|
|
Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
06.11.2013, 02:29 | #1 |
AA
Hallo,
mein Name ist S. und ich bin Alkoholiker. Das Schreiben hilft mir, meine Erfahrungen mit der Sucht zu verarbeiten und meinen Ängsten und Sorgen Raum zu geben, sie über das nächste Erwachen hinaus festzuhalten. Allerdings kann ich nur schreiben, wenn ich berauscht bin. Nüchtern betrachtet ist ein Gedanke die Bewusstwerdung eines Menschen, dass er nicht gedacht hat. Ich denke, also habe ich nicht gedacht, also bin ich überflüssig. Nüchtern betrachtet ist die Liebe zur Natur die Einsicht des Menschen in seine zivilisatorische Unzulänglichkeit. Wenn ich sage, dass ich gerne ins Grüne gehe, dann drücke ich aus, dass ich nicht gerne unter Menschen bin. Nüchtern betrachtet ist die Liebe zu einem Menschen das Vertrauen darauf, dass die Zweifel an der eigenen Person bei einem Anderen besser aufgehoben sind. Wenn ich sage: "Ich liebe dich", dann meine ich: "Ich habe Angst." Ich habe nun also beschlossen, nie wieder einen Stift in die Hand zu nehmen. Ich hoffte, ihr könntet mich dabei unterstützen. Danke. |
|
06.01.2014, 16:51 | #2 |
Erinnert mich an eine Mischung von Boell, Beckett und Saint-Exupery. Vor allem die Passage zum Schluss meines Kommentars. Ich finde dieser Monolog wuerde super im Theater ankommen und ich mag die Nuechternheit der drei mittleren Abschnitte.
Der kleine Prinz kam zu einem Säufer. Der Mann saß stumm vor einer Reihe voller Flaschen. Am Boden lagen viele leere Flaschen. „Was machst du?“, fragte der kleine Prinz. „Ich trinke“ , antwortete der Säufer. „Warum trinkst du?“, wollte der kleine Prinz wissen. „Um zu vergessen“, antwortete der Säufer. „Was willst du vergessen?“, erkundigte sich der kleine Prinz. „Ich will vergessen, dass ich mich schäme“, sagte der Säufer. Er senkte den Kopf. „Weshalb schämst du dich?“, fragte der kleine Prinz. Er dachte: Vielleicht kann ich dem Mann helfen. „Ich schäme mich, dass ich saufe“, rief der Säufer. Dann schwieg er. Der kleine Prinz war ganz traurig geworden. Er merkte, dass er dem Mann nicht helfen konnte. |
|
06.01.2014, 21:55 | #3 | |
Haha, die Logik des Säufers finde ich super auf den Punkt gebracht!
Ja, stimmt: als kleiner Vortrag, so als Einstieg in eine Lesung wäre es ne nette Idee, wenn man das gut rüber bringt. Wer bietet sich an? Zitat:
Ich sag mal trotzdem: danke! LG |
||
06.01.2014, 22:14 | #4 |
R.I.P.
|
Hallo, Schmuddelkind -
die Syllogismen (nennt man das so?) sind Klasse!
(Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit - alte Binsenweisheit) Wenn der letzte Satz authentisch gewesen wäre, wäre ich zu Tode betrübt gewesen. Aus beiden Ursachen. Mitdarbenden Gruß von Thing |
07.01.2014, 23:40 | #5 | ||
Danke für das Kompliment, Thing.
Zitat:
Zitat:
LG |
|||