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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 07.03.2015, 19:30   #1
Thing
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Not

Die Tage werden länger;
Es glimmt ein Licht im Osten auf.
Rest der Nacht ergreift die Flucht.

Nun kommt der Tageslauf als Dränger,
Ohnmacht hemmt der Stunden Lauf.
Trägheit wird zu wohler Sucht.

Geht es an die eklen Pflichten,
Eignet nicht die eigne Hand.
Hemmschuh scheint wie angeboren.
Ohne wirkliches Verrichten
Rasen Stunden heut ins Land?
Casus wird zur Qual statt selbsterkoren.
Heute wird es wieder nicht gelingen,
Elend als mein Lied zu singen.
Nein, es klingt kein Lied in allen Dingen.
Dieser Tag - perdidi - ist vergoren.

Nöte fressen an den Stunden,
In die Trägheit sich hinein.
Coram publico trag ich's hinaus.
Heute: Das heißt: Neue Wunden.
Talwärts winkt der Schatten Schein.

Deutlich prägt sich arge Helle aus.
Es wirkt kein dunkelndes Erbarmen.
Mittag droht gleich einem Strafgericht.

Trott und Trotten - nicht an seinen Armen.
Rauhen Reif an Wimpern, im Gesicht,
Im Sonnenschein, doch nicht im Warmen.
Es schreit die Sonne wieder ohne Licht.
Bleib mir erhalten, Winternacht!
Es schmerzt zu tief, wenn Hell erwacht.
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Alt 08.03.2015, 13:28   #2
weiblich shoshin
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2014
Beiträge: 1.073

Liebes Thing,

Ein Akrostichon, toll, eine echte Herausforderung!: DER NOT GEHORCHEND, NICHT DEM TRIEBE

Dein Gedicht hat mich sehr berührt, in seiner tiefen Traurigkeit. Es steckt viel Herzblut darin, das spürt man deutlich.

Wolltest du die metrische Unruhe bewusst erzeugen? Es passt für mich grundsätzlich zu Thematik, aber es ist sehr schwer zu lesen.

Ich habe mir daher erlaubt ein bisschen daran herumzubastelt (auch als Übung für mich ) also durchgehend betonte Auftakte, die ja überwiegen. Die letzte Strophe schien mir ein bisschen verwirrend, obwohl sie mir ganz besonders wichtig erscheint. Ich hoffe, ich habe den Sinn nicht allzu sehr entstellt und du bist nicht böse, dass ich mich in dein Werk einmische. Vielleicht kannst du ja trotzdem das eine oder andere davon brauchen.


Diese Tage werden länger;
Eher glimmt das Licht im Osten auf.
Rastlos Nacht ergreift die Flucht.

Nunmehr wird der Tag zum Dränger,
Ohnmachtsnah folg ich der Stunden Lauf,
Trägheit wird mir wohle Sucht.

Geht es an die eklen Pflichten,
Eignet nicht die eigne Hand.
Hemmschuh scheint wie angeboren.
Ohne wirkliches Verrichten
Rasen Stund um Stund ins Land?
Casus wird zur Qual statt auserkoren.
Heute wird es wieder nicht gelingen,
Elend als mein Lied zu singen.
Nein, es klingt kein Lied in all den Dingen.
Dieser Tag - perdidi - ist vergoren.

Nöte fressen zäh den Stunden,
In die Trägheit sich hinein.
Coram publico trag ich's hinaus.
Heute: Das heißt: Neue Wunden.
Talwärts winkt der Schatten Schein.

Deutlich prägt sich gleißend Helle aus,
Ehest dunkelt nichts, das sich erbarme.
Mittag droht, gleich einem Strafgericht,

Trotten ohne Führung deiner Arme.
Rauhreif noch an Wimpern, Tränen im Gesicht,
Innert meines Kerkers fehlt das Warme.
Einst erlöschte dort die Sonne, all dein Licht -
Bleib doch bei mir, Winternacht!
Es schmerzt tief, wenn Hell erwacht.

Sehr gern gelesen!

Lieben Gruß
shoshin
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Alt 08.03.2015, 16:39   #3
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Liebe shoshin,

da hast Du Dir aber viel Mühe gemacht!
Mir persönlich bereiten die unterschiedlichen Verslängen und Auftakte kein Ungemach.
Du hast in so manche Zeilen etwas Glättung gebracht (was bedeutet ehest?), ohne den Sinn zu verändern.
Aber vor allem in der letzten Strophe steht bei Deiner Fassung nicht mehr genau das, was ich ausdrücken wollte.
Das kann daran liegen, daß ich mich zu diffus oder unverständlich ausgedrückt habe.
Trotzdem hänge ich an dieser Strophe und werde sie wohl so lassen.
Von den anderen Anregungen übernehme ich gerne einen Teil!

Hab Dank, auch für das Lob!


Lieber Jonnny -


ich habe bereits sehr früh begonnen, Gedichte zu lesen (mit Inbrunst!), da ist mir diese Form oft begegnet. Ich fühlte mich davon sehr angezogen und ein gut Teil meiner Gedichte ist als Akrostichon verfaßt.
Danke fürs Lob!


Euch herzliche Grüße
von
Thing



PS Darf ich dieses https://www.poetry.de/showthread.php...=Frost+st%F6rt Eurer geneigten Lektüre empfehlen?
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