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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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20.09.2020, 13:14 | #1 |
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Dichters Kummer
Was macht ein Dichter, wenn auf „Luft“
sich kaum ein Wort reimt, so wie „Duft? Dann steht er wie ein Dummlack da, denn was ihm bleibt, ist nur Bla-bla-bla. Und weil nicht sein kann, was nicht darf, ist er auf eine Lösung scharf, und deshalb dichtet er auf „Luft“ halt irgendwas mit Ende „Gruft“. Doch dabei komm etwas heraus, das Lachen reizt wie auch den Graus: „Ich stank ja schon auf Erdenzeit, jedoch nicht kilometerweit.“ Er stellt jedoch zufrieden fest: Der Reim besteht den Lyriktest blitzsauber, ohne Trick und Not, mit herzlich Dank an Dichters Tod. |
22.09.2020, 08:34 | #2 |
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Es gibt tatsächlich nicht viel das sich auf Luft reimt
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22.09.2020, 09:12 | #3 |
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Das gilt für extrem viele Wörter im Deutschen. Deshalb ist die gebundene Lyrik in unserer Sprache so schwierig: Hat man einen tollen Vers geschmiedet, gibt es garantiert nichts, das sich auf ihn reimt und den Dichter in seiner Grundidee weiterkommen lässt.
Es kommt nicht von ungefähr, dass in der Popmusik die englischen, französischen und italienischen Songs vorherrschen. |
22.09.2020, 09:48 | #4 |
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Luft
Duft Gruft Schuft pufft knufft ruft...? Kluft das wäre es so in etwa |
22.09.2020, 10:11 | #5 | |
Zitat:
ich verspreche dir selten. hier tu ichs. schlechte liedtexte sind unvermögen und haben nix mit der sprache zu tun, in der man sie verfaßt hat. lg W. |
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22.09.2020, 10:32 | #6 | |
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Zitat:
Ändert aber nichts an der Tatsache, dass andere Sprachen aufgrund ihrer Wortendungen ein weitaus größeres Repertoire an Reimmöglichkeiten bieten. Was Ralfchens Aufgebot an Wörtern angeht: Ja, reimt sich alles - ist aber an Sinngehalt schwer unter einen Hut zu bringen. |
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22.09.2020, 10:55 | #7 | |
Zitat:
wenn ich die liedzyklen, die operetten, opern etc. in erinnerung rufe und eine kleine kurve über reinhard mai mache, einen haufen österreichischer barden nehme, kann ich dem nicht folgen. daß Helene und co. schlechte libretti und hundsmiserable texter haben, ist eine andere sache. die meisten englischen texte sind noch unterirdischer - aber wir grölen sie mit, weil wir sie meist nicht verstehen. lg W. |
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22.09.2020, 11:01 | #8 |
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Gut oder schlecht - das ändert nichts daran, dass in puncto Reim, aber auch bei den Rhythmen, die deutsche Sprache gegenüber manchen anderen Sprachen im Nachteil ist. Diese Erkenntnis ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern in Lyrikkreisen einschlägig bekannt.
Nun bin ich einiger Sprachen kundig, mehr oder weniger, und kann mich selbst davon überzeugen. Im Englischen und Französischen gibt es im Vergleich zum Deutschen viel mehr Wörter mit gleichlautenden Endungen und auch viel mehr kurzsilbige Wörter. Außerdem enden im Französischen fast alle Wörter auf der letzten Silbe, egal, wie lang sie sind. Das Deutsche ist dagegen verliebt in Zusammensetzungen und unterschiedlichen Betonungen. Das macht die Unterschiede. |
22.09.2020, 12:08 | #9 |
Liebe Ilka-Maria,
auf humorige Art und Weise bedichtest Du das Problem des Reimzwangs. Wenn mir nur Reimworte zur Verfügung stehen, die nun mal nicht zu meinen erstrebten Aussagen, Inhalten passen, was mache ich dann? Wenn man die Größen der Lyrik (vor der Moderne) liest, wie z.B. Rilke, dann ist immer noch ungeheuer reichhaltig, was sich alles an Reimen finden lässt. Schon in Rilkes Frühwerk finden sich zahlreiche Beispiele, z.B. Ich weiß von einem Riesenparke dort, wo die Stadt sich schon verliert; jetzt nagt die Axt an seinem Marke, sie sagen: Er wird parzelliert. (Aus dem Gedicht Barbaren, im Zyklus Larenopfer). Ich denke, die moderne Lyrik leistet u.a. wegen der Problematik, dass sich oft schwer Reimworte zu bestimmten Bildern finden lassen, Verzicht auf den Reim. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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22.09.2020, 12:14 | #10 | |
Zitat:
woran man erkennt, daß selbst große meister anfangs übende waren. empfehlenswerter hinweis für alle die, die da meinen, dichter fielen vom himmel. tun sie nicht. und wenn, wäre sie mausetot und die, die sie dabei abschießen, auch. im übrigen: die form will gewaltfrei genutzt werden. das geht ziemlich gut, wenn man's lange genug ausprobiert. ich hätte da ein paar beispiele auf lager. lg W. |
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22.09.2020, 12:23 | #11 |
Hallo Ilka,
über gute Reime habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen, bin aber zu keiner Lösung gekommen; habe stattdessen eine Notlösung gefunden: die Assonanz. Dichtet man, stellt sich immer die Frage: Inhalt oder Form? Dass Inhalt auf Kosten der Form geht - und umgekehrt - ist eine Binsenweisheit, was aber ist die Lösung? Dein Gedicht regt zu eigenen Gedanken an, aber ich merke, dass sich meine nur im Kreis drehen. Gruß Wolfgang |
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22.09.2020, 12:33 | #12 |
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In Frankfurt-Citys Hochhauschlucht
grub einst ein bitterböser Schuft zu Recht und Ordnung eine Kluft, doch bald war seine Macht verpufft, der Strick hat seinen Hals geknufft, bis ihm der Atem ward verpufft. Jetzt ruht er in dem Moderduft des Friedhof Delinquentengruft. |
22.09.2020, 12:44 | #13 | |
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Zitat:
Wie Walther andeutet: Alles eine Sache der Übung. |
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25.10.2020, 12:24 | #14 | |
Zitat:
Also ich finde den Text einfach nur witzig und ein bisschen ironisch auf den vielleicht manchmal inneren Zwang, dass sich ein Reim einstellen möge. Ich musste einfach nur in mich hineingrinsen, so wie beim verehrten Robert Gernhardt. Und das ist doch ein Gewinn für mich als Leserin. Danke dafür, Ilka-Maria |
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