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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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27.07.2021, 19:54 | #1 |
Liebespfeile
Liebespfeile
Es lag der Sommer überm Land, das Meer rauschte seine Weise, leichte Wellen rollten leise, küssten sanft den einsamen Strand. Wir zwei lagen im warmen Sand, als deine Hand die meine nahm, als deine Küsse, wild und zahm, mich brachten fast um den Verstand. Dann sagtest du: „Ich liebe dich“ und sahst mich an voll Lieb' und Glück, gefangen ganz im Augenblick. Liebespfeile trafen auch mich, trafen mein Herz, trafen mein Ohr, bis ich mich ganz an dich verlor. |
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30.07.2021, 01:00 | #2 | |
Lieber Gune,
willkommen im Forum! Du hast dich also an einem Sonett versucht. Das Reimschema sieht gut aus, allerdings lässt sich am Metrum noch arbeiten. Ich habe es mal in einen fünfhebigen Jambus gegossen. Zitat:
Krebsgestoeber |
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30.07.2021, 06:37 | #3 |
Forumsleitung
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Die rhythmisch perfektionierte Version mag die Vorgaben eines Sonetts erfüllen, aber besser als die Vorlage ist sie damit nicht geworden. Sie wirkt durch die hinzugefügten Adjektive und Füllworter aufgeplustert, und das altertümliche "Oh" am Beginn der letzten Strophe gibt dem Gedicht den letzten, vernichtenden Rest.
Es wäre besser gewesen, soweit wie möglich mit Substantiven und Verben zu versuchen, ein angenehm lesbares Sonett aus dem Text zu machen. Man hätte z.B. so beginnen können: "Die Sommerschwüle drückte auf das Land ..." Die erste Strophe ist sowieso danebengegangen und müsste überdacht werden, denn wenn das Meer rauscht, können die Wellen bzw. Wogen nicht leise sein; was leiser als ein Rauschen ist, nennt man Raunen. Ich bin nicht grundsätzlich gegen Inversionen, denn manchmal sind sie unvermeidlich, und oftmals können sie sogar poetischer klingen als die "normale" Syntax; aber "gefangen tief" liest sich grauenhaft. Die Stimmung, die der Autor mit dem Text erzeugen will, kommt in beiden Versionen nicht zum Zuge. Dennoch scheint mir das Original mit dem besseren Sprachgefühl verfasst zu sein. Ein Sonett kann nicht davon "klingend" werden, dass man es der korrekten Form wegen mit heißer Luft aufbläst. VG Ilka |
30.07.2021, 10:19 | #4 | ||
Zitat:
Zitat:
Beste Grüße Krebsgestoeber |
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30.07.2021, 12:49 | #5 |
Lieber Gune, liebe Ilka,
okay, ich musste einfach. Das Motiv der Liebespfeile will nicht so recht zu den zaghaften Annäherungen des lyrischen Dus passen. Wenn an einem einsamen Strand Liebespfeile fliegen, dann auch richtig. So würde ich es machen:
Die Sommerschwüle lag auf Meer und Land Und Wellenzungen leckten an der Küste. Der Sand umspielte zaghaft deine Brüste - Wir beide, ganz allein am weiten Strand. Du necktest mich, ich griff nach deiner Hand, Dein Puls war ruhig, mein Atem schlug Alarm Und Küsse hüpften über meinen Arm, Auf meinen Hals, es nahm mir den Verstand. Du hauchtest in mein Ohr: "Ich will dich jetzt." Der Bogen durchgespannt, der Pfeil gesetzt - Es war dein Blick, dein Lächeln, diese Wonne. Der Schuss: ein saubrer Treffer in die Brust, Mein Herz ergoss sich wild und voller Lust. Wir badeten im Meer aus Blut und Sonne. Hier und da schimmert noch ein Attributivstil durch, zumal Liebesgedichte nich ganz mein Metier sind. Aber etwas Übung sollte nicht schaden. Beste Grüße Krebsgestoeber Geändert von Krebsgestoeber (30.07.2021 um 23:43 Uhr) |
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30.07.2021, 21:33 | #6 |
Liebe Ilka, lieber Krebsgestoeber!
Vielen Dank für die herzliche Begrüßung und die Intensive Analyse meines Sonetts. Ich finde Euch einfach klasse, denn Ihr setzt Impulse, ermutigt, motiviert und inspiriert mich zum Schreiben, mich den Bauchmenschen, der die Liebesgedichte ohne Plan d.h. aus dem Bauch heraus schreibt, der des Öfteren vom metrischen Schema abweicht, aber auch von dir, Ilka, lernt, dass auch ein Gedicht mit Einhaltung des Metrums "aufgeplustert" wirken kann, wenn man es mit Füllwörtern überfrachtet. Wie dem auch sei, ich danke Euch sehr für die intensive Analyse meines Sonetts, meines ersten Beitrags im Forum.
Viele liebe Grüße von Gune |
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30.07.2021, 22:49 | #7 | |
Forumsleitung
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Schön, Gune, dass du die Kritik positiv aufnimmst. Diese Größe ist nicht jedem Menschen gegeben.
Ich musste mir das vor Jahren auch gefallen lassen, weil mir nicht alle Vorgaben für ein Sonett klar waren. Damals hatte mir vor allem gummibaum auf die Sprünge geholfen (der leider nicht mehr aktiv ist, sondern nur noch passiv ins Forum schaut). Versuche, zunächst die einfachsten Voraussetzungen zu erfüllen: Jamben, fünfhebig, weibliche Kadenzen (sie genießen den Vorzug, aber männliche Kadenzen werden auch akzeptiert). Klassisches Reimschema: abba abba cdc dcd Wenn du das übst, hast du vorerst genug zu tun. Viel Erfolg! LG Ilka @Krebsgestoeber Die neue Version ist um Klassen besser. Nur dieser Teil gefällt mir nicht: Zitat:
Vielleicht so: Du hauchtest in mein Ohr: "Ich will dich jetzt." Der Bogen war gespannt, der Pfeil gesetzt - |
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30.07.2021, 23:37 | #8 | ||
Zitat:
Zitat:
Beste Grüße Krebsgestoeber |
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31.07.2021, 11:36 | #9 |
Liebe Ilka, lieber Krebsgestoeber!
Ihr seid nicht "über mein Gedicht hergefallen", denn ich bin der Meinung, dass man konstruktive Kritik vertragen müsste können, selbst dann, wenn man das eine oder andere ändern muss. Außerdem ist angebrachte Kritik viel besser und lehrreicher als das falsche Lob. Drum, Ihr Lieben, vielen lieben Dank für die Analyse meines Sonetts, und ich verspreche Euch, die Hausaufgaben zu machen, auch wenn es mir schwerfällt, mich mit Jumben, Kadenzen und Co. zu beschäftigen.
In diesem Sinne und liebe Grüße von Gune |
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