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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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06.02.2018, 22:00 | #1 |
Sisyphos (heiter bis düster)
Sisyphos
Thanatos, von Wein benebelt, lag, von Sisyphos geknebelt, und mit einem strammen Gurt in der Ecke festgezurrt. Förderte durch diese Lage keine Seelen unter Tage, war er doch von Nyx der Spross: Todesdämon Thanatos. Kurze Zeit darauf geschah es: Er wurde befreit von Ares, denn durch Sisyphos' Verstoß war der Kriegsgott arbeitslos. Ares' Wut hernach ergoss sich allein auf Sisyphos. Und er führte jenen Held zügig in die Unterwelt. Sisyphos war mehr als schuldig - Hades war schon ungeduldig -, hatte Götterstolz verletzt und sogar den Zeus verpetzt. Kurz ließ ihn der Hades laufen: schnell ein Totenopfer kaufen, doch, das war ein starkes Stück, niemals kehrte er zurück. Gleichfalls wurde er zum Spötter, und er lachte über Götter. Danach war sein Schicksal klar: Steine rollen Jahr um Jahr. Nun stemmt aufwärts, unter Zwang, er den Felsblock auf den Hang, welcher, völlig ungewollt, vor dem Ziele abwärts rollt. Mittagssonne, glühend heiß, ausgezehrt, voll Dreck und Schweiß, leidet des Aiolos Spross, kämpft der König Sisyphos. PS: Allzeit folget auf dem Fuße frecher Götterfrevel Buße: Sisyphos war stets gewitzt. Heute ist er stets verschwitzt. Hörversion (live vom 19.01.18): https://www.youtube.com/watch?v=dHhZEOptJk4 Anmerkung: Bevor Sisyphos in den Hades geführt wurde, hatte er seiner Frau verboten, ihn im Falle seines Todes zu bestatten. Auch sollte sie ihm keine - den Göttern geweihte - Totenopfer spenden. Daher überredete er Hades, dass er ihn für kurze Zeit zurück schicken solle, um seine Frau entsprechend anzuweisen. Auf der Erde angekommen, verhöhnte er die Götter jedoch und blieb bei seiner Frau. |
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07.02.2018, 09:52 | #2 |
Da isser! Jetzt kann ich nachfragen. Warum schreibst du dauernd heiter hinter deine Gedichte? Ich will selbst entscheiden ob es heiter ist
Zum Gedicht: Sehr gelungen. |
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07.02.2018, 20:59 | #3 |
Hallo Versard,
zu "heiter" gibt's eine kleine Vorgeschichte: Es wurde gelegentlich die Metrik bei meinen Gedichten bemängelt (nicht in diesem Forum!). Dann im Nachhinein zu erklären, dass es sich um ein humorvolles Gedicht handelt (und deshalb metrisch gelegentlich absichtlich gegen den Strich gebürstet wurde) war doch recht mühselig. ...aber bei Poetry gibt's ja (fast) nur nette Dichter, insofern lass ich's das nächste Mal weg Viele Grüße und vielen Dank auch für das Lob! Georg |
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08.02.2018, 23:07 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Lieber Georg,
wieder so ein lesenswertes Ding, das den weniger Kundigen (nicht nur) die griechische Götterwelt näher bringt. Der Vers "er wurde befreit von Ares" (xXxxXxXx) bringt meinen Lesefluss ins Stolpern. "Er wurde befreit von Ares," in meinen Ohren klänge besser: "wurde er befreit von Ares" Ich denke, die griechische Mythologie hält da noch einiges bereit. Liebe Grüße, Heinz |
09.02.2018, 21:36 | #5 |
Lieber Heinz,
vielen Dank für Lob und - konstruktive - Kritik! Tatsächlich hatte ich genau Deine Version bereits in Worte gefasst, habe mich dann aber doch für die "er wurde befreit"- Version entschieden, da sie mir beim Vorlesen leichter veständlich erschien. Hier kann sich ja jeder in der "Hörversion" sein eigenes Urteil bilden, ich denke aber, diese kleine "Reimsünde" ist nicht entscheidend (Hauptsache: der Protagonist hat am Ende kein Deo-Problem ). Liebe Grüße, Georg |
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10.02.2018, 10:05 | #6 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Lieber Georg,
klar - Du kannst durch Deine Rezitationskunst den von mir empfundenen Stolperer leicht überspielen. Ich bin Leser und habe schwarz auf weiß vor mir: Kurze Zeit darauf geschah es:...........XxXxXxXx Er wurde befreit von Ares,................xXxxXxXx denn durch Sisyphos' Verstoß...........XxXxXxX war der Kriegsgott arbeitslos............XxXxXxX Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, ist rhythmisch eingestimmt auf den Trochäus und wird im zweiten Vers durch einen Metrikwechsel "überrumpelt". Aber ich will da kein großes Ding daraus machen - diesen Kunstgriff wenden auch große Dichter (z.B. Heine) unentwegt an. Wenn es denn in die "Melodie" passt - alles klar. Liebe Grüße, Heinz |
23.02.2018, 18:05 | #7 |
Lieber Heinz,
musste ein paar Tage über Deine Worte nachdenken... und: Du hast recht! Beziehungsweise: wir haben beide recht! Bei einer Lesung spielen "Holperer" kaum eine Rolle, im Gegenteil: man kann sie sogar als Stilmittel einsetzen. Aber in dieser schriftlichen Form steht natürlich die stilistische Form des Gedichts im Vordergrund und sollte auch - wann immer möglich - optimiert werden. Werde in Zukunft NOCH größeren Wert darauf legen, versprochen! Liebe Grüße, Georg |
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