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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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19.04.2016, 20:02 | #1 |
Der Tee
Der Tee ist fertig, sprach sie leise,
die Kanne hat gezischt, und kam in ihren alten Weise hinüber zu dem Tisch. Beim Sitzen, Schauen, Gucken, Starren war die Luft zum Greifen dick, kurz warf ohne Auszuharren aufeinander man den Blick. Langsam schob sie ihre Hand ein Stückchen nur vor seine, ein kleiner Funken fast entbrannt, doch ihre blieb alleine. Die Uhr vorm Fenster tickte laut als wollt sie sie verhöhnen, ein Bild von Bräutigam und Braut, von Töchtern und von Söhnen. Das Schweigen trieb sich durch den Raum und kroch an ihr hinauf, und biss hinein in ihren Traum, und riss den Schädel auf. Ich denke ich Dusche, sagte sie dann, er wusste was sie meinte. Und ging kurz weg von ihrem Mann und stand nur da und weinte. |
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20.04.2016, 06:36 | #2 |
Diese Skizze eines Ehelebens, das eigentlich am Ende ist, wo nur noch Kälte herrscht und man sich fassungslos die Hochzeitsfotos an der Wand betrachtet, ist dir wunderbar gelungen. Ich fühle mit der Protagonistin (habe das auch einmal fast genauso erlebt). Sehr feinfühlig beschrieben!
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20.04.2016, 07:15 | #3 |
Lieben Dank Sibermöwe,
das Problem in der dargestellten Ehe ist was auch immer man darin sieht. Entweder ist es ein problem zwischen den Eheleuten, was hier durch die vielen gescheiterten Annäherungsversuche dargestellt wird, oder etwas anderes. Das kann der Verlust eines Kindes oder eine andere Tragödie sein. Ich denke aber das Problem, das so manche Ehe kennt, dass man sich irgenwie einfach nichts mehr zu sagen hat oder einem die Liebe "abhanden" gekommen ist, reicht völlig aus für so eine emotionale Katastrophe. Ich hoffe es ist dir in deiner eigenen Lage irgendwann besser ergangen, manchmal ist es aber schwer sowas jemals zu "lösen". Grüße aus der S4 nach Backnang, Nubo Catrik |
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20.04.2016, 08:56 | #4 | |
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Lieber Nubo Catrik
Zitat:
Deinen Text lese ich wie eine Momentaufnahme oder wie eine Persiflage auf Propagandafilme in Schwarzweiß die man vor langer Zeit gedreht hat um die Familie gezielt in den Mittelpunkt zu stellen. Er zeigt kurze - sehr kurze Sequenzen von scheinbaren Alltäglichkeiten die jedoch mMn mehrfach deutbar sind. Um sie nur als Symptome eines gescheiterten Ehelebens zu interpretieren sind es für meinen Geschmack ein bisserl zu wenige. Aber dennoch vermittelt dein Text ein seltsames Gefühl, ganz leicht, ohne Übertreibung, fast so, als müsse es so sein. Und dann überfällt mich eine Idee: die Normalität in der beide leben - die sie sich selbst geschaffen haben - die keinen Platz mehr lässt um Träume zu verwirklichen, Neues zu beginnen, sich selbst eine Richtung zu geben, neuen Schwung - diese Normalität also ist vielleicht realer als alle kleinen Filmchen zum Familienidyll, sie ist unverfälscht und sie enthält Spuren einer unterschwelligen Sehnsucht nach "mehr". Alle Liebe für dich. |
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20.04.2016, 17:09 | #5 |
@Lichtsohn
Du hast offenbar eine anderes Gedicht gelesen als ich. Oder es kommt daher, dass du vermutlich keine gescheiterte lange Ehe hinter dir hast und dieses Gefühl glücklicherweise gar nicht kennst Deinen herausgegriffenen Satz finde ich nicht falsch formuliert, im Gegenteil. @Nubo Mir geht es schon lange besser, und das ist viele viele Jahre her. Aber dein Gedicht hat die Erinnerung daran wieder wachgerufen.Was aber nicht schlimm ist. |
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20.04.2016, 21:21 | #6 |
R.I.P.
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Hallo, Nubo Catrik -
ich mag das Lakonische der Verse.
Aus welchen Gründen auch immer die Beziehung gescheitet ist - sie leidet. und kam in ihrer alten Weise und kurz warf ohne auszuharren... ist korrekt. LG von Thing |
20.04.2016, 21:48 | #7 |
Dankesehr lieber Thing,
mir sind die Fehler trotz mehr oder minder gründlichen Suchens nicht aufgefallen. LG Nubo |
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21.04.2016, 09:14 | #8 | |
abgemeldet
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Zitat:
du vermutest richtig: ich teile diese Erfahrung nicht. Entscheidend ist aber etwas anderes: bisher konnte ich es vermeiden "in die Pflicht genommen" zu werden, da darf ich das gern ein bisserl aus der Ferne beobachten. Allerdings kann ich schon erahnen wie schlimm das sein könnte und ich bedaure jeden, der solche Momente miterleben muss. Rein psychologisch betrachtet bin ich eine extreme Frohnatur. Mein Blick und alle meine Sinne sind auf der Suche nach "schön" und "gut" und "liebevoll" und "freundlich" und weil das so ist wird es für mich so schnell keine Situation geben die nach abgegriffener Alltäglichkeit schmeckt - sollte sie auch nur ein bisserl danach zu riechen beginnen flüchte ich ja schon. Ich hoffe, du kannst ein bisserl verstehen wie ich das meine. Wie gesagt: alle die solche "Pattsituationen" und "Hoffnungslosigkeiten in einer Beziehung" durchleben mussten oder müssen haben mein vollstes Mitgefühl und Bedauern. Alles Liebe in deinen Frühlingstag. |
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21.04.2016, 19:54 | #9 |
Lieber Nubo,
Das ist wieder ein gelungenes Gedicht. Wie sehr es doch die Stimmung und die Gefühle dieser Frau vermittelt, ohne eigentlich direkt anzusprechen wie leer und einsam sie sich fühlt. Auch ich habe noch keine derartigen Erfahrungen machen müssen, diese Sehnsucht jedoch ist mir sehr wohl bekannt und irgendwie kann ich mir das aber auch sehr gut vorstellen, vor allem da Du ja auch sehr bildlich gearbeitet hast. Wie Du zB auch diese Hochzeitsbilder angesprochen hast, die ihr wie zum Hohn entgegen gelächelt haben. So um zu zeigen, wie schön es einfach mal war und wie es nun einfach lieblos und still geworden ist. Wirklich traurig. Das Ganze aber noch mit diesem alltäglichen Servieren des Tees zu verbinden, verdeutlicht ja noch mal, wie sehr diese Beziehung heruntergeschraubt wurde auf das Minimalste an Kommunikation und Zusammensein. An die Stelle der Liebe tritt nun die Gewohnheit und Sicherheit. Und für diese beiden Dinge sind wir Menschen manchmal wohl einiges zu opfern bereit, manchmal sogar das eigene Glück. Eigentlich möchte man jedoch diese Frau in dem Gedicht wachrütteln und ihr sagen, dass sich nichts ändern wird, wenn sie nichts unternimmt. Hach ja… Sowas wie Liebe geht irgendwie immer schnell verloren und man muss einfach versuchen danach tiefere Gefühle anzuknüpfen, die das Zusammenleben noch möglich machen. Dieses Nebeneinanderher-Leben ist schrecklich und erinnert mich auch irgendwie an jemanden. Tja so viel dazu. Meine liebste Strophe ist übrigens die dritte. Dieser Annäherungsversuch, der auf taube Ohren gestoßen ist bzw. Hände ^^“ Ich hab wieder mal nichts zu bekritteln. VLG, Noya |
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24.05.2016, 07:18 | #10 |
Ich hatte die Überschrift vergessen und habe das Gedicht seit gestern wieder gesucht - endlich gefunden!
Abgesehen davon, dass ich Noya in allen Punkten zustimme (meine Lieblingsstrophen sind die dritte, vierte und letzte) hat es für mich eine mahnende Wirkung: "Lasse es niemals (wieder) so weit kommen!" Ich wollte mich für das Gedicht einfach nochmal bedanken. |
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24.05.2016, 21:44 | #11 |
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Hallo Nubo,
sehr bedrückend, wenn sich zwei Menschen, die sich einst liebten, nichts mehr zu sagen haben und sich nur noch anschweigen. Es ist Dir gut gelungen, die Schwermütigkeit einer gescheiterten Ehe in Deinem Gedicht einzufangen. Einer von beiden ist meistens immer schwermütiger als der andere. In diesem Fall scheint es die Frau zu sein. Traurig, sehr traurig … Liebe Grüße Dabschi |
24.05.2016, 22:14 | #12 | |
Forumsleitung
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Zitat:
"und kam in ihrer alten Weise / herüber zu dem Tisch" oder "und ging in ihrer alten Weise / hinüber zu dem Tisch" Schönes Gedicht mit trauriger Stimmung. LG Ilka |
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25.05.2016, 20:29 | #13 |
Liebe Nubo Catrik,
auch wenn es nicht perfekt ist, habe ich es mehr als gerne gelesen! Liebe Grüße Gylon |
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26.05.2016, 00:20 | #14 |
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Beiträge: 771
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Sehr gut eingefangen die Szenerie, bildhaft stark visualisierbar. Puncto Ausdruck wurde erläutert. Mehrmals, und gerne gelesen.
Nächtliche - Leandra mit Scheidungspapieren. |
27.05.2016, 09:20 | #15 |
Dabei seit: 11/2014
Ort: Das Meer ist mein Garten aus Kristallen und Träumen ...
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Beiträge: 2.583
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Hallo Nubo,
wunderbar beschrieben, die mit "Geschichte" befüllte Luft um das Paar herum; die verwelkten Gefühle mit den Dornen darin, die auch langsam in mich, die Leserin hereinkriechen und somit das Unabwendbare begreifen lassen. Wirklich gut getroffen auch die trotzdemFassungslosigkeit …und innere Atemlosigkeit für die vergangene Zeit. Liebe Grüße aus einer Morgennacht Zaubersee |
27.05.2016, 16:25 | #16 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Beklemmend und bitter, sie haben sich nichts mehr zu sagen und die Stimmung wird unerträglich. Gesprochen wird, wenn überhaupt, nur noch über banale Dinge. Du hast das traurige Ende einer langen Beziehung sehr ergreifend geschildert.
Lieben Gruß Nöck |
28.05.2016, 01:58 | #17 |
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Das ist wieder von einer dermassigen statistischen unerheblichkeit das man sich nicht genug fürchten kann.
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