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Literatur und Autoren Literatur allgemein sowie Rezensionen von Büchern, Stücken und Autoren. |
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13.04.2015, 21:08 | #34 |
13.04.2015, 21:59 | #35 | |
R.I.P.
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Zitat:
das war eine lapidare Mitteilung. Ich hatte etwa eine Minute vorher im Radio gehört: "Günter Grass ist tot." Nach persönlichem Bekunden war mir nicht zumute, ich war zu betroffen. |
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13.04.2015, 22:11 | #36 |
abgemeldet
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Ihr Lieben,
wir müssen alle irgendwann sterben, auch große Künstler, wie Günter Grass. Er wurde 87 Jahre alt, ein stattliches Alter ... https://www.google.de/url?sa=t&rct=j...90491159,d.bGQ Der Film "Die Blechtrommel" läuft heute auf ARD und der Film läuft noch bis 22:35 Uhr. LG Dabschi |
13.04.2015, 22:27 | #37 |
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Es war nicht nur ein Wirbel, sondern eine folgerichtige Reaktion der Medien jeglicher Couleur. Wer wie Grass jahrzehntelang mit dem umgedrehten Spiegel in der Hand durch die Landschaft rennt und Moral predigt, zudem aktiv Wahlkampf für die seiner Meinung nach menschlichere demokratische Partei in Deutschland macht, vor lauter Selbstgerechtigkeit und Überheblichkeit sich für die einzig gültige Meinungsinstanz hält, es nicht verträgt, dass er nach der "Blechtrommel" nichts Weltbewegendes mehr an Literatur zustande gebracht hat und sich mit dem Mann anlegt, der ihm das zu recht vorhält, der muss sich nicht wundern, dass die Medien das Verschweigen seiner SS-Zugehörigkeit als einen unverzeihlichen Betrug ansahen. In erster Linie hat er am meisten diejenigen Menschen brüskiert, die seine Bewunderer waren. Wer ihn ohnehin nicht mochte, brauchte keine Medien, um ihn madig zu machen. Mein Fall war Grass nie (literarisch gesehen, als Grafiker schätze ich ihn sehr), mich konnte er nicht enttäuschen, und somit war mir die mediale Berichterstattung nicht sonderlich wichtig. Ich hatte bereits meine Meinung über ihn.
Ich weiß nicht, weshalb Marcel ihn einen "Großen" nennt, leider hat er diese Ansicht nicht näher begründet. Grass ist ein bedeutender deutscher Schriftsteller, schon deshalb, weil es in unserem Land zu wenig davon gibt und ein Autor mit einem einzigen gelungenen Buch Furore machen kann, aber als einen "Großen" kann ich ihn nicht bezeichnen. Was mir einzig an Grass imponiert, ist seine autodidaktische Fähigkeit, sich aus kleinen Verhältnissen und mit einer zwar soliden, aber über den Grundstock nicht hinausreichenden Schulbildung in die Etage der Intellektuellen hochgearbeitet zu haben. Es hat lange gedauert, bis er den Nobelpreis erhielt, und vielleicht auch nur deshalb, weil herumgemault und der Preis jahrelang für ihn eingefordert wurde - übrigens auch von bzw. über die Medien. Das Licht der Öffentlichkeit hat er sich jedoch sehr viel mehr durch sein politisches Eintreten für die Interessen der SPD verschafft. Wenn aber mal wieder ein Buch von ihm herauskam, murmelten die Leute verwundert: "Ach, der Grass hat wieder was geschrieben? Soso, 'Der Butt' - ist das ein Kochbuch?" Seine Bewunderer waren natürlich bestens im Bilde, denn jedes Werk von Grass wurde vor der Publizierung gründlich vermarktet. Grass war selbst ein "Medientier", das hatte er mit seinem Freund Willy Brandt (gelernter Journalist!) gemeinsam. Er hätte wissen müssen, dass er für die Medien mehr als nur ein Schriftsteller ist, nämlich ein Star. Er selbst hatte an diesem Bild jahrelang kräftig mitgebastelt. Was hatte den Mann geritten, mit einem einzigen falschen und unnötigen Statement im Drehbuch seinen Film zum Flop zu machen? |
13.04.2015, 22:42 | #38 |
abgemeldet
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Das ist wieder mal ein Kommentar von Dir, den ich nicht nachvollziehen kann, Ilka.
Du bist klug, Du bist gebildet aber was Dir fehlt, ist die Sensibilität. Egal, ob dieser Mann "nur" Schriftsteller oder großer Künstler war, es gehört sich m. E. nicht, in der Form über eine Person zu urteilen, die gerade verstorben ist. |
13.04.2015, 23:25 | #39 | |
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Zitat:
Nochmal sorry, aber Heuchelei ist nicht mein Geschäft. Grass war ein Provokant, Querulant, Grangler, Moralist, Wahlkampfmotor, Eitelfatzke, Austeiler, Sensibelchen und Narzisst. Die Eigenschaften eines Menschen und seine Lebensgeschichte lösen sich nicht in einem pietätgemischten Graunebel auf, nur weil er gerade frisch verstorben ist. Ich habe meine Meinung, er hat seine Geschichte. Aber keine Sorge: Schließlich werde nicht ich seine Grabrede halten. Lieben Gruß und gute Nacht, Ilka |
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13.04.2015, 23:38 | #40 |
R.I.P.
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Ich erinnere mich lebhaft an ein Interview, das im Radio übertragen wurde.
Ich war überrascht von der Lockerheit und Gelöstheit. Nichts mit gestrenger Zeigefinger, keine moralischen Hiebe - im Gegenteil: Offen, freundlich, heiter bis lustig, gar nicht allürenhaft. Eher mit einem Anflug von Selbstkritik und einer guten Portion Selbstironie. Und ohne die Werbetrommel zu rühren. Meine Bügelstunde verging im Nu. |
13.04.2015, 23:50 | #41 |
R.I.P.
Dabei seit: 07/2014
Alter: 73
Beiträge: 2.273
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Ilka-Maria at her best!
Mit dieser Nummer kannst du glatt auf Tournee durch Deutschland reisen. Ich lehne mich in der Zeit gemütlich in meinen Sessel zurück und male mir eine schöne Grabrede aus, die du nach meinem Ableben halten wirst. Wenn ich nur ein Quäntchen von der Leidenschaft in dir entfesseln kann, wie es Grass konnte, wird mir das Liegen im Sarg ein Vergnügen sein! Donnerwetter! Furios! Schlaf trotzdem gut Url |
13.04.2015, 23:59 | #42 | |
abgemeldet
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Zitat:
Ich habe irgendwie Ehrfurcht vor dem Tod und finde es nicht angebracht sofort "abzulästern", wenn der Leichnam noch nicht mal kalt ist. Genauso befremdlich fand ich es auch, als einige Menschen über Udo Jürgens nach seinem Tod herzogen. Gute Nacht Moni |
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14.04.2015, 00:40 | #43 | |
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Zitat:
Mir ist auch kein Kriterium bekannt, das mich dazu bringen könnte, Ehrfurcht zu haben, abzulästern oder über jemanen herzuziehen. Ich habe klipp und klar Argumente für mein Urteil geliefert. Wer mir entgegentreten will, darf gerne jenes tun: Mir nachweisen, dass Grass nach der Blechtrommel noch Nennenswertes geschrieben hat. Dass der Nobelpreis für ihn nicht jahrelang erbettelt wurde, bis er ihn endlich bekam (tiefe Kniebeuge!). Dass er kein Medienmensch war. Dass er sich nicht den politischen Sonnenschein zunutze machte. Dass er kaum mehr wahrgenommen wurde, als er in der Politik nichts mehr zu vermelden hatte. Grass ist ein überbewerteter Medienstar, der sich mehr Aufmerksamkeit über die Politik als über die Literatur erwarb. Nach der "Blechtrommel" kam nichts mehr, aber das haben die Medien ausgeglichen. Ein Autor, der sich politisch engagiert ... wow ... das gab es doch damals nicht mehr! Ein Schelm, der Schlechtes wittert. |
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14.04.2015, 10:42 | #44 |
14.04.2015, 10:43 | #45 |
Makel
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14.04.2015, 11:10 | #46 |
Ich hab nie was von ihm gelesen und mich nie sonderlich mit ihm beschäftigt. Im Rückblick auf ein Leben sollte der Biografie immer Rechnung getragen werden.
Letztlich ist es müßig darüber zu philosophieren warum Grass versucht hat etwas so lang wie möglich zu verschweigen, es gab nur einen der die Gründe kannte und das war er selbst. Er war eine öffentliche Person und nur deshalb wird ein Riesenbohei um ihn gemacht. Stirbt irgendjemand der den Krieg miterlebt hat im Heim ohne Angehörige interessiert das keine Sau. Hat er den Nobelpreis verdient? Keine Ahnung. Ich kenne die Kriterien nicht. Bis jetzt hat ihn kaum jemand verdient, zumindest was mein Empfinden für gute Literatur angeht. Letztendlich ist jemand gestorben, den niemand von uns persönlich kannte. Also ist es sinnfrei drauf einzudreschen, lasst dem Kerl seinen Frieden |
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14.04.2015, 11:14 | #47 | |
R.I.P.
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Zitat:
Dein Kommentar gefällt mir ausgesprochen gut. Thing |
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14.04.2015, 12:24 | #48 | ||
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Zitat:
So ist es. Und deshalb wird niemand ihn deswegen, weil er gerade gestorben ist, zu einer anderen Person machen und plötzlich ignorieren, dass eines seiner großen Talente die öffentliche Provokation war. Letztendlich gehörte sein SS-Geständnis auch dazu, denn er bekam nicht überall dafür Prügel; in der islamischen Welt wurde er dafür gefeiert. In Deutschland hielt sich der Aufreger in Grenzen, die zweite Auflage seiner Biografie "Beim Häuten der Zwiebel" ließ sich bereits nicht mehr verkaufen, allzu groß kann das Interesse an seinen Jugendsünden also nicht gewesen sein. Die Medien bezogen sich ohnehin hauptsächlich auf die Diskrepanz zwischen seinem Anspruch als Moralist und seiner eigenen Fehlbarkeit. Weiter unten zitiere ich aus dem heutigen Leitartikel der F.A.Z., der in etwa das zum Inhalt hat, was ich gestern bereits über Grass geschrieben habe. 2. Er war eine Person, die immer öffentlich sein wollte, deshalb wurde schon immer viel Bohei um ihn gemacht. Er hatte sogar auf ein politisches Amt gesetzt, aber da ließ ihn sein guter Freund Willy hängen. 3. Seinen Frieden hat er ohnehin. Aber als öffentliche Figur mit politischem Engagement wird er immer in der Diskussion stehen. Schon vergessen, dass er gegen die Wiedervereinigung Deutschlands plädierte, obwohl das mit unserer Verfassung nicht konform gewesen wäre? Klingt niemandem mehr seine jüngste Forderung im Ohr, die Privatleute müssten ihren Wohnraum zur Verfügung stellen und Flüchtlinge bei sich aufnehmen? Kommt da nicht Begeisterung auf, wenn jemand einfach so über den Privatbereich anderer, der nach dem Gesetz eigentlich unverletzbar sein soll, verfügen will? Man muss ihn nicht persönlich gekannt haben, es genügt, dass er in der Öffentlichkeit gestanden hat. Daran wird sich nichts ändern, und diese Tatsache teilt er mit allen Prominenten. Zitat:
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14.04.2015, 18:14 | #49 |
Ich habe hier mit großer Bestürzung die sehr plakativen Abhandlungen über das Leben und Gebaren des Günter Grass gelesen. Man muß ja auch mal differenzieren können und die Relationen sehen. Oder sich einfach auskennen. Der Mann ist 87 Jahre alt geworden, da ist schon eine Menge mehr passiert. Hier wurden nur die klassischen Eckpunkte, an denen man sich nun natürlich stoßen kann, aufgezeigt. G. Grass hat sich z. B. auch sehr für die deutsch/polnische Verständigung eingesetzt; meine Lebensgefährtin ist Polin und sagte mir heute, das in ganz Polen getrauert wird. Er hat sich für zig Umweltprojekte stark gemacht, war bei den Grünen sehr aktiv. Er hat diverse Literaturprojekte innitiiert. Er war Fußballfreund und Sponsor, und so weiter und sofort. Davon redet hier niemand.
P.S: Dieser „FAZ-Leitartikel“ ist (von der Tonalität her) Mist und journalistisch gesehen, eine Zumutung. |
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14.04.2015, 18:51 | #50 |
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Das ist alles richtig. Mir ging es aber nicht um die einzelnen Engagements und Verdienste, sondern um die Frage, ob Grass tatsächlich ein Opfer der Medien war oder ob er das Bild, das er an die Öffentlichkeit abgab, nicht vielmehr selbst geschaffen hat. Eine Meinung zu haben, war ihm zu wenig, sie musste inszeniert werden, die Medien wurden von ihm geradezu beliefert. Wenn ein Herr Grass seinem Freund Lafontaine öffentlich eine Unflätigkeit wie "Halt's Maul und trink deinen Rotwein" um die Ohren knallt, können er und seine Bewunderer sich hinterher nicht darüber beschweren, dass die Medien zitieren: "Herr Grass hat sich gegenüber Oscar Lafontaine unflätig aufgeführt." Um nur mal ein harmloses Beispiel anzuführen. Die meisten seiner Attacken waren wesentlich ungehobelter, und zwar mit Absicht und mit der Erwartung, dass sie in den Medien breitgetreten werden. Schließlich wollte der Mann gehört werden, um etwas zu erreichen. Wie Journalistenarbeit funktioniert, konnte er außerdem sehr gut seinem Freund Willy Brandt abgucken.
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14.04.2015, 19:14 | #51 |
Ich kenne diese Geschichten und fand sie toll. Sie haben es halt gefressen, die Medien. Nichts ist peinlicher als die deutsche Presselandschaft, geht es um "angeblich" ach so provokante Literaten. Siehe Herrn Broder! Grass hat "Denkfutter für Generationen" geschrieben (was auch meine Meinung ist, gerade in puncto frühe Lyrik), so sein Verleger, darum geht es. Wir sind doch soweit aufgeklärte Menschen und wissen, wie die Medien funktionieren.
Guten Abend. |
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14.04.2015, 19:37 | #52 |
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Die Praxis bestätigt das nicht. Wer liest schon Werke von Grass? Du. Ja, ich auch, einige Sachen habe ich gelesen. Thing sehr wahrscheinlich, vielleicht auch gummibaum. Aber Generationen? Die vor uns nicht, und die nach uns schon gar nicht. Die kennen allenfalls die Verfilmung der "Blechtrommel", und auch die ist für die Jüngeren nicht mehr interessant. Die Zeit und der Stoff sind von denen weiter weg als für uns der Aufstieg Preußens unter dem Großen Kurfürsten. Alle Autoren der Nachkriegszeit sind für unsere Kinder und Enkel nur noch Alteisen. Wen interessieren kritische Themen wie "Das Brot der frühen Jahre", "Katharina Blum", "Ansichten eines Clowns" von Heinrich Böll? Oder "Deutschstunde" von Lenz? Nicht einmal Trivialliteratur von Simmel oder Willi Heinrich sind mehr gefragt, obwohl sie sehr gut den Zeitgeist der 50er und 60er Jahre einfing. Das alles macht heute das Fernsehen mit Filmen wie "Der Tunnel", "Die Luftbrücke", "Die Flucht" und dergleichen viel besser konsumierbar. Grass wird als politisches Tier in Erinnerung bleiben, aber literarisch gesehen werden künftige Generationen eher zu Kafka greifen.
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14.04.2015, 19:52 | #53 |
Offensichtlich kannst Du das alles mit Sicherheit sagen, ich nicht. In meinem Umfeld kennt man diese Bücher und verlacht diese Verfilmungen. Kafka, ja, das ist klar. Und auch Hesse und Brecht und Kästner und und und. Aber eben auch Grass. Es werden sich immer Interessierte finden, man sollte das nicht so abtun und/oder spekulieren.
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14.04.2015, 21:03 | #54 |
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Ich nannte nur Kafka. Weil er zeitlos ist.
Hesse, Brecht, Kästner - alle Vertreter ihrer Zeit. |
15.04.2015, 12:14 | #55 |
Grass ist in jedem Deutsch-(Hoppa: und Kunst-) Leistungskurs Thema. So "ungelesen" ist er wohl nicht.
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15.04.2015, 14:56 | #56 |
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Das ist ein anderes Feld. Mir geht es um das, was die Menschen interessiert und lesen wollen, nicht um Lehrpläne, wo sie etwas Bestimmtes lesen müssen. Ob jeder Leistungskurs dieselben Autoren vorsieht, weiß ich nicht, da der Schulstoff Sache der einzelnen Bundesländer ist. In meinem "Pro-Seminar Literatur" war von Grass nie die Rede, und bei den Auswahlthemen zur Deutschprüfung war er somit auch nicht vertreten. Bei meinem Sohn war es nicht anders.
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15.04.2015, 14:59 | #57 |
Ich wollte damit nur sagen, dass er nicht so ungelesen ist, wie du gesagt hast. Und es ist dennoch ein großer Punkt als Autor, wenn man in Schulen unterrichtet wird Um nicht zu sagen - ein großer Erfolg, der nicht gerade daraufhin weist, dass man nichts Wichtiges für die folgende Generation hinterlassen hat. Ist meine Meinung.
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15.04.2015, 15:54 | #58 | |
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Zitat:
Wenn Du Dir dagegen bei Amazon die Rezensionen von Schülern (einige Kunden weisen sich als Schüler aus) zu einem seiner letzten Werke, nämlich "Im Krebsgang", durchsiehst, wirst Du lesen müssen, dass sie dies als Qual empfinden und wohl nie mehr ein anderes Werk von Grass in die Hand nehmen werden. Insgesamt ist von fünf Sternen bis "am liebsten gar keinen Stern" alles an Bewertungsstufen dabei, denn wer freiwillig liest, kämpft sich entweder bis zum Ende durch oder wirft das Buch in die nächste Ecke. Aber gerade Schülern, die das Buch lesen müssen, wird die Beschäftigung mit Grass für immer vergällt. |
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15.04.2015, 18:13 | #59 |
In puncto Amazon. Es ist schon fast peinlich, das jetzt als Maßstab heranzuziehen. Von 111 Kunden haben allein 49 dem Buch 5 Sterne gegeben, 28 fanden 4 Sterne für angemessen. Über den Rest muß man nicht sprechen, das ist, wie gesagt, einfach kein Maßstab. Nach eigenen Angaben hegst Du eine Aversion gegenüber G. Grass. Das ist in Ordnung, höre aber bitte auf, solchen Unfug in ein öffentliches Forum zu schreiben.
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15.04.2015, 20:10 | #60 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Ja, ich habe eine Aversion gegenüber Grass, weil er ein oberlinker Moralapostel war, sich für den alleinigen Bewahrer aller politischen Wahrheiten hielt und sich medial bis zur Unerträglichkeit selbst vermarktete. Deshalb habe ich den Nachruf seines Freundes Schlöndorff in der heutigen FAZ nicht gelesen, diesen Schlöndorff und seine Filme habe ich nämlich auch nie gemocht, und als ich schon am Anfang die Zeile sah, Grass sei nie ein Selbstgerechter gewesen, war diese Seite (eine ganze Seite!) für mich gegessen. Deiner Bitte, anders als nach meiner Meinung zu schreiben, werde ich natürlich nicht nachkommen. Erstens schreibe ich sowieso, was und wie es mir es passt, zweitens habe ich dazu schon deshalb das Recht, weil Günter Grass es auch hatte. Mit seinen Aversionen und Grobheiten mussten wesentlich mehr Menschen leben als mit meinen. Und ausgleichende Gerechtigkeit war schließlich eines seiner Themen - wie auch ein Thema seines Freundes Schlöndorff. |
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15.04.2015, 20:48 | #61 |
Ja, das stimmt, meine Bitte war wohl doch zu forsch, bitte erfreue uns weiterhin mit Deinen überaus abgeklärten Ausführungen. Ich stehe ja morgens um fünf Uhr auf und weißt Du, ich komme so schlecht in den Tag, da lese ich doch immer gerne Gehaltvolles! Vielleicht kann ich ja noch von Dir etwas über Günter Grass an sich, seine Freunde, Verkaufszahlen, literarische Nachhaltigkeiten, mediale Prozesse etc. lernen, wer weiß?
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15.04.2015, 20:56 | #62 |
gesperrt
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Ja, wer liest schon Günter Grass?
Stattdessen lesen wir lieber eine alte, bornierte, stockkonservative Tante aus einem popeligen Forum, mit ihrer für diese Politpoke üblichen Israel- und USA-Hörigkeit. Dieses „Sachwissen“, verknüpft mit privater Abneigung und der üblichen Arroganz, man möge i h r doch gefälligst etwas nachweisen, wird sicher weltweit für Aufsehen sorgen, anders als die dürftigen Werke von Grass, die mit diesen unvermeidlichen zusammengeklaubten Tapeten natürlich nicht konkurrieren können. Nun hat sich natürlich Grass wg. seiner jugendlichen braunen Vergangenheit zu spät geoutet und auch bei vielen unglaubwürdig gemacht, anders als die etablierten Nazis Lübke oder Filbinger und all die anderen braunen Konservativen. Es ist auch traurig, dass man als Gegenbeispiel Politiker nennen muss, weil sich Künstler generell - Kabarettisten gibt es eh nicht - und Schriftsteller im Allgemeinen, lieber die Hände abhacken lassen, als etwas parteifreundliches zu Konservativen zu sagen oder zu schreiben, so verwunderlich das doch ist. So bleiben halt nur Intellektuelle wie Grass oder Böll und tausende andere, die man noch nach Herzenslust verunglimpfen kann, vor allem, wenn sie tot sind, und die Politmischpoke nicht mit regimefeindlichen Gedichten nerven kann, und sie selber nur die Brandstifter vom Springer-Verlag anzubieten hat. Ob nun ein Schriftsteller geschätzt oder gelesen wird, entscheidet ja nicht, entgegen der hier betonten Wichtigkeit, eine frustrierte, überkandidelte Dame in ihrer Hexenhöhle, sondern tatsächlich wildfremde, eine eigene Meinung habende Leserschaft, die sich nicht um Parteizugehörigkeit schert, und die noch nicht einmal vorher diese extrem wichtigen, aber immer gleichen Litaneien gelesen hat. Jeronimo |
15.04.2015, 21:42 | #63 | |
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Zitat:
Nimm's locker, Partner. Wir haben beide Grass gelesen und erlebt. Du magst ihn, ich mag ihn nicht. Wir wissen beide nicht, ob wir anders gedacht hätten, wäre er uns jemals persönlich begegnet. Außerem trennen uns zwei Jahrzehnte der Rezeption. Sichtweisen ändern sich über solch einen Zeitraum, und zu meiner Zeit wurde Grass kritischer gesehen als heute. Das hatte gute Gründe, die ich aber nicht aufrollen will, denn dann würde der Kommentar zu lang, und außerdem dürften sie ohnehin bekannt sein. Zeit, die Friedenspfeife zu rauchen: Können wir uns darauf einigen, dass Grass ein großer Literat war, aber auch ein Mensch der Eitelkeit, der durch den Erfolg der Blechtrommel Interesse weckte, ohne dass auch nur eines seiner weiteren Werke diesen Erfolg wiederholen konnte? |
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15.04.2015, 21:48 | #64 |
Forumsleitung
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15.04.2015, 22:14 | #65 | |
abgemeldet
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Zitat:
PS: Sollte unser Dichterstammtisch in Berlin mal wieder stattfinden, werde ich nicht kommen, wenn Ilka auch dabei ist. Ich hab genug gelesen ... |
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16.04.2015, 11:51 | #66 |
abgemeldet
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http://www.nytimes.com/2015/04/15/op...mine.html?_r=0
ich finde diesen artikel von BITTNER in der NYT sehr gut. um es ehrlich zu sagen: ich mochte GG nie. |
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