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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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10.10.2016, 14:48 | #1 |
Gast
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Gossenmentalität
Gossenmentalität ©Hans Hartmut Karg 2016 Gibst Du mir dies, geb' ich Dir das – So leben sie hier jeden Tag. Frag' nicht wie und frag' nicht was – Und keine Rede, keine Plag' ! Sitzen rauchend unter Brücken, Weinflaschen am frühen Morgen Mit Lächeln, vieler Zähne Lücken, Kein Aufstehen – und keine Sorgen! Es qualmt, es stinkt, es müllt Bei Gruppen unter Pfeilern. Da wird nicht viel erfühlt – Es ist wie bei den Keilern! Man lebt halt in den Tag hinein Und schaut, was noch vorhanden. Man teilt, lässt Herrgott Herrgott sein Und gibt sich hier die Kanten. Im Müll findet man alte Decken, Notdurft verrichtet man auch hier, Und was man heute kann verdrecken, Spült man hinab mit Dosenbier. Nicht Tag, nicht Nacht wird wahrgenommen, Gestritten wird auch hie und da, Dazu ein wenig Koks genommen – So bleibt man halt den Süchten nah. Es gibt ja nur das Hier und Heute, Zukunft ist keine Denkbarkeit. Hier trifft man gleichgesinnte Leute, Die stets zum Aussteigen bereit. * |
10.10.2016, 18:48 | #2 |
Lieber Dr. Karg,
ich glaube nicht, dass Menschen, die so leben (müssen), keine Sorgen haben. Wir machen es uns zu einfach, wenn wir die Dinge so sehen. |
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10.10.2016, 19:15 | #3 |
Forumsleitung
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Das finde ich auch. Das Gedicht geht das Thema zu einseitig an, als sei das Leben in der "Gosse" gewollt oder zumindest selbstverschuldet. Diese Menschen, allgemein "Penner" genannt, haben durchaus Sorgen, nur nicht die gleichen wie wir. Der soziale Abstieg geschieht in der Regel nicht abrupt, sondern allmählich und beschleunigt sich erst dann, wenn der Familienzusammenhalt weggebrochen ist. Ist das Dach über dem Kopf auch noch weg, entsteht ein Teufelskreis.
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10.10.2016, 19:21 | #4 |
das glaube ich, lb. silbermöwe, auch.
lb. drkarg, einer dieser menschen hatte mit billigung unserer hausmeisters einen vorübergehenden, sicher geglaubten schlafplatz vor unserer schule gefunden. er wurde dort von unbekannten nachts umgebracht, auf grausamste weise. in der aula lief einen tag lang ein video über ihn, dass eine sozialarbeiterin ein halbes jahr vorher gedreht hatte und in dem dieser mann sich über sein leben, die fehlschläge und seine große hoffnung geäußert hatte. die schüler/innen waren vom guten kern dieser menschen, seiner menschlichkeit, so beeindruckt, dass sie kerzen kauften und anzündeten, ihm briefe mit guten wünschen für ein von nun an besseres leben schrieben. lg g |
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11.10.2016, 13:07 | #5 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Im Rhein-Main Gebiet nennt man diese Menschen "Berber". Warum weiss ich nicht. Aber man respektiert sie, denn man weiss, hinter jedem liegt ein Schicksal. Und sie lassen uns erkennen, wie gut es uns eigentlich geht.
Das Gedicht, seine Sichtweise, ist unmöglich. Corazon |
11.10.2016, 18:16 | #6 |
R.I.P.
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Ich habe mich andernorts schon negativ zu diesen Versen geäussert.
Normal haue ich nicht zweimal in die gleiche Kerbe. Aber soviel engstirnige Sicht aus der Perspektive eines Frosches, der am Brunnenboden sitzt und von dort aus die Welt betrachtet, finde ich beschämend für meinen Berufsstand. Deshalb auch hier: Ich protestiere! Url |
12.10.2016, 12:24 | #7 |
Gast
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Re: Gossenmentalität
Liebe Dichterfreunde,
mir ging es in meinem Gedicht nicht darum, Menschen zu diffamieren, die unter Brücken leben. In Frankreich hat ja der Clochard beispielsweise einen nicht unerheblichen Status. Mein Gedicht basiert auf Erfahrungen, die ich mit entsprechenden Lebensformen und Denkförmigkeiten selbst sammeln konnte. Mit besten Grüßen! H. H. Karg |