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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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11.02.2019, 22:16 | #1 |
Aber es ist schon nicht so schlimm, oder?
Wen interessiert das Mädchen auf dem Schreibtisch nebenan?
Das schon wieder weint Und keinem sagt warum Weil sie es ja selbst nicht weiß Aber es wird schon nicht so schlimm sein, oder? Und wen interessiert es, woher ihre komischen blauen Flecken kommen? Und jedem erklärt sie , sie wäre ungeschickt gewesen Nun schon seit 4 Monaten Wenn ihr einmal ihr Ärmel hochrutscht Aber es wird schon nicht so schlimm sein, oder? Und wen interessiert es, dass sie sich eigentlich selbst schlägt? Weil sie meint sich bestrafen zu müssen Für Misserfolge Die sie in Wirklichkeit nicht hat Aber es wird schon nicht so schlimm sein, oder? Und wen interessiert es, dass ihre Augenringe immer tiefer werden? Und jeden Tag dunkler. Ihr Blick ist nur noch leer Und ihre Augen auch. Aber es wird schon nicht so schlimm sein, oder? Und wen interessiert es, dass sie immer öfter "nur müde" ist? Oder einfach nur schlecht geschlafen hat. Dabei aber auch immer kraftloser Wenn sie sich die Treppe hinaufschleppt. Aber es wird schon nicht so schlimm sein, oder? Und wen interessiert es, dass ihre Gefühle keinen Sinn mehr machen? Und sie nur deshalb manchmal herumschreit. Praktisch ohne Grund Rastet sie aus Aber es wird schon nicht so schlimm sein, oder? Und wen interessiert es, dass sie sich heute Nacht umgebracht hat? Weil sie es wirklich nicht mehr aushielt Einfach zu leben Oder weiter zu machen. Aber es war doch nicht so schlimm, oder? Geändert von diehutmacherin (12.02.2019 um 06:56 Uhr) |
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12.02.2019, 18:35 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Liebe Hutmacherin,
Du nennst es nicht so, aber für mich klingt es wie ein verzweifelter Appell an alle Mitmenschen, dem Nächsten mehr Aufmerksamkeit zu widmen, genauer hin zu sehen, Mitgefühl (Willy Brandt sprach mal von "Compassion") zu entwickeln. Mich irritiert nur der erste Vers: "Wen interessiert das Mädchen auf dem Schreibtisch nebenan?" Weniger irreführend wäre für mich "...an dem Schreibtisch...". Ein beeindruckendes Gedicht! Liebe Grüße, Heinz |
12.02.2019, 20:40 | #3 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.493
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War sie denn nie im Wunderland bei der Katze?
Würde ich mich eher fragen. Erinnert mich an ein Zwischenstück von Rammstein : "Du bist das Schiff, ich der Kapitän, wohin soll denn die Reise gehen. Ich seh im Spiegel dein Gesicht, du liebst mich, denn ich lieb dich nicht. Ich tu dir weh, tut mir nicht leid. Es tut dir gut, hör wie es schreit." |
12.02.2019, 21:14 | #4 | |
Zitat:
Du hast vollkommen Recht. So viele Leute haben einfach die Aufmerksamkeit dafür verloren, Menschen, die psychische Probleme haben zu erkennen und vor Allem ihnen zu helfen. Man wird für Suizidgedanken heutzutage nur noch verurteilt. Und du hast natürlich Recht: an dem Schreibtisch wäre stilistisch wesentlich besser. Danke für deinen Kommentar, Die Hutmacherin |
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12.02.2019, 21:17 | #5 | |
Zitat:
Also das Gedicht war wie Heinz beschrieben hat als Appell für Aufmerksamkeit gedacht. Kannst du vielleicht dein Rammstein Zitat etwas analysieren, ich kann deinen Blickwinkel auf die Sache leider noch nicht ganz verstehen. Ich bin aber offen für Interpretationen Liebe Grüße, Die Hutmacherin |
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12.02.2019, 21:44 | #6 | |
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Finde ich nicht. Solche pauschalisierenden Rundumschläge sind ärgerlich. Wenn das Thema ernsthaft behandelt werden soll, muss das schon differenzierter vonstatten gehen.
"Wen interessiert es schon ...?" Damit wird ausnahmslos jeder Mensch als empathielos und wegschauend abgestempelt, also der große Rundumschlag auf unsere Gesellschaft ausgeführt. Richtig ist jedoch, dass bei den in diesem Gedicht geschilderten Symptomen niemand wegschauen kann, denn Menschen mit einem solchen Krankheitsbild belasten ihre Mitmenschen enorm. Diese sind quasi gezwungen, sich damit auseinanderzusetzen, ob sie wollen bzw. können oder nicht. Meistens stellt sich heraus, dass sie es nicht können, weil in solchen Fällen nur der Facharzt helfen kann. Und da hat das Umfeld des Patienten gleich die nächste Schwierigkeit vor Augen: Weigert er sich, die Hilfe eines Facharztes anzunehmen, kann er nicht gezwungen werden. Das heißt, das man im äußersten Fall gerichtliche Anordnungen beantragen muss, und das kann nur der nächste Angehörige veranlassen. Zitat:
Das alles ist nicht nur eine Meinung von mir, sondern das weiß ich aus direkter Erfahrung mit Menschen, die in solchen Situationen gewesen sind. Was mich weiterhin an dem Text ärgert, ist das Klischee "Mädchen auf dem Schreibtisch" (am Schreibtisch). Warum nicht der Mann bei der Müllabfuhr oder in der Autowerkstatt? Männer haben - gerade heute, wo sie auf den Abschusslisten der Gender-Gaga-Feministinnen ganz oben auf der Abschussliste stehen - weit mehr Grund, sich die Schlinge um den Hals zu legen als junge Frauen. |
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12.02.2019, 21:58 | #7 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
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"Du bist das Schiff, ich der Kapitän, wohin soll denn die Reise gehen. Ich seh im Spiegel dein Gesicht, du liebst mich, denn ich lieb dich nicht. Ich tu dir weh, tut mir nicht leid. Es tut dir gut, hör wie es schreit."
Das Schiff ist das Wesen das da draußen, als Bündel des Selbst am Tisch sitzt. Das Hass erfüllte ich, sieht im Spiegel sich und merkt das dieses Wesen diesen Hass und all das was das "Ich" mit dem Körper macht liebt. Dieses andere Etwas, der Schatten liebt das "ich" es liebt es gehasst zu werden. Und dem "Ich" macht es Spaß das Mädchen zu quälen, es genießt es. Es tut ihm nicht leid. Jemand von Außen kann da nicht viel machen, wenn jemand sadistisch gegen sich selbst ist. Das Mädchen müsste bemerken das dieser Schatten es auch noch liebt, wenn es etwas anderes macht. |
13.02.2019, 00:05 | #8 |
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Mich verunsichert das Gedicht, denn wie soll denn das Umfeld davon wissen?
Jeder wälzt andere Probleme und ist automatisch mit sich beschäftigt. Sind jetzt deshalb alle empathielos? Ich etwa auch, obwohl ich immer helfe, wenn jemand auf mich zu kommt und mich bittet, oder mir etwas erzählt? Jeder ist doch auch für sich selbst verantwortlich. Wenn ich Hilfe brauche, muss ichs sagen, ich kann doch nicht davon ausgehen, dass mich pausenlos wer beobachtet und mir Aufmerksamkeit schenkt, das wäre ja auch gruselig, oder... Deshalb hab ich die Gedichtperspektive mal umgedreht. Nein, ich sehe das Mädchen nicht, nicht die blauen Flecke, weil sie sie oft verbirgt und selbst wenn nicht, ich mich nicht traue, sie zu fragen, woher sie sind. Ich könnte völlig daneben liegen, mit meiner schlimmen Vermutung. Und nein, ich weiß nichts von ihren Gedanken und Gefühlen, weil ich nicht in ihren Kopf schauen kann und keine Gedanken lesen kann. Und warum sie weint, weiß ich nicht. Ob sie es weiß, weiß ich auch nicht. Ich weine auch oft, weil ich Schmerzen habe. Vielleicht hat sie auch Schmerzen. Und nein, ich hab sie nicht nach ihren Problemen gefragt, weil ich selbst genügend habe, die mich fordern und auch überfordern. Wegen denen ich schlecht schlafe, weil ich sie allein bewältigen muss. Und nein, ich weiß nicht, warum sie schreit. Leider hat sie nicht um Hilfe geschrien. Sondern nur getobt, warum weiß ich nicht. Wäre sie mal auf mich zugekommen und hätte mal um Gehör gebeten, hätte ich bestimmt zugehört und bestimmt auch Rat gewußt, oder Trost gespendet, oder eben einfach nur zugehört. Aber, das Mädchen hat mir nichts gesagt, mich nicht gefragt, mir nichts erzählt. Und nun, ist sie fort. Dabei hätte sie sich doch Hilfe holen können. Ich, ich hätte ihr meine Hilfe angeboten. Nun ist es zu spät. Schlimm, oder. |
13.02.2019, 00:19 | #9 |
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Unar, von psyschologischen Abläufen hast du null Ahnung. Du stellst in deinem Text genau den Typus des Wegschauenden dar, den die Dichterin dieses Fadens anprangert und der den Schwarzen Peter dem psychisch Kranken in die Hand drückt.
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13.02.2019, 00:28 | #10 |
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Ich wollte darstellen, dass man nicht erwarten kann, dass das Umfeld immer aufmerksam ist.
Ich möchte betonen, dass es sich lohnt aktiv Hilfe zu suchen, indem man erzählt. Im Übrigen war ich ganz bei deinem Kommentar. So erlebe ich dies nämlich auch, Ilka. Und von psychischen Abläufen Ahnung zu haben, erlaube ich mir, damit habe ich täglich beruflich zu tun. |
13.02.2019, 00:39 | #11 | |
Zitat:
sei mal nicht so. Ulnar arbeitet doch sogar in ner sozialen Einrichtung. Da kann man schon davon ausgehen, dass sie auch n bisschen Ahnung von eben solchen Themen hat. Ich finde die Idee des umgekehrten Gedichts gar nicht so schlecht. Mal sehen was die Hutmacherin selbst dazu meint. Hallo Hutmacherin, wie du siehst hat dein Gedicht hier ordentlich zum Nachdenken angeregt also kann es nicht verkehrt sein. Mir persönlich hat es nicht so gefallen. Wegen der ständigen Wiederholung der letzen Zeile... und vor allem dem "oder" noch dahinter und dem "aber" davor. Inhalt ja, Form...mmmmhhhh... nee. Irregute Abendgrüße WuI |
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13.02.2019, 00:49 | #12 |
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Okay. Dann habe ich deinen Kommentar falsch eingeordnet. Aber erkläre mir mal, weshalb Menschen, die selbst irgendwann vor sich selbst nicht mehr leugnen können, ein psychisches Problem zu haben, trotzdem keine Hilfe suchen, sondern sich in die Verdrängung flüchten? Ich glaube, dass es massig Gründe für solche Menschen gibt, ihre Krankheit unter dem Teppich zu halten, statt Hilfe zu suchen. Der größte Grund: Angst. Sie haben Angst, dass man ihnen die Autonomie nimmt, im schlimmsten Fall sie entmündigt. Diese Angst ist stärker als die Hoffnung, dass sie durch eine Therapie gesund werden könnten. Das ist meine Erfahrung mit solchen Menschen.
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13.02.2019, 00:50 | #13 |
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Ich jedenfalls gebe meinen Klienten immer mit auf den Weg:
Verschafft euch Gehör in dieser Welt! Niemand sieht euch eure Probleme an, die stehen nicht auf eurer Stirn. Sucht euch Hilfe und nehmt sie auch an. Nur wenn ihr selbst wollt, könnt ihr etwas ändern. Andere begleiten euch nur, gehen müsst ihr den ersten Schritt selbst. |
13.02.2019, 00:52 | #14 |
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13.02.2019, 00:56 | #15 |
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Ich würde mich auch lieber heimlich umbringen, anstatt um Hilfe zu fragen. Obwohl ich vorm umbringen auch große Angst hab.
Aber das soll keine Ankündigung sein. Das ist so komisch, ich würde mir dann vorstellen total missverstanden zu werden und mit Tabletten bepumpt und irgendwie in eine Richtung gedrängt in die ich nicht will. Alles was man angeblich so erreichen kann, ist doch der reinste Müll. Ich kann das gut nachvollziehen das viele Depressionen haben. Spielzeug macht nur kurz glücklich. |
13.02.2019, 00:59 | #16 | |
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Zitat:
Ist schon okay, Ilka. Missverständnisse sind eben auch typisch Mensch. Leider tappen wir bei diesem Phänomen, welches du hier ansprichst auch im Dunkeln. Bedauerlicherweise können wir nur Lösungswege aufzeigen und anbieten. Wenn sie nicht angenommen werden, sind uns die Hände gebunden. Angst spielt eine große Rolle. Das Dogma der Entmündigung steht immer noch sehr groß im Raum. Obwohl dies nicht mehr so einfach geht, Gott sei dank. Ich kann ja nur für mich und unsere Einrichtung reden, wir richten uns nach der Willensäußerung unserer Klienten. Wenn jemand unsere Hilfe verweigert, können wir nichts tun. Das ist sehr schwer zu ertragen, weil wir stellenweise zusehen müssen, wie sich jemand kaputtmacht, oder sich letztlich aufgibt. Der Punkt, an dem rechtlich eingegriffen, bzw. z.B. durch Dritte entschieden werden darf, ist schwer zu definieren und fallabhängig. Es bleibt eine Gratwanderung. |
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13.02.2019, 01:16 | #17 | |
abgemeldet
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Zitat:
na das wollen wir hoffen. aber ungeachtet dessen: ich habe meinen suizid geplant. ich möchte nicht hilflos werden. wenn ich das herannahen spüre dann hau ich ab. alle meine jungen liebhaberinnen haben das immer - zwar etwas unsicher - unterstützt. Niki würde es auf wunsch für mich definitiv machen, mir das hig-fentanyl zu spritzen. dazu habe ich das medikament schon vorbereitet. und mit 72 weiß man nie. Mutti ist zwar 98 und wirklich top. aber man hat nur 50% der gene jedes elternteils und da sind die gene der anderen vorfahren anteilig. vlg r vlg rchen |
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13.02.2019, 01:25 | #18 |
Ich werd noch irgendetwas krasses mit diesem total skurrilen Leben anstellen. Wenn ich in Ralfchens Alter bin rocke ich Festivalbühnen und zeig der Jugend mal was abgeht.
Wie meine Gedichte hier von vor einigen Jahren vermuten lassen, habe ich auch mal den Weg zu einer Psychologin beschritten. Ich war drei Mal da, dann hab ich mich verabschiedet und gesagt ich komme nicht wieder. Ihr war das recht, sie hatte sowieso keine Zeit und Termine. So hat sie die Leute auch behandelt. Bücher haben mir mehr gebracht. Die sind auch einfach sympathischer und zuverlässiger als Menschen und man kann später noch mal nachlesen, wenn man etwas nicht verstanden hat oder eine Referenz braucht. Wenn man sich entscheiden muss zwischen einem fragwürdigen Gespräch und einem Buch, immer das Buch nehmen. Es wird einen nie so enttäuschen wie das Gespräch. Ein gutes Gespräch allerdings kann kein Buch der Welt ersetzen. Aber ein gutes Gespräch ist auch eher selten... |
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13.02.2019, 01:39 | #19 |
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13.02.2019, 01:45 | #20 |
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Ja zum Umbringen um Hilfe fragen ist auch gut.
Bei euch ist das ja erlaubt. Ich war auch mal beim Psychologen aber ich hab dem nur was vorgelogen, damit ich nicht die Rechnung für etwas zerstörtes bezahlen muss. Zusätzlich hat er mir ziemlich dolle Beruhigungstropfen verschrieben. Er hat gesagt: "Ich bin ein Kochtopf mit Deckel. Bei dem man erst merkt wenn der Deckel wegfliegt, dass das Wasser kocht." Habe auch mal Bücher gelesen. Grad vor kurzem ein gutes von einem Psychiater. Aber mir selbst hilft es nur weiter in den Wahnsinn :-D Desswegen habe ich die Surreale Meditation entwickelt Der Wille zur Ohnmacht |
13.02.2019, 01:50 | #21 | |
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Zitat:
Oder wie meinst du das, Frankyschatzi... Der Psychologe verschreibt keine Medikamente, das tut ein Psychiater. |
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13.02.2019, 07:20 | #22 | |
Zitat:
könntest du vielleicht einen Vorschlag machen, wie das Thema differenzierter behandelt werden könnte? Unter deiner Aussage kann ich mir nur grade einfach wenig vorstellen. Und ich hab im Gedicht meine eigenen Erfahrungen mit meinem Suizidversuch und der vorangehenden Depression kurz beschrieben - deshalb auch das Mädchen, weil ich nun eben eines bin. Womit du vollkommen recht hast, ist, dass ich "man wird für Suizidversuche heutzutage nur noch verurteilt" nicht pauschalisieren hätte dürfen. Man wird nur dafür verurteilt, wenn die Außenstehenden keinen klaren Grund für den Suizid erkennen. Liebe Grüße, Die Hutmacherin |
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13.02.2019, 07:28 | #23 | |
Zitat:
Bis zu einem gewissen Grad gebe ich dir da recht, natürlich hat jeder seine eigenen Probleme usw. aber die meisten Leute tun sich schwer damit zu Leuten hin zu gehen und über ihre Probleme zu reden. Da ist es hilfreich wenn Kollegen, Mitschüler etc. auch einfach einmal zu der Person hingehen, und ihr einfach sagen, dass sie für sie da ist. Ich wollte dich auf keinen Fall mit meinem Gedicht angreifen, tut mir leid, wenn du dich so fühlst. Ich kenne dich nicht, und wenn du auf deine Mitmenschen achtest und ihnen zu hörst, dann ist dieses Gedicht nicht an dich gerichtet. Dein Gedicht aus umgekehrter Sicht gefällt mir wahnsinnig gut, ich finde nur nicht, dass es deinen Blickwinkel unterstützt. Ich hätte das fast als zusätzliche Unterstützung zu meinem Gedicht gesehen, wie schon von Ilka-Maria beschrieben. Liebe Grüße, Die Hutmacherin |
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13.02.2019, 09:13 | #24 |
Hallo die Hutmacherin,
ich habe dutzende Leute gesehen und kennengelernt, die solchen Menschen versucht haben zu helfen. Das ist aber ohne zusätzliche psychologische Unterstützung aus meiner Sicht gefährlich, weil die Helfer (oft selbst psychisch vorbelastet) dadurch überfordert werden und an ihre eigenen Grenzen stoßen. Wenn sich die selbstverletzende Person also nicht parallel dazu bereit ist in therapeutische Hilfe zu begeben, kann man aus meiner Sicht nicht viel mehr um sie machen als einen großen Bogen. Oder man ist Masochist, dann passt es vielleicht... Irregute Mittwochsgrüße WuI |
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13.02.2019, 09:37 | #25 | |
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Zitat:
Soviel zur Perspektive, aus der das Gedicht erzählt ist. Dennoch bleibe ich bei meiner Meinung, dass im Falle von Suizidversuch und schwerer Depression nur ein Facharzt helfen kann. Die Menschen deines Umfeldes können diese Professionalität nicht leisten, und mit ein paar Zugeständnissen der Wertschätzung ist es auch nicht getan, denn die verpuffen fast so schnell, wie sie ausgesprochen werden. Psychisch labile Personen neigen nämlich dazu, ihren Mitmenschen zu misstrauen und ihre Aufrichtigkeit anzuzweifeln. Außerdem wäre eine nur momentane Zuwendung durch das Umfeld nur ein Zudecken der eigentlichen Probleme. Ohne professionelle, intensive Begleitung geht es nicht. Vor allem sehe ich das kritisch, wenn die Betroffenen noch sehr jung sind, möglicherweise die Adoleszenz noch nicht erreicht haben und mit den komplizierten und verwirrenden Selbstfindungsprozessen an der Schwelle des Erwachsenwerdes schon genug belastet sind. Gerade in dieser Phase prasseln obendrein Dinge wie erhöhte Leistungsforderungen in der Schule auf sie ein, die weichenstellend für die Zukunft sind. Jedenfalls wird ihnen das so gesagt - eine ausweglose Situation, wenn man nicht gerade rebellisch veranlagt ist. Es ist kein Geheimnis, dass in unserer modernen Gesellschaft der Mensch nach seinem Leistungsvermögen und Nutzen beurteilt wird, eine ziemlich inhumane Perspektive. Es kommt auf jeden selbst an, ob er dieses Spiel bis zum bitteren Ende mitspielen will oder nicht. Viele Leute, die sich dem entzogen haben, sind trotzdem prima durchs Leben gekommen. |
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13.02.2019, 10:31 | #26 |
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Alter: 42
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Liebe Hutmacherin,
ich fühle mich nicht angegriffen von deinem ehrlichen Gedicht. Ich wollte dir bloß aufzeigen, dass andere Menschen keinesfalls dafür verurteilt werden können, wenn sie nicht helfen können, weil sie garnichts wissen, oder selbst gefordert sind.
Ich finde deine ehrlichen Zeilen mutig. Ich hoffe, du nimmst uns unsere ehrlichen Worte nicht krumm. Wie ich feststelle, nimmst du die kritischen Kommentare ernst, dass finde ich gut. Für dich persönlich wünsche ich dir, dass du diese Situation überwinden kannst. Hier offen darauf aufmerksam zu machen, ist auch schon ein Schritt. Und auf Interesse bist du schon gestoßen. Danke, dass du es uns erzählst. Viel Kraft. Unar |
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