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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy. |
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31.03.2013, 11:57 | #1 |
Gast
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Das Osterstückchen
Das Osterstückchen
©Hans Hartmut Karg 2013 Einst war es in der bäuerlichen Welt der Brauch, Das Osterlamm bereiten für die Osterfeier. Nach langem Fasten freute sich ein armer Bauch Nicht nur auf bunte und gefärbte Ostereier. Die Auferstehung brauchte doch ein äußeres Symbol, Denn jede Religion bedarf der weltlichen Substanz, Sonst wird der Glaube ohne Ritual nur hohl, Verliert an Tiefe und im Volk an Glanz. So wurde stets ein Teil vom Hinterschinken Geräuchert und für Ostern aufbewahrt. Die Auferstehung konnte opulent dem winken, Der nicht mehr an der guten Nahrung spart. Vor Ostern hat man den dann gut gewaschen Und ihn mit Brotteig vollständig ummantelt. Es war verboten, vorzeitig zu naschen, Und ausgebacken wurde er nur gut behandelt. Man stellte dieses Osterstückchen sonntags auf den Tisch Und aß mit Hochgenuss das gut gebackene Räucherstück, Manchmal dazu mit seinem Brot auch etwas Räucherfisch Und dankte damit seinem Heiland für das Heilsgeschick. So war ein Osterfest einst mehr als blanke Urlaubszeit, Denn es diente dem Erwachen allen Lebens, Machte es die Menschen doch erneut bereit Für ein Jahr des Nehmens – und des Gebens. * |
31.03.2013, 12:26 | #2 |
R.I.P.
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Hei, DrKarg -
Wurde das agnus dei wirklich mit seinem Hinterstückteil zu Ostern in Teig gebacken?
Den Schinken in Brotteig kenne ich in meinem Dorf lediglich als vom Schwein stammend.(Eine leckere Angelegenheit, wenn ich daran zurückdenke). Aber ich weiß noch, daß es in unserer Region lediglich einen Lamm-Metzger gab, denn Lammfleisch war erstens nicht sehr begehrt, außerdem hatten die Bauern immer ihre gerüttelte Menge Schweine im Stall. Reichlich unwissend: Thing PS - >Hoffentlich hab ich keinen Scherz und keine Ironie übersehen! |
31.03.2013, 14:45 | #3 |
Du sprichst mir aus der Seele, DrKarg!
Sieben Wochen lang gefastet und heute Abend gibt es das Osterlamm Allerdings ohne Teig und nur das Rückenfleisch... So ist das bei uns im Dorf üblich Ganz liebe Ostergrüße! Nebelfuchs |
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31.03.2013, 14:52 | #4 |
R.I.P.
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Meine Begrifsstutzigkeit hängt womöglich damit zusammen, daß ich aus einer rein evangelisch geprägten Region stamme.
Die Substantation gehörte nie wirklich dazu. Aber wenn man "stockkatholisch" ist, dürfte man eigentlich gar kein Lammfleisch essen? |
31.03.2013, 14:55 | #5 |
Was unterstellst du mir, Thing? Stockkatholisch? Ich bin zutiefst beleidigt...
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31.03.2013, 15:20 | #6 |
R.I.P.
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Wo werd ich!
Das hast Du völlig falsch verstanden! Aber in unserer Region (Schaf- und Schäferarm) aßen in der Regel nur Katholen Hammel und Lamm zu Ostern. Obwohl sie damit doch "das Lamm Gottes" = Jesus Christus aßen. Mir ist es völlig gleichgültig, was wer wann und wo ißt. Ich hatte lediglich reine Spekulation walten lassen. LG! Thing (Vegetarier) |
31.03.2013, 17:05 | #7 |
Jetzt bin ich aber beruhigt
Richtig, du bist ja Vegetarier. Ich war angenehm überrascht, wie einfach das ist, in den letzten sieben Wochen. Aber es gibt Situationen, da kann ich beim besten Willen nicht aufs Fleischessen verzichten. Das Osterlamm gehört dazu... Apropos Lamm Gottes: Zum Abendmal isst man ja auch Christi Leib Gruß Nebelfuchs |
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31.03.2013, 18:43 | #8 |
R.I.P.
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Deswegen schrieb ich ja a.a.O. (weiter oben), daß ich nichts von der Substantation halte.
Wir Protestanten waren es anders gewöhnt: Da hieß es nicht, d a s i s t d a s B l u t (oder Fleisch), sondern " dies nehmt, als s e i es...", also ideell und nicht in corpore. Ja, die Fleischgier macht mir auch hin und wieder zu schaffen. aber meine Gründe für den Verzicht sind nicht religiöser Art. Herzlichen Gruß von Thing auch an den Dichter. |
01.04.2013, 10:06 | #9 |
Gast
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Re: Das Osterstückchen
Liebe Freunde,
wahrscheinlich ist der Brauch des Osterstückchens eine Kombination aus einem sehr viel älteren (germanischen, heidnischen?) Opferbrauch und dem Osterlamm. Tatsächlich wurde das Osterstückchen aus dem Hinterschinken des Schweins gewonnen, nicht vom Lamm/Schaf. Geschmeckt hat es trotzdem außergewöhnlich gut, nicht nur wegen der langen Fastenzeit, sondern auch deshalb, weil das Fleisch im Brotteig nur gebacken und nicht gebraten war und das austretende Fett in den Brotteig eingedrungen war. So etwas Feines gab es bei meinen Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits alljährlich beim Osterbesuch - und es schmeckte wirklich köstlich! Herzliche Grüße R. R. Karg |
02.04.2013, 11:50 | #10 |
Hallo DrKarg,
ein schönes Stück Brauchtum, lebendig erzählt. Hat geschmeckt! Desperado |
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03.04.2013, 08:30 | #11 |
Gast
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Re: Das Osterstückchen
Lieber Desperado,
Anerkennung tut gut! Danke! Herzliche Grüße R. R. Karg |