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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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11.11.2018, 02:39 | #1 |
Kindersoldaten
KINDERSOLDATEN
die welt gerät außer fugen nichts wird so bleiben wie es ist. die Menschlichkeit wird geopfert von der eigenen gier besiegt. das humane liegt im sterben der geist ist schwach so wie er ist. das schicksal ist nicht der täter dem wahn der macht es unterliegt. der welten schmerz in einem blick kindern steht der tod im gesicht. die unschuld nur ein schöner traum krieg ist das monster das sie frisst. die zukunft scheinbar ungewiss der hoffnungs letzte illusion. nicht der schöpfer ist am ende es ist der mensch den man vergisst. |
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11.11.2018, 02:46 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Brainheart,
Du bist neu hier, deshalb: Herzlich willkommen. Mein erster Gedanke beim Lesen Deines Gedichts war: O Gott! Noch ein Untergangsprophet! Ich nehme an, Du hast ein Bettchen, eine Heizung, fließendes Wasser in Bad, Toilette und Küche. Ich nehme auch an, Du hast Dein Frühstücksbrötchen, Dein Mittagessen und Dein Abendbrot. Bin ich denn von lauter Schwarzsehern umgeben, die auf sehr hohem Niveau stöhnen, dass mir oft ein bisschen Wachs fehlt, das sich Odysseus in die Ohren stopfen ließ, um die Sirenengesänge nicht zu hören? Gruß, Heinz |
11.11.2018, 03:47 | #3 |
Hallo Heinz,
erstmal danke für dein Willkommen, dann mal eine Frage an dich: Ich hoffe du hast mehr als ein Bettchen, eine Heizung, fließendes Wasser in Bad, Toilette und Küche, ein Frühstücksbrötchen, ein Mittagessen und ein Abendbrot? Vielleicht hast du noch so etwas wie, über deine Komfortzone, deinen Tellerrand hinaussehen können, oder tagsüber keine Textverständnisprobleme, oder weniger Hochmut, oder weniger zwang Themen zu kommentieren, die du in deiner Blase ignorierst? Es gibt zehntausende von Kindern die als Soldaten missbraucht, zum töten abgerichtet werden und innerlich selbst einen grausamen Tod sterben. Das sind Tatsachen, denen du dich gerne entziehen darfst, aber was hat das mit Untergangsprophet zu tun? Das Menschlichkeit ein seltenes Luxusgut geworden ist, ist dir ja wohl auch entgangen, aber wenn man selber einen vollgestopften Bauch hat, wendet man sich anscheinend nur noch den schönen Dingen des Lebens zu und schließt das subjektive Unschöne aus, wahrscheinlich um das eigene Gewissen zu beruhigen, oder aber, was ich bei dir eher annehme, du bist einfach ignorant. Ich denke eher, dass du zuviel Wachs in den Ohren und zu große Scheuklappen vor den Augen hast. Wenn bei dir alle Schwarzseher sind, die Missstände ansprechen, heikle unbequeme Themen, oder gesellschaftskritisch sind, dann bin ich das gerne für dich. Hätte ich als erstes ein Liebesgedicht gepostet (was ich doch tatsächlich auch getan habe), dann wäre ich jetzt wohl ein hoffnungsloser Romantiker? Du hast anscheinend ein ausgereiftes, negativ besetztes Schubladendenken, das schon nach einem Post zuschlägt, gratuliere. Probier es doch mal mit meinem positiven Liebesgedicht FIREWORKS, ist allerdings auf englisch, dürfte aber für dich, der Odysseus und die Sirenen bemüht, kein Problem darstellen. Was mir an dir gefällt, ist deine direkte undiplomatisch Art, damit kann ich gut umgehen. Wenn ich Zeit habe werde ich mir mal eins deiner Werke undiplomatisch zur Brust nehemen, denn du bist nämlich nicht auf meinen Text eingegangen, sondern hast nur versucht mit mir zu spielen und das nicht einmal auf Schwarzseherniveau. Gruß zurück |
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11.11.2018, 16:28 | #4 |
Hallo Brainheart (dt. Beinhart),
Heinz sah sich ja odysseusgleich. Doch Odysseus suchte nicht verzweifelt wie Heinz nach Wachs. Er verzichtete im Gegenteil in einer heroischen Anwandlung völlig auf den Verschluss seiner Gehörganges und ließ sich am Mast festbinden. Die Ohren seiner Mannschaft blieben von Wachs verschlossen. Nur so vermochten seine Leute, die mörderische Sireneninsel zu umschiffen. Denn der Sirenengesang war von so unglaublich betörender Schönheit, dass sich ihm keiner entziehen konnte und alle Hörenden willenlos die Insel ansteuerten, nur um dann an den Klippen zu zerschellen und einen schrecklichen Tod zu erleiden. (Nebenbei gesagt gelang es Odysseus so, ein bekanntes englisches Sprichwort außer Kraft zu setzen: "You can't have your cake and eat it!") Aber wenn ich Heinz richtig verstanden habe, fühlte er sich nicht von Brainhearts "sinnenbetörenden" Gesang angezogen, sondern war auf der Suche nach dem lebensrettenden, erlösenden Wachs, um seine Rede nicht hören zu müssen. Sein Vorwurf: "O Gott! Noch ein Untergangsprophet!" Das kann ich nicht so sehen, du prophezeist ja nicht, sondern du kommentierst und bewertest tatsächliche und unsägliche Grausamkeit, vor der wir allzu oft unsere Augen und die Ohren (mit Wachs) verschließen. Aber du hast ein Gedicht vorgestellt und darüber will ich reden. Ich habe oft erlebt, dass Schreiber ihr ganzes Gefühl, ihre Verzweiflung, ihre Wut, ihr Gerechtigkeitsgefühl in ihrem Gedicht ausdrücken wollen. Und dann kommt die unsensible Klatsche im Dichterforum: es sei unrund, hätte kein Metrum, Metaphern wären krumm, wäre nicht stimmig, hätte kein Spannungsbogen usw. (Ich muss aber auch sagen, unser Forum hier ist diesbezüglich eher harmlos!) Da öffnen sich Herzen, ein mutiger Schritt wird gemacht und die Zuhörer-Reaktion ist banal bis brutal: die Form der Darstellung sei nicht gut. Ich z.B. habe hören müssen, mein ausgebreiteter Seelenkummer wäre nervig, von der Darstellung her ausgelutscht, der Rhythmus leiernd, das Gedicht viel zu lang. Umgekehrt ist es aber so, dass es mir wehtut, wenn ich erkenne, das Gestaltungsmöglichkeiten nicht genutzt werden oder unglücklich geraten. Denn so gehen viele Wirkmöglichkeiten, Erkenntnisse verloren. Es ist wie Fahrradfahren mit einem verzogenen, eirigen Reifen. (Jetzt rede ich mich in des Teufels Küche! Wie komme ich aus der Klugscheißerebene wieder weg?) Ich vermute, das wird Heinz ähnlich sehen. Also zu deinem Gedicht. Ich sehe einige Stellen, die ich nicht präzise genug finde. Und ich suche mir mal eine ganz trockene Ebene aus: den Sprechrhythmus. Oder um es neudeutsch zu sagen, es geht mir um den Flow. (Man könnte sich auch die Bilderebene, Reime, den Klag usw. ansehen) Ich habe zu deiner ersten Strophe dein Rhythmusschema aufgeschrieben, die fetten Stellen bezeichnen Betontes (voll fett!), die mageren Unbetontes. Dann habe ich als zweites deinen Text etwas umgestellt. Ich habe ihn damit nicht verbessert, vielleicht auch manchmal verwässert. Aber mir geht es nur darum, Entscheidungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Und auch dazu habe ich ein Schema erstellt. die welt gerät außer fugen nichts wird so bleiben wie es ist. die Menschlichkeit wird geopfert von der eigenen gier besiegt x X x X x x X x X x x X x X x X x X x X X x X x X x X x x X x X die welt gerät jetzt aus den Fugen es wird nichts bleiben wie es ist die menschlichkeit wird aufgeopfert und von der eignen gier besiegt x X x X x X x X x x X x X x X x X x X x X x X x X x x X x X x X x X Das sind zwei Extreme (beim lauten Lesen ist der Unterschied deutlich zu hören). Ich will jetzt keinesfalls die zweite Variante lobhudeln. Ich vermute auch, dass der Rhythmus dir nicht so wichtig schien. Durchgängige Rhythmen können durchaus leiern und so anöden. Vielleicht war die Form auch ganz bewusst von dir so gewählt, wie sie dann war. Die Welt ist aus den Fugen, warum solltest du nicht eine aus den Fugen gegangene Form wählen? Mir persönlich ist dein Rhythmus zu chaotisch. Ich könnte mir vorstellen, bis auf die 2. Zeile, die anderen Zeilen im gleichen Rhythmus durchlaufen zu lassen. die welt gerät jetzt aus den Fugen nichts wird so bleiben wie es ist. die menschlichkeit wird aufgeopfert und von der eignen gier besiegt So kriegt man beides, durchlaufenden Rhythmus (im Wechsel: betonte - unbetonte Silbe, beginnend mit einer unbetonten Silbe in den Zeilen 1,3 und 4) mit einer Variante in der 2. Zeile und zusätzlich ein besonders betonter Begriff: "Nichts". Vielleicht kann man sehen, wie so ein Formaspekt den Inhalt eines Textes unterstützen und im Glücksfall sogar präzisieren kann. Ich hoffe, du siehst meine Überlegungen nicht als Bevormundung an, sondern als Beispiel, wie man an der eigenen Gedichtsarchitektur arbeiten kann. LG Flocke und herzlich willkommen! |
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11.11.2018, 16:59 | #5 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Das Gedicht enthält weder ein lyrisches Ich noch ein lyrisches Du, sondern befasst sich perspektivisch neutral mit einem konkreten Thema, das durchaus auf unserer Erde existiert, ganz unabhängig davon, ob wir in Deutschland ein "Bettchen" und ein Frückstücksbrötchen haben. Es wäre also angebracht gewesen, das Gedicht zu kommentieren, statt Betrachtungen über das persönliche Wohlstandsbefinden des Autors anzustellen, das niemanden hier etwas angeht. Jeder darf über das Thema schreiben, das er auf dem Herzen hat, ob dir das gefällt oder nicht. Wenn du zu dem Gedicht nichts zu sagen hast (bei anderen Usern kritisierst du solche Nachlässigkeiten), dann lasse es besser ganz. Was Odysseus angeht, solltest du nochmal nachlesen. Besten Sonntagsgruß Ilka |
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11.11.2018, 21:08 | #6 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Flocke,
das hat man davon, wenn man auf zu hohem Rosse sitzt: Da geht der Odysseus mit einem durch. Du hast völlig Recht mit der richtigen Darstellung der Episode mit den Sirenen. Hallo Ilka-Maria, ich musste nicht nachlesen, mein Fehler ist richtig peinlich. Gruß, Heinz |
11.11.2018, 22:16 | #7 |
Alles gut, Heinz!
So wie ich mich kenne, wirst du dich bald revanchieren können. Liebe Grüße Flocke |
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Lesezeichen für Kindersoldaten |
Stichworte |
kinder als waffe, krieg |
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