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Theorie und Dichterlatein Ratschläge und theoretisches Wissen rund um das Schreiben. |
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06.01.2013, 00:29 | #1 |
Dabei seit: 01/2013
Alter: 31
Beiträge: 2
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Gedichtgrammatik
Schönen abend!
Ich hab da so eine Frage, die betrifft die Grammatik in offiziellen Gedichten. Dabei beeinflusst die Grammatik sogar die Bestandteile des Gedichts. z.b. diese Zeile: als wärs mein eigner Vater (7 Silben) als wäre es mein eigner Vater (8 Silben) als wäre es mein eigener Vater (9 Silben) Könnt ihr mir bitte helfen. Was ist denn richtig? Oder gibt es da keine grammatikalisch offizielle Regel? Vielen lieben dank |
06.01.2013, 00:35 | #2 |
Forumsleitung
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Allei drei sind richtig, wenn sie in die Metrik passen. Da hast Du die Freiheit des Dichters. Und die solltest Du verteidigen.
Grammatikalisch liegt kein Verstoß vor, es ist eher eine Frage der Stilistik. |
06.01.2013, 01:59 | #3 |
Super, das wollte ich schon immer mal geklärt haben
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06.01.2013, 08:45 | #4 |
Forumsleitung
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Man könnte allenfalls "wär's" schreiben für das ausgelassene "e" und weil es sich eigentlich um zwei Wörter handelt (muss aber nicht unbedingt sein), bei "eignen" halte ich ein Apostroph jedoch für unnötig, denn es hackt ein einzelnes Wort auseinander und stört somit den Lesefluss.
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06.01.2013, 14:11 | #5 |
R.I.P.
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Stimmt!
Übertriebener Apostrophismus ist in Gedichten eher störend. "Selger Traum" liest sich fließender als "Sel'ger Traum". "Mächtger Baum" fließender als "Mächt'ger Baum". Es kommt immer auf die Metrik an, ob überhaupt verkürzt werden muß. Aber die Lyrik kommt auch nicht ohne Groß- und Kleinschreibung aus. Guten Abend! Lieben Gruß von Thing |
06.01.2013, 20:00 | #6 |
Dabei seit: 01/2013
Alter: 31
Beiträge: 2
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Alles klar.
Jetzt weiss ich Bescheid. Danke nochmal. |
07.01.2013, 22:56 | #7 | |||
Dabei seit: 06/2012
Alter: 44
Beiträge: 33
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Hallo!
Zitat:
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Zitat:
Wie man sieht variiert durch die unterschiedlichen Schreibweisen die Versstruktur. Bei Gedichten die einer formalen Struktur folgen, spielt das eine gewisse Rolle. In der neueren Literatur werden meist freie Formen bevorzugt. Jambus, Trochäus, Daktylus usw... spielen dort eine untergeordnete Rolle. |
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07.01.2013, 23:00 | #8 |
R.I.P.
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Huch!
Da werd ich in Zukunft aber fein stille schweigen! Lieben Gruß von Thing |
07.01.2013, 23:05 | #9 | |
Dabei seit: 06/2012
Alter: 44
Beiträge: 33
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Zitat:
In der Lyrik kann man durchaus frei gestalten, sollte sich jedoch auch bewusst darüber sein was man tut und warum. Ich selber bin zum Beispiel ein totaler Komma-Verweigerer und setze sie regelmäßig falsch. |
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07.01.2013, 23:36 | #10 |
R.I.P.
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Wußte ich es doch!
stefan george hatte das als Manie und Manier, sogar Maniriertheit. Als Typicon sozusagen. Dadurch wird die durchgängige Kleinschreibung nicht appetittlicher. Sie bleibt nach wie vor Manier. In meinen alten Augen. Außerdem umschifft dadurch so mancher Dichter d i e Klippen, die von Groß-Kleinschreibung aufgebaut sind. Sozusagen Scylla und Charybdis... Vor mir aus: Ein Jeder, wie er mag. Oder kann. Oder will. Herzlichen Abendgruß von Thing |
08.01.2013, 00:27 | #11 |
Forumsleitung
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Anfang der 70er Jahre wurde die Durchsetzung der Kleinschreibung von einigen Schriftstellern diskutiert, und ich hatte mir damals ein Buch gekauft, das durchgängig in Kleinschreibung gehalten war. Es war lesbar, lief aber den eingeübten Lesegewohnheiten entgegen und ließ deshalb keine rechte Freude aufkommen. Die Diskussion fand damals ein schnelles Ende, genau wie bei späteren Vorstößen einzelner Autoren.
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09.01.2013, 16:00 | #12 |
Dabei seit: 07/2010
Alter: 30
Beiträge: 324
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Die durchgängige Kleinschreibung hat sich in der neueren Lyrik als ein Konzept durchgesetzt. Man muss dazu also nicht bis George zurückgehen, sondern kann einfach einige Anthologien der letzen Jahre durchblättern. Offensichtlich findet sich doch mehr in der Kleinschreibung als bloßer Spleen. Indem man solche Gedichte nicht auch formal begutachtet, verweigert man sich a priori einem nicht unerheblichen lyrischen Kanon.
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