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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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04.11.2020, 14:21 | #1 |
Anderthalb Meter
Anderthalb Meter sind zu wenig.
Unüberbrückbaren Abstand finden zu den Verheißungen der Marketingpropheten. Mein Selbst lässt sich nicht steigern in den Tempeln des Konsums. Anderthalb Meter sind zu viel - zwischen dir und mir und deinem Leid. Maskierte, unsichtbare Empathie. Tote Worthülsen statt lebendiger Berührung. |
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06.11.2020, 08:11 | #2 |
Hallo AlteLyrikerin,
da ist dir ein wunderbares Gedicht gelungen. Es zeigt gut die Ambivalenz, in der sich zurzeit die Gesellschaft befindet. Oder jedenfalls einige Menschen der Gesellschaft. Besonders die letzten drei Zeilen schmerzen und sind so wahr. LG DieSilbermöwe |
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06.11.2020, 09:49 | #3 |
Hallo AL,
Deine Worte, so treffend, so wahr.. Es ist eine kalte Zeit , in der wir uns zurechtfinden sollen.. Und traurig zurückschauen, auf das was wir hatten.. Gerne deine Wort gelesen, nehme sie nachdenklich mit in meinen Tag. Liebe Grüße Mona |
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06.11.2020, 11:04 | #4 |
Hallo Ihr zwei,
herzlichen Dank fürs Lesen und dass Ihr die Sicht der Verse auf das Geschehen teilt. Liebe Grüße, AlteLyrikerin. |
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06.11.2020, 12:52 | #5 |
Hallllllo AlteLyrikerin!
Frage: Was ist eine lebendige Berührung? Frage: Welche Rolle spielt ausgerechnet Raum bei alledem in einer Zeit, in der räumliche Distanzen immer bedeutungsloser werden? LG Sonnenwind |
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06.11.2020, 13:02 | #6 |
Hallo Sonnenwind,
Räumliche Distanzen mögen in einer globalisierten Welt keine Rolle mehr spielen. In menschlichen Beziehungen bzw. Begegnungen können sie von existentieller Bedeutung sein. In meinem Ehrenamt bin ich tätig als Sterbebegleiterin und Trauerbegleiterin. Das Gedicht entstand nach einem äußerst frustrierenden Besuch im sogenannten Besuchszimmer eines Pflegeheims. Wenn ein sterbenskranker Mensch auch noch dement ist, dann ist mit Worten oft gar nichts mehr zu erreichen. Durch den Zwang eine Maske zu tragen, sind nonverbale Kommunikationsmöglichkeiten völlig abgeschnitten. Mein Gegenüber kann ein Lächeln, eine bestätigende, zusprechende, tröstende Emotion bei mir gar nicht mehr wahrnehmen. Außerdem reagieren demente Patienten oft nur noch auf Berührungen, die sie auch benötigen. Diese Berührungen sind lebendiger als Worte, die bei hochgradiger Demenz nicht einmal mehr verstanden werden. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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06.11.2020, 13:25 | #7 |
Danke für die Rückmeldung!
Ganz ehrlich, die ganze Tiefe der Problematik, die du eben geschildert hast, kommt in deinem Gedicht nicht zur Entfaltung. LG Sonnenwind |
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06.11.2020, 13:29 | #8 |
Hallo Sonnenwind,
das mag für Deine Wahrnehmung so sein. Menschen, die regelmäßig in diesen Kontexten arbeiten oder "leben", weil sie z.B. Angehörige betreuen, verstehen den Text nach meiner Erfahrung durchaus. Außerdem ist es doch nicht schlecht, wenn Lyrik dazu anregt nachzudenken, was mit dem Geschilderten gemeint sein könnte. Ich wollte ja kein "Reality-TV" in Gedichtform produzieren, a la RTL. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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06.11.2020, 13:44 | #9 | ||
Zitat:
Zitat:
das ist ein keine adäquate antwort. die frage, ob der text alle anspricht und dort das gewünschte verstehen auslöst, ist berechtigt. lg W. |
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06.11.2020, 13:48 | #10 |
Hallo Walther,
Danke für Deine Rückmeldung. Ich sehe, dass Du mit Sonnenwind übereinstimmst. Eure Erwartungen, wie über die Problematik geschrieben werden soll, trifft der Text nicht. Das akzeptiere ich, ohne dass ich meinen Text deswegen als schlecht weglegen möchte. Danke für die ehrliche Rückmeldung. AlteLyrikerin. |
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06.11.2020, 13:57 | #11 | |
Hallo Walther,
durch eine Fehlfunktion meines Browsers habe ich von Deiner Antwort nur das "stimmt" gelesen. Daher nun nochmals eine weitere Rückmeldung von mir. Du sagst, die Frage sei berechtigt, Zitat:
Was meine eigenes Lesen von Gedichten angeht, so gibt es viele, die sich mir nicht erschließen, oder deren Inhalte mich nicht berühren, obwohl sie als hohe Kunst gelten. Sie passen einfach nicht zu meinem Lebenshintergrund. Bei Lesungen, die ich durchgeführt habe, erfuhr ich immer extrem Überraschendes von den Hörern über meine eigenen Texte. Teilweise wurden z.B. Interpretationen dargeboten, die ich niemals in den Text hineingelegt zu haben meinte. Daraus habe ich gelernt, dass der Leser das Gedicht "mit schafft" oder auch, dass es bei manchen keinerlei Chance auf "Ankommen" hat. Wenn ein Gedicht von einer großen Menge von Rezipienten so interpretiert wird, wie der Autor es verstanden wissen wollte, dann hat er offensichtlich in genialer Weise den Zeitgeist getroffen. Nochmals herzlichen Dank für Eure ehrlichen Rückmeldungen, AlteLyrikerin. Geändert von AlteLyrikerin (06.11.2020 um 14:08 Uhr) Grund: ergänztung von Fehlendem |
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06.11.2020, 16:09 | #12 | |
Zitat:
Anderthalb Meter sind im Gedränge (auf der Jagd nach den Verheißungen in den Konsum-Tempeln) zu wenig (davon abgesehen, hält sich sowieso kaum einer dran. Vielleicht beim Warten vor den Geschäften. Aber noch lange nicht beim Stöbern). Anderthalb Meter Abstand sind für einen Sterbenden viel zu viel. Das Gedicht transportiert das sehr gut. Also ich wusste beim ersten Lesen, was AlteLyrikerin meint. Viele Grüße DieSilbermöwe |
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