|
|
Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
12.10.2017, 15:41 | #1 |
Das verlorene Leben
Nackt hock ich einsam im kühlen Wald,
kauere zwischen den Blättern. Lange schon liege ich hier, bin alt. Moos zehrt von meinen Organen. Schnecken erzeugen hier Schleim im Gang, endlose, silbrige Bahnen. Atmen? Das tu ich schon längst nicht mehr, blässliche Haut, aschefarben. Leblos erstarre ich, müd und schwer, blicke durch Äste und Kronen. Laub fällt von oben und schmückt mich braun. Bald bin ich gänzlich verloren. Wünsche gebären Gedanken in mir: „Friss mich doch auf, trag mich endlich in dir, reiß mir mein Herz raus, friss meinen Leib, gib mir den Tod nicht durch einsame Zeit. Töte mich! Dann sind wir Wir.“ |
|
12.10.2017, 16:19 | #2 |
Ein umgestürzter, schon entrindeter und ausgehöhlter Baumstamm könnte so empfinden.
Gern gelesen, lieber MiauKuh. LG g |
|
12.10.2017, 22:09 | #3 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
|
Todessehnsucht, die zu Sehen versucht.
Am Leben hält, was das Leben hält. Mit angezognen Gliedern, das Angezogne gliedert. Leblose Schwere. Durch Leblosigkeit schwer, sterbender Leib, an Sterbephasen beleibt. Unendliche Bahnen, die sich ein Ende bahnen. Von Gedanken getragen, die kein Danke ertragen. Verloren in Zeit, die Verlorene eint. Loch im Herzen, alleine zu zweit. Organe zerfetzt in mir. Ein Wir, ohne Wir. |
13.10.2017, 06:39 | #4 | ||
Zitat:
ich bin, was soll ich sagen ... da bleibt mir nichts, als zu staunen und diese Zeilen als gelungene Weiterführung der Gedanken des obigen Textes zu loben. Wunderschön... Lg, MiauKuh Zitat:
es freut mich, das mein Gedicht eine Ansicht eröffnet hat, die gar nicht in meinen Gedanken lag, sie aber dennoch berühert. Mir war ein Mensch im Kopf, jemand der nackt ist, aber in der Natur, nichts mehr ist, aber gefunden werden will, gefressen werden möchte, von jemandem, um wieder jemand zu werden, indem er verspeist wird. Nicht im wortwörtlichen Sinne. Natürlich nicht. Aber mitgenommen wird ... ich wollte es nur drastisch formulieren. Lg, MiauKuh Geändert von MiauKuh (13.10.2017 um 09:55 Uhr) |
|||
16.10.2017, 16:57 | #5 |
abgemeldet
|
Lieber MiauKuh,
ich hatte den gleichen Gedanken wie gummibaum. Mich hat dein Text traurig und nachdenklich gestimmt. Vor unserem Haus wurde ein riesiger Baum gefällt (ich vermisse ihn sehr) und das was von ihm übrigbleibt, stirbt so dahin. Gern gelesen. Lieben Gruß Letreo |
17.10.2017, 08:09 | #6 | |
Zitat:
Ich kann sie fühlen. Das ist schön und gleichzeitig traurig. Danke für deine Worte, Letreo. |
||
17.10.2017, 09:05 | #7 |
Ich hatte es so interpretiert, dass sich jemand zum Sterben in den Wald begibt, um sich dort von der Natur "fressen" zu lassen und irgendwie finde ich den Gedanken gar nicht so traurig. Es hat doch was tröstliches, sein blödes "Ich" aufzugeben und wieder ein "Wir" zu werden.
LG k |
|
17.10.2017, 09:10 | #8 | |
Zitat:
Ich kann deine Interpretation absolut nachvollziehen. |
||
Lesezeichen für Das verlorene Leben |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
verlorene siege | hyperion1 | Düstere Welten und Abgründiges | 0 | 05.01.2013 12:36 |
Verlorene Seele | Paula | Gefühlte Momente und Emotionen | 4 | 02.01.2013 20:13 |
Verlorene Träume | Ex-Fünfzehn | Gefühlte Momente und Emotionen | 3 | 20.03.2012 20:47 |
verlorene Liebe | Ex-ehrlicherFinder | Liebe, Romantik und Leidenschaft | 2 | 27.02.2006 21:15 |
Verlorene Welt | Ultrafunz | Lebensalltag, Natur und Universum | 0 | 25.12.2005 01:53 |