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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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01.09.2015, 00:14 | #1 |
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Der defizitäre Mann
Wir Zweibeiner sind leider unzulänglich.
Es zeigen sich oft um die Lebensmitte verstärkt ein paar gewisse Defizite. Das macht uns hoffnungslos und unzugänglich. Ein Held zu sein ist nämlich heute Sitte, ein Sieger, eloquent und überschwänglich, der unverletzbar scheint und unempfänglich für Seitenhiebe und gezielte Tritte. Hol doch der Teufel diese Supermänner, die als Gewinner stets vom Schlachtfeld gehen. Mit denen komm ich nie auf einen Nenner. Viel lieber will ich mit nem Typen gehen, der auch mal weint, das sag ich euch als Kenner. Das können alle Frauen gut verstehen. Geändert von Rosenblüte (01.09.2015 um 02:10 Uhr) |
01.09.2015, 00:31 | #2 |
Oder schizophren, Mixtur von Seiten,
das Kind, den Mann, verschaltend, nur in den Extremen für real gehalten. |
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01.09.2015, 00:52 | #3 |
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Hallo Fremder,
deinen Kommentar verstehe ich leider nicht. Welche Extreme? Ich bitte um Erläuterung. Gruß Rosenblüte |
01.09.2015, 01:26 | #4 |
Das ist eine intime Frage, denn ich rede hier von mir. Das Kind wird zum Mann und befindet sich zwischen zwei Polen, sehr kindlich, sehr männlich, aber nicht als Einheit. Es bleibt nur das Hin- und Herschalten zwischen dem extremen Kind und dem extremen Mann. Der extreme Mann ist sehr fixiert auf die Überlegenheit und die Führung, die er gibt, lernt, durchsetzt, das Kind ordnet sich der Mutter unter und ist mal Opfer, mal Täter. Das Thema ist Desintegration.
In deinem Gedicht beschreibst du zwei Typen von Männern, ich wollte dich darauf aufmerksam machen, hinter das Symptom zu blicken. |
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01.09.2015, 01:59 | #5 |
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Hallo Fremder,
danke für deinen aufschlussreichen Kommentar. Ich denke, dass es einem Jungen von Anfang an eingeredet wird, dass er "ein richtiger Mann" sein soll. Aber gibt es diesen Superhelden überhaupt? Ich glaube nicht, ebenso wenig, wie es die makellose Frau gibt. Und doch lassen wir uns das alles einreden, ob Mann, ob Frau, lassen die Muskeln spielen bzw. helfen mit Kosmetik nach. Und immer sind wir unzufrieden und hassen uns vielleicht sogar selbst, weil wir nicht dem Klischee entsprechen. Ein Kind sollte von ganz allein erwachsen werden dürfen und seine ureigene Persönlichkeit entwickeln können. Die wird nicht frei von Ecken und Kanten sein. Aber das ist doch nur menschlich. Vielleicht hast du recht und die Mutter spricht aus mir. Doch würde ich niemals verlangen, dass sich jemand meinem Willen unterordnet. Umgekehrt würde ich das ja auch nicht wollen. Denn Freiheit ist das Wichtigste, auch in sozialen Beziehungen, finde ich. Lieben Gruß Rosenblüte |
01.09.2015, 11:46 | #6 |
Hallo Rosenblüte,
in der kapitalistischen Logik darf er nicht "schwach" erscheinen, er muss cool, glatt, siegreich und kontrolliert erscheinen. Ein sich hingebender, gefühlvoller Mann wird fälschlicher Weise als schwach angesehen. Bei vielen läuft ja da etwas ganz entsetzlich schief. Es hilft nur, darüber zu sprechen und zu fühlen und ggf. neu zu denken, wenn man sich weiterentwickeln möchte. |
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01.09.2015, 11:55 | #7 | |
R.I.P.
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Zitat:
Hallo, Fremder - das ist eine unzutreffende Pauschalisierung. Ich könnte -zig Gegenbeispiele anführen. Liebe Rosenblüte - o ja! In diesem speziellen Fall (der ja nicht als allgemeingültig verstanden sein will - oder doch?) stimme ich Dir gerne zu. Es gibt aber auch "gesunde Mischungen" aus Macho und Softie. Film und Werbung (und nicht nur sie) wollen uns was andres glauben machen. Gern gelesen, dieses runde Elaborat! LG Thing |
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01.09.2015, 12:07 | #8 | |
Zitat:
Im Macho steckt die Selbstüberhöhung und einseitige Eigenliebe-Projektion, eine Schwäche, im Softie steckt die falsche Nachgiebigkeit, weil sich der Softie dem Gefühl nach anschließen möchte, in Situationen in denen Liebe und Führung gebraucht würde, auch eine Schwäche. |
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01.09.2015, 12:42 | #9 |
R.I.P.
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Sag ich doch!
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01.09.2015, 20:46 | #10 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Ist nicht das Getue darum, wie ein Mann und wie eine Frau zu sein hat, schon immer die Frage gewesen (auch wenn sich die Rollen aus gesellschaftlichen Gründen nicht oder nur wenig ändern ließen), und sind Mann und Frau nach allen Diskussionen und "neuen Lebensmodellen" nicht doch wieder ins alte Raster gefallen? Dass Männer nicht weinen (können/sollen/wollen), halte ich für einen Mythos. Es gibt verschiedene Gründe für das Weinen, wie z.B. starke emotionale Erschütterung, Sentimentalität, Berechnung usw. Das ist beiden Geschlechtern eigen. Es kommt auf die Persönlichkeit an, ob das Weinen zugelassen, unterdrückt, genossen, erlitten oder gezielt eingesetzt wird. Es gibt Frauen und Männer, die viel und/oder wenig weinen. Die Frage ist weshalb und mit oder ohne Kontrolle. Das klingt nüchtern. Aber es sollte nicht übersehen werden, dass das Weinen auch eine (oft wirksame!) Waffe ist. |
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01.09.2015, 21:49 | #11 |
R.I.P.
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02.09.2015, 01:15 | #12 |
abgemeldet
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Ich denke, im Macho steckt eine Menge Selbsthass, wohl, weil er erkennen muss, dass er niemals "ein richtiger Mann" sein wird. Denn auch Männer sind fühlende Wesen, und diese Gefühle können nicht permanent unterdrückt werden.
Dass Männer nicht weinen dürfen ist noch ein Relikt aus der Kaiserzeit. Damals sollten die Männer "echte Kerle" sein, gestählt durch körperliche Ertüchtigung, wild entschlossen, für Kaiser und Vaterland Ruhmestaten zu vollbringen. Wie dieser Tatendrang endete, ist bekannt. Auch in der Leistungsgesellschaft sind die Sekundärtugenden wieder gefragt, sollen "die Herren der Schöpfung" im Berufsleben ihren Mann stehen und notfalls auch mal dreinhauen. Ebenso, wie die Frauen wieder im Heim, am Herd und als Gebärmaschinen funktionieren sollen. Ja, so hätten sie es gern. Aber das Rad der Geschichte lässt sich nicht mehr zurückdrehen. "Softie" klingt mir zu sehr nach Jammerlappen. Es ist eigentlich ein Schimpfwort. Es erinnert mich daran, wie früher die ersten Hausmänner verlacht und verhöhnt wurden. Heute ist es völlig normal, dass sich Väter um ihre Kinder kümmern und dass Junggesellen ihre Wohnung in Ordnung halten, sich selbst was kochen und die Hemden bügeln. In einer Beziehung sollte man sich auf Augenhöhe begegnen. Eine starke Frau möchte keinen schwachen Mann haben und umgekehrt. Wobei die, die gemeinhin als stark gelten, oft erbärmliche Schwächlinge sind und die, die ihre Schwächen offenbaren und reflektieren, Charakterstärke besitzen. Liebe Grüße Rosenblüte |
02.09.2015, 01:58 | #13 |
Hallo Rosenblüte,
ich entdecke viele Gemeinsamkeiten in unseren Denkweisen. Macho und Softie sind abgegriffene Pseudobegriffe, die auf unterschiedliche Lebenentwürfe, Charakterarten und Anpassungsweisen verweisen. Schmieriges Sprachzeugs, das in der Klamottenkiste der 68er-Generation begraben werden sollte. Es reicht heute nicht mehr aus, Eigenarten von außen zu beurteilen und derart in Begriffsschablonen zu packen. Der Softie macht oberflächlich vom Begriff aus gesehen nur dann einen Sinn, wenn ihm in der Umkehrung ein "Härtie" gegenübersteht. Ein Softie ist vielleicht ein Vermeider, dem die Konsequenzen seiner kaum gelebten Emotionen herzlich egal sind. Dann wäre alles nur eine Frage der graduellen Abstumpfung. |
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