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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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28.08.2016, 23:31 | #1 |
Leiche im Moor
Dort drunten im Moor
hat sie die Leiche gesehen. Ihr wurde kalt und sie fror, wusste nicht, was hier geschehen. Sie schlich sich ganz leise ans Ufer heran, denn auf eine ganz besondere Weise zog die Leiche sie magisch an. Es war düster, eisig heulend der Wind, die Nacht tiefschwarz und bitterkalt, wie Nächte mit Leichen im Moor so sind. Sie ahnte, auch ihr Ende kommt bald. Das Leben zog an ihr vorbei, nur noch ins Moor ein kleiner Schritt, dann fühlte sie sich frei: "Ich gehe auf die Reise, die Leiche nimmt mich mit." |
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29.08.2016, 13:30 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo, Silbermöwe
Moor und Leiche - ein düsteres, mit leichtem Schaudern besetztes Thema. Der Titel hat mich angelockt. Vielleicht, weil ich in einem Museum mal eine echte Moorleiche gesehen habe. Zur Form: Du wechselst fast in jedem Vers das Metrum, da gibt es einen Daktylus mit Auftakt und männlicher Kadenz, weiter geht es mit auftaktlosen Daktylen und weiblicher Kadenz, es folgen zwei Jamben und ein Anapäst; in der zweiten Strophe geht es los mit einem Jambus, dem ein Anapäst folgt, im dritten Vers (meiner Betonung nach) erst ein Anapäst, dann zwei Jamben, wieder ein Anapäst, im vierten Vers ein Trochäus, dem ein Daktylus folgt, dann wieder Trochäus. Bei den nächsten Strophen habe ich die X-se mal stehen lassen. Am Ende der "metrischen" Betrachtung bleibt die Frage: Ist der ständige Wechsel des Versfußes Absicht? Soll er vielleicht ein Stolpern, Umherirren des weiblichen Wesens im Moor gewissermaßen nachahmen? Dass die Verse kreuzgereimt sind, erwähne ich nur am Rande. Zur Wortwahl: "drunten im Moor" - drunten klingt für mich so anheimelnd (" da drunten in der Mühle", "drunten im Tal", "drunten im Unterland") - Dein Beginn lautet: "Dort drunten" - "dort im Moor" oder "da unten im Moor" wäre auch möglich. "Ihr wurde kalt und sie fror" - ist es erforderlich, den Grund fürs Frieren zu nennen? Dasselbe gilt für "sie schlich sich ganz leise" - nur hier wird es noch "überflüssiger". Die Aussage ist doch: Sie schlich ans Ufer. Wen schlich sie ? Sich. Ganz leise - natürlich, wie schleicht man denn? Das darf man auch anders formulieren - so, wie Du es geschrieben hast, wird es fast ein lustiger Bänkelgesang. Wie ist der Ort des Geschehens in Worte gefasst? Kalt - Ufernähe (da war also noch ein See?) - düster - eisig heulender Wind - tiefschwarze Nacht - . Hier habe ich Grund zum Stutzen: Da geht ein Mädchen oder eine Frau bei tiefschwarzer Nacht runter zum Moor, friert sich den Allerwertesten ab und - trotz eisigem, heulendem Wind und der tiefschwarzen Nacht sieht sie eine Leiche. Der Vers "wie Nächte mit Leichen im Moor so sind" ist, ich sag es mal neutral: Lapidar. Ich erfahre: So sind die Nächte halt im Moor. Das bedeutet: Ich war wohl in den falschen Mooren unterwegs. Es war düster, eisig heulend der Wind, xxXxXxXxxX die Nacht tiefschwarz und bitterkalt, xXXxxXxX wie Nächte mit Leichen im Moor so sind. xXxxXxxXxX Sie ahnte, auch ihr Ende kommt bald. xXxxXXxxX Das Leben zog an ihr vorbei, xXxXxXxX nur noch ins Moor ein kleiner Schritt, XxxXxXxX dann fühlte sie sich frei: xXxXxX "Ich gehe auf die Reise, die Leiche nimmt mich mit." xXxXxXxxXxXxX Einer "Bewertung" enthalte ich mich - die Lobgesänge werden kommen. Gruß, Heinz |
29.08.2016, 17:36 | #3 |
Wohl kaum, dafür ist es nicht gut genug.
Ich hatte gedacht, ich hätte überwiegend im Jambus geschrieben. Mir sagen diese xxxXxx einfach gar nichts. Wie schon mal erwähnt, es wurde mir schon versucht, beizubringen. |
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29.08.2016, 18:06 | #4 | |
R.I.P.
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Zitat:
Freundlichen Gruß von Thing |
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29.08.2016, 18:07 | #5 |
Liebe Silbermöwe,
du bist nicht allein, ich verlasse mich meistens auf mein Sprachgefühl, was leider nicht ausreicht. Dann bin ich auch frustriert wenn ich den Text nicht so umgesetzt bekomme wie ich mir das vorstelle. Vielleicht ein Tipp den du ausprobieren könntest, mir hilft er manchmal. Versuch deinen Text zu singen. Zum Text: Das Thema ist gut, aber ich muss Heinz zustimmen, die Ausführung kann noch eine Überarbeitung vertragen. Nicht den Mut verlieren! Liebe Grüße Gylon |
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29.08.2016, 19:03 | #6 |
Danke für die kleine Überarbeitung, liebe Thing. Du hast recht, so klingt es besser.
Lieber Gylon, eine originelle Idee! Darauf, den Text zu singen, kam ich noch nicht werde es mal versuchen. |
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29.08.2016, 19:51 | #7 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Hallo, Silbermöwe,
Thing schreibt: "Nur diese eine Stelle, liebe Silbermöwe, hab ich ein wenig "behandelt". Behandelt ja, aber um keinen Deut besser gemacht. Meine Anmerkungen sollen das Gedicht nicht nieder machen, nur auf ganz frappierende Auffälligkeiten hinweisen. Die Verse "Es war düster, eisig heulend der Wind,/die Nacht tiefschwarz und bitterkalt," wurden stillschweigend übernommen und das Hauptanliegen der Kommentatorin scheint zu sein, die Autorin in der Überzeugung einer weitestgehenden Stimmigkeit ihre Gedichts zu lassen. (Nur ja nicht mal gucken, ob ich vielleicht nicht ganz daneben liege). Es war düster - die Nacht war tiefschwarz: Das ist schlicht falsch. Entweder war es düster oder die Nacht war tiefschwarz. Wie sieht "sie" also die Leiche? Vielleicht wäre ein Einschub klärend (vieiieicht haben sich die Wolken vor dem Mond kurz verzogen und sie konnte im Mondlicht - passt zur Stimmung im Moor - die Leiche entdecken? Gruß, Heinz |
29.08.2016, 20:11 | #8 |
Das sollte eine Hommage an düstere Krimis und Schauergeschichten sein, genau wie die Stelle: "Wie
Nächte mit Leichen im Moor so sind", denn die sind in Schauergeschichten immer gleich. Davon abgesehen, düster ist doch nichts viel anderes als tiefschwarz. Vielleicht: Düster war die Dämmerung, tiefschwarz die folgende Nacht - obwohl, wie gesagt, ich seh da keinen Widerspruch. |
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29.08.2016, 20:50 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Liebe Silbermöwe,
warum gibt es im Deutschen Kälber, Färsen, Kühe? Ist doch alles dasselbe - sind Rindviehcher. Warum gibt es duster/düster/dunkel/tiefschwarz? Du musst bei mir nicht gleich eine Lanze einlegen und in den Parcour reiten, ich greife doch gar nicht an. Wenn ich sage: "Mannomann, dat is vielleicht düster draußen,", dann ist es eben noch nicht dunkel. Wäre es dasselbe, könnte man von einem schwarzhaarigen Menschen auch sagen, er habe düstere Haare. Und die tiefschwarze Nacht - na ja, da ist es eben dunkel wie im Bärenarsch. "Düster war die Dämmerung..." ist die gleiche Aussage wie "schwarz war Heinis Rappe". Wenn Du "Dämmerung" sagst, dann meinst Du doch die Zeitdauer zwischen Nacht und Tag (Morgendämmerung) oder zwischen Tag und Nacht (Abend...). Du sagst, dass Du "da" keinen Widerspruch siehst. Das ist so lange völlig o.k. bis Du auf den Widerspruch hingewiesen wirst. Schlaf mal drüber. Griß, Heinz |
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