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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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17.01.2018, 12:29 | #1 |
Trost
Ich sprach: "Ich werde dich vermissen."
und starrte an die Wand und fing ganz furchtbar an zu weinen. Du führtest meinen Kopf zum Kissen und hieltest meine Hand: "Auch nach mir wird die Sonne scheinen." Ich ließ dich zärtlich mich belügen, ich liebte dich zu sehr und regte meinen Kopf nicht weiter. Noch heute kann ich dich nicht rügen, wiegt auch die Wahrheit schwer, ist deine Lüge warm und heiter. |
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23.01.2018, 00:47 | #2 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Hey liebes Schmuddelkindchen.
Ich mag deine Zeilen, die von großen Gefühlen zeugen.
Eine kleine menschliche Ohnmacht gegenüber der Wahrheit. Gern gelesen. Ein herzlicher Unargruß an dich. |
23.01.2018, 01:12 | #3 |
Forumsleitung
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Ich nenne es nicht Lüge, sondern Ambivalenz. Trost trägt immer Ambivalenz in sich: Sie will ehrlich sein, aber sie will nicht weh tun. Die ehrliche Seite der Ambivalenz sagt Adieu, die unehrliche versucht einzureden, dass nur Besseres nachkommen kann oder wenigstens die Zeit alle Wunden heilt.
Ist völliger Quatsch, aber ein über Genrationen eingespieltes Muster: Nimm den Schwarzen Peter, und wenn du ihn lange genug festhältst, merkst du schon, dass es zu deinem Besten ist. Diese Mechanismen gibt das Gedicht gut wieder. |
23.01.2018, 01:35 | #4 |
abgemeldet
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Hi Schmuddl,
ich finde die Reimstruktur absolut genial und die Spaltung, die sich darauß ergibt auch. Nur ein kleiner Gedanke: "und fing ganz furchtbar an zu weinen." Das "fing" wirkt sehr umgangssprachlich. Ein Vorschlag. Mit Weinen beginnen... Anfangen... "fing"... Aus dem Vers ergibt sich ein "Drücken". Aufgrund der Sehnsucht. Ein Sehnsuchtsdruck. Aus Druck ergibt sich ein "Müssen". Also: und musste furchtbar bitter weinen. vlg EV |
23.01.2018, 14:42 | #5 | |||
Vielen lieben Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mir eure Gedanken zum Gedicht mitzuteilen. Freue mich auch über all die Worte des Lobes und der konstruktiven Kritik.
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Ich bin mir nicht sicher - wirkt es dann aber nicht so, als hätte das LI schon vorher geweint? Mir ist das nämlich sehr recht, wenn das Weinen erst nach dem Ausspruch "Ich werde dich vermissen" sich Bahn bricht. Wird das durch das "müssen" genommen? Was meint ihr? LG |
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23.01.2018, 21:38 | #6 |
Schönes Gedicht, liebes Schmuddelkind.
Den Kopf zum Kissen führen, finde ich witzig. Sehr gern gelesen. LG g |
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24.01.2018, 12:24 | #7 |
Vielen Dank, gummibaum.
LG |
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24.01.2018, 14:42 | #8 |
abgemeldet
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"Ich bin mir nicht sicher - wirkt es dann aber nicht so, als hätte das LI schon vorher geweint? Mir ist das nämlich sehr recht, wenn das Weinen erst nach dem Ausspruch "Ich werde dich vermissen" sich Bahn bricht."
Die Zeilen würde nur aussagen, dass es furchtbar bitter weinen musste. Es sagt nicht aus, dass das LI vorher schon geweint hat. Aber sei frei und wie immer im Leben ist alles subjektiv. Ich finde die Zeilen ja auch nicht schlecht - im Gegenteil. vlg ev |
24.01.2018, 15:34 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Hallo Schmuddelkind,
nach so viel Lob muss es auch mal eine Kritik geben. Dabei habe ich am Gedicht gar nichts zu kritisieren. Warum, so fragte ich mich, reizt mich die erste Strophe so zu Lachen und Falschlesen? Das hast Du zu verantworten. Du schreibst: Ich sprach: "Ich werde dich vermissen." und starrte an die Wand und fing ganz furchtbar an zu pissen. Wenn Du links des Gedichts das Männeke Pis Richtung Gedicht pinkeln lässt, trägst Du eine unabweisbare Mitverantwortung für meine Reim-Fehlleistung. Liebe Grüße, Heinz |
25.01.2018, 00:22 | #10 | ||
Zitat:
Zitat:
Was so ein Profilbild anrichten kann.... Hätte ich das 2010 geahnt! Es ist natürlich auch deshalb verführerisch, weil man am ehesten wohl einen Kreuzreim erwartet, denn dieser ist vermutlich statistisch das gängigste Reimschema. Und ein Dichterhirn wie deines vervollständigt dann automatisch mit einem Reim auf "vermissen" - der Rest liegt dann auf der Hand. LG |
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25.01.2018, 00:30 | #11 |
Für einen traurigen Einsamen,
mögen Worte schon Trost sein. Aber ein verzweifelter Mensch braucht helfenden Beistand und keine leere Vertröstung. Für den Unglücklichen ist es ein Trost, wenn Ärgeres die anderen hat gekost. O Herr gibt allen die mich kennen, zehnmal mehr als sie mir gönnen. |
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25.01.2018, 02:27 | #12 |
Hallo,
Kompliment an den schmuddeligen Dichter! Das Gedicht ist technisch einwandfrei, tiefgründig und aussagekräftig. Was will man mehr? Ich halte "fing" keinesfalls für umgangssprachlich, aber dennoch möchte ich es mir nicht nehmen lassen, auch noch eine Variante anzubieten, da ich von "furchtbar bitter" nicht so überzeugt bin: "Begann ganz bitterlich zu weinen." Damit würdest du auch das doppelte "und" am Anfang der Zeile auflösen, was ich für ein kleines bisschen unschön halte. Gruß Dennis |
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25.01.2018, 03:11 | #13 |
abgemeldet
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Ja bitte nicht bitterlich. Das klingt wie Buttermilch oder bittermilch. Jedes Mal, wenn ich es lese!
Dann nimm doch am besten bitterlichst! vlg Ev |
26.01.2018, 00:14 | #14 | |||
Zitat:
Zitat:
Ansonsten aber vielen Dank für das geradlinige Kompliment, Dennis! Zitat:
LG |
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Lesezeichen für Trost |
Stichworte |
tod, trauer, vermissen |
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