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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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23.08.2017, 15:08 | #1 |
Wandelgang
„Und tausend Jahre sind ein Tag“,
das Pergament trägt schwere Worte, der Mönch verlässt zum Stundenschlag die Kammer, eilt zur Klosterpforte, um draußen in der reichen Luft, den Kopf sich gründlich frei zu machen, dort, durch des Abends tiefen Duft, tönt Vogelsang wie mildes Lachen. Er folgt ihm träumend durch das Tor, hört ihn am Fluss, dann fern im Wald. Hier schwillt das Singen an zum Chor, verwundert findet er sich bald in einem Tal, das lang sich windet, mit Brombeerbüschen, dornenschwer, wo er am Ende schließlich findet ein Quellenbecken, tief und leer. Da plötzlich braust ein kalter Wind, der milde Abend kippt, wird Nacht, nur ein Gedanke, „Fort geschwind!“, ein Schrecken, der ihn fliehen macht. Und schließlich an der Klosterpforte klopft er um Einlass, Wärme, Licht. Doch wie an gänzlich fremdem Orte, der Pförtner, er erkennt ihn nicht. Auch er scheint seltsam unbekannt, er muss hier wohl ein Neuer sein, denn auch der Name, forsch genannt, bringt nicht erhofften Einlass ein. Voll Zweifel dann zum Abt gebracht, kennt auch die Exzellenz ihn nicht. Erst als der Name vorgebracht, wälzt dieser eine Chronik schlicht und findet schließlich, blätterschwer, den Namen, den der Mönch genannt. Schon ein Millennium ist es her, seit er hier trug das Mönchsgewand. „Und tausend Jahre sind ein Tag“, das Pergament trägt blasse Worte, der Mönch erstarrt zum Stundenschlag und Staub legt sich auf alle Orte. |
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30.08.2017, 21:43 | #2 |
Hallo Elysium,
sehr schön erzählt du diesen sagenhaften und allegorischen Stoff in Gedichtform. Auch die Überschrift passt. Ich kenne die Geschichte nur wenig anders aus älteren Schul-Lesebüchern ("Der Mönch von Heisterbach"). Sehr gern gelesen LG gummibaum |
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31.08.2017, 15:00 | #3 | |
Zitat:
Du bist der kenntnisreiche Wahnsinn. Genau diese Sage diente mir als Vorlage. Gelesen in "Sagen des Rheinlandes" von Kiefer, wo sie "der bekehrte Zweifler" heißt. Ich fand sie bemerkenswert, da sie einen gefühlt personaleren und erlebnisnäheren Erzählstil hat als so viele andere, die im Spannungfeld von Erzählzeit und erzählter Zeit doch sehr gerafft sind. Ich danke Dir herzlich für Deine Beschäftigung mit meinem Gedicht und freue mich sehr über Dein Feedback. LG Elysium |
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31.08.2017, 18:40 | #4 |
Ein wunderschönes Gedicht, Elysium. Der Textinhalt ist natürlich der Hammer, aber auch technisch wurden alle Aufgaben gut gelöst. Es macht Freude über Geschriebenes zu dichten. Macht euch keinen Kopf, ich denke es gibt um die 7 Billionen Möglichkeiten ein kleines oder mittleres Gedicht zu schreiben das auch gut ist. Und mehr als eine Million liest ein Mensch nie im Leben, und wenn er 10.000 Gedichte im Leben schreibt ist das viel!
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01.09.2017, 18:41 | #5 |
abgemeldet
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Was man sich nicht so durch den Kopf schießen lassen kann, ohne dass in den tausend Jahren mehr passiert wäre als eine Chronik in der es zu blättern gilt. Zwischen Leben und Tod geschrieben, vermag dieses Gedicht manch Kurzweil Charakter zu verleihen und gewissen Pergamenten Zauberkraft aber was aus dem hervorgeht was uns dergleichen ahnen lässt ist doch mehr als ein Gedicht sein Wunder. Sollte es aber der Wiederkehr Strafe symbolisieren dämonisiere ich mir einiges dazu um Tal und Wald psychotisch zu verbrämen.
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01.09.2017, 20:51 | #6 |
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Lieber Elysium,
eine schöne Zeitreise, auf die du uns da schickst.
Ich bin den Gang gern abgeschritten, an der Seite des Abtes. Das Kloster erbaute sich mir, vor meinen Augen. Und ich fühlte mich an den Refrain dieses Liedes erinnert, Tausend Jahre sind ein Tag - von Udo Jürgens. gern gelesen Unar |
12.09.2017, 12:05 | #7 |
Das hat selbst hier im Forum noch keiner der einschlägig bekannten Delinquenten geschafft.
Ich frage mich, an wie viele man sich am Ende noch erinnert, wie viele wirklich Eindruck hinterlassen? Mir scheint nur darum gehts. Vielen Dank Dir fürs Beschäftigen mit dem Text und die Blumen. LG Elysium |
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12.09.2017, 12:08 | #8 | |
Zitat:
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12.09.2017, 12:11 | #9 | |
Zitat:
freut mich, was Du über den Text schreibst. Das mit Udo Jürgens ist mir jetzt peinlich. Die Geschichte bezieht sich auf Petrus und das Axiom "Tausend Jahre sind wie ein Tag vor dem Herrn". Danke und LG Elysium |
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12.09.2017, 14:00 | #10 | |
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Zitat:
Von Petrus und seinen Belangen habe ich keine Ahnung. Das ist mir aber nicht peinlich. |
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14.09.2017, 14:04 | #11 |
14.09.2017, 15:45 | #12 |
Verehrter Elysium,
Ein wonniglich- zeitloses, poetisches Gefühl umweht mich, entführt mich gleichfalls in tröstliche Traumwelten. Hier gleichfalls entschwebe ich in sanfter Melancholie. Hochinspiriert und beglückt ob Deiner gelungenen Zeilen grüßt ehrfurchtvoll Georg |
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20.09.2017, 16:02 | #13 | |
Zitat:
Elysium |
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