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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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18.04.2018, 15:27 | #1 |
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Artikel eins
Des Menschen Würde ist hochheilig,
sagt sinngemäß das Grundgesetz, doch jagen Menschen übereilig die Würde ungeschützt durchs Netz, entblößen sich bis auf den Nabel und wühlen hemmungslos im Schlamm, wie einst die Brut im Sündenbabel Exzesse aufsog wie ein Schwamm. Dem Menschen ist sein Selbst nicht kostbar, Narzissmus treibt ihn wie im Rausch, im Pfuhl des Netzes ist er Weltstar und stellt die Würde frei zum Tausch. 18.04.2018 |
18.04.2018, 17:24 | #2 |
Dabei seit: 01/2018
Ort: in jeder Tiefkühltruhe erhältlich
Beiträge: 194
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Du greifst hier einen sehr modernen Konflikt auf, den viele gar nicht sehen. Genial! Ich wünschte, die richtigen würden es lesen! Der Stift ist eine Waffe....!
Als hätte dieses Gedicht keinen Preis verdient!!!! |
18.04.2018, 17:57 | #3 |
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Ist dieser Konflikt wirklich modern? Oder gab es ihn schon immer und wird er nur durch die heutigen Medien gefördert und bewusster gemacht?
Hat das "Moderne" an diesem Konflikt vielleicht damit zu tun, dass der Mensch der westlichen Welt heute mehr als Individuum statt als Kollektivwesen wahrgenommen wird und sich deshalb täglich neu erfinden und möglichst hochpreisig vermarkten muss? Warum stellen sich Menschen heute um den Preis ihrer Würde, die ihnen bei der Formulierung des Grundgesetzes als schützenswertes Gut den ersten und obersten Artikel wert war, für herabsetzende Inszenarien zur Verfügung? Sie blamieren sich bei DSDS, beschimpfen und beleidigen sich in Internetforen, attackieren verbal und tätlich Autoritäten wie z.B. Polizisten, Lehrer, Politiker und Angestellte bei Behörden. Sie glauben, aufgrund des Artikel eins mit ihrer eigenen Würde umgehen zu dürfen, wie es ihnen beliebt, weil die Würde nicht antastbar ist. Das stimmt, aber es stimmt nur für den Angriff von außen. Wer seine Würde selbst zum Einsatz in einem billigen Spiel macht und sie verliert, darf sich hinterher nicht beklagen. Viele offene Fragen. |
18.04.2018, 22:20 | #4 |
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Das ist ein durchaus sehr interessantes Thema, zu dem ich auch sehr viele Gedanken hätte. Ich halte die Gedanken wie immer einfach und benenne sie, für mich, beim Kern.
Ilka, was du da aufzählst sind schwache Menschen mit einer geringen Resilienz. Oder aber, der Mensch ist einfach so und war noch nie anders? In meinen Augen ist der Mensch immernoch der von vor 1000 oder 2000 Jahren. Er wird nur zunehmend intelligent-böse. Wie wäre ich, wenn ich an Macht käme? Vielleicht würde ich zu Hitler 2018 werden? Das Internet ist wie ein Selfiestick. Man kann von 1km die große Fresse haben, ohne sie poliert zu bekommen und dabei noch lieblich grinsen. Ich nenne es emotional-instabil. Und das ist auch die Gesellschaft. Ich glaube, dass das Problem sich seit der Nachkriegszeit verschärft hat. Da gabs doch Männermangel, dafür aber viele Kinder, die dann ohne Väter aufwuchsen. Waren Väter da oder haben überlebt, dann nur mit einem Trauma - die Frauen haben ja sowieso ein Trauma vom Krieg erhalten. Mannverlust, Hungersnot, schwerste Arbeit, politische Situation etc... Das überträgt sich ja auf die Kinder. Und heute, 2018, wächst halt eine narzisstische Gesellschaft heran. Die Kinder traumatisierter und emotional abwesender Mütter und Väter werden selbst zu Eltern. Ja, was hinterlassen die denn? Nur das, was sie selbst erfahren haben. Und hier sind wir beim Kern der Sache. Nur die Wenigsten schaffen den Sprung zur Selbstreflexion und das sind dann aber auch die, die weniger gut "gesellschaftlich" funktionieren oder aber, es sind solche, die besonders gut funktionieren. So einer würde ich aber auch nicht werden wollen. Wäre ja eklig. vlg EV |
18.04.2018, 23:03 | #5 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Ich werde mich hüten, all diese Menschen, die ihren Weg in dieser Welt suchen, als "schwach" zu bezeichnen. Verführbar sind sie alle, mich nicht ausgenommen. Aber jeder Mensch hat auch das Potential, aus dieser Verführbarkeit herauszukommen. |
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18.04.2018, 23:53 | #6 |
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Wer Macht missbraucht, andere unterdrückt und oder andere klein macht ist schwach. Punkt.
Und ich muss dich enttäuschen, nicht jeder hat das Potential. Vlg Ev |
19.04.2018, 00:12 | #7 |
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19.04.2018, 00:21 | #8 |
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Gedicht, Würde - von Würde zu deinen Fragen im Kommentar von Dir.
Also waren die Fragen in deinem Kommentar der Bezug und nicht das Gedicht. Das Gedicht war von mir als Bezug auch nicht deklariert, sondern deine Gedanken im Kommentar, die ja auf Würde und Artikel eins sich beRückschlüssen, weswegen dein Gedicht dann doch Bezug war. Warum sollte ich sonst hier schreiben. Hier gehts ja nicht um Ziegelsteine und Moos. Ist auch egal, Ilka. Ist nicht wichtig. Es war der Versuch einer möglichen Konversation. Dass das bei mir nicht gut geht, weiß ich ja. Was heißt nicht gut gehen? Es ist Resignation dem Mensch gegenüber. Trotzdem: der Versuch war cool. |
19.04.2018, 01:18 | #9 |
Ja, das Internet verführt manchen, sich selbst zu entwürdigen.
Gern gelesen, liebe Ilka. LG gummibaum |
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20.04.2018, 02:30 | #10 |
Ein Freund von mir war Lehrer, wurde von einem Schüler öffentlich übelst beleidigt und wandte sich vertrauensvoll an den direkten Vorgesetzten, eine junge Karriereperson, die ihn mit den Worten "darauf kann man doch auch pädagogisch reagieren" im Regen stehen ließ. Das war nicht sein erstes Erlebnis dieser Art gewesen. Er rechnete seine Person aus, nahm zwischen dienstunfähigen Zeiten an Weiterbildungen teil, saß im Lehrerzimmer meist alleine, seine Unterrichtsausfälle übernahmen Seiteneinsteiger, Referendare und ein belastbarer kinderloser Junglehrer und erwarb so noch 24 Monate ruhegehaltfähige Dienstzeiten. Er hatte bis dahin etliche Jahrgänge erfolgreich zu Abschlüssen gebracht.
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