Die Grenzen seiner Brust
In dunkelster Nacht, während das Bellen eines Hundes das immer gleichbleibende Geräusch des Verkehrs übertönte, könnte man meinen, alles würde schlafen. Natürlich mit Ausnahme der jungen Leute, die sich in Diskotheken trafen. Aber diese würden sich nicht nüchtern dem Bellen des Hunde nähern, sowie es einst ein alter Mann im grauen Anzug tat. Mit grauer, altmodischen Ballonmütze auf dem Kopf, genauso grau erfrorenem Gesicht schritt er immer näher an die helle Stimme der Hündin heran. Niemand wusste, was hinter diesen Augen des alt Gewordenen vor sich ging, die diesmal zu brennen schienen, doch sonst nichts als diesen ernsten Ausdruck tragen konnten und am Tag - in ganz seltenen Fällen, auch ein Hauch von Emotionslosigkeit.
Die Dunkelheit lies sich nur durch das schwache Zittern des Lichtes einer wohl weiter entfernten Laterne schwächen, sodass man ab und zu sehen konnte, wie die Umrandung des Hundes, welcher wegen eines größeren um sein Leben wimmerte, aufblitzte. Das Bellen wurde zu einem Wimmern, weil aller Mut zum Kampf verschwand. Die Situation war aussichtslos. Der Größere hatte ihn fest im Biss, als der alte Mann kam und ihn ohne Rücksicht auf Verletzungen von dem wimmernden losriss. Blut flog, dessen Rot mit dem Licht zitterte und zu Boden fiel. Alles zitterte - auch der Mann, in dessen Augen Tränen anschwollen. Weshalb konnte dieses Vieh nicht einfach ruhig sein? Es störte seine Ruhe. Die dicken Tränen rannten über sein Gesicht, ja, er schrie den immer noch vor Schmerz wimmerten Hund an:
“Weshalb kannst du nicht ruhig sein?!”
Seine Hände wanderten an den weichen Hals. Er spürte die ihm zugefügten Bissspuren, an denen auch er selbst schuld war. Sie und der Lärm, der aus der Fresse des Tiers entsprang machten ihn wütend. Er drückte noch fester zu.
“Weshalb kannst du nicht ruhig sein?”
Seine Tränen flossen dick.
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