|
|
Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
21.01.2018, 21:37 | #1 |
Die Frau im Gewölbe
Ein bröckelndes Klopfen und Tickern und Tackern
klang über den Hügeln und Wäldern und Feldern und niemand vernahm es und darum, so kam es, erwuchsen da Mauern, wo nie welche waren, weil eine vergessen hat, wer sie einst war. Sie kauerte inmitten einer Höhle aus Kälte und mauerte sich Wände Block für Block aus Granatstein, verzimmerte das rote, kugelrunde Gewölbe und wimmerte in leisen Tönen Lügengeschichten hinein in die innere Ödnis aus Trugbildern der Vernunft. Die Jahre vergingen, die Spuren verblassten, für immer verschwunden, doch niemals vergessen – was hin durch den Himmel und her durch die Hölle zum Schluss auch das Wesen der Frau aus Granatstein in ihrem verirrten Dämonenkopf traf. Da schimmerte ein rotes Glänzen aus den Gebeinen, zertrümmerte die Kälte, dort wo Herzschlag und Seele verkümmerten, seit Jahren Knochenhaufen verborgen versauerten und sprengte schließlich alles Gewölbte um ihren verrotteten Körper, der endlich zur Freiheit fand. |
|
21.01.2018, 23:28 | #2 |
abgemeldet
|
Wie Dichten zur Denkaufgabe wird wussten wir aber schon. Ich dachte hier gehts dem Mythos mal was ins Theater rein. Und da findet nur das den Weg in die Freiheit dessen Fluch nicht stark genug ist.
|
22.01.2018, 09:12 | #3 |
Ich wusste es nicht richtig einzuordnen, Poesieger, ob es zu den Mythen gehört, oder zu der Erkenntniss, oder der Trauer, dem düsteren, oder dem Hoffnungsvollen? Es ist viel darin, und wahres! Wenn es auch schwer zugänglich ist, steckt etwas darin, das alle angeht.
|
|
22.01.2018, 10:00 | #4 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.496
|
"Sich eingespert zu fühlen heißt nicht alein zu sein, sondern als Einzigster den Käfig zu sehen." Von Pyrin
Das Gewölbe ist ja doch die Heimat, eine Tür würde doch reichen und ein Ofen. Die Freiheit ist ja auch gefährlich, überall Raubtiere. |
22.01.2018, 12:41 | #5 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
|
|
22.01.2018, 20:57 | #6 | |
Zitat:
Was nicht heißt, dass sie irgendwie ist, außerdem .. wer weiß, was es heißt, dass das rote Glänzen da schimmert? Vielen Dank für das Kompliment, unklarer Weise. Ich erwarte sehr deine Äußerung, liebe Unar. |
||
26.01.2018, 14:03 | #7 | |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
|
Zitat:
Und eine Äußerung. Was sagt schon eine Äußerung? Über mein Inneres? Sie ist ja eine Äußerung! Keine Innerung. Höchstens eine Erinnerung. Aber, das ist sie ja nun mal nicht. Ich kann das Außen gar nicht sehen. Ich hocke. Innen. Ich hab doch leider keine Äußerung. Da müsste ich erst eine Eröffnung vornehmen, um mich außen um zu schauen. Aber, das möchte ich nicht. Ich lebe die Verinnerlichung der Seele. Und ziehe die Vereinsamung der Anpassung vor. |
|
26.01.2018, 23:48 | #8 | |
Zitat:
Das ist ein Gewölbe aus roten Glitzerglanzkristallen. Weißt du wie schön das ist? Wie da alles funkelt? Ein Gewölbe aus solchen Kristallen? Wer sich so etwas baut ... und dann zerschlägt irgendetwas das Gewölbe und ein Meer aus Splittern rast in das Herz der eingemauerten Frau. Rote Splitter! Man würde nicht mal das Blut sehen, weil alles rot wäre .. egal ob wer von außen eindringt, oder nicht. Sie schlug mit ihrem Kopf gegen die Wände und hauchte ihren Atem gegen die Kristallwand, erhob den Finger, malte ein einziges Herz, und strich es mit der letzten Bewegung ihres Lebens durch. :-( So geht das doch nicht!!! |
||
27.01.2018, 00:05 | #9 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
|
Rotgranit
Granat?
Meine Mauern sind aus Granit, werter Herr. Aus Rotgranit. Er wächst hier, im Herzen meiner Heimat. Im Herz des Waldes. In mir. Er ist hart, sehr hart. Zerschlagen? Machst du dich lustig? Sprengen wohl ehr. Wer soll bitte dieser jene sein? Du? |
27.01.2018, 13:24 | #10 |
Hallo MiauKuh,
ein Gedicht dass aus dem Rahmen der gängigen Prosa fällt und deshalb für mich sehr interessannt zu lesen war. LG wolfmozart |
|
23.02.2018, 10:58 | #11 |
hey Wolfmozart,
das freut mich, dass dir dieses für mich recht schwer zu schreibende Gedicht gefallen hat. Es handelt von einer kaputten Person, die sich einmauert, in Hoffnung das jemand sie errettet. Ob sie am Ende stirbt oder nicht, gerettet wird oder nicht, soll offen bleiben. Ich fand den Rhythmus im sehr schwierig zu schreiben und grade deswegen als Herausforderung, da er an mehreren Stellen dreifach unbetont aufeinander folgt. Zwar wirkt das Gedicht deswegen auch für mich konstruiert, aber mir ging es eben auch genau darum diese Klangwelt ein bisschen zu erforschen und die Geschichte trotzdem zu erzählen. Liebe Grüße |
|
23.02.2018, 13:02 | #12 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
|
Granatstein - Granitstein - Granit,
liebe Unar, lieber MiauKuh, warum fragt Ihr nicht einen gelernten Bergmann, wenn es um Bezeichnungen, Eigenschaften und Verarbeitung von Gesteinen geht? Lieber MiauKuh, die Bezeichnung "Granatstein" - das hat unar schon leise angedeutet, ist schlicht falsch. Granatapfel, Granatbaum lass ich mir gefallen. Du meinst offensichtlich Granit. Aber sagt man "Granitstein"? Granit sagt doch schon alles - ein harter, körniger, kristalliner Stein in unterschiedlichen Farben. Dass es in ihrer schönen Heimat Thüringen Rotgranit gibt, zeigt, dass sogar die Natur weiß, wen sie mit attraktiven Steinen zu schmücken hat. Liebe Unar, dass der Rotgranit "wächst", ist schon sehr gewagt formuliert. Granit ist ähnlich wie Basalt vulkanischen Ursprungs. Der Granit war zunächst mal Magma und ist dann erstarrt. Nix mit Wachsen. Was die Bearbeitung angeht: Nur durch Sprengen? Da unterschätzt Du die alten Ägypter, die sehr schöne Kunstwerke aus Granit zurück ließen und ich bin ganz stolz auf meine Tischplatte aus Rosengranit, die aus einem Block heraus gesägt, geschliffen und poliert wurde. (Mir eine Tischplatte daraus fertigen zu lassen - darauf brachte mich die Fassadenverkleidung einer großen Bank in Düsseldorf. Der Polier hat sich aber keine einzige Platte abschwätzen lassen, also bin ich zu einem Steinmetzen am Gerreseheimer Friedhof gegangen und habe mir eine 1,4 x 1,0 m, 5 cm starke Platte mit abgerundeten Ecken, gebrochenen Kanten herausschneiden und die Oberfläche polieren lassen. Wenn ich noch ein bisschen schrumpfe, reicht sie später auch als Grabplatte. Liebe Grüße, Heinz |
23.02.2018, 14:25 | #13 |
Hallo Heinz,
ich muss dir widersprechen und Unar in dem Fall auch: Ich meine nicht Granit sondern Granat und zwar Granatstein und genau das Wort wollte ich auch schreiben. Granat ist ein Edelstein und damit ein Stein, vielleicht mag es doppeltgemoppelt sein, es ist aber trotzdem exakt der Begriff den ich verwenden wollte. Zumindest eine einfache Googlesuche macht den Begriff sogar auffindbar, zuhauf. Was nicht heißt, dass er korrekt ist. Gleiches gilt doch auch für Diamatstein, den es sogar (google) als Nachnamen gibt. In einem sehr bekannten Spiel "Skyrim" gibt es auch "Granatsteine" zu finden. Zudem ging es mir in dem Gedicht um die Farbe Rot, welche ich, bis ich in einem Post hier von Unar las, dass es "Rotgranit" gibt, niemals überhaupt mit Granit in Verbindung gebracht hätte. Granatrot ist mir dagegen geläufig, weswegen ich das Rot auch als Granat verwenden wollte. |
|
23.02.2018, 16:15 | #14 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
|
Lieber MiauKuh,
Du hast mich bei einer Nachlässigkeit erwischt. Aber mein Irrtum muss verzeihlich sein, den wer - bei aller Fantasie - kommt auf den Klopper, dass da "Mauern erwuchsen", eine "Höhle" vorhanden ist, die Wände aus "Blöcken von Granatstein" gemauert werden? Mich verwirrt nach wie vor der Begriff "Granatstein". Granatschmuck - Edelstein - Granate - Granatapfel: Okay. Zumindest hast Du es geschafft, dass ich mir Dein Gedicht noch ein paarmal durchgelesen habe. Liebe Grüße, Heinz |
23.02.2018, 23:40 | #15 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
|
Lieber Heinz,
ich meinte das mit "wachsen" ehr als Metapher.
Im Sinne von, Mauern, die in die Höhe wachsen. Auch das "Sprengen" ist sinnbildlich gemeint, so wie man Ketten sprengt. Hier wollte ich nicht geologisch denken, sondern episch. Lieb, dein Kompliment an meine Heimat. An MiauKuh: Rotgranit hat leider nicht so ein schönes Rot wie Granat. |
23.02.2018, 23:45 | #16 |
Unar,
ich schreib dir gerne eines mit welchem Stein auch immer du es möchtest. Aber ohne Gewölbe, Kälte und Mauern. |
|
04.03.2018, 22:08 | #17 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
|
|
23.03.2018, 22:01 | #18 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
|
Ich hab mich für Quarz entschieden, wenn ich überhaupt noch wählen darf.
|
23.03.2018, 22:58 | #19 |
Quarz :-) Sand oder ... Das Glitzerquarz? Ich merk es mir vor!!
|
|
23.03.2018, 23:19 | #20 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
|
Rauchquarz, das findet man oft in Schneekopfkugeln.
https://goo.gl/images/oirNMG Typisch für meine Heimat. Ich habe schon selbst welche gefunden. |
Lesezeichen für Die Frau im Gewölbe |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Die Frau | fsami | Düstere Welten und Abgründiges | 10 | 16.01.2017 21:24 |
Die Frau an der Bar | anny | Zeitgeschehen und Gesellschaft | 3 | 08.12.2016 19:07 |
Frau Mai. | Günter Mehlhorn | Humorvolles und Verborgenes | 5 | 22.05.2011 15:36 |
Frau Mai... | Günter Mehlhorn | Humorvolles und Verborgenes | 2 | 03.06.2010 15:58 |
Gewölbe der Stille | wortmasseur | Lebensalltag, Natur und Universum | 0 | 26.12.2008 14:42 |