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02.07.2012, 19:32 | #1 |
Verdandi
Die Luft hatte sich durch die vorangegangenen Gewitternächte abgekühlt und leichter Nieselregen kitzelte auf der Haut, als wir durch das hüfthohe Gras gingen, von dem wir mit den Handflächen Tropfen pflückten. Die Bäume meidend, die hin und wieder ihr nasses Haupt schüttelten, wussten wir in dem grünen Meer bald nicht, was unser Weg war. Doch noch tiefer war ich verloren im andächtigen Anblick ihres zarten, hellen Gesichts, in welchem sich eine schwarze Strähne verfangen hat. Sie blickte freudig nach vorn und hatte keine Regung, die Strähne aus den Augen zu streifen und spätestens da überkam mich die Bewunderung für die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der sie alle Seins-Umstände annahm. Jede ihrer weichen Bewegungen, jeder feine Gesichtszug, jedes Wort drückte eine wundervolle Erhabenheit über die Zukunft aus.
Als wir an einem See ankamen, ach, wie klar spiegelte sich der Wald darin, der das Gewässer zur Hälfte umschloss und zugleich auf einer Insel ganz und gar von ihm umschlossen war! Da wurde der Regen mit einem Mal heftig und ich entfernte mich ein paar Schritte vom Ufer, um mich unter eine Eiche zu stellen. Indes zog sie ihre Kleidung aus, legte sie auf einen Felsen und sah mich verlangend an. Ich wusste nicht, ob ich mehr über die Handlung an sich verblüfft war oder über die Schönheit, die sie enthüllte. Ach, wie der Regen sanft ihre Brust hinab perlte! "Du willst doch da nicht wirklich hinein!?" rief ich ihr zu. "Wieso nicht? Im Wasser regnet es nicht." Ich zögerte einen Moment und rief: "Da hast du wohl recht" und erst jetzt begann ich mich darüber zu wundern, dass ich immernoch so weit von ihr weg war, um rufen zu müssen. Ich wollte ihr so nah sein, ihr zu zuflüstern und folgte ihr in den See. |
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02.07.2012, 19:37 | #2 |
abgemeldet
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Es gibt Texte, die sind in sich vollkommen.
Und ich bin vollkommen begeistert von diesem Text! Das sind wunderschöne Bilder und dann diese herrliche Naturmetaphorik. "mit den Handflächen Tropfen pflückten". Alles in dieser Geschichte ist so selbstverständlich natürlich. Die Liebenden bilden eine harmonische Einheit mit der Natur. Ein ganz toller Text! Liebe Grüße Peace |
02.07.2012, 19:39 | #3 |
R.I.P.
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Lieber Schmuddelkind,
eine zauberhafte Geschichte! Nur das "verblüfft" und doppelte "zu" stören mich. Dein Stil ist unnachahmlich. Da sollten sich so manche Geschichtenschreiber Orientierung besorgen! Ist die Norne der Gegenwart gemeint? Das wäre so passend. Wie gesagt: Zauberhaft, bezaubernd, verzaubernd. Lieben Gruß von Thing |
02.07.2012, 19:45 | #4 | ||
Wow!
Hätte nicht gedacht, dass diese kleine Geschichte, die mehr von der Stimmung und den bildern als von der Spannung oder einem Konflikt lebt so eine Wirkung erzielen konnte und danke euch für euer unglaublich berührendes Feedback. Zitat:
Zitat:
Über deine Anregungen muss ich dann mal in Ruhe nachdenken. Jetzt bin ich noch zu nah dran. LG |
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06.07.2012, 11:41 | #5 |
Hab mir jetzt mal Gedanken gemacht zu Thing' Anregungen:
Das "verblüfft" ist tatsächlich sowohl sprachlich als auch inhaltlich etwas deplatziert. Mir ist allerdings noch nichts besseres eingefallen. Falls jemand Ideen hat, wäre ich sehr dankbar. Das doppelte "zu" hingegen stört mich nicht. Vielen Dank noch mal! LG |
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06.07.2012, 11:45 | #6 |
abgemeldet
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Vielleicht hingerissen oder verzaubert?
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06.07.2012, 11:58 | #7 |
Danke für die tollen Ratschläge!
Hingerissen klingt ziemlich gut. Das ziehe ich in Erwägung. LG |
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