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22.01.2007, 22:37 | #1 |
Abuse
Nun... ich hoffe, das passt in diesen Bereich
Das ist eine der Kurzgeschichten aus meiner Reihe 'Thoughts, Feelings and Storys' und ist vielleicht nicht jedermanns Geschmack. ... Das Ziel war einst, Menschen zum Nachdenken zu bewegen. Aus diesem Grund sage ich nun nicht mehr viel dazu. Ich freue mich über jegliche Rückmeldungen, Kritiken, Verbesserungsvorschläge und vielleicht sogar ein bisschen Lob ' (man darf ja noch hoffen xD) Abuse Sie schlich leise ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Das sterile Weiß, das das ganze Bad ausfüllte blendete sie. Vorsichtig stieg sie über die Bodenunterlage, sie wollte nichts schmutzig machen. Zitternd klammerte sie sich an das Waschbecken und blickte sich lächelnd um. Ein süsser Duft von Lavendel- und Mandelöl stieg ihr in die Nase. Sie atmete langsam ein und wieder aus. Die Duftöle verbreiteten sanft ihren Geruch, direkt am Fenster über der Wanne. Das Mädchen musterte die Wanne einen Moment lang nachdenklich und nickte dann kaum merklich. Erneut stieg sie über die Bodenunterlage und ging zur Wanne, um den Hahn aufzudrehen. Sie kombinierte kaltes mit warmem Wasser und testete die Temperatur ehe sie sich wieder zum Spiegel umwandte. Ihr Blick verdüsterte sich und sie strich sich selbst vorsichtig über die Wange, ihr Spiegelbild dabei beobachtend. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die lautlos ihren Weg zum Kinn suchten, um sich dort zu sammeln und in ein blutverschmiertes T-Shirt zu tröpfeln. Sie wandte sich von ihrem Spiegelbild ab und griff nach dem Türchen des Medizinschränkchens direkt daneben. Sie öffnete es vorsichtig und griff hinein. Hervor nahm sie einen Verband, Desinfektionsmittel und ein paar Pflaster. Die Sachen legte sie ordentlich an den Rand des Waschbeckens und bückte sich, um ein kleines Tüchlein aus dem Schrank unter dem Becken hervor zu holen. Sorgfältig legte sie das Tüchlein ins Becken, drehte den kalten Hahn auf und liess das Wasser darüber fliessen, bis das Stück Stoff völlig durchnässt war. Anschliessend nahm sie es wieder in beide Hände und wrang es behutsam aus. Nun begann sie damit ihre Oberarme abzuwischen. Das Blut über den Kratzspuren und den Platzwunden war bereits etwas geronnen, liess sich jedoch trotzdem gut abtupfen. Übrig blieben rote Riemen oder kleine Risse in der Haut. Diese verarztete das Mädchen mit dem Desinfektionsmittel. Bei jedem Aufeinandertreffen von Alkohol und offener Wunde zuckte sie leicht zusammen und sog die Luft zwischen den Zähnen ein. Aber sie biss auf die Zähne und machte weiter, bis auch der letzte Riss und der letzte Kratzer gut desinfiziert waren. Gleich darauf wickelte sie den weissen Verband um ihre Arme und befestigte ihn mit einer eigens dazu hergestellten Klammer. Diese Verbandsutensilien hatte sie gerade erst vor kurzem gekauft. Munter streckte sie die Arme weg und betrachtete ihre Arbeit mit einem anerkennenden Nicken. Sie nahm erneut das Tüchlein zur Hand und versuchte das Blut darauf so gut es ging mit Wasser weg zu machen. Sie blickte erneut in den Spiegel. Ihr Gegenüber hatte ein geschwollenes Auge, diverse Platzwunden über der Stirn und blutete aus der linken Mundhälfte. Ein erschreckendes Bild. Trotzdem begann sie damit über die blut- und tränenverschmierte Wange zu tupfen. Ganz vorsichtig reinigte sie ihr Gesicht, bis auch der letzte Bluttropfen aus ihrem gepeinigten Gesicht entfernt war. Auch hier desinfizierte sie sämtliche Wunden und diesmal war es um ein vielfaches schmerzhafter. Doch das Mädchen biss sich auf die Zähne und gab kein Laut von sich. Sie versuchte möglichst wenige Pflaster zu verwenden und diejenigen, die sie gebrauchte so zu kleben, dass es aussah, als wäre sie gestürzt. Bald war sie mit ihrer Arbeit fertig, betrachtete sich aufmerksam im Spiegel und nickte sich einen Augenblick später fröhlich zu. Ja, sie war zufrieden mit ihrer Arbeit. Niemand würde etwas sehen oder Verdacht schöpfen. Und die blauen Flecken auf dem Rücken sah auch niemand. „Mama?“ „...“ „Warum ist Papa wütend?“ „Lass mich in Ruhe.“ „Was hast du da im Gesicht?“ „Fass mich nicht an! Los, verschwinde! Geh auf dein Zimmer!“ Sie lag in ihrem Zimmer und blickte an die kahle Decke. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie es war, als ihr Vater noch seine Arbeit hatte. Er kam jeden Abend nach Hause, erzählte von seinem Job und ass mit ihnen zu Abend. Es war ein schönes, idyllisches Familienbild. Sie hörte immer noch das glockenhelle Lachen ihrer Mutter, das ständig fröhlich durch das Haus geklungen hatte. Doch dann verlor er seine Arbeit. Ein junger Typ, mit frischem Studienabschluss und billigem Lohnverhältnis wurde ihm vorgezogen. Sie legte den Kopf auf die Seite und betrachtete die Lampe auf dem Nachttischchen scheinbar aufmerksam. Er hatte ganz verbissen nach einer neuen Arbeit gesucht. Doch vielen war er zu alt oder zu teuer gewesen. Bald schon kam der erste Abend, an dem er nicht nach Hause kam. Mutter hatte sich grosse Sorgen gemacht und die ganze Nacht auf ihn gewartet. Als er am nächsten Morgen ganz früh nach Hause gekommen war, roch er ganz seltsam. Er konnte nur schwer sprechen und Mutter hatte zu weinen begonnen. Damals hatte das Mädchen noch nicht gewusst, was das zu bedeuten hatte. Sie kuschelte sich in ihre Bettdecke und drehte sich auf den Bauch. Ihre blauen Flecken auf dem Rücken holten sie unsanft aus ihren Träumereien heraus. Sie hörte Schreie. In ihren Gedanken. Die Schreie kamen von Mutter und Vater. Sie stritten sich und er hatte wieder getrunken. Es gab kaum mehr einen Abend, an dem er nicht betrunken nach Hause kam. Mutter war wütend und machte ihm Vorwürfe. Er schrie immer wieder, dass sie die Klappe halten sollte, aber sie tat es nicht. Und dann hörte man ein lautes Klatschen. Alles war still. Kein Atemzug war zu hören. Selbst draussen, vor der Haustür schien alles den Atem angehalten zu haben. Das Mädchen wusste noch genau, wie seltsam die Stimmung am nächsten Morgen war. Vater sass fröhlich am Tisch, lächelte sie an, wünschte einen schönen Morgen und lass in der Zeitung. Mutter sass gebückt in ihrem Stuhl und sagte gar nichts. Ihre Wange war gerötet gewesen. Ein leiser Schluchzer entrang der Kehle des Mädchens auf dem Bett. Die nächsten Monate waren schrecklich gewesen. Vater hatte Mutter verprügelt. Jeden Abend, als er betrunken nach Hause kam, schrie er sie an und schlug sie. Und am nächsten Morgen, als sei nichts gewesen, war er ganz fröhlich und wie immer. Nur mit Mutter sprach er kein Wort und sie sagte nichts. Die Mutter wurde immer verschlossener und sprach auch mit dem Mädchen nicht mehr. Dann kam der Tag, als sie nicht mehr da war. Ohne irgendetwas zu sagen, war sie verschwunden. Wieder schluchzte das Mädchen auf. Was danach geschah, konnte man nur noch mit einem Albtraum vergleichen. Der Vater hatte wütend herumgeschrieen. Er hatte eine Flasche in der Hand, die er in seiner Wut auf den Boden geworfen hatte. Die Glassplitter hatten sich schmerzhaft in ihr Fleisch geschnitten. Der Vater wurde noch wütender, als er sah, wie ihr Blut auf den teuren Teppich tropfte und schlug zu. Er hatte wieder getrunken. Die Tage, Monate und schliesslich Jahre zogen dahin. Schluchzend drehte sich das Mädchen wieder auf den Rücken und blickte an die Decke. Sie konnte durch den Tränenschleier nichts erkennen. „Kommst du mit? Wir gehen einen Trinken.“ „Ich muss nach Hause. Mein Papa wartet.“ „Der soll warten! Wie alt bist du eigentlich?!“ „Er wartet nicht gerne. Ich bin 18.“ „Lass den doch. Komm!“ „Lass mich los! Fass mich nicht an! Verschwinde!“ „Du Freak!“ „...“ Diesmal hatte er ganz besonders hart zugeschlagen. Sie war eine halbe Stunde zu spät nach Hause gekommen. Die Busse hatten einen Ausfall. Er hatte viel getrunken und war wütend. Sie liess alles mit sich geschehen und verschwand, nachdem sie sich mehrmals bei ihm entschuldigt hatte, leise im Badezimmer. Er hatte sich wieder beruhigt. So war es immer. Sie lächelte. Sie drehte sich zum Spiegel um. Wieder hatte er sie mit seinem Gürtel verprügelt. Ihr Rücken tat weh. Ihr Gesicht war tränenüberströmt, doch kein einziger Kratzer war zu sehen. Ihr Vater wusste, wo er zuschlagen musste. Auch wenn seine Wut ihn halb blind werden liess, nur sehr selten, wenn er völlig betrunken war, litt auch ihr schönes Gesicht unter seinen Schlägen. Sie hasste ihn, doch lieben tat sie ihn viel mehr. Und sie brauchte ihn. Und er brauchte sie. Viel mehr als irgendeinen anderen Menschen. Obwohl sie genau wusste, dass sie Schuld daran war, dass Mutter die Familie verlassen hatte, konnte sie Papa nicht im Stich lassen. Sie war es ihm schuldig. Nachdem sie Mutter vertrieben hatte. Mutter war eifersüchtig gewesen auf sie. Das Mädchen griff in das Waschbecken und holte das Tüchlein hervor. Sie wusch sich das Gesicht und machte sich frisch. Sie wollte gut aussehen, ihm etwas ganz wunderbares kochen, damit er nicht so viel leiden musste. Erst hatte er seine Arbeit verloren, wegen einem jungen Burschen (sie war auch jung), dann hatte Mutter ihn, wegen ihr verlassen. Nur weil sie immer seine Aufmerksamkeit wollte. Sie war gemein. Ein böses Mädchen. Sie sah wieder in den Spiegel und blickte sich böse an. Dann lächelte sie wieder. Sie wollte ihm ein leckeres Abendessen kochen. Sie ging in die Küche und holte die Zutaten hervor. Sie machte sein Lieblingsessen. Zwiebelsuppe. Die Zwiebeln liessen sie lautlose Tränen weinen. Als das Mädchen aufgetischt hatte, rief sie nach ihrem Vater. Er lobte sie und sie war glücklich. Wenig später würde er sie wieder schlagen und mit sich ins Zimmer zerren, doch sie war glücklich. Sie war glücklich, ihn wenigstens für diesen einen Augenblick lächeln zu sehen. Sie tat alles für ihn. Sie liess alles mit sich machen. Nur, damit er glücklich war. Er hatte es verdient. |
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22.01.2007, 22:47 | #2 |
abgemeldet
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Liebe Yuki Onna,
du hast dir viel Mühe gegeben und ich denke, es hat sich gelohnt. Du beschreibst die Empfindungen und Verirrungen, die Entscheidungen hervorrufen sehr präzise, so als ob du es selbst erlebt hättest. Das glaube ich nicht, ich glaube aber, dass du dich sehr gut in andere Menschen hineinversetzen kannst. Ich finde deine Geschichte realistisch und gelungen. Mancher wird sicher das Gegenteil von dem schreiben, was ich schreibe, lass dich nicht beirren, es weiss keiner besser was es alles gibt, nur mancher glaubt das nicht. Kompliment dritten Grades (mein Höchster) Darkskin |
22.01.2007, 23:11 | #3 |
ja...ja...ja.
Vielmehr gibt es kaum zu sagen. Inhaltlich kann mand er geschichte zustimmen. Die psychische Verhaltensweise des Mädchens ist relativ typisch. Und da kommen wir schon zu meinem Kritikpunkt: Die Geschichte ist nicht schlecht geschrieben. Der Inhalt ist traurig. Aber: bekannt. Dadurch fehlt der Geschichte eigentlich das erschreckende Moment. Der letzt Absatz isz dazu dann fast auch noch etwas zu lang. Dadurch, dass man eigentlich schon weiss, was dort noch beschrieben wird ist er weder spannend genug geschrieben noch kurz genug um etwas zum nachdenken anzustoßen. Somit hast du dein Ziel leider nicht ganz erreicht, da du lediglich etwas Bekanntes geschildert hast (wenn auch gut). Ansonsten: Nicht schlecht, habe ich gerne gelesen. |
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22.01.2007, 23:18 | #4 | |
Wow, dankeschön für eure ehrliche Kritik!
Freut mich ungemein... und ich fühl mich auch ein wenig geehrt. Zitat:
Aber eigentlicher Kritikpunkt ist Inhalt... und mein grosses Problem sind die Winke mit Zaunpfählen (oder teilweise mit dem ganzen Gartenhag) oder sonstige technische ungereihmtheiten. Würde mich natürlich sehr über Tipps freuen! |
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23.01.2007, 14:25 | #5 | |
RE: Abuse
Zitat:
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24.01.2007, 09:06 | #6 |
Vielen lieben Dank für die Fehlerkorrektur und die hilfreichen Kommentare. Ich werde die KG nochmals überarbeiten und mir eure Vorschläge zu Herzen nehmen.
Bezüglich der scharfen 'ss' (die ja ziemlich oft rot angekreidet wurden v.v') ... Da habe ich so meine Probleme, weil wir das in der Schweiz in der Schule nie durchgenommen hatten. Bei uns existiert dieses 'ss' gar nicht. Deshalb musste ich es mir irgendwie selber beibringen. Ich habe nun mein Word auf deutsche Grammatik (Deutschland) umgestellt und nu müsste es eigentlich klappen, dass meine Texte mehr oder weniger 'fehlerlos' in Bezug auf scharfe 'ss' sein sollten. |
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24.01.2007, 09:22 | #7 | |
abgemeldet
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Zitat:
Da nutzt den Deutschen auch die Rechtschreibreform nichts, weil die EU Richtlinien vorgehen. Darkskin |
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24.01.2007, 10:34 | #8 |
Gast
Beiträge: n/a
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die schweiz ist nicht in der eu, und in der br ist die rechtschreibung ländersache, solange man sich nicht in einer kommission einigt. da diese sich aber geeinigt hat, sind die regeln, betreffend ss und ß, hierzulande verbindlich: scheiß, aber schiss.
man sollte nicht immer so tun, als ob man von allem etwas verstünde, herr hansdampf in allenforenseinwoller, hm? das geht immer ins auge, in letzter konsequenz. wirst sehen... |
24.01.2007, 12:21 | #9 |
Liebe Yuki,
wenn jemand Schweizer ist und kein ß schreibt, dann finde ich das vollkommen in Ordnung. Da Du aber selbst sagst, dass Du es Dir anneignen möchtest und zuvor ein paar Wörter doch mit ß geschrieben waren, habe ich das im Text trotzdem angekreidet. Eigentlich ist es ganz einfach - ß schreibt man, wenn vorher ein langer Vokal steht. Also auch bei "au", "ei", "eu" (Beispiel: außerdem, Straße). ss schreibt man immer nach kurzen Vokalen. Falls Du einige Anmerkungen nicht verstehen solltest, frage ruhig nochmal nach, ich erkläre auch gerne genauer oder gebe direkt Vorschläge, wenn Du alleine nicht weiterkommst. Struppige Grüße! Struppi |
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24.01.2007, 12:48 | #10 | |
abgemeldet
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Zitat:
Darkskin |
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24.01.2007, 12:51 | #11 |
Sry - Darkskin, aber die Schweiz hat nur irgendwelche Handelsverträge mit der EU, befindet sich selbst aber in der EFTA (gemeinsam mit Island, Norwegen, Lichtenstein).
lg Kam |
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24.01.2007, 13:03 | #12 | |
Nun, ich hoffe, es ist nicht falsch rübergekommen. Ich bin froh, wurden mir die Fehler angestrichen, schliesslich will ich mich ja verbessern und aus Fehlern lernt man bekanntlich.
Zitat:
Eine Frage habe ich noch: Wann schreibt man das ß bei dass/daß ? Habe ich nämlich auch schon des öfteren gelesen, weiss jedoch nicht ob das nu wirklich gebräuchlich ist und falls ja, wie? Vielen Dank für eure Hilfe @Diskussion um EU: Die Schweiz ist lediglich in der UNO. Aber in der EU noch nicht. Bei uns zahlt man immer noch mit schweizer Franken |
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24.01.2007, 15:20 | #13 | ||
abgemeldet
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Zitat:
Also bin ich nur (wie so oft) meiner Zeit voraus. Dir auch sehr liebe Grüsse Darkskin Zitat:
nee, nur eine Frau wie ich wird überall gebraucht D. |
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24.01.2007, 17:18 | #14 |
ei, au und eu sind immer lange Vokale, also wird heiß mit ß geschrieben.
Richtig, wenn der Arzt "Alkohol in Maßen" fordert, dann ist es gut, dass es hier eine Unterscheidung zwischen Maßen und Massen gibt. Schloss natürlich mit ss. Ich kenne kein Schloss mit ß. "dass" schreibt man nach der neuen Rechtschreibung nie mit ß. Es gibt nur "das" und "dass". |
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