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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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11.08.2015, 17:23 | #1 |
Wannenwonnen
Wir sitzen in der Badewanne,
dennoch bin ich hier alleine, weil ich besser dann entspanne, streck ich meine beiden Beine. Zum Glück hat unser Haus von diesen praktischen Keramikteilen zwei, die, hübsch umrahmt von Fliesen, fröhlich locken zum Verweilen. "So legt euch in uns", säuseln zarte, rundgeformte Schmusemulden. Gern verschweigen sie das harte Los, das wir dabei erdulden. Denn mangels Platz in diesen beiden Becken, die wie Unterkiefer schaumvoll nun an Tollwut leiden, liegst du, nackt, ein Stockwerk tiefer. Wir sind jedoch nicht unverbunden denn die Gegensprechanlage macht, dass ich die Wonnestunden gern zu zweit allein ertrage. Geändert von Stachel (11.08.2015 um 22:09 Uhr) |
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11.08.2015, 17:52 | #2 |
Hallo Stachel,
genussvoll zu lesen. An jedem Strophenbeginn fühlte ich mich durch den rhythmischen Wechsel wie kurz unter den Schaum gerutscht. LG gummibaum |
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11.08.2015, 18:21 | #3 | |
Zitat:
Anders ausgedrückt: Es sollte nicht leiern. Danke für dein Lob. |
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11.08.2015, 19:21 | #4 |
gesperrt
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Nach den getrennten Betten gibt es halt auch getrennte Wannen.
Richtig toll sind getrennte Städte! Da entfällt auch dieser ganze lästige zwischenmenschliche Kram. Das Gedicht aber ist köstlich! Jeronimo |
11.08.2015, 21:25 | #5 |
Lieber Stachel,
eine ulkige Idee die du mir hier präsentierst. Gefällt. Liebe Grüße Gylon |
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11.08.2015, 21:36 | #6 |
R.I.P.
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Hallo Stachel
Alles paletti bis auf drei Kleinigkeiten: - zeile 1 der letzten strophe hält diesen wiederkehrenden wechsel zum iambus nicht wriklich durch. mmn würde "doch sind wir gar nicht unverbunden" einen klareren einstieg in diese strophe ermöglichen. - "listig" lockende bademulden mögen in einem nonsense-gedicht lustig sein, aber der rest deiner zeilen ist doch ziemlich sachlich und in einer sprache gehalten, welche kreativismus meidet. - vielleicht magst du die "das/dass"-stellen nochmals anschauen. wenn alles orthografisch ist, nur eines nicht, stört das, finde ich (wohl als einziger hier, aber es ist wieder mal gesagt nun). danke für die amüsante geschichte url |
11.08.2015, 22:17 | #7 |
Hallo Url,
danke für die Hinweise und das Lob: - das "das" in V12 habe ich gefunden - das "listig" gibt zwar eine schöne Alliteration, wirkt aber tatsächlich etwas deplaziert. Das "fröhlich" sollte dem Abhilfe schaffen. - Bei V17 steh ich auf dem Schlauch. Beginnt er nicht unbetont, wie jeder 1. V? Die Verse 2-4 starten dann jeweils betont. V1: Wir sitzen in der ... xXxXx... V17: Wir sind jedoch nicht ... xXxXx... Hallo gylon, ich freue mich, dass es dir gefällt. Hallo Jeronimo, zum Glück gibt es ja diese, diese ... Händies oder so ähnlich. Da kann man auch in entfernten Städten ganz nah beieinander baden... (und nachher hat man wieder Ruhe) Auch dir einen dicken Dank für dein Lob. Euch allen einen schönen Abend wünscht Stachel |
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11.08.2015, 23:34 | #8 |
abgemeldet
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Lieber Stachel,
naja, solange kein Draht um die Badewanne gespannt ist... Willst Du wirklich nur mal baden, kann eine Trennung gar nicht schaden. Willst Du aber Spaß zu zweit, wär' eine Wanne sehr gescheit. Quietschvergnügt gelesen. Lieben Gruß Letreo |
11.08.2015, 23:48 | #9 |
Guten Abend Stachel,
mit einem Lächeln gelesen! Viele Grüße! |
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12.08.2015, 12:10 | #10 |
Doch! Stacheldraht:
Ich habe meine Badewanne ringsumher mit Stacheldraht bespannt, weil ich sonst, volle Kanne, weiter schwimm, komm ich in Fahrt. Euch beiden, Letreo und Wortart, lieben Dank für Lob und Gruß. Freundliche Grüße vom Stachel |
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12.08.2015, 13:30 | #11 |
abgemeldet
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Lieber Stachel,
gute Sache, mit dem Stacheldraht. Jetzt musst Du nur noch die Tür aushängen, damit niemand durchs Schlüsselloch luschern kann. Fröhlichen Gruß Letreo |
13.08.2015, 18:24 | #12 |
gesperrt
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Lieber Stachel
Das ist ja amüsant und gut geschrieben! Ich habe mir da jetzt auch metrisch Gedanken gemacht (wegen Ulrs Anmerkungen) zur letzten Strophe. V1 das geht noch ohne holpern, aber bei V2 bin ich mir nicht sicher, ob sich der Rhythmus bei diesen beiden Einsilber am Anfang schon ausreichend eingeprägt hat. Ich hatte bei den Einsilbern am Anfang von Z1 und 2 jedenfalls auch beim ersten Lesen meine Probleme, den Rhythmus zu halten. Aber ich hätte sowieso einen zeitgemäßeren Vorschlag : Wir sind jedoch nicht unverbunden Skype versetzt mich in die Lage, macht, dass ich die Wonnestunden gern zu zweit allein ertrage. Amüsiert gelesen Lieben Gruß shoshin |
13.08.2015, 21:55 | #13 | ||
Zitat:
Zitat:
Facebook soll auf dem Rückmarsch sein, Whatsapp wird noch gehyped. Mal sehen, wie lange noch. Zur Metrikfrage werde ich gesondert antworten. Dafür möchte ich gerne etwas weiter ausholen, was wiederum etwas mehr Zeit erfordert. Euch beiden freundliche Abendgrüße, Stachel |
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15.08.2015, 16:16 | #14 |
Ein sehr hübsches Gedicht!
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16.08.2015, 12:24 | #15 | |
Zitat:
Jede Strophe beginnt jambisch und endet unbetont. Die jeweiligen Verse 2-4 beginnen trochäisch und enden auch unbetont. Dadurch ergibt sich ein durchgehener 2er-Rhythmus, der einen leichten Lesefluss ermöglicht und schnell an Tempo gewinnen kann. xXxXxXxXx XxXxXxXx XxXxXxXx XxXxXxXx Hintereinandergeschrieben sieht man gut die Gleichförmigkeit: xXxXxXxXxXxXxXxXxXxXxXxXxXxXxXxXx Hier zeigt sich auch schön die Grenze der Versfußbetrachtung. Ob es sich nämlich um einen Jambus oder Trochäus handelt ist ziemlich beliebig. Zwar ließe sich das Gedicht mit den Versfüßen beschreiben, aber sie entfalten keinerlei "typische" Wirkung. Die Bremsen entstehen nun dadurch, dass jede Strophe, wie auch jeder Vers, unbetont endet. Beim nächsten Strophenbeginn treffen zwei unbetonte Silben aufeinander und erzwingen so eine kurze Verwerfung. Ob dieses Konzept bereits bei der Dritten oder Vierten Strophe bemerkt und flüssig gelesen wird, oder auch erst beim zweiten oder dritten Lesen, hängt maßgeblich vom Leser und seiner Erfahrung mit rhythmischen Variationen ab. Ich habe mehrere Gedichte in dieser Form geschrieben, weil ich gerne rhythmisch experimentiere und die unterschiedlichen Wirkungen interessant finde. Ein neues und wenig bekanntes Konzept liest sich logischerweise nicht sofort flüssig. Aber das geht uns mit mittlerweile nicht mehr so gängigen Rhythmen wie z.B. der Sappphischen Strophe oder dem Alexandriner nicht anders. Wir müssen uns erst wieder neu auf solche Gedichte einlassen, damit sie ihre Form und Wirkung entfalten können. In dem obigen Gedicht finde ich eine Bremse wichtig, um nicht zu schnell und zu leierig zu werden. Ich hätte durch Interpunktion, vor allem Verschachtelung der Sätze (siehe z.B. V16), Gedankenstriche, etc. oder durch Hebungsprall oder aber durch schwerer zu sprechende Begriffe (oder durch etliche andere Maßnahmen) ähnliche Effekte erzielen können , aber in schmuseweichen Wannen sollte die Sprache auch weich fließen. Danke, liebe Möwe. Freundliche Grüße vom Stachel |
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