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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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18.07.2014, 09:19 | #1 |
Gast
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Kann eine Mutter den Vater ersetzen?
Kann eine Mutter den Vater ersetzen? ©Hans Hartmut Karg 2014 Mein Vater hatte eine wunderbare Mutter, Die dann mit 97 Jahren ihre großen Augen schloss. Da war er längst von dieser Welt gegangen, Die Trauer war bei BEIDEN riesengroß. Sie hatte sich um ihn stets sehr bemüht Und ihn gefördert, wo sie dies nur konnte. Er war vorehelich und wild geboren, Das war ein Makel früher, der in ihm wohnte. Denn als er seinen 70. Geburtstag feierte, Nahm er mich als den Sohn zur Seite: „Ich muss Dir heute leider etwas sagen, Weil es in mir in widerlichem Streite: Du weißt ja wirklich nicht, was es bedeutet, Wenn ohne Vater Du durchs Leben gehst Und niemand mit Dir das alles bestreitet, Womit Du Deinen Lebenslauf bestehst.“ Das hat mich damals unwahrscheinlich hart getroffen, Begleitet mich auch heute noch durchs Leben. Man kann deshalb als Sohn nur inständiglich hoffen, Dass die Familien nach voller Ganzheit streben. * |
18.07.2014, 10:48 | #2 |
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Hallo Hans - Du thematisierst da etwas, das wohl viele betraf bzw. betrifft, die vor, während und nach den Kriegen des vergangenen Jahrhunderts Kinder waren - oft als Halb- oder Vollwaisen, ohne die gefallenen Väter. Denn auch jene "Väter", die "überlebt" hatten, konnten die seelischen Narben nie vergessen, meistens noch nicht mal darüber sprechen, so wie mein Vater. Der sich - obwohl in den so genannten "Wirtschaftswunderjahren" geschäftlich erfolgreich - darum sogar selber tötete. Dass meine Geschwister und ich also so gut wie ohne die Erfahrung - mehr oder weniger "vorbildlicher" - männlicher Verhaltensmuster ins Leben wuchsen, ist für unsere Generation sehr spezifisch. Und bis heute gibt es (warum auch immer) wesentlich mehr Lehrerinnen als Lehrer; die maskulinen "Vorbilder" fehlen also nach wie vor: Die gesellschaftliche Wirklichkeit wird immer "weiblicher", egal wie man das bewertet bzw. erklärbar macht ...
Aus meinem Roman - in dem es auch erzählerische "Bandschleifen" über die "Reise" durch mein bisheriges Leben gibt: (...) Auf dem Rückweg zum Hof von Achmed und Fatima dachte ich an meine eigene Kindheit. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war nicht einfach für unsere Mutter mit drei Kindern – und Vater Franz war in russischer Gefangenschaft, kam wie viele Soldaten Hitlers erst lange nach dem Krieg wieder nach Hause. Die schrecklichen Jahre an der Ostfront und in Sibirien hatten ihn sehr verändert, für in Friedensjahren normale Pflichten erst mal untauglich gemacht – unter solcher Entfremdung litten damals viele vor und während des Krieges entstandene Ehen, vor allem deren Kinder. Denn auch unsere Mutter war in den Jahren des Bombenwerfens, der Tiefflieger und des Hungers anders geworden – so ging es den meisten Frauen dieser Generation, die in jenen Jahren eine harte Überlebensschule durchmachen mussten. Sie wollte vor allem kein weiteres Kind – aber ein solches war mein Vater, mit all seinen inneren und äußeren Verwundungen. Die von niemandem, der dieses Leid nicht erleben musste, nachvollziehbar sind. Außerdem gab es mehr Frauen als Männer, weil Millionen von ihnen den mehr oder weniger "heldenhaften" Tod fürs Vaterland starben. Die wenigen, die es überhaupt in den "zivilen" Frieden geschafft hatten, waren zutiefst verunsichert, stürzten sich in Arbeit und hofften, die grausame Zeit an der Front darüber zu vergessen. Sie konnten sich in dieser Nachkriegszeit unter den vielen Witwen leicht eine zu ihnen passende auswählen, und mein Vater fand schnell eine sehr mütterliche Frau, mit der er Ende der vierziger Jahre ins Schwabenland auswanderte und dort ... (Ende Auszug) Alles Liebe Dir, Hans! Pedro Oberst Aureliano Buendia in "Hundert Jahre Einsamkeit" von Gabriel Garcia Marquez: "Das Geheimnis eines guten Alterns ist nichts anderes als ein ehrenhafter Pakt mit der Einsamkeit." Geändert von Ex Pedroburla (18.07.2014 um 12:53 Uhr) |
18.07.2014, 23:05 | #3 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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19.07.2014, 09:04 | #4 |
Gast
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Re: Kann eine Mutter den Vater ersetzen?
Liebe Corazon De Piedra, lieber Pedroburla,
in der Tat haben wirklich viele Mütter zu allen Zeiten - vor allem aber nach Kriegen - versucht, den Vater zu ersetzen. Und sie haben ihre Sache wirklich gut gemacht! Aber, aus meinen Erfahrungen: Die VATERLOSE GESELLSCHAFT ist und bleibt eine Utopie... Herzliche Grüße H. H. Karg |
19.07.2014, 10:37 | #5 | |
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Zitat:
* Meine beiden in Spanien lebenden Kinder sind jedenfalls froh, dass ich - nach meinen Reisen und jahrzehntelangem Leben "in der Fremde" - wieder ein Vater für sie bin! Meine Tochter auch wegen der unverzichtbaren "Ray Ban"-Sonnenbrille, Modell "New Wayfarer": mit schwarzem Spritzguss-Rahmen, getöntem, mineralischen Glas, UV-Schutz 400 ("ideal für den Einsatz draußen und beim Autofahren" - einer ihrer diskreten Hinweise, dass sie zwar den Führerschein, nicht aber ein Auto hat), kratzbeständig, langlebig, strapazierfähig, stoßfest, sowohl die Brille als auch das Cabrio und sie selber ... LG. Pedro PS: Mein Sohn jedoch möchte nur wie ich - allerdings nicht mit allen meiner Eigenschaften, schon weil ihn seine Mutter Sara davor gewarnt hat! - werden: bescheiden und genügsam, gutherzig und großzügig, den eigenen Kindern gegenüber zu jedem Opfer bereit, ... |
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20.07.2014, 08:06 | #6 |
Gast
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Re: Kann eine Mutter den Vater ersetzen?
Lieber Pedroburla,
danke für die so offene Beschreibung des Phänomens - und der eigenen Familie! Herzliche Grüße H. H. Karg |
20.07.2014, 08:47 | #7 |
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Die hohen Scheidungsraten der letzten vierzig Jahre belegen, dass es sehr gut ohne die Väter geht. Da hat sich gegenüber den Nachkriegsmüttern, deren Ehemänner gefallen waren, nichts geändert. Das Überlebeben eines Kindes hängt in erster Linie von der Mutter ab. Ein Vater ist entbehrlich und kann ersatzlos gestrichen werden. Eine Mutter allerdings auch, wenn sie sozial unter die Räder gekommen ist.
Im Normalfall jedoch ist die Mutter maßgeblich. Die wenigsten Mütter würden ihre Kinder aufgeben. Viele Männner würden das aber tun - und haben es getan. |
20.07.2014, 10:37 | #8 |
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Alice Schwarzer lässt grüßen! *
* Selbstverständlich brauch(t)en Kinder auch aus eigenem Erleben die Erfahrung mit - mehr oder weniger "vorbildhaften" - maskulinen Verhaltensmustern! Schon um erkennen zu können, wie bei ihnen selber die Konstellation männlich/weiblich ist, also des Yin & Yang - was sogar von der modernen Hirnforschung bestätigt wird. Eine andere Frage ist, in welchem sozialen Rahmen dies geschieht, auch in welcher Entwicklungsphase auf dem Weg ins Erwachsenwerden, ob also in einer traditionellen oder offenen Familie - wobei die letztere den Vorteil hat, dass sie vielfältigere Optionen zeigt, die Erfahrung außerhalb von dem vermittelt, was die genetisch Verwandten vorleben. Denn dass sich das "soziale Wesen Mensch" als solcher immer nur "im Spiegel" des anderen Menschen erkennt, dürfte unbestreitbar sein > siehe auch das literarische Beispiel "Tarzan": Der lange meinte, er sei ein Affe ... MEINE diesbez. Meinung ist der des "Propheten" Khalil Gibran sehr nahe: "Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch. Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht. Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken. Denn sie haben ihre eigenen Gedanken. Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen. Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen - das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen. Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein - aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen. Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern ... (...)" Angenehmen Sonntag noch! Pedro |
20.07.2014, 10:45 | #9 |
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Mit Alice Schwarzer habe ich nichts zu schaffen.
Aber mit einem Sohn, der aus eigen,freien Stücken mit seinem Vater nichts zu tun haben will, weil der Vater seiner Meinung nach ein Arschloch ist. Und zu dieser Meinungsfindung habe ich nichts beigetragen. Ich bin da übrigens kein Einzelfall. Meine Freundin aus Schulzeiten hat drei Kinder, die sie nie gegen ihren Vater eingenommen hat, der sich aus jeder Verantwortung gestohlen hat. Kontakt zum Vater besteht, aber für die Kinder zählt nur die Mutter, der Vater ist für sie ebenfalls ein Arschloch. Wenn ihr wissen wollt, ob Väter wichtig sind, dann fragt die Kinder, nicht Frauen oder Alice Schwarzer. All diese Kinder sind groß und tüchtig geworden, aber nicht, weil Alice Schwarzer als Patin dahinter stand, sondern weil sich diese Kinde auf ihre Mütter verlassen konnten. |
20.07.2014, 10:45 | #10 |
Jeder gute Einfluss auf ein Kind ist wichtig und eine intakte Familie erleichtert ihm das Leben. Aber viele Ehen sind so, dass die Kinder mehr darunter leiden, als wenn ein Elternteil fehlt.
Das Gedicht ist etwas engstirnig. LG gummibaum |
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20.07.2014, 11:21 | #11 | |
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Zitat:
* Darüber sprach ich auch mit meiner Mutter, kurz vor ihrem Tod - und konnte ihr dabei helfen, sich mit ihrem Leben, ihren Irrtümern und falschen "Gewichtungen" zu "versöhnen". Sie starb lächelnd ... Zu spät, Mutter ... Als Kind war ich faul Man gab mir zu viel Geschenkt wurde mir's Zu leicht mir all's fiel ... Und wohnte schon damals Im Hause von morgen Die Sorgen von dir Mir blieben verborgen ... Denn ich wollt' nur leben Ich selber ganz sein Und nicht so wie du Mit Hoffnung allein ... Ein Mann wurd' ich ohne Konnt'st helfen du mir Wurd' auch nie berühmt Wie's wünschtest du dir ... Und bald ging ich fort Lernt' kennen die Welt Dass sie nicht so ist Wie's immer gefällt ... Mit mir ging dein Traum Wie sollt' ich dir sein Bis dass du dann starbst Und kaum jemand weint' ... Geschenkt hast du mir - Zu spät ich's gewusst Erst wieder als Kind - Das Leben, die Lust ... von Pedroburla - jetzt ... Video Herman van Veen "Weg da ..." > http://www.myvideo.de/watch/6425579/...an_Veen_weg_da < |
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20.07.2014, 13:37 | #12 | |
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Zitat:
Die Frage ist, ob diesen vaterlosen Kindern etwas gefehlt hat. Ich sage: "Nein." Sie sind lastenfreier aufgewachsen. Und sie haben auch ein anderes Frauenbild als dasjenige, das von der Tradition gefärbt ist. Diese Kinder brauchten keine Frauenbewegung, keine "Emma" und keine "Courage". Sie haben erfahren, was eine Frau leisten kann und dass auf eine Mutter Verlass ist (außer natürlich in äußersten Härtefällen, die zum Thema für das Sozialamt werden). |
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20.07.2014, 13:42 | #13 |
Gurten Tag!
Ein pädagogisch sehr interessantes Thema, das hier angeschnitten und meiner Meinung nach literarisch ganz gut "verpackt" wurde. Ich mache in meinem Berufsalltag durchaus die Erfahrung, dass es nicht ganz spurlos an Kindern vorbei geht, wenn sie ohne ein Elternteil (egal obn es sich um Vater oder Mutter handelt) aufwachsen, wenn also ein Elternteil überhaupt nicht Bestand ihres Lebens ist. Aber es gibt ja soooo viele Zwischenformen - Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien, etc. und das scheint ganz gut zu klappen... Gruß, Schreibfan |
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20.07.2014, 13:53 | #14 | |
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Zitat:
Richtig. Und die meisten Kinder suchen sich automatisch einen Ersatz, eine Idendifikationsfigur - oder auch mehrere. Auch gibt es die Fälle, wo ein Erziehender einen neuen Partner findet, der das Kind voll und ganz annimmt. Das war und ist so, solange die Menschheit besteht. Ein Kind braucht Zugehörigkeit. Ob das Vater, Mutter, Familie, Tante, Onkel oder eine Pflegefamilie ist, spielt keine Rolle. Trotzdem meine ich, dass eine Mutter der stärkste Nährboden ist, der die größte Sicherheit und die festeste Bindung vermittelt. Kein Mensch kann einem Kind jemals näher kommen als die Mutter, die es getragen und zur Welt gebracht hat. Der Verlust eines Vaters ist schlimm, der Verlust eine Mutter ist eine Katastrophe. |
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20.07.2014, 14:21 | #15 | |
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Zitat:
* Mein Vater reagierte allerdings sehr überrascht, fast hilflos, als ich im schwäbischen Esslingen plötzlich vor seiner Tür stand. Und war wohl - als inzwischen erfolgreicher Geschäftsmann - ziemlich überfordert: mit all den - von ihm nicht relativierbaren; heute könnte ich ihm vielleicht helfen - traumatisierenden Erfahrungen aus Krieg und Gefangenschaft. Die nicht nur von ihm in den so genannten "Wirtschaftswunderjahren" verdrängt wurden, über die er nie sprechen konnte > in der "Bild"-Zeitung stand dann: "Fuhr zur Kur - nahm Gift." Und ich war damals (Ende der 60er Jahre) gerade in Afghanistan, als Hippie, genoss die mir neuen Freiheiten ... Video Hochseefischerei mit Seitenschlepper > http://www.youtube.com/watch?v=bdxsTmf6A_8 < |
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20.07.2014, 14:59 | #16 | |
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Zitat:
Vom Vater hab ich die Statur, Des Lebens ernstes Führen, Vom Mütterchen die Frohnatur Und Lust zu fabulieren. Urahnherr war der Schönsten hold, Das spukt so hin und wieder; Urahnfrau liebte Schmuck und Gold, Das zuckt wohl durch die Glieder. Sind nun die Elemente nicht Aus dem Komplex zu trennen, Was ist denn an dem ganzen Wicht Original zu nennen? von Johann Wolfgang von Goethe |
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21.07.2014, 09:45 | #17 |
Gast
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Re: Kann eine Mutter den Vater ersetzen?
Liebe Dichterfreunde,
wahrscheinlich kann nur eine Person, welcher der Vater gefehlt hat, wirklich ermessen, was ihr da verloren gegangen ist.... Herzliche Grüße und lieben Dank für die schönen Beiträge! H. H. Karg |
21.07.2014, 11:22 | #18 | |
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Zitat:
Hast Du schon "Hundert Jahre Einsamkeit" von Gabriel José García Márquez gelesen? In diesem Buch erzählt der Literaturnobelpreisträger > http://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel...a_M%C3%A1rquez < auch über das - offenbar genetisch prädisponierte - Phänomen, dass sich spezifische Präferenzen bzw. Eigenschaften über Generationen immer wieder neu personifizieren, sich deren Ausprägungen wiederholen können. Unter meinen Ahnen gab es z.B. schon mal einen "Weltenbummler", der auch über seine Reisen schrieb ...* * Dass dieser noch im "hohen Alter" auf einer Parkbank gesehen wurde, als er - bei Sonnenuntergang, die Nachtigallen und andere Vögeln sangen ihr Lied dazu - einer wesentlich jüngeren Dame (!) die Korsage aufschnürte und das üppige Darunter befummelte, ist eine der lustvollen Kolportagen, die man sich im Kreise meiner Familie gerne, allerdings zu vorgerückter Stunde erzählte. Doch erst meine Oma mütterlicherseits erwähnte selbige Präferenz - stirnrunzelnd! - mal in meiner Anwesenheit, mich dabei vorwurfsvoll anschauend! Sie verschied dann jedoch, ohne konkretere Einzelheiten über diesen "Lustmolch" - so nannte sie ihn - in der Familiengeschichte zu hinterlassen ... PS: Umso erstaunter war ich allerdings, als selbiger mal von der Mutter meiner beiden Kinder erwähnt wurde, in einem Gespräch über "väterliche Verantwortung" - was belegt, dass es Dinge zu geben scheint, die nur "von Frau zu Frau" weitererzählt werden, denen man als Mann leider schutz- und hilflos ausgeliefert ist. Wie jedoch generell in meiner Familie mit "Schicksalsschlägen" umgegangen wird, ist mit diesem von einer Generation zur nächsten überlieferten Zitat erkennbar: "Fürchterlich soll's gewesen sein: Zehn Kapellen ham gespielt, drei davon unter Wasser - selbst die Alten können sich nicht erinnern!" LG. Pedro |
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22.07.2014, 08:40 | #19 |
Gast
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Re: Kann eine Mutter den Vater ersetzen?
Lieber Pedroburla,
ich kenne Márquez und die "HUNDERT JAHRE EINSAMKEIT". Das ist ein wirklich grandioses Buch - für uns und für den Nobelpreis! Danke für den Leseausschnitt! Herzliche Grüße H. H. Karg |
22.07.2014, 11:49 | #20 |
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Hallo Hans - hier auch mal einen diesbez. Ausschnitt aus meinem Roman. In dem der Prototyp eines muselmanischen "Macho" beschrieben wird. Und seine Sicht auf das "von Weibern dominierte" christliche Abendland > was zum nachdenklichen Lächeln:
Im Rif Oh Allah und alle anderen Götter: Wenn ihr ihn hört, hüstelt einmal - wenn nicht, zweimal. Selbst als der in seinen Traditionen lebende Berber war Achmed eindeutig ein muselmanischer Macho: "Warum haben unter dem Dach des Islam versammelte Völker, die in ihrer Geschichte mehr siegreiche Kriege geführt haben als andere, die besseren Frauen?" Er antwortete gleich selber: "Ihre Krieger brachten von den Raubzügen immer die schönsten und für die Aufzucht von Nachwuchs am besten geeigneten Weiber mit. Erst wenn der Mann seine Waffen vergisst und die Frauen die Macht an sich zu reißen versuchen, wie es in eurem sich selbst zerstörenden Europa bereits Wirklichkeit ist", so behauptete er weiter, "geht es bergab mit einem Volk. Denn die Weiber - so ist es zu Allahs Freude! - sollen nur dem Wohle der Familie und des Mannes dienen. Und was sonst als deren Streben nach Macht - in eurem Okzident bereits in den Händen jener - wäre denn schuld an Unglück, Verwirrung und dekadenter Gottlosigkeit? Darum müssen die Frauen unter strenge Kontrolle gesetzt werden!" Ich dachte an des alten Apostel Paulus' "das Weib schweige in der Kirche". Und an den Propheten Jesus Sirach, der – im Alten Testament zitiert - gesagt haben soll, dass "... wie aus den Kleidern die Motten kommen, also von den Weibern viel Böses" zu erwarten wäre – spätestens an dieser Stelle müsste eigentlich das Hüsteln eines der Herren Götter zu hören sein. Und der neutrale Chronist der obigen Worte bittet jene um Verständnis dafür, dass ein alter Berbermacho - unter Einfluss von ziemlich viel Haschisch - seinen doch etwas sehr archaischen Eingebungen gefolgt ist. Die schöne Aisha, seine zweite Frau neben der älteren Fatima, hatte uns eben den frisch im Garten gepflückten und mit viel Zucker gebrühten Minzetee gebracht. Danach war sie schnell wieder in ihre Räume verschwunden - nicht ohne einen neugierigen Blick auf die kleine Soleil zu werfen, die in Saras Armen schlief. Der etwa fünfzig Jahre alte Achmed lehnte sich seufzend in die Kissen des Diwans: "Aisha ist eine gute und gehorsame Frau - vielleicht aber werde ich mir noch eine Jüngere nehmen ... das kostet mich ein weißes und zwei braune Reitkamele ... denn viele Weiber mehren das Ansehen des Mannes. Ich könnte im Süden ein Hotel bauen lassen, in den unteren Räumen ein Café ... die Frau wohnt dort und führt das Geschäft, rechnet jede Woche ab und schickt das Geld ... so finanziert sie sich selbst und vergrößert den Reichtum meiner Familie ..." Achmed wird schweigsam über die verlockenden Bilder eines Arrangements, das ihm praktisch einen lebenslangen Service bescherte, wie ihn andere nur teuer in anrüchigen Etablissements erkaufen könnten - wenn sie ihn denn wollten. Und das alles ohne Räubereien! Der Bärtige aber Gesichtslose unter den Propheten war vermutlich ein Macho - und ich sollte aufpassen, dass ich nicht ein solcher werde. Ich dachte an Sara, die sich lächelnd in Richtung des Gästehauses verabschiedet hatte. Und war überzeugt davon, dass ich sie immer als ebenbürtig respektieren würde ... (Ende Auszug) LG. Pedro |
22.07.2014, 23:15 | #21 |
Kann sie...
nein natürlich kann sie nicht,
doch leider muss sie dies manchmal zumindest versuchen. Kompliment, ein sehr ehrliches Gedicht zu einem nur allzu aktuellen Thema. Dein Wort in Gottes und der Väter und Mütter Gehörgang! ... |
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23.07.2014, 07:56 | #22 |
Gast
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Re: Kann eine Mutter den Vater ersetzen?
Grün,
es wäre schön, wenn wir bei diesem Thema mehr Ehrlichkeit und weniger Emotion und Ideologie walten lassen würden.... Liebe Grüße! H. H. Karg |
23.07.2014, 09:44 | #23 |
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Und manchmal (siehe oben) hilft auch Humor - schon weil es eben sehr viel Unabänderliches gibt: Das sich bestenfalls nur relativieren lässt ...
Alles Liebe Dir, Hans! Pedro |
24.07.2014, 06:28 | #24 |
Gast
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Re: Kann eine Mutter den Vater ersetzen?
Lieber Pedroburla,
so ist es! Herzliche Grüße H. H. Karg |
Lesezeichen für Kann eine Mutter den Vater ersetzen? |
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vaterlosigkeit |
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