Palast Versailles (poetische Prosa?)
Wahre Schönheit liegt nicht im Auge des Betrachters, sondern verbleibt hinter unserer Sinnenwelt, sodass sie die materielle Welt verlässt.
Der Augenblick, wenn ihre Intensität unser Dasein überstrahlt und uns mit Leben erfüllt, wenn wir von ihr berührt sind, gibt sie unser Leben die Extrawürze. Mittlerweile kann ich verstehen, warum die Menschen nach Schönheit gieren. Als ich von ihr durchtränkt wurde, bekam meine Seele wieder Substanz, zwar nur für eine flüchtige Zeit,aber sie wurde eine wichtige Erfahrung. So ist es wohl mit der wahrhaftigen Schönheit. Sie erblüht nur kurzweilig.
Meine Augen rollen von einer Ecke des Marmorbodens zur anderen und dann an den emaillierten Säulen, welche die gewölbte Decke und die darin zu einem Farbbach dekorierten Deckenmalerei festhalten, welche jedoch durch die Perspektive verzerrt wirken. Irgendwann wanderten meine Augen weiter über die verzierten Stickereien, über den scharlachroten Teppich, über die grünen Edengärten und über die Edelsteinspitzen. Ludwig der XIV blitzte mit seiner schönen Königin Françoise d’Aubigné vor mir im Staub der Geschichte auf.
Plötzlich blendete mich die Sonne, die durch die handgeschliffenen Fenster auf mein Gesicht schien. Der König ist verschwunden, mein Palast ist vergangen und meine Tracht aufgelöst. Hab ich von Versailles geträumt oder habe ich auf einer nie endente Illusion gehofft. Wo ist das Schloss meines Lebens, wird auch sie auf das Fundament von Versprechen aufbauen? Schönheit ist ein Traum, aber manchmal wirklicher als die Realität.
Geändert von Meile (26.07.2018 um 03:56 Uhr)
|