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02.08.2015, 18:26 | #1 |
Dabei seit: 01/2013
Beiträge: 538
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Stell dir einmal vor...
Stell dir einmal vor, du hast eine Familie.
Kinder. Einen zwölfjährigen Jungen, der gerne am Computer spielt, diese sogenannten „Ballerspiele“ vielleicht. Und seine Schwester, ein zehnjähriges Mädchen. Sie liebt ihr kleines Pony, auf dem sie mindestens drei mal die Woche reitet. Deine Kinder haben viele Freunde, sie gehen in die Schule, lernen, sie tun das, was Kinder eben so tun. Einen Partner. Einen liebevollen und verständnisvollen Menschen, der sich um dich und eure gemeinsamen Kinder sorgt. Ihr alle führt ein glückliches Leben, du liebst deine Familie. Und stell dir einmal vor, in deiner Heimat bricht ein Krieg aus. Diese „Ballerspiele“, die dein Sohn spielt, werden real. Was würdest du tun? Würdest du ihn wie im Virtuellen mit einer Waffe kämpfen lassen? Oder würdest du deine Tochter in der Kavallerie reiten lassen? Nein, das würdest du nicht tun, denn du bist ein Mensch und keine gefühllose Maschine. Du würdest deine Familie an einen sicheren Ort bringen, vielleicht sogar in ein anderes Land. Und dort seit ihr Fremde. Ausländer. Flüchtlinge. Jetzt stell dir einmal vor, du wirst in eine Halle gesteckt, mit hunderten Anderen, oder gar in ein Zeltlager. Und das ist kein Sommerurlaub, sondern dein neues Heim. Willst du so leben? |
04.08.2015, 00:17 | #2 |
gesperrt
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Liebe Litteralia,
natürlich würde das niemand selber wollen, aber vielleicht, wenn es sich um andere Menschen handelt. Und wir wissen doch, wir haben kein Platz, kein Geld (wir brauchen jeden Cent für GL), keine Hallen, keine Moral, keine Schuld und auch nicht die entsprechenden Mitbürger, die deinen Text verstehen. Und Gottseidank geht es ja nicht um Moral, sondern um Politik, und da können wir als Bürger überhaupt nichts machen, selbst wenn wir es sooo gerne wollten. Und stell dir mal vor, die kommen jetzt alle zu uns, ja so viele Brandbeschleuniger haben wir ja gar nicht! Deshalb ist das alles furchtbar, furchtbar schrecklich, mit diesen bedauernswerten Menschen, die bei uns Hilfe suchen und leider nicht anderswo, aber so gerne uns das leid tun, was sollen wir denn tun, wir haben doch selber nichts. Aber schön, dass du das mal angesprochen hast. Jeronimo |
04.08.2015, 12:20 | #3 |
Dabei seit: 01/2013
Beiträge: 538
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Lieber Jeronimo,
dass deine beißende Ironie zum Großteil zutrifft, ist wirklich traurig. Es macht vermutlich nicht annähernd Sinn, darüber zu schreiben, aber das schwebte gerade in meinem Kopf rum. Liebe Grüße Jana |
04.08.2015, 19:32 | #4 |
gesperrt
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Es ist wichtig, darüber zu schreiben.
Das Problem ist auch, dass wir nicht alle Menschen gleich behandeln wollen, dass wir nicht allen dasselbe zugestehen. Wir müssen immer selektieren. Die, die für uns nützlich und „brauchbar“ sind, wollen wir behalten, das Gesocks kann weg. Gerade jetzt reden unsere christlichen Politiker genauso, auch wenn sie ihre Moral feiner ausdrücken. Und für den Bürger ist ohnehin jeder, dem mal in einem Boot gesessen hat, ein Schmarotzer. Es interessiert nicht, ob der Mensch Lehrer oder Architekt war, jetzt ist es nur ein Flüchtling. Wir würden lieber dem Nachbarn helfen, der schon reich genug ist, als jemand, der aus seinem Land zu uns flüchtet, zumindest viele würden das. Und wie fadenscheinig das Dauerargument ist, dass alles an den bösen Schleppern liegt. Gäbe es die Schlepper nicht, dann würden die Menschen eben an Ort und Stelle verrecken, da hätten wir dann ein viel besseres Gewissen. Wir wollen einfach nicht mehr teilen. Wir wollen alles selbst behalten, immer mehr raffen und nichts abgeben. Wenn wir zu Weihnachten spenden, dann haben wir wirklich unsere Pflicht getan. Manche basteln dann noch ein Gedicht von Fleiß und Aufrichtigkeit und vom lieben Gott, und hängen sich einen Heiligenschein aus Ratschlägen für die faulen Flüchtlinge um den Hals und schmeißen sich dann über die Weihnachtsgans. Die Menschen mögen nicht konfrontiert werden mit Fragen, wie du sie stellst, liebe Litteralia, das ist ihnen unangenehm, deshalb kommentiert auch keiner. Sie möchten sich das abwischen wie eine lästige Fliege, sie sagen dir bestenfalls, dass du die Frage falsch stellst und sie haben ein Dutzend „aber“ bereit. Zu jedem Gedicht oder Text findest du anschließend eine umfangreiche Erklärung, dass alles ganz anders ist. Wir sind nämlich immer die Guten, die Anderen sind nur faul und wollen uns beklauen. Möchtest du so leben? Nein, aber.. Jeronimo |
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