Kriegsgott, des Menschen Sohn? Wie Schnee, seine Haut so weiß, seine Besten sah er in den Staub fallen, ihre Schreie im Leeren verhallen, im gefrorenen Himmel, im stummen Eis. Dem Eid, den er einst geschworen, treu bleibend bis zum bitteren Ende, Kampfeslust brennt in den Lenden, zum Kämpfen und Töten ist er geboren. Auf ihren Händen klebte Blut, es zerriss sie brennender Schmerz, und gepeinigt war sein Herz, in der nie erloschenen Glut. Längst allein in den Wirren der Zeit, ruft er vergeblich nach seinen Soldaten, verblasst nie der Glanz seiner Taten, die Seele noch immer zum Kriege bereit. |
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17.03.2022, 15:04 | #2 | |
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Zitat:
Offensichtlich ist die Zeit der sog. "postheroischen Zeit" vorbei. Jawohl, wir setzen den treuen Vasallen wieder Denkmäler und krönen ihre Grabsteine mit Lorbeerkränzen. Aber mal sehen, ob wir noch den Nerv für solche Gedichte haben, wenn bei uns die ersten Bomben einschlagen und wir aus unserem jahrzehntelangen Tiefschlag wachgerüttelt werden. |
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17.03.2022, 21:25 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Merja,
mir fiel sofort ein: "Meine Ehre heißt Treue!" Fataler Weise war dieser Spruch der Wahlspruch - nachzulesen auf tausenden Koppelschlössern - der nationalsozialistischen Schutzstaffel (die meisten kennen diese "Schutzstaffel als SS) und geht auf den GröFaz AH zurück: "SS-Mann, dene Ehre heißt Treue!" Ich hoffe sehr, dass Dein Gedicht (das handwerklich gut gemacht ist) keine Verherrlichung eines erwachenden Militarismus sein soll. Goethe hat mal angemahnt: Bedenke wohl die erste Zeile! In diesem Fall muss ich sagen: Überdenk noch einmal Deine Verse! Liebe Grüße, Heinz |
18.03.2022, 05:19 | #4 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Liebe MerjaSinovsk,
du beschreibst hier in deiner bildhaften Sprache die Gedanken- und Gefühlswelt des Barons Roman von Ungern-Sternberg. Sein, ja, man kann schon sagen bizarres Leben ist gerade heute ein interessantes Thema und ich denke du hast die Welt in der er sich zuhause fühlte gut beschrieben. Wie man in einer Biografie, in einer Beschreibung einer Persönlichkeit der Geschichte und ihrer Gefühlswelt eine Kriegsverherrlichung sehen kann oder doch recht zusammenhangslos mit dem "Führer" und der SS kommen muss wie manche Kommentatoren, die eigentlich kompetent sind und die ich daher respektiere, ist mir unerklärlich. Es scheint ein typisch deutsches Phänomen zu sein, was mir schon bei anderen Texten über historische Persönlichkeiten oder Ereignisse auffiel. Aber lassen wir das, und kommen wieder zum Gedicht. Die Welt war vor hundert Jahren eine andere und auch die Menschen damals hatten andere Wertvollstellungen. Und du beschreibst sehr genau die Welt in welcher der Baron lebte, und das, was sein Leben bestimmte. Daher finde ich dein Gedicht gelungen, es gibt mir Einblicke in eine Welt die mir oder uns heute fremd ist. Liebe Grüsse Corazon |
18.03.2022, 07:46 | #5 |
Forumsleitung
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Darüber muss man sich wohl keine Sorgen machen. Dieser Baron konnte nichts anderes, als mit der Waffe um sich fuchteln. Zu etwas anderem taugte er nicht, und selbst beim Militär hatte er seine Probleme. Im Grunde war er eine gescheiterte Existenz. Nach seiner Hinrichtung blieb nichts mehr übrig für die Bildung einer Legende, aber das war ihm wahrscheinlich sowieso schnuppe.
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18.03.2022, 08:02 | #6 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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muss ich mich jetzt wegen mangelnder Belesenheit schämen? Oder ist doch ein kleiner Vorteil dabei, den Grund für die balladeske Erzählung nicht zu kennen?
Ich lese (und meine Sensoren sind vielleicht überscharf geworden angesichts vieler Hinweise auf das Stärkerwerden nationalsozialistischen Gedankenguts) was von einem - schwarzen Baron, der - stark, treu, grausam und verwegen ist - von einem geschworenem Eid - erschrecke vor den Kriegsbildern - und einer Seele, die immer noch bereit (oder schon wieder?) zum Kriege ist. Ja, und ein gebranntes Kind scheut das Feuer! Liebe Grüße, Heinz |
18.03.2022, 11:52 | #7 |
Lieber Heinz
es geht um diesen Herren da.
http://www.mongolei.de/berichte/Ungern-Sternberg.htm Ja, damals war eben eine andere Zeit. Die Geschichte dieses Barons fand ich sehr interessant, aber auch tragisch. Treue ist ja an sich nichts Schlechtes. Der besagte Baron hatte es eben nicht anders gelernt, als dass man dem Eid immer treu bleibt. Etwas anderes als Krieg hatte er auch nie gesehen. LG Merja |
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18.03.2022, 11:57 | #8 |
Danke schön, liebe Corazon. Verstehst mich wie immer gleich auf Anhieb.
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18.03.2022, 12:05 | #9 |
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Das ist kein Grund, ihn unkritisch zu sehen und obendrein ein Loblied auf ihn zu singen. Und was soll an seinem Schicksal tragisch gewesen sein? Dieser Typ war keine Gestalt aus der griechischen Mythologie, die den Göttern als Spielball diente.
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18.03.2022, 12:26 | #10 |
Weiß ich nicht, habe es eigentlich nicht als Loblied empfunden.
LG |
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18.03.2022, 14:29 | #11 | |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Zitat:
https://youtu.be/i5fUw1ZQz3c |
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19.03.2022, 01:28 | #12 |
Forumsleitung
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Ach? Als was hast du es denn empfunden? Oder anders gefragt: Wenn dein Gedicht nicht auf Heldenverehrung abstellte, was war dann deine Intention, diesem Menschenschlächter ein lyrisch positives Denkmal zu setzen?
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