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24.07.2013, 18:03 | #1 |
Die Geschichte des alten Mannes
Vorweg: Ich bin kein Geschichtenerzähler, aber das war er auch nicht, der alte Mann, der mir diese Geschichte erzählte vor vielen Jahren. Mir ist sie nie aus dem Kopf gegangen und darum erzähl ich sie jetzt. Ich werde seine Worte benutzen, auch wenn sie mir manchmal seltsam vorkommen. Nun gut:
Da war ein Mann: noch nicht alt, aber auch nicht mehr jung. Er tat seine Pflicht ohne viel zu klagen; war kein Mann eben, der viele Worte machte. Seine Frau sagte, er trage sie inwändig. Er sei ein guter Mann. Sie hätte es schlechter treffen können. Doch dann kamen die Wochen, wo er noch stiller wurde und er den unruhigen Blick bekam. Eines Morgens sagte er zu ihr: "Frau, ich muss gehen. Frag nicht, warum. Ich komme wieder." Und er ging die Wahrheit zu suchen. Wo er auch suchte, was er auch fand: Ihm schien´s nicht zu passen, so als fehle immer ein Stück. Als die Wahrheit ihn dann fand, erkannte er sie sofort. Sie sagte nur: "Komm, Mann. Hilf mir und ich helfe dir." Sie mussten langsam gehen. Alt war sie, doch klar ihr Blick. Er blieb, solange es brauchte, das zu hören, was er brauchte und das zu tun, was getan werden musste. Als der Morgen des Abschieds kam, sagte er: "Danke für alles. Nun ist die Zeit für deinen Herzenswunsch. Ich werd ihn erfüllen, so gut ich denn kann." Die Wahrheit lächelte. "Du warst ein guter Schüler, Mann." Dann überlegte sie eine Weile. "Ja, ich habe einen Wunsch: Wenn du von mir erzählst, sag, ich sei jung und schön." Das waren die letzten Worte der Geschichte. Ich wollte mehr wissen, damals, aber der alte Mann sagte nichts mehr, stand auf und ging. |
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26.07.2013, 14:25 | #2 |
Dabei seit: 06/2012
Ort: Erstwohnsitz: Der Himmel, ein Schneeweißes Wolkenbett
Alter: 63
Beiträge: 1.722
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liebe simba,
ich hatte zu deiner schönen Lebensweisheit - Geschichte schon einen für mich langen Text geschrieben. Dummerweise bin ich mit einer meiner Amphibieschen fingern an einen Tastatur Pfosten geraten und alles war pfutsch Bitte, lass mich dir auch eine kleine Geschichte Erzählen. Es war einmal Nein, nicht so. Verzweifelt und Ratlos blickte er auf seine große Liebe, seiner und ihrer großen Schar Kinder, die dieser Liebe Frucht war. Alle befanden sich im kleinsten Hause, auch die, die ihnen Nahrung, da, und geben, Tag für Tag. Doch innerlich, zerriss es ihn. Alles grübeln und denken ohne Frucht. Schämte er sich seiner Armut, so fragte er sich. Alles widersprach dem was seine Augen sahen. Seine Frau lachte viel, beklagte sich niemals, war einfühlend. Doch, wenn sie an Tagen wenig sprach, machte er sich Sorgen. Seine Kinder froh, heiter und voller Zuversicht. Manchmal glaubte er seine Gänse, Hühner, ja selbst die Ziegen würden ihn angrinsen Da erinnerte er sich an eine weise Frau Sein Entschluss war unvermittelt, diese aufzusuchen. Jeder seiner Lieben bekam einen Kuss, bevor er ging, außer dehnen, die des Bodens nahe waren. Denn seine sind, Aufrecht , Klug und bescheiden. Seine ewig schöne rief noch hinter ihm her: „Was ist denn." Bei der weisen Frau. Ernsthaft und mit mildem Lächeln beendete er die Geschichte seiner Pein. Nach einer kurzen Zeit des Schweigens riet sie ihn folgendes:" Nimm diese Silbertaler und kaufe dir am Markt fünf junge Schafe und tue sie zu den deinen. Nach sechs Monaten sollst du die Tiere wieder Verkaufen und mir meines non verzinst wiedergeben" Entsetzt hörte er den Rat, biss sich auf seine Zunge, nahm es, und tat was sie ihm riet.Entsetzlich, diese Zeit für ihn, nie, war seine Qual größer. Die letzte Nacht. Da lag er,Träumte tief, nicht selbst seines Grinsens in seinem Gesicht gewahr. Die Schafe verkauft! Mit einem leichten Zugewinn, klopfte er hoffnungsvoll bei der Weisen. Gut sprach Sie. Nun gehe Heim und freue dich deines Lebens. Zuhause öffnete er die Türe, trat hinein und fühlte sich wie ein König. Nie hatte er, solch weite Räume gesehen. Nicht auf meinem Mist gewachsen wohl aber mit eigenen Worten geschrieben. Ganz lieben Gruß v. Phönerle Geändert von Phönix-GEZ-frei (26.07.2013 um 16:02 Uhr) |
26.07.2013, 18:42 | #3 |
Hallo, lieber Phönix,
schön, dass dir meine kleine Geschichte gefiel. Freut mich sehr. Und dass du mir deine Version der Nasreddin Geschichte (von Thing) nochmal aufgeschrieben hast, nach deinem Missgeschick. - ganz lieb von dir. Deine Art zu schreiben ist einfach unnachahmbar. Ich mag solche Geschichten sehr. Kennst du auch schon die Geschichten von Schmuddelkinds Anavas ... sowieso - kann ich mir nicht merken? Die würden dir bestimmt auch gefallen. ganz lieben Gruß, simba |
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26.07.2013, 19:17 | #4 |
Dabei seit: 06/2012
Ort: Erstwohnsitz: Der Himmel, ein Schneeweißes Wolkenbett
Alter: 63
Beiträge: 1.722
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Hi simba,
Und dass du mir deine Version der Nasreddin Geschichte (von Thing) nochmal aufgeschrieben hast, nach deinem Missgeschick. - ganz lieb von dir. ups, die kenne ich ja noch gar nicht! Danke für den Tipp. Ich mag solche Geschichten sehr, und ich auch. na sowas Eins nach dem anderem! Ein schönes Wochenende von Rabbi Phönix |
07.11.2013, 04:17 | #5 |
Hallo liebe Simba,
ich bin des Lobes voll über die Worte des alten Mannes, die du zu deinen werden ließest. Aber was heißt, ihr seid keine guten Geschichtenerzähler, den Dreh merk ich mir, das macht die Erzählung noch besser. Der Schluss, das ausgerechnet die Wahrheit als Herzenswunsch um seine Lüge bittet, ist genial. Tiefe, zauberhafte KG, die nachklingt. Danke und lG Damaris |
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07.11.2013, 10:42 | #6 |
Forumsleitung
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07.11.2013, 13:39 | #7 |
gesperrt
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Hallo Simba,
sehr schön erzählt und eine schöne Geschichte dazu! Kompliment! Hallo P-G-f, auch deine Geschichte ist wunderbar. Vielleicht aber wäre es besser gewesen, dafür einen eigenen Thread aufzumachen. Jeronimo |
07.11.2013, 14:27 | #8 |
Hallo, Ilka,
interessant, wie du es liest. Der Mann musste bei "Wahrheit" viel lernen. Mit ihrem Verständnis von "Wahrheit" konnte er danach gut leben. Ihre "Lüge" ging ihm leicht von den Lippen. Hallo, Damaris, danke für dein Lob. Ich mag diese Geschichte auch sehr. Hallo, Jeronimo, danke für dein Kompliment. liebe Grüße an euch, simba |
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07.11.2013, 14:30 | #9 |
Forumsleitung
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Für mich liest es sich so, dass niemand der Wahrheit trauen kann, und wenn sie noch so gut ergründet zu sein scheint. Ich halte es mit Karl Raimund Popper.
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07.11.2013, 16:09 | #10 |
Hallo, Ilka,
ich habe ein schönes Zitat von ihm gefunden: "Sätze, die sich nicht falsifizieren lassen, sind unwissenschaftlich, aber deshalb nicht unsinnig." Ich wollte mit meiner Geschichte einen anderen Wahrheitsbegriff transportieren. So, wie es wahr ist, wenn ein Mann seiner Frau sagt: Du bist schön, auch wenn sie vielleicht gerade eine schwere Operation hinter sich hat, die Strapazen einer Geburt gerade überstanden hat o.ä., ist das seine Wahrheit und so wahr, wie es auch Märchen und Mythen sind. Die Wahrheit, die weiterbringt, Kraft und Mut gibt, zum Guten anstiftet, Sinn gibt, zwischen den Zeilen. Das nicht jeder das so sieht, ist mir klar. simba |
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07.11.2013, 17:28 | #11 |
Und zum Schluss ein Statement, dass alles auf den Punkt bringt!
Super |
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07.11.2013, 18:24 | #12 |
Forumsleitung
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Das ist wohl richtig, da Schönheit relativ ist (und das hat mit Verifizieren und Falsifizieren nichts zu tun). Natürlich kann auch relativ sein, etwas als alt oder jung anzusehen, allerdings nicht, wenn ein allzu großer Zeitraum die beiden Begriffe trennt (sonst bedüften wir dieser Unterscheidung nämlich gar nicht).
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07.11.2013, 18:56 | #13 |
Alles ist relativ, im Klinikum werden noch über 70 jährige Patienten als jung bezeichnet, wenn sie entsprechend fit sind.
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07.11.2013, 19:06 | #14 |
Danke, Damaris.
Ilka, eigentlich mag ich solche Diskussionen nicht, wo es so fast unmöglich ist auf einen Nenner zu kommen. Trotzdem noch mal einen Versuch, dir meine Gedanken noch klarer zu machen. Für uns Menschen sind solche Einteilungen natürlich hilfreich und wichtig. Für die Wahrheit aber absolut unwichtig. Die Wahrheit ist alterslos. Vielleicht hat sich die Wahrheit in der Lehrzeit dem Mann auch in vielerlei Gestalt gezeigt. Vielleicht mal als Tier, als Kind, als Baum, egal, für ihn als Lerhmeisterin wählte sie eben die Gestalt der alten Frau. Und für Menschen ist die Vorstellung, sie wäre eine junge, schöne Frau doch auch mal ganz nett und vielleicht attraktiver, um nach ihr zu suchen. simba |
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07.11.2013, 19:12 | #15 |
Simba - du bist einfach die Beste!
Habe versucht, diese KG zu favorisieren, aber ich krieg es nicht hin. Kannst du mir helfen? liebe Grüße |
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07.11.2013, 20:54 | #16 |
Forumsleitung
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Um auf den letzten Absatz einzugehen: Vorstellung - ganz nett. Aber das ist keine Wahrheit,sondern Illusion.
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08.11.2013, 15:12 | #17 |
Damaris, für Kurzgeschichten gibt es diese Möglichkeit nicht. Deine Freude ist
angekommen. Ilka, Illusion? vielleicht. Aber ohne sie möchte/kann/will ich nicht leben. lg simba |
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03.12.2013, 17:18 | #18 |
Die Wahrheit ist oft eine Illusion!
Es lebe die Philosophie |
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03.12.2013, 18:16 | #19 | |
abgemeldet
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Zitat:
Das ist sie wert! * * Das "nie aus dem Kopf gegangen" hat mich übrigens an eine als Kind gelesene Shortstory von O'Henry erinnert, die mit dem Conducteur, der am letzten Tag seines Arbeitslebens einem Fahrgast von seinem "Loch das Loch"-Trauma erzählte - und es danach tatsächlich vergessen konnte, der Reisende aber von da ab von diesem "Loch das Loch" geplagt wurde ... LG Pedroburla |
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04.12.2013, 17:56 | #20 |
Hallo, Pedroburla,
ich freu mich sehr, dass dir meine Geschichte so gut gefällt. Danke für dein Lob und den Hinweis auf die Shortstory, an du du erinnert wurdest. Einen lieben Gruß auch nochmal an Damaris. Ein bisschen philosophieren macht doch Spaß. simba |
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04.12.2013, 21:23 | #21 | |
abgemeldet
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Zitat:
LG Pedroburla Geändert von Ex Pedroburla (04.12.2013 um 22:41 Uhr) |
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05.12.2013, 16:52 | #22 | |
Zitat:
Ich würde sogar noch weiter gehen, und in den o.g. Fällen nicht von "vollkommen legitimen (guten) Lügen sprechen wollen, sondern von Wahrheit: Der Mensch, das, was ihn ausmacht, bleibt unangetastet von äußeren Dingen, zeitlos und innerlich schön, für den, der ihm nahe steht oder der dies erkennt. Ein Filmtipp Bilder, die bleiben (ein tolles Beispiel; ich hab ihn vorgestern gesehen. (Eine Dokumentation über das von Freunden und Verwandten begleite Sterben einer Krebskranken) freundlichen Gruß, simba |
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05.12.2013, 17:13 | #23 |
Die Wahrheit, betrachtet der alte Mann sie mit seinen Augen = Greisin,
mit ihrem Herzen = schöne Maid. So ist es mit allen Dingen. Weihnachtliche Grüße von Damaris |
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06.12.2013, 00:02 | #24 |
abgemeldet
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Weißt Du, wie verschieden das Wort "Illusion" im deutschen bzw. spanischen Sprachverständnis verwendet wird? Für Deutsche bedeutet es sowas wie "Irrweg" oder "falsche Vorstellung", ist also negativ besetzt. Und im spanischen Sprachraum ist "Illusion" eher eine "positive Utopie", die ermutigend durch's Leben führt, Weg, Ziel - und Motivation sein kann, die Kraft für Großes schenkt > was auch mit den beiden Protagonisten im "Don Quijote" erkennbar wird: Der Don kämpft gegen "Windmühlen", also das scheinbar Unabänderliche, und Sancho Pansa, der nüchterne "Fettwanst", hilft ihm immer wieder, in die Realitäten zurückzufinden ...*
* MIR ist das spanische Verstehen von "Illusion" sympathischer ... "Dale limosna, mujer, que no hay en la vida nada como la pena de ser ciego en Granada!" Francisco Alarcón de Icaza |
06.12.2013, 23:07 | #25 |
Damaris,
Das hast du schön und einfach erklärt. Dir auch einen schönen Advent! Pedroburla, das spanische Verständnis von "Illusion" ist mir auch sympathischer. Danke. simba |
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07.12.2013, 14:55 | #26 | |
abgemeldet
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Zitat:
* Ich brauchte jedenfalls sehr lange Zeit, bis ich die spanische Sprache wirklich einigermaßen verstehen konnte - und fühlte mich danach "bereichert". Geholfen haben mir dabei Erfahrungen dieser Art > http://www.youtube.com/watch?v=zYdz5gr54ug < LG Pedroburla |
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