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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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30.12.2017, 19:45 | #1 |
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Rauer Tau
Türen knallen, Lichter flackern,
Münder schweigen wie Gräber. Harmonien schwinden wie einst, Symphonien erklingen wie nie. Und wenn die Nacht anbricht, die Stadt tausend Stimmen verliert, dann lehnen einsame Seelen an Mauern, die nichts mehr bedeuten. Selbst wenn nach all den 30 Jahren Herzen bröckeln und zerbrechen, so gibt es trotzdem Totengesang, dessen Melodien man noch lebt. Mir sind Träume sachte nur zerronnen und Hoffnungen hat man zermürbt. Ruinen entreißen, Schmerzen lindern: Meinen Geist befreien; erleben. 26.12.2017 |
31.12.2017, 09:01 | #2 |
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Hallo mein Lieber
Ein sehr schönes Gedicht. Mir fehlen allerdings noch ein paar - und ; und Ab Sätz E Du könntest die Zeilen besser auslaufen lassen. Wenn du das Gedicht laut vorträgst, wirst du merken, wo diese Zeichen fehlen. Schönen Gruß Gem edit: Verzichte auf . und , Nur meine Meihnung |
01.01.2018, 23:04 | #3 |
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Danke für Deine Anregungen, lieber Gemini!
Jedoch fällt mir ein Verzicht auf Punkt und Komma schwer. Ich werd mich nochmals damit beschäftigen; hab Dank! |
02.01.2018, 02:41 | #4 |
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Hi MeineEigeneWelt!
Bei Versen wie: "Harmonien schwinden wie einst" Würde ich der Präzision wegen lieber: "Harmonien verschwinden wie einst" oder "vergehen", "dahingehen", "entschwinden", "erlöschen" etc. schreiben. In dem Fall aber ver-schwinden. "Schwinden" ist ein starkes Verb, das in meinen Augen lyrisch nicht verwoben werden sollte. Eine liebgemeinte und keine böse Kritik! Denn: ich habe Dein Gedicht wirklich sehr gern gelesen. gursky |
27.01.2018, 03:53 | #5 |
Hey, bin gerade mal wieder hier durchgehuscht, war ja länger nicht da, und wollte doch mal nen Kommentar da lassen
Das ist mit Abstand das beste, was ich bisher von dir gelesen habe. Und auch allgemein betrachtet find ich es wirklich gut. Eine einzige Sache, die meinen Lesefluss etwas stört ist die 30. Aber ich gehe mal stark davon aus, dass sie eine wichtige Bedeutung hat, sonst würde sie da ja nicht stehen. Und deswegen ist das auch gar nicht schlecht, dass sie einen kurz stoppt. "dann lehnen einsame Seelen an Mauern, die nichts mehr bedeuten" Toll Liebe Grüße |
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27.01.2018, 10:35 | #6 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Hallo MeineEigeneWelt,
gestolpert bin ich über die beiden Verse "Harmonien schwinden wie einst, Symphonien erklingen wie nie." Was ist eine Symphonie? Doch wohl ein harmonisches Zusammenklingen von Tönen. Wenn die Harmonien schwinden, dann ist finito mit der Symphonie. Bitte mal darüber nachdenken beim Überarbeiten. Liebe Grüße, Heinz |
28.01.2018, 12:00 | #7 |
Hallo Heinz,
ich finde es interessant, dass du auf diesen Punkt eingehst, mit der Unterstellung, die Dichterin hätte das nicht bedacht und müsste überarbeiten. Wenn jemand solche Verse schreibt, dann ist es doch recht wahrscheinlich, daß derjenige aus aus genau diesem Grund diese Worte wählt, oder? Ist solch eine Anmerkung nicht vergleichbar damit, Paul Celan zu sagen "Milch kann nicht schwarz sein, das solltest du nochmal überdenken beim Überarbeiten"? Ich denke der Ansatz sollte eher sein darüber nachzudenken, was es bedeutet. So könnte man darin bspw. eine Art Scheinheiligkeit sehen. Symphonien ohne Harmonie wirken doch recht verzweifelt. Vielleicht aber auch das Gegenteil; auch wenn die Harmonien schwinden (aber noch nicht komplett verschwunden sind!), erklingen (einige!) Symphonien lauter denn je, in dem Versuch sich zu wehren. Oder Symphonien kann als starker Euphemisms und Ironie verstanden werden; die Harmonie zwischen (zwei?) Menschen schwindet und trotzdem erzeugen sie eine neue Art von Symphonie, von Zusammenspiel, durch Unmut, Streit, Brüllen. Und jenachdem, wie man das Gedicht liest, mag man auch noch einige andere Möglichkeiten der Interpretation finden. Die beiden Verse zu überarbeiten ist da meiner Meinung nach nicht zielführend Liebe Grüße |
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28.01.2018, 13:37 | #8 |
Liebe MeineEigeneWelt,
über das Zerbrechen einer Welt legt sich gütig der Tau und benetzt das Weiterleben. Das Gedicht gefällt mir, die reimlose Form passt gut zum Inhalt. Es erinnert mich an eines, das ich mit 16 schrieb, als meine Eltern sich trennten. Liebe Grüße gummibaum Geändert von gummibaum (28.01.2018 um 18:53 Uhr) |
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28.01.2018, 18:45 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Hallo Meishere,
es ehrt Dich, wenn Du Dich für eine Poetin einsetzt, der ich allerdings nur eine Verständnisfrage gestellt habe. Richtig: Ich vermute, die Dichterin hat nicht bedacht, dass sie zwei Begriffe mit identischer Bedeutung gebraucht hat, ähnlich als würde ich von Hochprozentigen ohne Alkohol sprechen. Harmonie ist Einklang, Eintracht, Ebenmaß und eine Symphonie ohne Harmonie wirkt nicht verzweifelt - sie ist dann einfach keine. Was Celans schwarze Milch damit zu tun hat, wird wohl ewig Dein Geheimnis bleiben. Liebe Grüße, Heinz |
29.01.2018, 11:36 | #10 |
Hallo Heinz,
oh, es geht mir nicht wirklich um das Einsetzen für die Dichterin. Das kann MeineEigeneWelt ja selbst, wenn es wirklich nötig sein sollte. Ich hatte nur Lust drüber zu sprechen :P Und auf dieser Basis soll mein Post natürlich auch nicht böse gemeint sein Mir ist nicht ganz klar, wo in deiner ersten Antwort die Verständnisfrage steckt, das war ja mein Problem. Celans schwarze Milch ist eine Art Paradoxon und hübsch kurz und deswegen ein gutes Beispiel :P Und noch dazu sicher eins der meist diskutierten in der Fachwelt. Ich wollte damit nur sagen, dass dysharmonische Symphonien nicht möglich sein mögen, genauso wie Hochprozentiger ohne Alkohol nicht möglich sein mag, dass ich beides aber in einem Gedicht nicht per se als unbedacht betrachten würde, sondern grundsätzlich erstmal als das genaue Gegenteil. Vielleicht gehen da unsere Meinungen auch einfach auseinander, bzw. wollte man das hier im speziellen wirklich klären, kommt es natürlich drauf an, was die Dichterin sich dabei gedacht hat. Mich störte wohl die Frage "Was ist eine Symphonie?", die auch hätte sein können "Magst du mir das erklären, weil ich nicht verstehe, was du mir damit sagen möchtest?" Natürlich verstehe ich aber deine Gründe für's Hinterfragen und wenn ein Denkfehler vorliegt, dann muss wohl auch irgendwer drauf hinweisen :P Liebe Grüße |
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29.01.2018, 22:59 | #11 |
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Oh ha, liebe MEW, das ist aber ganz schön derbe, aber sehr gut geschrieben.
Schön, dich mal wieder zu lesen. Lieben Gruß Letreo |
01.06.2018, 23:12 | #12 | |||
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Zitat:
Meishere, Du bist mit Deinen Erklärungen auf meinem Weg: Schwindet die Harmonie, wird begonnen in altbekannten Mustern (in Sätzen) nach außen hin die Harmonie aufrecht zu erhalten. Da dieser Akt schon fest in der Gewohnheit verankert ist, entsteht eine Art Symphonie. Das Anhängsel "wie nie" in V4 ist pure Ironie. - Lieber Gummibaum, Zitat:
- Lieber Eisenvorhang, Zitat:
Nun: Rauer Tau Türen knallen, Lichter flackern, Münder schweigen wie Gräber. Harmonien entschlafen wie einst - Symphonien erklingen wie nie. Und wenn die Nacht anbricht, die Stadt tausend Stimmen verliert, dann lehnen einsame Seelen an Mauern, die nichts mehr bedeuten. Selbst wenn nach all den dreißig Jahren Herzen bröckeln und zerbrechen, so gibt es immer noch Totengesang, dessen Melodien man stets lebt. Mir sind Träume sachte nur zerronnen und Hoffnungen hat man zermürbt, doch: Ruinen entreißen, Schmerzen lindern. Meinen Geist befreien, erleben. - Danke Euch allen, für Eure Kommentare! |
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01.06.2018, 23:41 | #13 | |
Zitat:
es ist nicht die Zahl, es ist die unglaubliche Erfahrung, das es noch gefühlt wird.....man lebt. Du beeindruckst mich immer wieder ............mit deiner Art Gefühle in Worte zu fassen. LG CB |
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