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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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08.01.2018, 19:02 | #1 |
Wie ein Freund
Leise kam er in der Nacht,
störte dich nicht im Schlaf, tanzte vor dir auf Zehenspitzen, betrachtete dein Gesicht im Licht des Mondes. Er sang für dich sein Lied, zog dich sanft in seine Arme, liebkoste dich wie ein Freund, hob dich auf seine Schwingen, flog mit dir davon. |
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08.01.2018, 19:09 | #2 |
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Guten Abend liebste Silbermöwe.
So wundersame zarte Zeilen.
Schöner kann es wohl nicht beschrieben und nicht erlebt, oder besser empfunden werden. Unargruß |
08.01.2018, 19:17 | #3 |
Liebe Unar,
du meinst, ich habe hier etwas Schönes beschrieben? Dann wäre ich in der Rubrik falsch, doch genau in die Rubrik sollte es. Auf der anderen Seite habe ich es so gesehen - oder denke jedenfalls, dass ich es so gesehen habe oder besser gesagt, dass es sich so abgespielt hat, tatsächlich so sanft wie beschrieben. Wahrscheinlich rede ich in Rätseln, aber ich möchte noch warten, was andere zu dem Gedicht sagen, ehe ich genauer erkläre, was gemeint ist. LG DieSilbermöwe |
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08.01.2018, 19:41 | #4 |
Dabei seit: 10/2016
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Ob das, was du beschreibst, etwas Schönes ist bleibt Ansichtssache.
Nicht immer ist das Beschriebene nur Schrecken, wenn es Erlösung ist. Alles hat zwei Seiten, wenn es diese zeigt, wie in deinem Gedicht, stelle ich mir das schön vor. Die meisten sehen nur die Hässlichkeit in diesem. Ich nicht. Mich wunderte die Einordnung in diese Rubrik, unpassend ist sie aber wohl nicht. Ich interpretiere das Ableben eines Menschen hinein, der in den Himmel getragen wird. |
08.01.2018, 19:41 | #5 |
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Hallo Silbermöwe
auch mich berühren deine Zeilen sehr. Geht es um Missbrauch? Das LI beschreibt die Situation sehr genüsslich, hingebungsvoll und... Mir fällt kein passendes Wort dazu ein. Wäre die Vermutung des Missbrauchs wahr, wäre die Art und Weise der Formulierung schon fast sexueller Sadismus. Was es wirklich düster machen würde... Hm. |
08.01.2018, 19:44 | #6 | |
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Zitat:
Daran wäre wohl nichts Schönes. Aber ich interpretiere etwas Anderes. Ich bin gespannt! |
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08.01.2018, 20:22 | #7 |
Spannend, so geheimnisvoll, so viel Raum zur Interpretation. Doch ich weiß, ich bin miserabel im interpretieren und Tippe nur auf den dunklen Engel oder Dämon ... der jemanden im Schlaf ins Verderben reißt ...
Was auch immer es ist, es hat mich gefesselt, ich mag es, gefesselt zu werden. |
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08.01.2018, 20:31 | #8 |
Hallo Silbermöwe,
sehr eindringliche Zeilen, ich dachte fast genauso wie gursky, aber es kann auch ein Albtraum sein oder sogar ein Herzstillstand, Schlaganfall, etc. Jeder könnte etwas für sich einsetzen, das macht es aus. Der Vergleich Wie ein Freund impliziert ja das es kein Freund, sondern eine Tarnkappe tragende Figur ist. Mit Schwingen, Vogelgleich oder wie ein Engel, lässt mich fragend zurück und beflügelt ambivalenterweise meine Phantasie... take care |
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08.01.2018, 20:34 | #9 |
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"Schwingen" impliziert eine engelsgleiche Figur, wenn man es wörtlich versteht.
Also kommt der Tod lieblich wie ein Freund und nimmt mit, was er zu holen hat. Hier windet sich die Dramaturgie in Freundlichkeit und Subtilität. Oft kommt der Tod angeschlichen. Hier greifen die "Zehenspitzen". Es geht ums Sterben. |
08.01.2018, 21:00 | #10 |
gursky und pathos, wir sollten uns mal begegnen und ein Bier trinken, oder ein paar mehr, sofern ihr das tut. ....
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08.01.2018, 21:03 | #11 |
Dann müsste uns aber auch jemand auf Schwingen davontragen...
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08.01.2018, 21:04 | #12 |
Dabei seit: 11/2014
Ort: Das Meer ist mein Garten aus Kristallen und Träumen ...
Alter: 66
Beiträge: 2.583
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Liebe DieSilbermöwe,
mich berührt Dein Gedicht sehr. Für mich ist dieser Freund der Tod, der den Sterbenden behutsam in die andere Welt führt .... sehr sehr einfühlsam und in einer feinen Sprache geschrieben. Und deshalb für mich ein Favorit! L.G. Zaubersee |
08.01.2018, 21:14 | #13 |
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09.01.2018, 08:18 | #14 | ||||
Zitat:
dann habe ich deinen ersten Kommentar völlig missverstanden und bitte um Entschuldigung, denn genau das, was du jetzt im zweiten Kommentar schreibst, wollte ich aussagen. Bei deinem ersten Kommentar dachte ich, du meinst, es ginge um Liebe bzw. einen Liebenden, der sich nachts ins Schlafzimmer seiner Freundin schleicht und das war ja überhaupt nicht das, was ich meinte. Das Missverständnis war aber dann mein Fehler. Zitat:
ja, es geht darum, dass jemand im Schlaf gestorben ist und einen friedlichen, schönen Tod hatte. Der Tod ist mit ihm davon geflogen. Zitat:
rchtig, genauso war es gemeint. Zitat:
Meinen früheren Lebensgefährten, der vor 5 Jahren nach langer Krankheit gestorben ist, hat der Tod so davon getragen - friedlich, im Schlaf, ohne Todeskampf. Liebe Grüße an euch alle DieSilbermöwe |
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09.01.2018, 10:42 | #15 |
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Genau das ist der Grund warum ich solche Gedichte liebe.
Danke für die Auflösung Silbermöwe! Leute finden zusammen und denken nach und treten in Kommunikation. Besser als ein Gedicht, das wie folgt ist: Die Blume Blüten Rot (ein hauch von samt) Stengel im Wasser Vase gursky |
09.01.2018, 12:28 | #16 |
09.01.2018, 15:51 | #17 | |
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Zitat:
mich berühren deine Zeilen ebenso, man spürt den Frieden... Auch mein Favorit! Lieben Gruß Letreo |
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10.01.2018, 07:57 | #18 |
Liebe Letreo,
lieben Dank für deinen Kommentar und den Favorit! LG DieSilbermöwe |
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10.01.2018, 11:25 | #19 |
Dabei seit: 10/2016
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Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Liebe Silbermöwe,
Alles ist gut. So, wie in deine vortrefflichen Zeilen viel hineingelegt werden kann, ist es auch bei manchem Kommentar. Vielschichtigkeit ist doch etwas schönes.
Ich müsste mich entschuldigen, weil ich vergaß dein Werk zu meinen Favoriten zu tun. Ich hole das hiermit nach. Allerliebste Unargrüße |
10.01.2018, 18:41 | #20 |
Als ich es gerade las, fiel mir ein: Der Traum.
Gut gemacht, liebe Silbermöwe. LG g |
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10.01.2018, 18:46 | #21 |
Lieben Dank, Unar und gummibaum!
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10.01.2018, 18:50 | #22 |
Eine Zeile bleibt für mich dabei, die mir bis jetzt trotz aller Interpretationen unklar bleibt:
"liebkoste dich wie ein Freund, " ein Freund liebkost jemanden? Auf welche Art und Weise passiert das? Ich bin auch Freund von Menschen, aber "liebkost" habe ich glaube ich Freunde noch niemals. |
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10.01.2018, 19:41 | #23 |
Forumsleitung
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Du bist mit deinen 33 Jahren eben ein Kind der modernen Zeit. Da steht jedem "Liebkosen" der Verdacht entgegen, zu viel Nähe könnte falsch verstanden werden. Das war nicht immer so. Früher konnten Menschen herzlicher aufeinander zugehen und sich in den Arm nehmen oder ein Kompliment machen, ohne unter Generalverdacht zu geraten, unlautere Absichten zu haben.
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10.01.2018, 19:43 | #24 |
Hey Ilka,
ich meinte eigentlich das grade ehrlich, ich weiß es nicht einzuordnen. Unter liebkosen verstehe ich zärtliche Berührung im sexuellen Sinne. Ich wusste nicht, dass das Freunde auch untereinander tun daher hat mich das gewundert, es ist ja nur eine Zeile ... liebkosen ist also auch eine freundschaftliche Berührung, Klopfen auf die Schulter, lieb drücken um dem anderen zu sagen: "Ich mag dich." ohne sexuelle Hintergedanken? |
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10.01.2018, 21:27 | #25 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Lieber MiauKuh,
Der Alte Fritz hat sich mal über die Verse eines zeitgenössischen Dichters lustig gemacht: "Selig, wer sich vor der Welt Ohne Haß verschließt, Einen Freund am Busen hält. Und mit dem genießt." "Einen Freund am Busen hält" - ha ha! Ich weiß nicht, inwieweit der Alte Fritz des Deutschen mächtig war, aber eins ist sicher: Die Worte an den Mond werden noch gelesen, wenn wir vom Alten Fritz nur noch von seiner Heldentat, der Einführung der Kartoffel in Preußen reden. Noch schlimmer: Ich trau mich ab heute nicht mehr, meine Enkelin, geschweige denn die Katze meiner Tochter zu liebkosen. Aber in einer Hinsicht gebe ich Dir recht: "liebkoste dich wie ein Freund," passt nicht in das Bild Hermes Psychopompos oder des Gevatter Heins. "nahm dich bei der Hand wie einen Freund" könnte besser passen. Liebe Grüße, Heinz Geändert von Heinz (10.01.2018 um 23:39 Uhr) |
11.01.2018, 03:17 | #26 | |
Zitat:
Die letzte Zeile ist die der Freiheit, zu der ihr auf den starken Schwingen geträumt erfüllter Sehnsucht fliegt, nicht nur dahin, sondern "davon", also alles zurück lassend, was vielleicht eng, unerfüllt und klein, kurz: ins Glück, in Erfüllung. Gruß, th Mal sehn, was ich mir gleich träumend erfülle, oder erfüllt es träumend mich? Anders als bei Ei und Henne sind wir beide zugleich da gewesen, der Traum und ich, also ist diese Frage nicht so wichtig, der Traum kann kommen... |
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11.01.2018, 11:13 | #27 |
liebe Silbermöwe,
hab den Kommentar geschrieben, ohne die anderen vorher zu lesen, schwankte zwischen Tod und einem Freund, der als als Geliebter herbei geträumt doch nur als Freund liebkosend erscheint. Hab jetzt alle gelesen und entscheide mich für den Tod, denn er singt immer das gleiche Lied, ein Freund hätte viele, Geliebter noch mehr. "sein Lied" macht für mich den Unterschied. In deinem schönen Gedicht ist der Tod gnädig bis hin zur Liebkosung als Freund. Er tut nicht einfach nur seine Pflicht. Sehr zart, innig, deutungsstark; durchgehend im gleichen Maß gefühlig durchdrungen, baut aber Spannung auf, die sich am Ende löst, und es ist sofort voll da; könntest du dir eine Version mit mehr Reimen denken? Liebe Grüße, talking head |
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11.01.2018, 15:32 | #28 |
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Und niemals mehr hörten wir von irgendwas. Was passieren kann, wenn man alles mischt um nicht nur Kunst zu schaffen sondern auch ansprechend zu gestalten was wir so mit uns als Ballast rumschleppen.
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11.01.2018, 15:42 | #29 |
darin bin ich ein meister und für den falschen zeitpunkt
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11.01.2018, 15:54 | #30 |
abgemeldet
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Wer kann das beweisen?
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11.01.2018, 23:20 | #31 |
12.01.2018, 09:39 | #32 |
Hallo talking head,
ich finde es gut, dass du deinen ersten Eindruck unbeeiflusst in Worte gefasst hast - mache ich auch manchmal so und vergleiche dann die anderen Kommentare hinterher. Es ist schon interessant, wie die Wendung "liebkoste dich wie ein Freund" anders interpretiert werden kann. Es ist aber mit Absicht ungereimt. Hallo MiauKuh, dieses Wendung ist eher als Metapher zu verstehen. Auch der Wind kann liebkosend sein, wenn er durch die Haare streicht. Ich bin auf das Thema Missbrauch hier nicht eingegangen, weil ich nicht verstanden hatte, wie man durch den Text darauf kommen kann, wäre mir nicht im Entferntesten in den Sinn gekommen. LG DieSilbermöwe |
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12.01.2018, 10:41 | #33 | |
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Zitat:
du zeichnest mit Deinen Worten das typische Bild von Missbrauch. Der Vater oder die Mutter sehen sich als Erlöser, als Freund, als liebender Vater, der sich heimlich in der Nacht ins Zimmer schleicht und sich am Opfer vergeht. Leider ist diese Vorgehensweise keine Seltenheit - denn sexueller Missbrauch wird bei den Opfern auch oft als sanft und liebend verkauft. Und der Täter ist der ruhige, sorgsame und liebevolle Vater, der seine Liebe spendet. Beide entgleiten wie auf Schwingen der Situation nach dem Missbrauch. "Schwingen" ist ein Begriff, der religiös und mythisch konnotiert ist. Oft betrachten sich die Täter, wie oben schon erwähnt, als Erlöser oder sie leiden unter einem "God-Mode". Schlussletztlich begründet sich dieses Verhalten in einer Dekompensation und Verdrängung. Es gibt auch Täter, die wahnhaft und psychotisch werden und ihre Opfer danach salben. Auch wenn es nicht Deine Absicht war, so liegt Dein Gedicht näher am Missbrauchsthema, als Du vielleicht zu glauben scheinst! gursky |
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