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16.02.2020, 15:25 | #1 |
Die Party
Laute Musik dröhnte vom Nachbargrundstück herüber. Vereinzelt mischte sie sich mit Stimmengewirr und Lachen. Kunert wälzte sich im Bett herum und hielt sich die Ohren zu. Es ging auf halb zwei zu; nichts deutete darauf hin, dass diese Party bald ein Ende nehmen würde, die Musik wurde nicht leiser und vergeblich wartete er auf die Geräusche abfahrender Autos. Keine Zeichen eines wie auch immer gearteten Abschiedes mischten sich in die grellen Klänge. Um zwei Uhr hielt er es nicht mehr aus. Er sprang aus dem Bett, zog sich in fliegender Eile an und ging festen Schrittes hinüber. Zwar schickte es sich nicht, um diese Uhrzeit zu klingeln; solcherart Rücksicht konnten seine Nachbarn aber nicht erwarten; nicht, wenn sie sich ihrerseits nicht an Gepflogenheiten halten wollten.
Ein wenig zauderte er noch vor der Tür: Sollte er es wirklich wagen? Entschlossen hob er seine Hand und drückte auf den Klingelknopf. Etwas Merkwürdiges passierte: Im selben Moment, als das laute Ding-Dong erklang, verstummte die Musik. Verdutzt stand er auf der Schwelle, zögerlich, ob er sich einfach entfernen sollte. Das Ziel, mit welchem er sich aufgemacht hatte, war erreicht, als er handelte, aber sich nun einfach davon zu stehlen wie einer, der nicht bereit war, die Konsequenzen seines Handelns zu tragen, das entsprach nicht seinem Wesen. Wenn er diesem ersten Impuls nachgab, würde er auch für den Rest der Nacht keinen Schlaf mehr finden können. Nun fiel ihm auf, dass gar keine Autos vor dem Nachbarhaus parkten; waren alle Gäste zu Fuß gekommen? Noch seltsamer war, dass mit der Musik auch sämtliches Stimmengewirr und Lachen verstummt war. Die Stille, die herrschte, wirkte geradezu gespenstisch und ein leichtes Frösteln überkam ihn. Sofort rief er sich zur Ordnung: Selbstverständlich ging hier alles mit rechten Dingen zu. Er rang mit sich, ob er einfach gehen sollte wie einer, der nicht die Konsequenzen seines Handelns tragen wollte und zudem Angst hatte. Das gab den Ausschlag: Er beschloss, solange zu warten, bis er eine Erklärung für die Vorgänge hatte oder bis ihm die Tür geöffnet wurde. Diese Angelegenheit ist einige Jahre her. Heute steht auf dem Nachbargrundstück von Kunert seit einigen Jahren eine Statue. Niemand weiß, seit wie lange und wer sie dort aufgestellt hat. Kunert selbst lebt schon lange nicht mehr dort, er soll auf dem Friedhof bestattet worden sein, aber niemand weiß, wo sein Grab ist. Manche behaupten, die Statue würde ihm gleichen. Aber das ist natürlich kompletter Blödsinn. |
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16.02.2020, 15:52 | #2 |
Gast
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Hallo Silbermöwe,
ich finde die Geschichte sehr schön angerissen und die angebotene "Lösung" im Epilog hinterlässt das angenehme prickelnde Gefühl des Rätselhaften. Trotzdem habe ich das Gefühl, das es eher ein Saatkorn einer interessanten Geschichte ist, die noch zu schreiben ist. Liebe Grüße Andri |
16.02.2020, 19:10 | #3 |
Hallo Andri,
danke für deinen Kommentar. Das Ende der Geschichte habe ich absichtlich offen gelassen. Ich ordne sie der Kurzprosa zu: Sie hat keinen Plot, sondern es öffnet sich ein Zeitfenster, das dem Leser einen Einblick zeigt. Über das Ende kann er spekulieren bzw. rätseln... Freut mich, dass sie dich anspricht. LG DieSilbermöwe |
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