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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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09.07.2011, 08:28 | #1 |
Gartenfest
Der Garten war voll von geladenen Gästen.
Ich fühlte mich einsam, verloren und fremd. Du luchstest so vorsichtig zwischen den Ästen bestimmt auf den Rotweinfleck auf meinem Hemd. Ich saß auf dem Bänkchen und zählte die Streben. Ich haderte. Sicherlich tat ich dir leid. Und plötzlich und unverhofft saßt du daneben in deinem gehäkelten weiß-beigen Kleid. „Du bist ja ein Tollpatsch; da muss ich dich hegen!“ erwogst du und deutetest auf meine Brust. Zum Glück, ach ergoss sich ein prasselnder Regen. Wir stellten uns unter die Tanne bewusst. Und als der Regen nachließ, blieben wir, darum uns niemand sehen sollte. Keiner wusst' warum. |
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09.07.2011, 15:30 | #2 |
abgemeldet
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Das ist soooooooo wunderschön!!!!
Liebe Grüße Jack ps: |
09.07.2011, 15:40 | #3 |
Das überrascht mich positiv!
Ich hab so viel Gefühl hineingelegt und bin trotzdem fest davon ausgegangen, dass es jeder außer mir langweilig finden würde. |
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09.07.2011, 15:47 | #4 | ||
Forumsleitung
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Zitat:
Spaß beiseite. Diese Geschichte ist so reizend, aber auch so lebensecht, daß ich das Gefühl habe, die ist nicht einfach nur ausgedacht. Entweder hast Du so etwas erlebt, beobachtet, gelesen oder in einem Film gesehen ... oder etwas, das so ähnlich war und zur Inspiration diente. Die letzte Strophe blieb für mich beim ersten Lesen enttäuschend farblos. Statt Pointe, Abschluß, Paukenschlag oder dergleichen nur eine Tanne? Das kam mir vor wie ein Silvesterkracher, der nicht explodiert ist, ja nicht mal ein Püffchen von sich gegeben hat. Nochmal gelesen. Und siehe da! Es liegt an einem einfachen, kurzen, unschuldigen Strichelein - der Gedankenstrich fehlt. Zitat:
Das Dynamit des letzten Verses - ein kleiner, winziger Gedankenstrich. Ach, noch was: Hinter dem "ach" im vorletzten Vers hätte ich ein Komma gesetzt. LG Ilka-M. |
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09.07.2011, 16:00 | #5 | |
Zitat:
So was käme mir nie in den Sinn. Ich habe jüngst eine ähnliche Erfahrung gemacht. Die Geschichte ist zwar eher erdichtet als wahr, aber ohne gewisse inspirierende, autobiographische Erlebnisse hätte ich das so detailiert und gefühlvoll nicht schreiben können. Da lagst du ganz richtig. Das mit dem Bindestrich ist genial!!! Da hast du völlig recht mit deinen Ausführungen. Das muss ich übernehmen. Zu dem Komma nach dem "ach" habe ich mir ausführliche Gedanken gemacht, aber wusste echt nicht, ob es da hin gehört. Jetzt weiß ich es. Danke! Und danke auch für deinen liebevollen Kommentar! |
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09.07.2011, 16:02 | #6 |
Forumsleitung
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Dein Gedicht war es wert - Romantik ist selten geworden in diesen Tagen.
Ach ja: Tolpatsch schreibe ich nach wie vor mit einem "l", es ist nämlich dem Tölpel verwandt und hat mit "toll" überhaupt nichts zu tun. Die allwissende, geheiligte KMK möge mir verzeihen. |
09.07.2011, 16:04 | #7 |
Leider. Stattdessen vermehren sich Kitsch und Gefühlskälte ungehemmt.
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09.07.2011, 16:11 | #8 |
R.I.P.
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Köstlich!
Aus dem "luchstest" hätte ich ein lugtest gemacht. LG Thing |
09.07.2011, 16:11 | #9 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Mit dem "lugtest" hat Thing recht; ich wollte da nicht zu knickerig sein, außerdem bin ich ein Katzenfreund. |
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10.07.2011, 01:22 | #10 |
Nach gründlicher Überlegung muss ich auch sagen, dass "lugtest" besser ist. Es ist kein solcher Zungenbrecher wie "luchstest" und ich glaube, dass es inhaltlich sogar besser passt.
Danke dafür und für das Kompliment, Thing! |
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10.07.2011, 01:27 | #11 |
abgemeldet
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Die letzten zwei Zeilen machen leider alles kaputt.
Wir blieben, darum uns niemand sehen sollte? Nicht doch. Du meinst "damit". Reimzwang von Feinsten, und meiner Ansicht nach völlig nach hinten losgegangen. Auch der Rhythmus geht nicht Ohr. Auf einmal sechshebiger Jambus nach konsequent durchgehaltenem und sauber fließendem Daktylus? Schade um den guten Aufbau in den ersten drei Strophen. |
10.07.2011, 01:43 | #12 |
Danke Schamansky!
Ich kann jetzt leider keine konkrete Stelle benennen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass man "früher" darum synonym zu damit verwendet hat. Hab ich auf jeden Fall schon in einigen alten Romanen etc. gelesen. Wenn ich aber falsch liege, habe ich natürlich ein Problem. Dass sich die Metrik so radikal ändert ist natürlich beabsichtigt. Es ändert sich ja auch die Stimmung und die Situation. Aber natürlich ist es schwierig, zu lesen. Da hast du auf alle Fälle recht. Ich habe mir lange Gedanken gemacht, ob diese zwei letzten Verse sein müssen. Zunächst war ich der Meinung, dass sie trotz der angesprochenen Probleme aufgrund ihrer Funktion, einen latenten erotischen Ausblick zu generieren berechtigt ist. Inzwischen, nachdem ich das Gedicht heute schon gefühlte 1000 mal gelesen habe, merke ich, wie es immer störender und redundanter wird - von mal zu mal. Und ich denke auch, dass eigentlich der Abschluss mit dem bewussten Flüchten unter die Tanne (gerade mit Ilkas Gedankenstrich!) sehr gelungen ist und dass ich diese Art von Ausblick, wie man ihn in den jambischen Versen erält, wohl doch nicht möchte. Bin mir noch nicht abschließend sicher, aber ich kann zumindest deine Zweifel teilen. |
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10.07.2011, 01:47 | #13 |
Aber ich persönlich lasse mir ein gutes Gedicht nicht durch zwei schlechte Verse kaputt machen.
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10.07.2011, 07:21 | #14 |
Forumsleitung
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Die beiden, weit unten angesiedelten Verse, hatte ich gar nicht als zum Gedicht gehörig empfunden, sondern allenfalls für so etwas wie eine Fußnote. Sie sind ohnehin überflüssig. Für mich endet das Gedicht mit dem Wort "bewusst".
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10.07.2011, 08:06 | #15 |
R.I.P.
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darum und damit sind nicht beliebig austauschbar.
Es kommt auf den Satzbau an. Laß die beiden Verse einfach weg. (darum konnte uns niemand sehen - damit uns niemand sehen konnte) |
10.07.2011, 08:14 | #16 | |
Zitat:
Unabhängig davon, ob meine These stimmt, dass man "darum" einst als "damit" verwenden konnte, klingt es (zumindest für moderne Ohren) nicht sinnvoll. Und auch inhaltlich bringt diese Strophe nicht viel. Ich wollte eigentlich so einen Effekt erzeugen wie bei Walter von der Vogelweide: "wes er mit mir pflæge, niemer niemen bevinde daz wan er unt ich und ein kleinez vogellîn! tandaradei! daz mag wol getriuwe sîn." Aber weder, so muss ich gestehen, ist mir das gelungen, noch ist es der richtige Abschluss für das Gedicht, was mir immer deutlicher wird. Der Vers mit der Tanne ist das perfekte Ende dieser Geschichte. Daher streiche ich den Rest. Da hab ich mich in eine Idee verrannt, die dem Text nicht gut tat. Also, dank an Schamansky, dass du darauf aufmerksam gemacht hast! |
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17.07.2011, 21:36 | #17 |
Das ist soooooooooooooooooooo schön!!!!!!
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18.07.2011, 07:47 | #18 |
Danke!!!
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