So weit sind wir gekommen: Während nach jüngsten Umfragen fast Dreiviertel der in Deutschland lebenden Menschen das Gendern der Sprache ablehnt, gleichzeitig aber Annalena Baerbock den Vorschlag gemacht hat, jetzt auch juristische Texte zu gendern (und sich damit den nächsten Bock geschossen hat - nomen est omen!), laufen uns die Schriftsteller aus Protest davon.
Blöd, dass in dem Artikel, der darüber berichtet, nicht von "Moralaposteln", sondern von "Moralapostelnden" die Rede ist. Ein Dilemma, wie mir scheint, denn mit Alternativen wie "moralisierende Besserwisser" käme man nicht weiter, weil die Besserwisserinnen ausgeschlossen wären. Genauso ginge es auch mit etlichen anderen Versuchen, den Gender-Wahnsinn zu bedienen, nämlich direkt vom rauchenden Kopf in die Gender-Hose.
Zitat:
Schriftsteller verärgert über Deutschland
VON ARNO LEUSCHNER
Hamburg– Verhindert eine Minderheit von überdrehten Moralapostelnden freien Geist? Der Schriftsteller Matthias Politycki („Weiberroman“, „Smarkand, Samarkand“) kritisiert eine verkümmernde Diskussionskultur in Deutschland, die Identitätspolitik der Linken und das Gendern der Sprache und ist aus Ärger über die Situation von Hamburg nach Wien umgezogen.
„Wir alle haben jede Menge zu verlieren, auch in der Literatur geht es bereits ans Eingemachte“, erläuterte der 66-Jährige in einem Interview mit dem „HamburgerAbendblatt“.
„Es geht an das, was wir künftig in welcher Wortwahl und Grammatik noch schreiben dürfen und wer es aufgrund seines Geschlechts, seiner Hautfarbe, seiner Herkunft, seiner sexuellen Orientierung nicht mehr darf“, sagte Politycki. „Ich sehe die Freiheit der Fantasie, die Freiheit des Gedankens und der Sprache tatsächlich bedroht.“
Er mahnte zur Mäßigung. „Wir müssen die Kunst des Zuhörens wieder neu erlernen. Und auch die des wilden Denkens, das sich nicht an Haltungsvorgaben von Links und schon gar nicht von Rechts klammert.“ Der Erfolgsautor hatte seine Gedanken auch in dem Essay „Mein Abschied von Deutschland“ dargelegt. Alle Brücken nach Hamburg, wo er viele Jahre lebte, will Politycki nicht abbrechen. Im Interview sagte er: „Ich werde ab und an von Wien hierher kommen und hoffentlich ein bisschen von der Entspanntheit mitbringen, die man im Wiener Alltag kultiviert.“
(Offenbach-Post, 2. August 2021)
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Wer kann es dem Autor verdenken. Wer den Literaturbetrieb ein bisschen kennt, weiß, dass bereits etliche Auflagen erfüllt werden müssen, die genügend Kopfzerbrechen und Arbeit bedeuten. Wenn nun auch noch verlangt wird, jedes Wort auf "politische Korrektheit" zu prüfen, wird letztendlich keinen eigenen Stil mehr entfalten können. Das hat mit Literatur nichts mehr zu tun, sondern ähnelt dann nur noch einer Bedienungsanleitung.